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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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nehmergewinnes im Großbetrieb weniger hervor, wie im Klein-
betrieb.

Die Möglichkeit eines Unternehmergewinns beruht auf den
Vorzügen, die der unternehmungsweise Betrieb vor den Eigen-
geschäften und den übernommenen Geschäften voraus hat, und
diese Vorzüge erklären sich wiederum, abgesehen von der Anwen-
dung solcher Productivkräfte, die nur in der eigenen Unterneh-
mung sich entwickeln lassen, einestheils durch die Ersparnisse,
welche die Unternehmer am Productionsaufwande zu machen im
Stande sind, anderntheils durch die Vortheile, welche sie bei
Darbringung der Producte zu gewähren vermögen.

Daß aber der erzeugte größere Nutzwerth auch einen Tausch-
werth erhält, daß die erzeugten Güter nicht im Verhältniß der
verminderten Productionskosten wohlfeiler werden, daß der Unter-
nehmer vielmehr als solcher Tauschwerthe empfängt, mit andern
Worten, die Wirklichkeit des Unternehmergewinns beruht auf
einer dreifachen Ursache. Zuvörderst nämlich ist die mit einer
Unternehmung verbundene Gefahr eine Last, die in der Regel
Niemand umsonst auf sich nehmen will. Es muß deshalb außer
dem Ersatz für die aufgewendeten Kosten noch ein Ueberschuß in
Aussicht stehen. Im Allgemeinen muß dieser natürlich um so
größer sein, je geringer die Wahrscheinlichkeit ist, mit einer
Unternehmung einen günstigen Erfolg zu erzielen; hieraus darf
man aber nicht folgern, daß der in Aussicht stehende Gewinn
immer im genauen Verhältnisse zur gelaufenen Gefahr stehen,
oder, was dasselbe wäre, daß die Summe der in Unternehmun-
gen gleicher Art gemachten Gewinne und die der in denselben
erlittenen Verluste sich gegenseitig immer ausgleichen müsse; viel-
mehr ereignet es sich oft, daß der Gewinn der glücklichen Unter-
nehmer den Verlust der unglücklichen nicht erreicht; ebenso kann
aber auch der umgekehrte Fall eintreten, daß mehr gewonnen

nehmergewinnes im Großbetrieb weniger hervor, wie im Klein-
betrieb.

Die Moͤglichkeit eines Unternehmergewinns beruht auf den
Vorzuͤgen, die der unternehmungsweiſe Betrieb vor den Eigen-
geſchaͤften und den uͤbernommenen Geſchaͤften voraus hat, und
dieſe Vorzuͤge erklaͤren ſich wiederum, abgeſehen von der Anwen-
dung ſolcher Productivkraͤfte, die nur in der eigenen Unterneh-
mung ſich entwickeln laſſen, einestheils durch die Erſparniſſe,
welche die Unternehmer am Productionsaufwande zu machen im
Stande ſind, anderntheils durch die Vortheile, welche ſie bei
Darbringung der Producte zu gewaͤhren vermoͤgen.

Daß aber der erzeugte groͤßere Nutzwerth auch einen Tauſch-
werth erhaͤlt, daß die erzeugten Guͤter nicht im Verhaͤltniß der
verminderten Productionskoſten wohlfeiler werden, daß der Unter-
nehmer vielmehr als ſolcher Tauſchwerthe empfaͤngt, mit andern
Worten, die Wirklichkeit des Unternehmergewinns beruht auf
einer dreifachen Urſache. Zuvoͤrderſt naͤmlich iſt die mit einer
Unternehmung verbundene Gefahr eine Laſt, die in der Regel
Niemand umſonſt auf ſich nehmen will. Es muß deshalb außer
dem Erſatz fuͤr die aufgewendeten Koſten noch ein Ueberſchuß in
Ausſicht ſtehen. Im Allgemeinen muß dieſer natuͤrlich um ſo
groͤßer ſein, je geringer die Wahrſcheinlichkeit iſt, mit einer
Unternehmung einen guͤnſtigen Erfolg zu erzielen; hieraus darf
man aber nicht folgern, daß der in Ausſicht ſtehende Gewinn
immer im genauen Verhaͤltniſſe zur gelaufenen Gefahr ſtehen,
oder, was daſſelbe waͤre, daß die Summe der in Unternehmun-
gen gleicher Art gemachten Gewinne und die der in denſelben
erlittenen Verluſte ſich gegenſeitig immer ausgleichen muͤſſe; viel-
mehr ereignet es ſich oft, daß der Gewinn der gluͤcklichen Unter-
nehmer den Verluſt der ungluͤcklichen nicht erreicht; ebenſo kann
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[165/0177] nehmergewinnes im Großbetrieb weniger hervor, wie im Klein- betrieb. Die Moͤglichkeit eines Unternehmergewinns beruht auf den Vorzuͤgen, die der unternehmungsweiſe Betrieb vor den Eigen- geſchaͤften und den uͤbernommenen Geſchaͤften voraus hat, und dieſe Vorzuͤge erklaͤren ſich wiederum, abgeſehen von der Anwen- dung ſolcher Productivkraͤfte, die nur in der eigenen Unterneh- mung ſich entwickeln laſſen, einestheils durch die Erſparniſſe, welche die Unternehmer am Productionsaufwande zu machen im Stande ſind, anderntheils durch die Vortheile, welche ſie bei Darbringung der Producte zu gewaͤhren vermoͤgen. Daß aber der erzeugte groͤßere Nutzwerth auch einen Tauſch- werth erhaͤlt, daß die erzeugten Guͤter nicht im Verhaͤltniß der verminderten Productionskoſten wohlfeiler werden, daß der Unter- nehmer vielmehr als ſolcher Tauſchwerthe empfaͤngt, mit andern Worten, die Wirklichkeit des Unternehmergewinns beruht auf einer dreifachen Urſache. Zuvoͤrderſt naͤmlich iſt die mit einer Unternehmung verbundene Gefahr eine Laſt, die in der Regel Niemand umſonſt auf ſich nehmen will. Es muß deshalb außer dem Erſatz fuͤr die aufgewendeten Koſten noch ein Ueberſchuß in Ausſicht ſtehen. Im Allgemeinen muß dieſer natuͤrlich um ſo groͤßer ſein, je geringer die Wahrſcheinlichkeit iſt, mit einer Unternehmung einen guͤnſtigen Erfolg zu erzielen; hieraus darf man aber nicht folgern, daß der in Ausſicht ſtehende Gewinn immer im genauen Verhaͤltniſſe zur gelaufenen Gefahr ſtehen, oder, was daſſelbe waͤre, daß die Summe der in Unternehmun- gen gleicher Art gemachten Gewinne und die der in denſelben erlittenen Verluſte ſich gegenſeitig immer ausgleichen muͤſſe; viel- mehr ereignet es ſich oft, daß der Gewinn der gluͤcklichen Unter- nehmer den Verluſt der ungluͤcklichen nicht erreicht; ebenſo kann aber auch der umgekehrte Fall eintreten, daß mehr gewonnen

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/177>, abgerufen am 29.03.2024.