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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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im Verhältniss wie die Maschinentheile genauer gearbeitet und
besser polirt sind. Dies bezieht sich auf die Hülfsstoffe. Z. Th.
aber, und dies ist das wichtigste, hängt es von der Güte der an-
gewandten Maschinen und Werkzeuge ab, ob ein grössrer oder
geringrer Theil des Rohstoffs im Produktionsprocess sich in Abfall
verwandelt. Endlich hängt dies ab von der Güte des Rohstoffs
selbst. Diese ist wieder bedingt theils durch die Entwicklung der
extraktiven Industrie und Agrikultur, die ihn erzeugt (von dem
Fortschritt der Kultur im eigentlichen Sinn), theils von der Aus-
bildung der Processe, die der Rohstoff vor seinem Eintritt in die
Manufaktur durchmacht.

"Parmentier hat bewiesen, dass seit einer nicht sehr entfernten
Epoche, z. B. der Zeit Ludwig XIV., die Kunst Korn zu mahlen
in Frankreich sehr bedeutend vervollkommnet worden ist, sodass
die neuen Mühlen, gegenüber den alten, aus derselben Menge
Korn bis zur Hälfte mehr Brod liefern können. Man hat in der
That für die jährliche Konsumtion eines Einwohners von Paris
anfangs 4 setiers Korn, dann 3, endlich 2 gerechnet, während sie
heutzutage nur noch 1 1/3 setier oder ungefähr 342 Lb per Kopf
ist ... In der Perche, wo ich lange gewohnt habe, sind plump
konstruirte Mühlen, die Mühlsteine von Granit und Trapp hatten,
nach den Regeln der seit 30 Jahren so sehr fortgeschrittnen
Mechanik umgebaut worden. Man hat sie mit guten Mühlsteinen
von La Ferte versehn, man hat das Korn zweimal ausgemahlen,
man hat dem Mahlbeutel eine kreisförmige Bewegung gegeben,
und das Produkt an Mehl hat sich für dieselbe Menge Korn um
1/6 vermehrt. Ich erkläre mir also leicht das enorme Missverhält-
niss zwischen dem täglichen Kornverbrauch bei den Römern und
bei uns; der ganze Grund liegt einfach in der Mangelhaftigkeit
der Verfahrungsweisen beim Mahlen und bei der Brodbereitung.
So muss ich auch eine merkwürdige Thatsache erklären, die
Plinius XVIII, c. 20, 2 anführt ... "Das Mehl wurde in Rom
verkauft, je nach Qualität, zu 40, 48, oder 96 Ass der Modius.
Diese Preise, so hoch im Verhältniss zu den gleichzeitigen Korn-
preisen, erklären sich aus den damals noch in der Kindheit befind-
lichen, unvollkommnen Mühlen, und den daraus folgenden be-
trächtlichen Mahlkosten." (Dureau de la Malle, Econ. Pol. des
Romains. Paris 1840. I, p. 280.)



im Verhältniss wie die Maschinentheile genauer gearbeitet und
besser polirt sind. Dies bezieht sich auf die Hülfsstoffe. Z. Th.
aber, und dies ist das wichtigste, hängt es von der Güte der an-
gewandten Maschinen und Werkzeuge ab, ob ein grössrer oder
geringrer Theil des Rohstoffs im Produktionsprocess sich in Abfall
verwandelt. Endlich hängt dies ab von der Güte des Rohstoffs
selbst. Diese ist wieder bedingt theils durch die Entwicklung der
extraktiven Industrie und Agrikultur, die ihn erzeugt (von dem
Fortschritt der Kultur im eigentlichen Sinn), theils von der Aus-
bildung der Processe, die der Rohstoff vor seinem Eintritt in die
Manufaktur durchmacht.

