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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Denn er entdecket ihr die blinde bubenstücken/
Wie daß ihr bruder ihn mit untreu/ list und tücken
Umbs leben habe bracht: Sie solte dieser schand
Nur aus dem wege gehn aus ihrem vaterland.
Damit sie aber mag zu ihrer reise haben
Das zehrgeld/ macht er kund/ wo enden tieff vergraben
Die alten schätze sind/ so eine monge gold
Und silber/ daß man sich darüber wundern solt/
Und niemand hats gewust: dadurch läst sich bewegen
Die Dido/ macht sich auff/ es hebt sich anzuregen
Der gantze hoff nnd stadt/ sie fodert ihre leut
Ohn alle säumnüß auff/ sie stellen sich bereit;
Besonders die zu ihm den wütrich feindschafft tragen/
Von dem sie sind verletzt/ und andre/ welche zagen
Und schnöde fürchten ihn: was einer für ein schiff/
Das in Bereitschafft da stund ohn gefehr/ ergriff/
Beladen sie mit gold: da fährt man mit den schätzen/
Worauff Pygmalion der geitzhalß dorffte setzen
Sein schnödes hoffnungs ziel/ durchs wilde meer dahin;
Und dieses kühnen zugs ist ein weib führerin.
Sie waren kommen an/ wo sich Carthago zeiget/
Und dero neues schloß hoch in die lüffte steiget;
Da kaufft man einen grund/ der Byrsa wird genandt
Von einer ochsen haut/ damits so war bewand:
Als Dido war ins land der Libyer gekommen/
Und/ daß ein könig da regierete/ vernommen/
Der sie nicht leiden wolt in seiner burg und stadt/
Gedencket sie mit list auff eine kühne that:
Sie
B 5
Das Erſte Buch.
Denn er entdecket ihr die blinde bubenſtuͤcken/
Wie daß ihr bruder ihn mit untreu/ liſt und tuͤcken
Umbs leben habe bracht: Sie ſolte dieſer ſchand
Nur aus dem wege gehn aus ihrem vaterland.
Damit ſie aber mag zu ihrer reiſe haben
Das zehrgeld/ macht er kund/ wo enden tieff vergraben
Die alten ſchaͤtze ſind/ ſo eine monge gold
Und ſilber/ daß man ſich daruͤber wundern ſolt/
Und niemand hats gewuſt: dadurch laͤſt ſich bewegen
Die Dido/ macht ſich auff/ es hebt ſich anzuregen
Der gantze hoff nnd ſtadt/ ſie fodert ihre leut
Ohn alle ſaͤumnuͤß auff/ ſie ſtellen ſich bereit;
Beſonders die zu ihm den wuͤtrich feindſchafft tragen/
Von dem ſie ſind verletzt/ und andre/ welche zagen
Und ſchnoͤde fuͤrchten ihn: was einer fuͤr ein ſchiff/
Das in Bereitſchafft da ſtund ohn gefehr/ ergriff/
Beladen ſie mit gold: da faͤhrt man mit den ſchaͤtzen/
Worauff Pygmalion der geitzhalß dorffte ſetzen
Sein ſchnoͤdes hoffnungs ziel/ durchs wilde meer dahin;
Und dieſes kuͤhnen zugs iſt ein weib fuͤhrerin.
Sie waren kommen an/ wo ſich Carthago zeiget/
Und dero neues ſchloß hoch in die luͤffte ſteiget;
Da kaufft man einen grund/ der Byrſa wird genandt
Von einer ochſen haut/ damits ſo war bewand:
Als Dido war ins land der Libyer gekommen/
Und/ daß ein koͤnig da regierete/ vernommen/
Der ſie nicht leiden wolt in ſeiner burg und ſtadt/
Gedencket ſie mit liſt auff eine kuͤhne that:
Sie
B 5
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[25/0047] Das Erſte Buch. Denn er entdecket ihr die blinde bubenſtuͤcken/ Wie daß ihr bruder ihn mit untreu/ liſt und tuͤcken Umbs leben habe bracht: Sie ſolte dieſer ſchand Nur aus dem wege gehn aus ihrem vaterland. Damit ſie aber mag zu ihrer reiſe haben Das zehrgeld/ macht er kund/ wo enden tieff vergraben Die alten ſchaͤtze ſind/ ſo eine monge gold Und ſilber/ daß man ſich daruͤber wundern ſolt/ Und niemand hats gewuſt: dadurch laͤſt ſich bewegen Die Dido/ macht ſich auff/ es hebt ſich anzuregen Der gantze hoff nnd ſtadt/ ſie fodert ihre leut Ohn alle ſaͤumnuͤß auff/ ſie ſtellen ſich bereit; Beſonders die zu ihm den wuͤtrich feindſchafft tragen/ Von dem ſie ſind verletzt/ und andre/ welche zagen Und ſchnoͤde fuͤrchten ihn: was einer fuͤr ein ſchiff/ Das in Bereitſchafft da ſtund ohn gefehr/ ergriff/ Beladen ſie mit gold: da faͤhrt man mit den ſchaͤtzen/ Worauff Pygmalion der geitzhalß dorffte ſetzen Sein ſchnoͤdes hoffnungs ziel/ durchs wilde meer dahin; Und dieſes kuͤhnen zugs iſt ein weib fuͤhrerin. Sie waren kommen an/ wo ſich Carthago zeiget/ Und dero neues ſchloß hoch in die luͤffte ſteiget; Da kaufft man einen grund/ der Byrſa wird genandt Von einer ochſen haut/ damits ſo war bewand: Als Dido war ins land der Libyer gekommen/ Und/ daß ein koͤnig da regierete/ vernommen/ Der ſie nicht leiden wolt in ſeiner burg und ſtadt/ Gedencket ſie mit liſt auff eine kuͤhne that: Sie B 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/47>, abgerufen am 20.04.2024.