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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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der Arbeit 1) untersucht zwar den Antheil am Ertrag der Pro-
duction, welcher dem Unternehmer zufällt, nicht näher, allein
im 6. Buch handelt er ausführlich die Eigenschaften ab, welche
zu einer erfolgreichen Production erfordert werden, und aus Al-
lem, was er dort sagt, geht zur Genüge hervor, wie auch er
in dem Unternehmer vor Allem die leitende und beaufsichtigende
Kraft sieht.

Einige französische Schriftsteller freilich nähern sich mehr
oder weniger der englischen Auffassung. So Sismondi 2), so
namentlich auch Rossi 3), der im Wesentlichen ganz auf Adam
Smith zurückkommt. Er versteht nämlich unter Gewinn (profit)
den Antheil des Capitals am Ertrage und will von diesem
die Entschädigung für die Mühe der Leitung und Ueberwachung
nicht getrennt wissen. Es ist seiner Meinung nach ein Miß-
brauch der analysirenden Methode, den Gewinn als rein aus
den angewandten Gütern hervorgehend (comme uniquement af-
ferents a la chose employee
) zu betrachten. "Der Wille, der
Entschluß, ein Gut anzuwenden, sagt er, gehören nothwendig
zum Begriffe des Capitals, ebensowie der Entschluß, seine
Glieder zu rühren und ihnen eine bestimmte Richtung zu geben,
zum Begriffe der Arbeit, und ebensowenig, wie man von dem
Arbeiter sagen kann, er bekomme eine Entschädigung für seine
Arme und eine andere für den Willen, sie zu gebrauchen, und
für die Intelligenz, welche er bei diesem Gebrauche aufwendet,
eben so wenig kann man in Bezug auf den Capitalisten sagen,

1) De la liberte du travail, Paris 1846.
2) Nouveaux principes I. 359. Paris 1822.
3) De la Distribution de la richesse, Brüsseler Ausgabe 1851. 20. u.
21. Vorlesung.

der Arbeit 1) unterſucht zwar den Antheil am Ertrag der Pro-
duction, welcher dem Unternehmer zufaͤllt, nicht naͤher, allein
im 6. Buch handelt er ausfuͤhrlich die Eigenſchaften ab, welche
zu einer erfolgreichen Production erfordert werden, und aus Al-
lem, was er dort ſagt, geht zur Genuͤge hervor, wie auch er
in dem Unternehmer vor Allem die leitende und beaufſichtigende
Kraft ſieht.

Einige franzoͤſiſche Schriftſteller freilich naͤhern ſich mehr
oder weniger der engliſchen Auffaſſung. So Sismondi 2), ſo
namentlich auch Roſſi 3), der im Weſentlichen ganz auf Adam
Smith zuruͤckkommt. Er verſteht naͤmlich unter Gewinn (profit)
den Antheil des Capitals am Ertrage und will von dieſem
die Entſchaͤdigung fuͤr die Muͤhe der Leitung und Ueberwachung
nicht getrennt wiſſen. Es iſt ſeiner Meinung nach ein Miß-
brauch der analyſirenden Methode, den Gewinn als rein aus
den angewandten Guͤtern hervorgehend (comme uniquement af-
férents à la chose employée
) zu betrachten. „Der Wille, der
Entſchluß, ein Gut anzuwenden, ſagt er, gehoͤren nothwendig
zum Begriffe des Capitals, ebenſowie der Entſchluß, ſeine
Glieder zu ruͤhren und ihnen eine beſtimmte Richtung zu geben,
zum Begriffe der Arbeit, und ebenſowenig, wie man von dem
Arbeiter ſagen kann, er bekomme eine Entſchaͤdigung fuͤr ſeine
Arme und eine andere fuͤr den Willen, ſie zu gebrauchen, und
fuͤr die Intelligenz, welche er bei dieſem Gebrauche aufwendet,
eben ſo wenig kann man in Bezug auf den Capitaliſten ſagen,

1) De la liberté du travail, Paris 1846.
2) Nouveaux principes I. 359. Paris 1822.
3) De la Distribution de la richesse, Brüſſeler Ausgabe 1851. 20. u.
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[16/0028] der Arbeit 1) unterſucht zwar den Antheil am Ertrag der Pro- duction, welcher dem Unternehmer zufaͤllt, nicht naͤher, allein im 6. Buch handelt er ausfuͤhrlich die Eigenſchaften ab, welche zu einer erfolgreichen Production erfordert werden, und aus Al- lem, was er dort ſagt, geht zur Genuͤge hervor, wie auch er in dem Unternehmer vor Allem die leitende und beaufſichtigende Kraft ſieht. Einige franzoͤſiſche Schriftſteller freilich naͤhern ſich mehr oder weniger der engliſchen Auffaſſung. So Sismondi 2), ſo namentlich auch Roſſi 3), der im Weſentlichen ganz auf Adam Smith zuruͤckkommt. Er verſteht naͤmlich unter Gewinn (profit) den Antheil des Capitals am Ertrage und will von dieſem die Entſchaͤdigung fuͤr die Muͤhe der Leitung und Ueberwachung nicht getrennt wiſſen. Es iſt ſeiner Meinung nach ein Miß- brauch der analyſirenden Methode, den Gewinn als rein aus den angewandten Guͤtern hervorgehend (comme uniquement af- férents à la chose employée) zu betrachten. „Der Wille, der Entſchluß, ein Gut anzuwenden, ſagt er, gehoͤren nothwendig zum Begriffe des Capitals, ebenſowie der Entſchluß, ſeine Glieder zu ruͤhren und ihnen eine beſtimmte Richtung zu geben, zum Begriffe der Arbeit, und ebenſowenig, wie man von dem Arbeiter ſagen kann, er bekomme eine Entſchaͤdigung fuͤr ſeine Arme und eine andere fuͤr den Willen, ſie zu gebrauchen, und fuͤr die Intelligenz, welche er bei dieſem Gebrauche aufwendet, eben ſo wenig kann man in Bezug auf den Capitaliſten ſagen, 1) De la liberté du travail, Paris 1846. 2) Nouveaux principes I. 359. Paris 1822. 3) De la Distribution de la richesse, Brüſſeler Ausgabe 1851. 20. u. 21. Vorleſung.

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/28>, abgerufen am 28.03.2024.