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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Der schwartzen wolcken dunst nimmt ihnen aus den augen
Den himmel tag und licht: Es wil kein mittel taugen/
Es leget sich auffs meer ein überdicke nacht/
Es donnert in der lufft/ es plitzet/ schlägt und kracht.
Den armen leuten drewt fast alles das verderben/
Und schweben in gefahr/ als musten sie itzt sterben.
Eneas stracks erstarrt für kalter furcht und scheu/
Nicht/ daß ihm für dem tod so angst und bange sey;
Nein. sondern das er wünscht für seinem feind zu sterben/
Damit er also könn ein schönes lob erwerben;
Drumb seufftzt er jämmerlich und hebet beyde Händ
Zum sternen/ die er nicht mehr siehet noch erkennt/
Und fängt so klagend an; o selig sind zu achten
Die jenigen/ so da in kämpffen/ sturm und schlachten/
Sind streitbar kommen üm! ja denen es so gut/
Geworden ist/ daß sie fürs vaterland ihr blut
Vergossen ritterlich und für den augen blieben
Der eltern in dem streit! Was hätt ich können lieben
Für einen andern tod/ als sterben in dem feld
Für Troja/ weil daselbst gefallen mancher Held?
Otapffrer Diomed/ du außbund aller führer/
Du schild der Danaer und kleinod der regierer/
Hab ich denn sollen nicht im Trojschem gefild
Von deiner faust erlegt verlieren meinen Schild?
Hab ich denn nicht das glück-wie Hector sollen haben/
Der unerschrockne Held/ der nun ligt da begraben/
Und diesen ruhm erwirbt mit unverwelckter zier/
Daß er ümkommen ist/ o held Achill/ von dir?
Was
A 4
Das Erſte Buch.
Der ſchwartzẽ wolcken dunſt nimmt ihnen aus den augẽ
Den himmel tag und licht: Es wil kein mittel taugen/
Es leget ſich auffs meer ein uͤberdicke nacht/
Es donnert in der lufft/ es plitzet/ ſchlaͤgt und kracht.
Den armen leuten drewt faſt alles das verderben/
Und ſchweben in gefahr/ als muſten ſie itzt ſterben.
Eneas ſtracks erſtarrt fuͤr kalter furcht und ſcheu/
Nicht/ daß ihm fuͤr dem tod ſo angſt und bange ſey;
Nein. ſondern das er wuͤnſcht fuͤr ſeinem feind zu ſterbẽ/
Damit er alſo koͤnn ein ſchoͤnes lob erwerben;
Drumb ſeufftzt er jaͤmmerlich und hebet beyde Haͤnd
Zum ſternen/ die er nicht mehr ſiehet noch erkennt/
Und faͤngt ſo klagend an; o ſelig ſind zu achten
Die jenigen/ ſo da in kaͤmpffen/ ſturm und ſchlachten/
Sind ſtreitbar kommen uͤm! ja denen es ſo gut/
Geworden iſt/ daß ſie fuͤrs vaterland ihr blut
Vergoſſen ritterlich und fuͤr den augen blieben
Der eltern in dem ſtreit! Was haͤtt ich koͤnnen lieben
Fuͤr einen andern tod/ als ſterben in dem feld
Fuͤr Troja/ weil daſelbſt gefallen mancher Held?
Otapffrer Diomed/ du außbund aller fuͤhrer/
Du ſchild der Danaer und kleinod der regierer/
Hab ich denn ſollen nicht im Trojſchem gefild
Von deiner fauſt erlegt verlieren meinen Schild?
Hab ich denn nicht das gluͤck-wie Hector ſollen haben/
Der unerſchrockne Held/ der nun ligt da begraben/
Und dieſen ruhm erwirbt mit unverwelckter zier/
Daß er uͤmkommen iſt/ o held Achill/ von dir?
Was
A 4
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[7/0029] Das Erſte Buch. Der ſchwartzẽ wolcken dunſt nimmt ihnen aus den augẽ Den himmel tag und licht: Es wil kein mittel taugen/ Es leget ſich auffs meer ein uͤberdicke nacht/ Es donnert in der lufft/ es plitzet/ ſchlaͤgt und kracht. Den armen leuten drewt faſt alles das verderben/ Und ſchweben in gefahr/ als muſten ſie itzt ſterben. Eneas ſtracks erſtarrt fuͤr kalter furcht und ſcheu/ Nicht/ daß ihm fuͤr dem tod ſo angſt und bange ſey; Nein. ſondern das er wuͤnſcht fuͤr ſeinem feind zu ſterbẽ/ Damit er alſo koͤnn ein ſchoͤnes lob erwerben; Drumb ſeufftzt er jaͤmmerlich und hebet beyde Haͤnd Zum ſternen/ die er nicht mehr ſiehet noch erkennt/ Und faͤngt ſo klagend an; o ſelig ſind zu achten Die jenigen/ ſo da in kaͤmpffen/ ſturm und ſchlachten/ Sind ſtreitbar kommen uͤm! ja denen es ſo gut/ Geworden iſt/ daß ſie fuͤrs vaterland ihr blut Vergoſſen ritterlich und fuͤr den augen blieben Der eltern in dem ſtreit! Was haͤtt ich koͤnnen lieben Fuͤr einen andern tod/ als ſterben in dem feld Fuͤr Troja/ weil daſelbſt gefallen mancher Held? Otapffrer Diomed/ du außbund aller fuͤhrer/ Du ſchild der Danaer und kleinod der regierer/ Hab ich denn ſollen nicht im Trojſchem gefild Von deiner fauſt erlegt verlieren meinen Schild? Hab ich denn nicht das gluͤck-wie Hector ſollen haben/ Der unerſchrockne Held/ der nun ligt da begraben/ Und dieſen ruhm erwirbt mit unverwelckter zier/ Daß er uͤmkommen iſt/ o held Achill/ von dir? Was A 4

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/29>, abgerufen am 24.04.2024.