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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Vorrede.
Mittel erwehlt und der Natur gefolgt/ die gerne
re Geschöpffe ans Tagelicht bringt/ und wie A-
pelles
seine Bilder vor aller Augen stellet/ indem/ da
Lycurgus die Balsam-Krämer aus Sparta verwiesen/
ich allen Anstrich der Falschheit und Heucheley längst
verdammt/ und davor meinem Nechsten auffrichtig zu
dienen/ mich verpflichtet; Daher hoff ich/ so du mein
Freund und der Poesi Liebhaber bist/ es werde dir mei-
ne Unmusse zu deiner beliebigen Musse und kurtzen Wei-
le dienen.

Der am Nil 3. Ellen hoch wachsende Pappier-Baum/
möchte wohl ein rechter Gold- und Königlicher Wirth-
schafft-Baum heissen/ so dem Indianischen Wunder-
Baume Magnei in Neu Gallizien nichts nach giebet/ der
reicht aus seinen Blumen den Menschen und Bildern-
Kräntze/ die Wurtzel zierliche Geschirre/ das Holtz
Schiffe/ die Rinde Segel/ Decken/ Teppichte/ Klei-
der und Seide/ die Blätter Schreib-Pappier/ und die-
ser Baum verdienet/ daß er dem Apollo und Musen ge-
wiedmet wurde. Dieser Helicon bleibt Niemand andern
als den Musen zugeeignet/ und wird gleich den Hispa-
ni
schen Mandelbaume/ mehr Früchte als Blätter be-
gierigen Freunden zeigen/ und da sie gleich auf diesen
Berg zu steigen/ Schweiß und Mühe zu Weg-Weisern
antreffen/ so finden sie doch wie Hercules oben die Ehre
zum Lohne/ als die Erndte aller Bemühung. Macht
daß in dem Heiligthum des Clarischen Apollo das aus
seiner Höle getrunckene Wasser/ auch die ungelehrten
Priester so geschickt/ daß sie in gebundner Rede aufs zier-
lichste weissagen/ so wird dieser Poetische Musen-Berg

es
)( 3

Vorrede.
Mittel erwehlt und der Natur gefolgt/ die gerne
re Geſchoͤpffe ans Tagelicht bringt/ und wie A-
pelles
ſeine Bilder vor aller Augen ſtellet/ indem/ da
Lycurgus die Balſam-Kraͤmer aus Sparta verwieſen/
ich allen Anſtrich der Falſchheit und Heucheley laͤngſt
verdammt/ und davor meinem Nechſten auffrichtig zu
dienen/ mich verpflichtet; Daher hoff ich/ ſo du mein
Freund und der Poeſi Liebhaber biſt/ es werde dir mei-
ne Unmuſſe zu deiner beliebigen Muſſe und kurtzen Wei-
le dienen.

Der am Nil 3. Ellen hoch wachſende Pappier-Baum/
moͤchte wohl ein rechter Gold- und Koͤniglicher Wirth-
ſchafft-Baum heiſſen/ ſo dem Indianiſchen Wunder-
Baume Magnei in Neu Gallizien nichts nach giebet/ der
reicht aus ſeinen Blumen den Menſchen und Bildern-
Kraͤntze/ die Wurtzel zierliche Geſchirre/ das Holtz
Schiffe/ die Rinde Segel/ Decken/ Teppichte/ Klei-
der und Seide/ die Blaͤtter Schreib-Pappier/ und die-
ſer Baum verdienet/ daß er dem Apollo und Muſen ge-
wiedmet wurde. Dieſer Helicon bleibt Niemand andern
als den Muſen zugeeignet/ und wird gleich den Hiſpa-
ni
ſchen Mandelbaume/ mehr Fruͤchte als Blaͤtter be-
gierigen Freunden zeigen/ und da ſie gleich auf dieſen
Berg zu ſteigen/ Schweiß und Muͤhe zu Weg-Weiſern
antreffen/ ſo finden ſie doch wie Hercules oben die Ehre
zum Lohne/ als die Erndte aller Bemuͤhung. Macht
daß in dem Heiligthum des Clariſchen Apollo das aus
ſeiner Hoͤle getrunckene Waſſer/ auch die ungelehrten
Prieſter ſo geſchickt/ daß ſie in gebundner Rede aufs zier-
lichſte weiſſagen/ ſo wird dieſer Poetiſche Muſen-Berg

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[0009] Vorrede. Mittel erwehlt und der Natur gefolgt/ die gerne re Geſchoͤpffe ans Tagelicht bringt/ und wie A- pelles ſeine Bilder vor aller Augen ſtellet/ indem/ da Lycurgus die Balſam-Kraͤmer aus Sparta verwieſen/ ich allen Anſtrich der Falſchheit und Heucheley laͤngſt verdammt/ und davor meinem Nechſten auffrichtig zu dienen/ mich verpflichtet; Daher hoff ich/ ſo du mein Freund und der Poeſi Liebhaber biſt/ es werde dir mei- ne Unmuſſe zu deiner beliebigen Muſſe und kurtzen Wei- le dienen. Der am Nil 3. Ellen hoch wachſende Pappier-Baum/ moͤchte wohl ein rechter Gold- und Koͤniglicher Wirth- ſchafft-Baum heiſſen/ ſo dem Indianiſchen Wunder- Baume Magnei in Neu Gallizien nichts nach giebet/ der reicht aus ſeinen Blumen den Menſchen und Bildern- Kraͤntze/ die Wurtzel zierliche Geſchirre/ das Holtz Schiffe/ die Rinde Segel/ Decken/ Teppichte/ Klei- der und Seide/ die Blaͤtter Schreib-Pappier/ und die- ſer Baum verdienet/ daß er dem Apollo und Muſen ge- wiedmet wurde. Dieſer Helicon bleibt Niemand andern als den Muſen zugeeignet/ und wird gleich den Hiſpa- niſchen Mandelbaume/ mehr Fruͤchte als Blaͤtter be- gierigen Freunden zeigen/ und da ſie gleich auf dieſen Berg zu ſteigen/ Schweiß und Muͤhe zu Weg-Weiſern antreffen/ ſo finden ſie doch wie Hercules oben die Ehre zum Lohne/ als die Erndte aller Bemuͤhung. Macht daß in dem Heiligthum des Clariſchen Apollo das aus ſeiner Hoͤle getrunckene Waſſer/ auch die ungelehrten Prieſter ſo geſchickt/ daß ſie in gebundner Rede aufs zier- lichſte weiſſagen/ ſo wird dieſer Poetiſche Muſen-Berg es )( 3

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/9>, abgerufen am 29.03.2024.