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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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gegen 1845 und 1846 bedeutend vermindert, nämlich um 29 %
bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl in den der Inspektion unter-
worfnen Industriezweigen um 20 %. Aber woher kam dies? So-
weit der Streitpunkt bis jetzt (1865) erledigt ist, ist er haupt-
sächlich erledigt worden durch die Einführung neuer Maschinerie,
bei der die Schutzvorrichtungen schon von vornherein angebracht
sind, und wo sie sich der Fabrikant gefallen lässt, weil sie ihm
keine Extrakosten machen. Auch war es einigen Arbeitern ge-
lungen, für ihre verlornen Arme schweren gerichtlichen Schaden-
ersatz, und diese Urtheile bis in die höchste Instanz bestätigt zu
erhalten. (Rep. Fact. 30. April 1861, p. 31, ditto April 1862, p. 17.)

Soweit über Oekonomie in den Mitteln zur Sicherung des Lebens
und der Glieder der Arbeiter (worunter viele Kinder) vor den Ge-
fahren, die direkt aus ihrer Verwendung bei Maschinerie entspringen.

Arbeit in geschlossnen Räumen überhaupt. -- Es ist
bekannt, wie sehr die Oekonomie am Raum, und daher an den
Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Lokalen zusammendrängt.
Dazu kommt noch Oekonomie an den Lüftungsmitteln. Zusammen
mit der längern Arbeitszeit, producirt beides grosse Vermehrung
der Krankheiten der Athmungsorgane, und folglich vermehrte
Sterblichkeit. Die folgenden Illustrationen sind genommen aus den
Berichten über Public Health, 6th. Rep. 1863; der Bericht ist kom-
pilirt von dem aus unserm Buch I wohlbekannten Dr. John Simon.

Wie es die Kombination der Arbeiter und ihre Kooperation ist,
die die Anwendung der Maschinerie auf grosser Stufenleiter, die
Koncentration der Produktionsmittel und die Oekonomie in ihrer
Anwendung erlaubt, so ist es dies massenhafte Zusammenarbeiten
in geschlossnen Räumen und unter Umständen, für die nicht die
Gesundheit der Arbeiter, sondern die erleichterte Herstellung des
Produkts entscheidend ist -- es ist diese massenhafte Koncen-
tration in derselben Werkstatt, die einerseits Quelle des wachsen-
den Profits für den Kapitalisten, andrerseits aber auch, wenn nicht
kompensirt sowohl durch Kürze der Arbeitszeit wie durch be-
sondere Vorsichtsmassregeln, zugleich Ursache der Verschwendung
des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter ist.

Dr. Simon stellt als Regel auf, die er durch massenhafte Statistik
beweist: "Im Verhältniss wie die Bevölkerung einer Gegend auf
gemeinschaftliche Arbeit in geschlossnen Räumen angewiesen wird,
in demselben Verhältniss steigt, bei sonst gleichen Umständen, die
Sterblichkeitsrate dieses Distrikts in Folge von Lungenkrankheiten"
(p. 23). Die Ursache ist die schlechte Ventilation. "Und wahr-

gegen 1845 und 1846 bedeutend vermindert, nämlich um 29 %
bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl in den der Inspektion unter-
worfnen Industriezweigen um 20 %. Aber woher kam dies? So-
weit der Streitpunkt bis jetzt (1865) erledigt ist, ist er haupt-
sächlich erledigt worden durch die Einführung neuer Maschinerie,
bei der die Schutzvorrichtungen schon von vornherein angebracht
sind, und wo sie sich der Fabrikant gefallen lässt, weil sie ihm
keine Extrakosten machen. Auch war es einigen Arbeitern ge-
lungen, für ihre verlornen Arme schweren gerichtlichen Schaden-
ersatz, und diese Urtheile bis in die höchste Instanz bestätigt zu
erhalten. (Rep. Fact. 30. April 1861, p. 31, ditto April 1862, p. 17.)

Soweit über Oekonomie in den Mitteln zur Sicherung des Lebens
und der Glieder der Arbeiter (worunter viele Kinder) vor den Ge-
fahren, die direkt aus ihrer Verwendung bei Maschinerie entspringen.

Arbeit in geschlossnen Räumen überhaupt. — Es ist
bekannt, wie sehr die Oekonomie am Raum, und daher an den
Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Lokalen zusammendrängt.
Dazu kommt noch Oekonomie an den Lüftungsmitteln. Zusammen
mit der längern Arbeitszeit, producirt beides grosse Vermehrung
der Krankheiten der Athmungsorgane, und folglich vermehrte
Sterblichkeit. Die folgenden Illustrationen sind genommen aus den
Berichten über Public Health, 6th. Rep. 1863; der Bericht ist kom-
pilirt von dem aus unserm Buch I wohlbekannten Dr. John Simon.

