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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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treten ihm in immer grösserem Umfang als Produkte andrer Waarenpro-
ducenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muss der Ka-
pitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, wor-
auf sein Kapital als Geldkapital fungiren muss.

Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der
kapitalistischen Produktion produciren -- das Dasein einer Lohnarbeiter-
klasse -- sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapita-
listische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt
sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion die,
vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueberschuss
des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des Produkts
zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktionsweise selbst
anzugreifen, wie dies z. B. die erste Wirkung des kapitalistischen Welt-
handels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber etc. Zwei-
tens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der Waaren-
produktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten gegründet, oder
blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als Waare. Sie ver-
allgemeinert zuerst die Waarenproduktion, und verwandelt dann stufenweise
alle Waarenproduktion in kapitalistische3).

Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter
und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und
die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung
von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich verbin-
den. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt
wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschafts-
struktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von
seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangspunkt, und wir haben ge-
sehn, wie und unter welchen Bedingungen beide in der Hand des Kapita-
listen vereint werden -- nämlich als produktive Daseinsweise seines Ka-
pitals. Der wirkliche Process, den die so zusammmengebrachten persönlichen
und sachlichen Waarenbildner mit einander eingehn, der Produktionsprocess,
wird daher selbst eine Funktion des Kapitals -- kapitalistischer Pro-
duktionsprocess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift
entwickelt worden. Jeder Betrieb der Waarenproduktion wird zugleich Be-

3) Bis hierher Manuskript VII. Von hier an Manuskript VI.

treten ihm in immer grösserem Umfang als Produkte andrer Waarenpro-
ducenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muss der Ka-
pitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, wor-
auf sein Kapital als Geldkapital fungiren muss.

Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der
kapitalistischen Produktion produciren — das Dasein einer Lohnarbeiter-
klasse — sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapita-
listische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt
sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion die,
vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueberschuss
des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des Produkts
zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktionsweise selbst
anzugreifen, wie dies z. B. die erste Wirkung des kapitalistischen Welt-
handels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber etc. Zwei-
tens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der Waaren-
produktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten gegründet, oder
blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als Waare. Sie ver-
allgemeinert zuerst die Waarenproduktion, und verwandelt dann stufenweise
alle Waarenproduktion in kapitalistische3).

Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter
und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und
die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung
von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich verbin-
den. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt
wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschafts-
struktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von
seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangspunkt, und wir haben ge-
sehn, wie und unter welchen Bedingungen beide in der Hand des Kapita-
listen vereint werden — nämlich als produktive Daseinsweise seines Ka-
pitals. Der wirkliche Process, den die so zusammmengebrachten persönlichen
und sachlichen Waarenbildner mit einander eingehn, der Produktionsprocess,
wird daher selbst eine Funktion des Kapitals — kapitalistischer Pro-
duktionsprocess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift
entwickelt worden. Jeder Betrieb der Waarenproduktion wird zugleich Be-

3) Bis hierher Manuskript VII. Von hier an Manuskript VI.
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[13/0047] treten ihm in immer grösserem Umfang als Produkte andrer Waarenpro- ducenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muss der Ka- pitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, wor- auf sein Kapital als Geldkapital fungiren muss. Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der kapitalistischen Produktion produciren — das Dasein einer Lohnarbeiter- klasse — sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapita- listische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion die, vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueberschuss des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des Produkts zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktionsweise selbst anzugreifen, wie dies z. B. die erste Wirkung des kapitalistischen Welt- handels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber etc. Zwei- tens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der Waaren- produktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten gegründet, oder blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als Waare. Sie ver- allgemeinert zuerst die Waarenproduktion, und verwandelt dann stufenweise alle Waarenproduktion in kapitalistische 3). Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich verbin- den. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschafts- struktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangspunkt, und wir haben ge- sehn, wie und unter welchen Bedingungen beide in der Hand des Kapita- listen vereint werden — nämlich als produktive Daseinsweise seines Ka- pitals. Der wirkliche Process, den die so zusammmengebrachten persönlichen und sachlichen Waarenbildner mit einander eingehn, der Produktionsprocess, wird daher selbst eine Funktion des Kapitals — kapitalistischer Pro- duktionsprocess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift entwickelt worden. Jeder Betrieb der Waarenproduktion wird zugleich Be- 3) Bis hierher Manuskript VII. Von hier an Manuskript VI.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/47>, abgerufen am 25.04.2024.