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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Die für den Danaern noch übrig blieben waren
Und des Achillis grimm nie hatten noch erfahren/
Trieb ab von Latien/ die dann durch so viel jahr
Umbschweifften alle meer ümringet mit gefahr.
An ihnen kunte man nichts als nur jammer schauen/
Wer an sie dachte nur/ empfunde nichts als grauen.
So schwer gieng dieses werck im anfang von der hand/
Zu bauen das geschlecht der Römer und das land!
Sie hatten itzo kaum Sicilien lassen liegen/
Und auff dem hohen meer die kühnen segel fliegen
Und streichen frölich durch/ daß es vom Schaume floß;
Da Juno/ welcher noch der alte schimpff verdroß
Und tieff in hertzen lag/ hub bey sich an-zu-sprechen:
Wenn werd ich mich einmal an diesem volcke rächen?
Sol ich bekennen mich als überwnnden seyn/
Und mein beginnen so verächtlich stellen ein?
Kan ich den herrn ohn land nicht zwingen oder treiben/
Daß er uns müsse doch von Latien weg bleiben?
Ja das verhängnüß wil mir wehren/ was ich thu!
Wie? hat der Pallas man dis können geben zu/
Daß sie den donnerkeil des Jupiters ergriffe/
Und aus den wolcken her warff auf der Griechenschiffe
Die sie theils steckt in brand/ theils in dem meer versenckt
Nur umb ein schlechtes ding/ das sie so hefftig kränckt/
Daß nemblich Oileus der Locrer fürst im tempel
Verübt aus toller lieb ein straffbares exempel.
Diß einige versehn erregte solchen grimm/
Daß sie das gantze meer trieb auff mit ungestümm/
Zer-
A 2
Das Erſte Buch.
Die fuͤr den Danaern noch uͤbrig blieben waren
Und des Achillis grimm nie hatten noch erfahren/
Trieb ab von Latien/ die dann durch ſo viel jahr
Umbſchweifften alle meer uͤmringet mit gefahr.
An ihnen kunte man nichts als nur jammer ſchauen/
Wer an ſie dachte nur/ empfunde nichts als grauen.
So ſchwer gieng dieſes werck im anfang von der hand/
Zu bauen das geſchlecht der Roͤmer und das land!
Sie hatten itzo kaum Sicilien laſſen liegen/
Und auff dem hohen meer die kuͤhnen ſegel fliegen
Und ſtreichen froͤlich durch/ daß es vom Schaume floß;
Da Juno/ welcher noch der alte ſchimpff verdroß
Und tieff in hertzen lag/ hub bey ſich an-zu-ſprechen:
Wenn werd ich mich einmal an dieſem volcke raͤchen?
Sol ich bekennen mich als uͤberwnnden ſeyn/
Und mein beginnen ſo veraͤchtlich ſtellen ein?
Kan ich den herrn ohn land nicht zwingen oder treiben/
Daß er uns muͤſſe doch von Latien weg bleiben?
Ja das verhaͤngnuͤß wil mir wehren/ was ich thu!
Wie? hat der Pallas man dis koͤnnen geben zu/
Daß ſie den donnerkeil des Jupiters ergriffe/
Und aus den wolcken her warff auf der Griechenſchiffe
Die ſie theils ſteckt in brand/ theils in dem meer verſenckt
Nur umb ein ſchlechtes ding/ das ſie ſo hefftig kraͤnckt/
Daß nemblich Oileus der Locrer fuͤrſt im tempel
Veruͤbt aus toller lieb ein ſtraffbares exempel.
Diß einige verſehn erregte ſolchen grimm/
Daß ſie das gantze meer trieb auff mit ungeſtuͤmm/
Zer-
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[3/0025] Das Erſte Buch. Die fuͤr den Danaern noch uͤbrig blieben waren Und des Achillis grimm nie hatten noch erfahren/ Trieb ab von Latien/ die dann durch ſo viel jahr Umbſchweifften alle meer uͤmringet mit gefahr. An ihnen kunte man nichts als nur jammer ſchauen/ Wer an ſie dachte nur/ empfunde nichts als grauen. So ſchwer gieng dieſes werck im anfang von der hand/ Zu bauen das geſchlecht der Roͤmer und das land! Sie hatten itzo kaum Sicilien laſſen liegen/ Und auff dem hohen meer die kuͤhnen ſegel fliegen Und ſtreichen froͤlich durch/ daß es vom Schaume floß; Da Juno/ welcher noch der alte ſchimpff verdroß Und tieff in hertzen lag/ hub bey ſich an-zu-ſprechen: Wenn werd ich mich einmal an dieſem volcke raͤchen? Sol ich bekennen mich als uͤberwnnden ſeyn/ Und mein beginnen ſo veraͤchtlich ſtellen ein? Kan ich den herrn ohn land nicht zwingen oder treiben/ Daß er uns muͤſſe doch von Latien weg bleiben? Ja das verhaͤngnuͤß wil mir wehren/ was ich thu! Wie? hat der Pallas man dis koͤnnen geben zu/ Daß ſie den donnerkeil des Jupiters ergriffe/ Und aus den wolcken her warff auf der Griechenſchiffe Die ſie theils ſteckt in brand/ theils in dem meer verſenckt Nur umb ein ſchlechtes ding/ das ſie ſo hefftig kraͤnckt/ Daß nemblich Oileus der Locrer fuͤrſt im tempel Veruͤbt aus toller lieb ein ſtraffbares exempel. Diß einige verſehn erregte ſolchen grimm/ Daß ſie das gantze meer trieb auff mit ungeſtuͤmm/ Zer- A 2

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/25>, abgerufen am 19.04.2024.