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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen Banquen insgemein.
banquerot gemachet/ der Depositarius die Banck aufgeschlagen und
mit dem Gelde durchgegangen/ daher der Nahme banquerotiren/ oder
rumpiren entstanden) in einem ewigen und unaufflößigen Bann ver-
fallen/ so/ daß der Eigenthümer sein Lebtag nichts mehr davon zu sehen
bekommen/ so würde solches zu weit gesuchet seyn/ eben als wann wir
sagen wolten/ es wären theils Montes Pietatis wegen ihres Mißbrauchs
gleichsam von der ehrbahren Welt verfluchet und verbannet worden/ da
doch umb des einen seines Mißbrauchs willen der andere/ welcher sich
des Guten befleisset/ nicht in ein gleiches praedicat kan gesetzet werden.
Noch eher möchte sich auf die kostbahren Banquetten und prächtige
Gast-Mähle/ von welchen auch das Wort banquetiren herkommet/
geschlossen werden/ daß von solchem das Wort Banco oder Banquier
(wie ehemahls/ einiger Meynung nach/ von den grossen und reichen
Hansen das Wort Hansee) herkomme/ welches dann umb so viel ehr
zu glauben ist/ weil Zweiffels ohn dergleichen reiche und ansehnliche Leu-
te/ welche sich auf den Fuß der Banquiers und grossen Leute in Ad-
ministratio
n eigener und frembder Geld-Summen gesetzet/ auch tapf-
fer/ nach Art vieler heutigen selbst auffgeworffenen Banquiers, oder
Banquerotirers werden haben banquetiret und drauf gehen lassen/ auch
mehr auf den Tisch und Wein-Bäncken/ nach Art der alten Römer
ihrem accumbiren/ als an den Wechsel-Banquen gesessen und nego-
tii
ret haben. Nachdem aber dagegen wieder in Betrachtung kommet/
daß das Wort banquetiren nicht allein Banquirern zukommen kan/
weil sie zugleich auch als Financiers dder Rentenires, die von ihren
Renten zu leben/ solche jährlich zu vermehren/ und die ersparte wieder
zu Capitalien zu machen pflegen/ anzusehen seyn/ hierzu aber zu gelan-
gen das vielfältige banquetiren gantz nicht/ vielmehr aber das Kargen/
Schinden und Wuchern dienlich seyn will; Als kan das Wort Banco
oder Banquiers von Bancketten oder banquetiren so absolute nicht
hergeleitet werden/ sondern es bleibet wohl dabey/ daß das Etymon
des Worts Banco von den verschlossenen Banquen, oder Schrancken-
Handlungen/ seinen Ursprung ziehe.

Es wurden aber die öffentliche jedoch erstlich nur in privat-Per-
sonen ihrer Administration und Händen bestehende Banquen anfäng-
lich umb so viel mehr befördert und gestärcket/ weil (wie schon gemel-
det) viel geistliche und auch weltliche Stands-Personen nicht wusten/

wo
B

Von denen Banquen insgemein.
banquerot gemachet/ der Depoſitarius die Banck aufgeſchlagen und
mit dem Gelde durchgegangen/ daher der Nahme banquerotiren/ oder
rumpiren entſtanden) in einem ewigen und unauffloͤßigen Bann ver-
fallen/ ſo/ daß der Eigenthuͤmer ſein Lebtag nichts mehr davon zu ſehen
bekommen/ ſo wuͤrde ſolches zu weit geſuchet ſeyn/ eben als wann wir
ſagen wolten/ es waͤren theils Montes Pietatis wegen ihres Mißbrauchs
gleichſam von der ehrbahren Welt verfluchet und verbannet worden/ da
doch umb des einen ſeines Mißbrauchs willen der andere/ welcher ſich
des Guten befleiſſet/ nicht in ein gleiches prædicat kan geſetzet werden.
Noch eher moͤchte ſich auf die koſtbahren Banquetten und praͤchtige
Gaſt-Maͤhle/ von welchen auch das Wort banquetiren herkommet/
geſchloſſen werden/ daß von ſolchem das Wort Banco oder Banquier
(wie ehemahls/ einiger Meynung nach/ von den groſſen und reichen
Hanſen das Wort Hanſee) herkomme/ welches dann umb ſo viel ehr
zu glauben iſt/ weil Zweiffels ohn dergleichen reiche und anſehnliche Leu-
te/ welche ſich auf den Fuß der Banquiers und groſſen Leute in Ad-
miniſtratio
n eigener und frembder Geld-Summen geſetzet/ auch tapf-
fer/ nach Art vieler heutigen ſelbſt auffgeworffenen Banquiers, oder
Banquerotirers werden haben banquetiret und drauf gehen laſſen/ auch
mehr auf den Tiſch und Wein-Baͤncken/ nach Art der alten Roͤmer
ihrem accumbiren/ als an den Wechſel-Banquen geſeſſen und nego-
tii
ret haben. Nachdem aber dagegen wieder in Betrachtung kommet/
daß das Wort banquetiren nicht allein Banquirern zukommen kan/
weil ſie zugleich auch als Financiers dder Rentenires, die von ihren
Renten zu leben/ ſolche jaͤhrlich zu vermehren/ und die erſparte wieder
zu Capitalien zu machen pflegen/ anzuſehen ſeyn/ hierzu aber zu gelan-
gen das vielfaͤltige banquetiren gantz nicht/ vielmehr aber das Kargen/
Schinden und Wuchern dienlich ſeyn will; Als kan das Wort Banco
oder Banquiers von Bancketten oder banquetiren ſo abſolute nicht
hergeleitet werden/ ſondern es bleibet wohl dabey/ daß das Etymon
des Worts Banco von den verſchloſſenen Banquen, oder Schrancken-
Handlungen/ ſeinen Urſprung ziehe.