Wie es die Kombination der Arbeiter und ihre Kooperation ist,
die die Anwendung der Maschinerie auf grosser Stufenleiter, die
Koncentration der Produktionsmittel und die Oekonomie in ihrer
Anwendung erlaubt, so ist es dies massenhafte Zusammenarbeiten
in geschlossnen Räumen und unter Umständen, für die nicht die
Gesundheit der Arbeiter, sondern die erleichterte Herstellung des
Produkts entscheidend ist — es ist diese massenhafte Koncen-
tration in derselben Werkstatt, die einerseits Quelle des wachsen-
den Profits für den Kapitalisten, andrerseits aber auch, wenn nicht
kompensirt sowohl durch Kürze der Arbeitszeit wie durch be-
sondere Vorsichtsmassregeln, zugleich Ursache der Verschwendung
des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter ist.

Dr. Simon stellt als Regel auf, die er durch massenhafte Statistik
beweist: „Im Verhältniss wie die Bevölkerung einer Gegend auf
gemeinschaftliche Arbeit in geschlossnen Räumen angewiesen wird,
in demselben Verhältniss steigt, bei sonst gleichen Umständen, die
Sterblichkeitsrate dieses Distrikts in Folge von Lungenkrankheiten“
(p. 23). Die Ursache ist die schlechte Ventilation. „Und wahr-

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[66/0100] gegen 1845 und 1846 bedeutend vermindert, nämlich um 29 % bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl in den der Inspektion unter- worfnen Industriezweigen um 20 %. Aber woher kam dies? So- weit der Streitpunkt bis jetzt (1865) erledigt ist, ist er haupt- sächlich erledigt worden durch die Einführung neuer Maschinerie, bei der die Schutzvorrichtungen schon von vornherein angebracht sind, und wo sie sich der Fabrikant gefallen lässt, weil sie ihm keine Extrakosten machen. Auch war es einigen Arbeitern ge- lungen, für ihre verlornen Arme schweren gerichtlichen Schaden- ersatz, und diese Urtheile bis in die höchste Instanz bestätigt zu erhalten. (Rep. Fact. 30. April 1861, p. 31, ditto April 1862, p. 17.) Soweit über Oekonomie in den Mitteln zur Sicherung des Lebens und der Glieder der Arbeiter (worunter viele Kinder) vor den Ge- fahren, die direkt aus ihrer Verwendung bei Maschinerie entspringen. Arbeit in geschlossnen Räumen überhaupt. — Es ist bekannt, wie sehr die Oekonomie am Raum, und daher an den Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Lokalen zusammendrängt. Dazu kommt noch Oekonomie an den Lüftungsmitteln. Zusammen mit der längern Arbeitszeit, producirt beides grosse Vermehrung der Krankheiten der Athmungsorgane, und folglich vermehrte Sterblichkeit. Die folgenden Illustrationen sind genommen aus den Berichten über Public Health, 6th. Rep. 1863; der Bericht ist kom- pilirt von dem aus unserm Buch I wohlbekannten Dr. John Simon. Wie es die Kombination der Arbeiter und ihre Kooperation ist, die die Anwendung der Maschinerie auf grosser Stufenleiter, die Koncentration der Produktionsmittel und die Oekonomie in ihrer Anwendung erlaubt, so ist es dies massenhafte Zusammenarbeiten in geschlossnen Räumen und unter Umständen, für die nicht die Gesundheit der Arbeiter, sondern die erleichterte Herstellung des Produkts entscheidend ist — es ist diese massenhafte Koncen- tration in derselben Werkstatt, die einerseits Quelle des wachsen- den Profits für den Kapitalisten, andrerseits aber auch, wenn nicht kompensirt sowohl durch Kürze der Arbeitszeit wie durch be- sondere Vorsichtsmassregeln, zugleich Ursache der Verschwendung des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter ist. Dr. Simon stellt als Regel auf, die er durch massenhafte Statistik beweist: „Im Verhältniss wie die Bevölkerung einer Gegend auf gemeinschaftliche Arbeit in geschlossnen Räumen angewiesen wird, in demselben Verhältniss steigt, bei sonst gleichen Umständen, die Sterblichkeitsrate dieses Distrikts in Folge von Lungenkrankheiten“ (p. 23). Die Ursache ist die schlechte Ventilation. „Und wahr-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/100>, abgerufen am 19.04.2024.