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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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an den wolgeneigten Leser.
sich billich zu erfrewen dessen/ daß es/ wiewol es der gute
Poet auf seinem todbette begehret hat/ den flammen nicht
ist zugeeignet worden. Weswegen auch der hochlöblich-
ste Käyser August/ der dem Virgilius sonderlich gewo-
gen gewesen/ diese verse gestellet und geschrieben hat:

Ergone supremis potuit vox improba verbis
Tam dirum mandare nefas? Ergo ibit in ignes,
Magnaque doctiloqui morietur Musa Maronis?
Pulcher Apollo veta, Musae prohibete Latinae!

Die ich also reimweise verteutschet habe:

Ists müglich/ daß Virgil/ dem itzt die letzte noht/
Der ungestüme tod/
An geist und leben geht/ dis böse wort begehre/
Das man (o unbill!) ihm auf sein geheyß gewehre?
Sol das gelehrte buch/ das Rom schätzt hoch und theur/
Vergehen in dem feur?
Da sey Apollo für und seine Pierinnen/
Die an noch Latien ihr vaterland erkennen!

Oder wie J. H. dieselben/ dem verstande nach/ gesetzet.

Hastu zuletzte noch solch unrecht wollen gönnen/
O Maro/ deiner Schrifft/ daß man sie sol verbrennen/
Fürtrefflicher Poet? Sol sie Vulcan verhöhnen?
Verwehr es/ Phöbus/ und ihr Latier Camoenen.

Sind also etlich hundert jahr/ daß dieses buch durch
die gantze welt/ und sonderlich in unserm allgemeinem
vaterlande teutscher nation mit grossem nutz/ fortgang
und auffnehmen in erlernung der lateinischen sprache
und anderer wissenschafften/ (darumb es fürnemblich
zu thun/ weil doch die sprachen nur werckzeuge sind/) ist
gebrauchet worden. Demnach aber die Italianer/ Spa-

nier/

an den wolgeneigten Leſer.
ſich billich zu erfrewen deſſen/ daß es/ wiewol es der gute
Poet auf ſeinem todbette begehret hat/ den flammen nicht
iſt zugeeignet worden. Weswegen auch der hochloͤblich-
ſte Kaͤyſer Auguſt/ der dem Virgilius ſonderlich gewo-
gen geweſen/ dieſe verſe geſtellet und geſchrieben hat:

Ergone ſupremis potuit vox improba verbis
Tam dirum mandare nefas? Ergo ibit in ignes,
Magnaque doctiloqui morietur Muſa Maronis?
Pulcher Apollo veta, Muſæ prohibete Latinæ!

Die ich alſo reimweiſe verteutſchet habe:

Iſts muͤglich/ daß Virgil/ dem itzt die letzte noht/
Der ungeſtuͤme tod/
An geiſt und leben geht/ dis boͤſe wort begehre/
Das man (o unbill!) ihm auf ſein geheyß gewehre?
Sol das gelehrte buch/ das Rom ſchaͤtzt hoch uñ theur/
Vergehen in dem feur?
Da ſey Apollo fuͤr und ſeine Pierinnen/
Die an noch Latien ihr vaterland erkennen!

Oder wie J. H. dieſelben/ dem verſtande nach/ geſetzet.

Haſtu zuletzte noch ſolch unrecht wollen goͤnnen/
O Maro/ deiner Schrifft/ daß man ſie ſol verbrennen/
Fuͤrtrefflicher Poet? Sol ſie Vulcan verhoͤhnen?
Verwehr es/ Phoͤbus/ und ihr Latier Camœnen.

Sind alſo etlich hundert jahr/ daß dieſes buch durch
die gantze welt/ und ſonderlich in unſerm allgemeinem
vaterlande teutſcher nation mit groſſem nutz/ fortgang
und auffnehmen in erlernung der lateiniſchen ſprache
und anderer wiſſenſchafften/ (darumb es fuͤrnemblich
zu thun/ weil doch die ſprachen nur werckzeuge ſind/) iſt
gebrauchet worden. Demnach aber die Italianer/ Spa-

nier/
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[0018] an den wolgeneigten Leſer. ſich billich zu erfrewen deſſen/ daß es/ wiewol es der gute Poet auf ſeinem todbette begehret hat/ den flammen nicht iſt zugeeignet worden. Weswegen auch der hochloͤblich- ſte Kaͤyſer Auguſt/ der dem Virgilius ſonderlich gewo- gen geweſen/ dieſe verſe geſtellet und geſchrieben hat: Ergone ſupremis potuit vox improba verbis Tam dirum mandare nefas? Ergo ibit in ignes, Magnaque doctiloqui morietur Muſa Maronis? Pulcher Apollo veta, Muſæ prohibete Latinæ! Die ich alſo reimweiſe verteutſchet habe: Iſts muͤglich/ daß Virgil/ dem itzt die letzte noht/ Der ungeſtuͤme tod/ An geiſt und leben geht/ dis boͤſe wort begehre/ Das man (o unbill!) ihm auf ſein geheyß gewehre? Sol das gelehrte buch/ das Rom ſchaͤtzt hoch uñ theur/ Vergehen in dem feur? Da ſey Apollo fuͤr und ſeine Pierinnen/ Die an noch Latien ihr vaterland erkennen! Oder wie J. H. dieſelben/ dem verſtande nach/ geſetzet. Haſtu zuletzte noch ſolch unrecht wollen goͤnnen/ O Maro/ deiner Schrifft/ daß man ſie ſol verbrennen/ Fuͤrtrefflicher Poet? Sol ſie Vulcan verhoͤhnen? Verwehr es/ Phoͤbus/ und ihr Latier Camœnen. Sind alſo etlich hundert jahr/ daß dieſes buch durch die gantze welt/ und ſonderlich in unſerm allgemeinem vaterlande teutſcher nation mit groſſem nutz/ fortgang und auffnehmen in erlernung der lateiniſchen ſprache und anderer wiſſenſchafften/ (darumb es fuͤrnemblich zu thun/ weil doch die ſprachen nur werckzeuge ſind/) iſt gebrauchet worden. Demnach aber die Italianer/ Spa- nier/

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/18>, abgerufen am 20.04.2024.