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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Vom leibe wolgestalt von selbten wil ich geben
Die aller schönste dir: Mit der solt du dein leben
In freuden bringen zu: Sie heisset Deiope/
Mit der solt du dich fein in ungeschiedner eh
Begehn auff spate zeit/ und haben dir zu eigen
Auch mit der selbigen viel schöne kinder zeigen;
Darauff sagt Eolus: Was du/ o königin/
An mich begehrst und suchst/ sey dir nach deinen sinn
Und wunsch von mir gewehrt/ du magst nur kühnlich sagen
Was dir am liebsien sey/ ich wil dirs nach behagen
Zu wercke richten bald; Du kansi beym Jupiter
Mich bringen zu genad/ und machen/ daß ich ehr
In meinem reiche hab: Du kanst mir darzu nützen/
Daß ich bey Göttern kan an ihrer taffel sitzen/
Du mehrest meine macht/ daß ich ein herr der see
In meinem regiment mit gutem ruhm besteh.
Als er diß aus gesagt/ kehrt er den berg geschwinde
Mit seinem scepter üm/ da brechen alle winde
Mit hellem hauffen aus/ so bald das loch auffgeht/
Da hört man wie der wind mit ungestümme weht/
Wie hier und da ein sturm hindurch die erde streichet/
Wie süden/ ost und west das grosse meer erreichet/
Und wie sie legen sich darauff mit gantzer macht/
Daß es von innerm grund erschüttert tobt und kracht/
Die wasserwogen sich bis an das ufer schleiffen;
Da sieht man/ wie sie itzt die armen schiff ergreiffen:
Die schiffer unter sich erheben ihr geschrey!
Die seile rauschen starck/ der mast bricht fast entzwey.
Der
Das Erſte Buch.
Vom leibe wolgeſtalt von ſelbten wil ich geben
Die aller ſchoͤnſte dir: Mit der ſolt du dein leben
In freuden bringen zu: Sie heiſſet Deiope/
Mit der ſolt du dich fein in ungeſchiedner eh
Begehn auff ſpate zeit/ und haben dir zu eigen
Auch mit der ſelbigen viel ſchoͤne kinder zeigen;
Darauff ſagt Eolus: Was du/ o koͤnigin/
An mich begehrſt und ſuchſt/ ſey dir nach deinen ſinn
Und wunſch von miꝛ gewehꝛt/ du magſt nuꝛ kuͤhnlich ſagẽ
Was dir am liebſien ſey/ ich wil dirs nach behagen
Zu wercke richten bald; Du kanſi beym Jupiter
Mich bringen zu genad/ und machen/ daß ich ehr
In meinem reiche hab: Du kanſt mir darzu nuͤtzen/
Daß ich bey Goͤttern kan an ihrer taffel ſitzen/
Du mehreſt meine macht/ daß ich ein herr der ſee
In meinem regiment mit gutem ruhm beſteh.
Als er diß aus geſagt/ kehrt er den berg geſchwinde
Mit ſeinem ſcepter uͤm/ da brechen alle winde
Mit hellem hauffen aus/ ſo bald das loch auffgeht/
Da hoͤrt man wie der wind mit ungeſtuͤmme weht/
Wie hier und da ein ſturm hindurch die erde ſtreichet/
Wie ſuͤden/ oſt und weſt das groſſe meer erreichet/
Und wie ſie legen ſich darauff mit gantzer macht/
Daß es von innerm grund erſchuͤttert tobt und kracht/
Die waſſerwogen ſich bis an das ufer ſchleiffen;
Da ſieht man/ wie ſie itzt die armen ſchiff ergreiffen:
Die ſchiffer unter ſich erheben ihr geſchrey!
Die ſeile rauſchen ſtarck/ der maſt bricht faſt entzwey.
Der
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[6/0028] Das Erſte Buch. Vom leibe wolgeſtalt von ſelbten wil ich geben Die aller ſchoͤnſte dir: Mit der ſolt du dein leben In freuden bringen zu: Sie heiſſet Deiope/ Mit der ſolt du dich fein in ungeſchiedner eh Begehn auff ſpate zeit/ und haben dir zu eigen Auch mit der ſelbigen viel ſchoͤne kinder zeigen; Darauff ſagt Eolus: Was du/ o koͤnigin/ An mich begehrſt und ſuchſt/ ſey dir nach deinen ſinn Und wunſch von miꝛ gewehꝛt/ du magſt nuꝛ kuͤhnlich ſagẽ Was dir am liebſien ſey/ ich wil dirs nach behagen Zu wercke richten bald; Du kanſi beym Jupiter Mich bringen zu genad/ und machen/ daß ich ehr In meinem reiche hab: Du kanſt mir darzu nuͤtzen/ Daß ich bey Goͤttern kan an ihrer taffel ſitzen/ Du mehreſt meine macht/ daß ich ein herr der ſee In meinem regiment mit gutem ruhm beſteh. Als er diß aus geſagt/ kehrt er den berg geſchwinde Mit ſeinem ſcepter uͤm/ da brechen alle winde Mit hellem hauffen aus/ ſo bald das loch auffgeht/ Da hoͤrt man wie der wind mit ungeſtuͤmme weht/ Wie hier und da ein ſturm hindurch die erde ſtreichet/ Wie ſuͤden/ oſt und weſt das groſſe meer erreichet/ Und wie ſie legen ſich darauff mit gantzer macht/ Daß es von innerm grund erſchuͤttert tobt und kracht/ Die waſſerwogen ſich bis an das ufer ſchleiffen; Da ſieht man/ wie ſie itzt die armen ſchiff ergreiffen: Die ſchiffer unter ſich erheben ihr geſchrey! Die ſeile rauſchen ſtarck/ der maſt bricht faſt entzwey. Der

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/28>, abgerufen am 23.04.2024.