„Parmentier hat bewiesen, dass seit einer nicht sehr entfernten
Epoche, z. B. der Zeit Ludwig XIV., die Kunst Korn zu mahlen
in Frankreich sehr bedeutend vervollkommnet worden ist, sodass
die neuen Mühlen, gegenüber den alten, aus derselben Menge
Korn bis zur Hälfte mehr Brod liefern können. Man hat in der
That für die jährliche Konsumtion eines Einwohners von Paris
anfangs 4 setiers Korn, dann 3, endlich 2 gerechnet, während sie
heutzutage nur noch 1⅓ setier oder ungefähr 342 per Kopf
ist … In der Perche, wo ich lange gewohnt habe, sind plump
konstruirte Mühlen, die Mühlsteine von Granit und Trapp hatten,
nach den Regeln der seit 30 Jahren so sehr fortgeschrittnen
Mechanik umgebaut worden. Man hat sie mit guten Mühlsteinen
von La Ferté versehn, man hat das Korn zweimal ausgemahlen,
man hat dem Mahlbeutel eine kreisförmige Bewegung gegeben,
und das Produkt an Mehl hat sich für dieselbe Menge Korn um
⅙ vermehrt. Ich erkläre mir also leicht das enorme Missverhält-
niss zwischen dem täglichen Kornverbrauch bei den Römern und
bei uns; der ganze Grund liegt einfach in der Mangelhaftigkeit
der Verfahrungsweisen beim Mahlen und bei der Brodbereitung.
So muss ich auch eine merkwürdige Thatsache erklären, die
Plinius XVIII, c. 20, 2 anführt … „Das Mehl wurde in Rom
verkauft, je nach Qualität, zu 40, 48, oder 96 Ass der Modius.
Diese Preise, so hoch im Verhältniss zu den gleichzeitigen Korn-
preisen, erklären sich aus den damals noch in der Kindheit befind-
lichen, unvollkommnen Mühlen, und den daraus folgenden be-
trächtlichen Mahlkosten.“ (Dureau de la Malle, Econ. Pol. des
Romains. Paris 1840. I, p. 280.)



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[79/0113] im Verhältniss wie die Maschinentheile genauer gearbeitet und besser polirt sind. Dies bezieht sich auf die Hülfsstoffe. Z. Th. aber, und dies ist das wichtigste, hängt es von der Güte der an- gewandten Maschinen und Werkzeuge ab, ob ein grössrer oder geringrer Theil des Rohstoffs im Produktionsprocess sich in Abfall verwandelt. Endlich hängt dies ab von der Güte des Rohstoffs selbst. Diese ist wieder bedingt theils durch die Entwicklung der extraktiven Industrie und Agrikultur, die ihn erzeugt (von dem Fortschritt der Kultur im eigentlichen Sinn), theils von der Aus- bildung der Processe, die der Rohstoff vor seinem Eintritt in die Manufaktur durchmacht. „Parmentier hat bewiesen, dass seit einer nicht sehr entfernten Epoche, z. B. der Zeit Ludwig XIV., die Kunst Korn zu mahlen in Frankreich sehr bedeutend vervollkommnet worden ist, sodass die neuen Mühlen, gegenüber den alten, aus derselben Menge Korn bis zur Hälfte mehr Brod liefern können. Man hat in der That für die jährliche Konsumtion eines Einwohners von Paris anfangs 4 setiers Korn, dann 3, endlich 2 gerechnet, während sie heutzutage nur noch 1⅓ setier oder ungefähr 342 ℔ per Kopf ist … In der Perche, wo ich lange gewohnt habe, sind plump konstruirte Mühlen, die Mühlsteine von Granit und Trapp hatten, nach den Regeln der seit 30 Jahren so sehr fortgeschrittnen Mechanik umgebaut worden. Man hat sie mit guten Mühlsteinen von La Ferté versehn, man hat das Korn zweimal ausgemahlen, man hat dem Mahlbeutel eine kreisförmige Bewegung gegeben, und das Produkt an Mehl hat sich für dieselbe Menge Korn um ⅙ vermehrt. Ich erkläre mir also leicht das enorme Missverhält- niss zwischen dem täglichen Kornverbrauch bei den Römern und bei uns; der ganze Grund liegt einfach in der Mangelhaftigkeit der Verfahrungsweisen beim Mahlen und bei der Brodbereitung. So muss ich auch eine merkwürdige Thatsache erklären, die Plinius XVIII, c. 20, 2 anführt … „Das Mehl wurde in Rom verkauft, je nach Qualität, zu 40, 48, oder 96 Ass der Modius. Diese Preise, so hoch im Verhältniss zu den gleichzeitigen Korn- preisen, erklären sich aus den damals noch in der Kindheit befind- lichen, unvollkommnen Mühlen, und den daraus folgenden be- trächtlichen Mahlkosten.“ (Dureau de la Malle, Econ. Pol. des Romains. Paris 1840. I, p. 280.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/113>, abgerufen am 29.03.2024.