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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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daß er nicht daran denken mag, neue zu ersinnen, und wo dieß
dennoch der Fall ist, weiß er in der Regel nicht, wie er es an-
fangen soll. Der Unternehmungsgeist ist durch den veränder-
lichen Sinn der Menschen, die sich selten lange mit den näm-
lichen Gütern begnügen wollen, ganz besonders darauf hingewie-
sen, Neues zu schaffen und schlummernde Bedürfnisse damit zu
erwecken, in vielen Fällen ist dieß geradezu eine Lebensbedingung
für ihn.

Die allgemeine volkswirthschaftliche Bedeutung der Unter-
nehmungen wird nach den vorausgegangenen Betrachtungen hin-
länglich klar geworden sein. Die Unternehmer sind es, durch
deren Existenz die Auffindung und Verwirklichung der besten Pro-
ductionsmethoden, die Ausbeutung der von der Natur gegebenen
Hülfsmittel, die Herstellung der Güter in der für das Bedürf-
niß dienlichsten Weise, endlich die Entwickelung der Güterwelt
überhaupt zum größten Theile bedingt ist. Mit Recht sagt daher
Schüz 1): von den Talenten und Kenntnissen, von der Umsicht
und Thätigkeit, endlich von dem Vermögen und Credit der
Unternehmer hängt die Entwickelung der productiven Thätigkeit
eines Volkes ganz besonders ab, und ihre Thätigkeit ist um so
wichtiger, als mit ihrem Glück oder Unglück namentlich auch
das der großen arbeitenden Classe innig verknüpft ist.

Die Entwickelung der Unternehmungen, und zwar sowohl
aus den Eigengeschäften und dem übernehmungsweisen Betriebe
heraus, als von ihrer unvollkommenen zu ihrer vollkommenen
Form, wird daher als ein wichtiges Zeichen der wirthschaftlichen
Entwickelung überhaupt zu betrachten sein. Allerdings werden
sich manche der erwähnten Fortschritte, sobald erst durch Unter-
nehmungen deren Realisirbarkeit erwiesen ist, auch von Eigen-

1) a. a. O. S. 123.

daß er nicht daran denken mag, neue zu erſinnen, und wo dieß
dennoch der Fall iſt, weiß er in der Regel nicht, wie er es an-
fangen ſoll. Der Unternehmungsgeiſt iſt durch den veraͤnder-
lichen Sinn der Menſchen, die ſich ſelten lange mit den naͤm-
lichen Guͤtern begnuͤgen wollen, ganz beſonders darauf hingewie-
ſen, Neues zu ſchaffen und ſchlummernde Beduͤrfniſſe damit zu
erwecken, in vielen Faͤllen iſt dieß geradezu eine Lebensbedingung
fuͤr ihn.

Die allgemeine volkswirthſchaftliche Bedeutung der Unter-
nehmungen wird nach den vorausgegangenen Betrachtungen hin-
laͤnglich klar geworden ſein. Die Unternehmer ſind es, durch
deren Exiſtenz die Auffindung und Verwirklichung der beſten Pro-
ductionsmethoden, die Ausbeutung der von der Natur gegebenen
Huͤlfsmittel, die Herſtellung der Guͤter in der fuͤr das Beduͤrf-
niß dienlichſten Weiſe, endlich die Entwickelung der Guͤterwelt
uͤberhaupt zum groͤßten Theile bedingt iſt. Mit Recht ſagt daher
Schuͤz 1): von den Talenten und Kenntniſſen, von der Umſicht
und Thaͤtigkeit, endlich von dem Vermoͤgen und Credit der
Unternehmer haͤngt die Entwickelung der productiven Thaͤtigkeit
eines Volkes ganz beſonders ab, und ihre Thaͤtigkeit iſt um ſo
wichtiger, als mit ihrem Gluͤck oder Ungluͤck namentlich auch
das der großen arbeitenden Claſſe innig verknuͤpft iſt.

Die Entwickelung der Unternehmungen, und zwar ſowohl
aus den Eigengeſchaͤften und dem uͤbernehmungsweiſen Betriebe
heraus, als von ihrer unvollkommenen zu ihrer vollkommenen
Form, wird daher als ein wichtiges Zeichen der wirthſchaftlichen
Entwickelung uͤberhaupt zu betrachten ſein. Allerdings werden
ſich manche der erwaͤhnten Fortſchritte, ſobald erſt durch Unter-
nehmungen deren Realiſirbarkeit erwieſen iſt, auch von Eigen-

1) a. a. O. S. 123.
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[68/0080] daß er nicht daran denken mag, neue zu erſinnen, und wo dieß dennoch der Fall iſt, weiß er in der Regel nicht, wie er es an- fangen ſoll. Der Unternehmungsgeiſt iſt durch den veraͤnder- lichen Sinn der Menſchen, die ſich ſelten lange mit den naͤm- lichen Guͤtern begnuͤgen wollen, ganz beſonders darauf hingewie- ſen, Neues zu ſchaffen und ſchlummernde Beduͤrfniſſe damit zu erwecken, in vielen Faͤllen iſt dieß geradezu eine Lebensbedingung fuͤr ihn. Die allgemeine volkswirthſchaftliche Bedeutung der Unter- nehmungen wird nach den vorausgegangenen Betrachtungen hin- laͤnglich klar geworden ſein. Die Unternehmer ſind es, durch deren Exiſtenz die Auffindung und Verwirklichung der beſten Pro- ductionsmethoden, die Ausbeutung der von der Natur gegebenen Huͤlfsmittel, die Herſtellung der Guͤter in der fuͤr das Beduͤrf- niß dienlichſten Weiſe, endlich die Entwickelung der Guͤterwelt uͤberhaupt zum groͤßten Theile bedingt iſt. Mit Recht ſagt daher Schuͤz 1): von den Talenten und Kenntniſſen, von der Umſicht und Thaͤtigkeit, endlich von dem Vermoͤgen und Credit der Unternehmer haͤngt die Entwickelung der productiven Thaͤtigkeit eines Volkes ganz beſonders ab, und ihre Thaͤtigkeit iſt um ſo wichtiger, als mit ihrem Gluͤck oder Ungluͤck namentlich auch das der großen arbeitenden Claſſe innig verknuͤpft iſt. Die Entwickelung der Unternehmungen, und zwar ſowohl aus den Eigengeſchaͤften und dem uͤbernehmungsweiſen Betriebe heraus, als von ihrer unvollkommenen zu ihrer vollkommenen Form, wird daher als ein wichtiges Zeichen der wirthſchaftlichen Entwickelung uͤberhaupt zu betrachten ſein. Allerdings werden ſich manche der erwaͤhnten Fortſchritte, ſobald erſt durch Unter- nehmungen deren Realiſirbarkeit erwieſen iſt, auch von Eigen- 1) a. a. O. S. 123.

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/80>, abgerufen am 28.03.2024.