Es wurden aber die oͤffentliche jedoch erſtlich nur in privat-Per-
ſonen ihrer Adminiſtration und Haͤnden beſtehende Banquen anfaͤng-
lich umb ſo viel mehr befoͤrdert und geſtaͤrcket/ weil (wie ſchon gemel-
det) viel geiſtliche und auch weltliche Stands-Perſonen nicht wuſten/

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[9/0029] Von denen Banquen insgemein. banquerot gemachet/ der Depoſitarius die Banck aufgeſchlagen und mit dem Gelde durchgegangen/ daher der Nahme banquerotiren/ oder rumpiren entſtanden) in einem ewigen und unauffloͤßigen Bann ver- fallen/ ſo/ daß der Eigenthuͤmer ſein Lebtag nichts mehr davon zu ſehen bekommen/ ſo wuͤrde ſolches zu weit geſuchet ſeyn/ eben als wann wir ſagen wolten/ es waͤren theils Montes Pietatis wegen ihres Mißbrauchs gleichſam von der ehrbahren Welt verfluchet und verbannet worden/ da doch umb des einen ſeines Mißbrauchs willen der andere/ welcher ſich des Guten befleiſſet/ nicht in ein gleiches prædicat kan geſetzet werden. Noch eher moͤchte ſich auf die koſtbahren Banquetten und praͤchtige Gaſt-Maͤhle/ von welchen auch das Wort banquetiren herkommet/ geſchloſſen werden/ daß von ſolchem das Wort Banco oder Banquier (wie ehemahls/ einiger Meynung nach/ von den groſſen und reichen Hanſen das Wort Hanſee) herkomme/ welches dann umb ſo viel ehr zu glauben iſt/ weil Zweiffels ohn dergleichen reiche und anſehnliche Leu- te/ welche ſich auf den Fuß der Banquiers und groſſen Leute in Ad- miniſtration eigener und frembder Geld-Summen geſetzet/ auch tapf- fer/ nach Art vieler heutigen ſelbſt auffgeworffenen Banquiers, oder Banquerotirers werden haben banquetiret und drauf gehen laſſen/ auch mehr auf den Tiſch und Wein-Baͤncken/ nach Art der alten Roͤmer ihrem accumbiren/ als an den Wechſel-Banquen geſeſſen und nego- tiiret haben. Nachdem aber dagegen wieder in Betrachtung kommet/ daß das Wort banquetiren nicht allein Banquirern zukommen kan/ weil ſie zugleich auch als Financiers dder Rentenires, die von ihren Renten zu leben/ ſolche jaͤhrlich zu vermehren/ und die erſparte wieder zu Capitalien zu machen pflegen/ anzuſehen ſeyn/ hierzu aber zu gelan- gen das vielfaͤltige banquetiren gantz nicht/ vielmehr aber das Kargen/ Schinden und Wuchern dienlich ſeyn will; Als kan das Wort Banco oder Banquiers von Bancketten oder banquetiren ſo abſolute nicht hergeleitet werden/ ſondern es bleibet wohl dabey/ daß das Etymon des Worts Banco von den verſchloſſenen Banquen, oder Schrancken- Handlungen/ ſeinen Urſprung ziehe. Es wurden aber die oͤffentliche jedoch erſtlich nur in privat-Per- ſonen ihrer Adminiſtration und Haͤnden beſtehende Banquen anfaͤng- lich umb ſo viel mehr befoͤrdert und geſtaͤrcket/ weil (wie ſchon gemel- det) viel geiſtliche und auch weltliche Stands-Perſonen nicht wuſten/ wo B

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/29>, abgerufen am 28.03.2024.