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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Vorrede.
ri Observationes und Regeln in der Poesie zu-
geworffen/ es vor Sünde gehalten/ solche in eine
Cymbrische Nacht zu verstecken/ und allein vor
mein Wissen zubehalten/ wie ins gemein einige
die Art an sich haben/ daß sie ihre Kunst wie die
Egyptische See-Blume ihre Blätter für andern
Sternen/ ausser der mit ihr vertrauten Sonnen zu-
sammen hüllen und unter das Wasser verstecken/
daß sie niemand sehe/ oder wie die Römer den Altar
ihres Raths Gottes Census unter die Erde ver-
bergen. Andere gleichen der Art desjenigen Meer-
Fisches/ welcher/ umb nicht gefangen zu werden/
das Wasser mit einer von sich gelassenen Farbe
schwärtzt. Also diese ihre Lehre mit Fleiß verdun-
ckeln/ daß sie Niemand verstehe/ welche Weißheit
dem Pech-Feuer gleiche kommt/ welches mehr
Rauch als Licht hat/ und mehr schwärtzet als er-
leuchtet. Noch einige kommen gleich den Spani-
schen Feigen-Bäumen/ die zwar mit großen Blät-
tern prangen/ und ein Ansehen machen/ aber ei-
ne kleine Frucht tragen/ und die haben eben so viel
Geruch und Krafft/ als die Kayser-Krone/ sie zeigen
wohl Anfangs einen grossen Wallfisch-Kopff/ en-
den sich aber mit dem kleinen Schwantze/ das ist/ ha-
ben schlechten Nachdruck oder verschwinden gar
wie Wasserblasen von Seyffe; Ihre Worte sind
lauter Ducaten und Pistoletten/ aber sie bestehen in
schlechten Manavedis. Ich hingegen habe das

Mit-

Vorrede.
ri Obſervationes und Regeln in der Poeſie zu-
geworffen/ es vor Suͤnde gehalten/ ſolche in eine
Cymbriſche Nacht zu verſtecken/ und allein vor
mein Wiſſen zubehalten/ wie ins gemein einige
die Art an ſich haben/ daß ſie ihre Kunſt wie die
Egyptiſche See-Blume ihre Blaͤtter fuͤr andern
Sternẽ/ auſſer der mit ihr vertrauten Sonnen zu-
ſammen huͤllen und unter das Waſſer verſtecken/
daß ſie niemand ſehe/ oder wie die Roͤmer den Altar
ihres Raths Gottes Cenſus unter die Erde ver-
bergen. Andere gleichen der Art desjenigen Meer-
Fiſches/ welcher/ umb nicht gefangen zu werden/
das Waſſer mit einer von ſich gelaſſenen Farbe
ſchwaͤrtzt. Alſo dieſe ihre Lehre mit Fleiß verdun-
ckeln/ daß ſie Niemand verſtehe/ welche Weißheit
dem Pech-Feuer gleiche kommt/ welches mehr
Rauch als Licht hat/ und mehr ſchwaͤrtzet als er-
leuchtet. Noch einige kom̃en gleich den Spani-
ſchen Feigen-Baͤumen/ die zwar mit großen Blaͤt-
tern prangen/ und ein Anſehen machen/ aber ei-
ne kleine Frucht tragen/ und die haben eben ſo viel
Geruch und Krafft/ als die Kayſer-Krone/ ſie zeigen
wohl Anfangs einen groſſen Wallfiſch-Kopff/ en-
den ſich aber mit dem kleinen Schwantze/ das iſt/ ha-
ben ſchlechten Nachdruck oder verſchwinden gar
wie Waſſerblaſen von Seyffe; Ihre Worte ſind
lauter Ducaten und Piſtoletten/ aber ſie beſtehen in
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[0008] Vorrede. ri Obſervationes und Regeln in der Poeſie zu- geworffen/ es vor Suͤnde gehalten/ ſolche in eine Cymbriſche Nacht zu verſtecken/ und allein vor mein Wiſſen zubehalten/ wie ins gemein einige die Art an ſich haben/ daß ſie ihre Kunſt wie die Egyptiſche See-Blume ihre Blaͤtter fuͤr andern Sternẽ/ auſſer der mit ihr vertrauten Sonnen zu- ſammen huͤllen und unter das Waſſer verſtecken/ daß ſie niemand ſehe/ oder wie die Roͤmer den Altar ihres Raths Gottes Cenſus unter die Erde ver- bergen. Andere gleichen der Art desjenigen Meer- Fiſches/ welcher/ umb nicht gefangen zu werden/ das Waſſer mit einer von ſich gelaſſenen Farbe ſchwaͤrtzt. Alſo dieſe ihre Lehre mit Fleiß verdun- ckeln/ daß ſie Niemand verſtehe/ welche Weißheit dem Pech-Feuer gleiche kommt/ welches mehr Rauch als Licht hat/ und mehr ſchwaͤrtzet als er- leuchtet. Noch einige kom̃en gleich den Spani- ſchen Feigen-Baͤumen/ die zwar mit großen Blaͤt- tern prangen/ und ein Anſehen machen/ aber ei- ne kleine Frucht tragen/ und die haben eben ſo viel Geruch und Krafft/ als die Kayſer-Krone/ ſie zeigen wohl Anfangs einen groſſen Wallfiſch-Kopff/ en- den ſich aber mit dem kleinen Schwantze/ das iſt/ ha- ben ſchlechten Nachdruck oder verſchwinden gar wie Waſſerblaſen von Seyffe; Ihre Worte ſind lauter Ducaten und Piſtoletten/ aber ſie beſtehen in ſchlechten Manavedis. Ich hingegen habe das Mit-

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/8>, abgerufen am 29.03.2024.