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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Vorrede.
sie davor halten/ daß darin die gröste Kunst/ Weiß-
heit und Geschickligkeit bestehe. So du demnach wehr-
ther Gönner
/ nicht gleich seyn wirst/ dem Bilde der Pel-
lenensi
schen Diana, die ihr Gesichte von jederman ab-
wandte/ oder den sauren Holtzäpffeln/ die mehr den Mund
zusammen ziehen/ als sättigen/ so versichre ich/ es soll dei-
nen Appetit dieser Helicon besser contentiren/ als die
Peruanischen Goldgebürge geitzigen Augen: Wie mich
dann das Vergnügen albereit erfreuet/ daß der Author
des wohl informirten Poetens und andere/ sich so wohl
meines Palm-Baumes/ Madrigallen und anderer Sa-
chen von meiner Arbeit zu Mustern und Exempeln be-
dient haben/ damit sie ihre Bücher/ wie die Sybariter ihre
Schüsseln mit Blumen bestreueten.

Und weil ich mit Gottes-Hülffe es so glücklich albe-
reit practicirt, daß einige Liebhaber nach diesen praece-
ptis
in einem Monate dahin sind gebracht worden/ daß
sie ein Carmen zu schreibengeschickt sich haben erwie-
sen/ so versichre nachmahls jeden/ der sich dieses Musen-
Berges wird bedienen/ daß er ein gleiches Antheil da-
von haben soll. Ich begehre keinen Ruhm noch Danck
davor/ als geneigter Leser deine Gunst. Solte aber
ein und anderm sein Tantalischer Durst bey dieser Qvel-
le nicht gestillt werden/ daß er darüber nach Art der Af-
fen die Zähne blecket/ und mit Bileams Last-Träger hö-
nisch zu Reden anfängt/ der glaube das mir sein Thun
weniger schadet/ als der Nelcken der Geiffer der Schne-
cken/ und werde dadurch nicht gleich werden den Satyri-
cis,
die sich nicht zämen können/ sondern wann man sie
ins Wasser wirfft/ zu Fröschen werden/ wirfft man sie in

die

Vorrede.
ſie davor halten/ daß darin die groͤſte Kunſt/ Weiß-
heit und Geſchickligkeit beſtehe. So du demnach wehr-
ther Goͤnner
/ nicht gleich ſeyn wirſt/ dem Bilde der Pel-
lenenſi
ſchen Diana, die ihr Geſichte von jederman ab-
wandte/ oder den ſaurẽ Holtzaͤpffeln/ die mehr den Mund
zuſammen ziehen/ als ſaͤttigen/ ſo verſichre ich/ es ſoll dei-
nen Appetit dieſer Helicon beſſer contentiren/ als die
Peruaniſchen Goldgebuͤrge geitzigen Augen: Wie mich
dann das Vergnuͤgen albereit erfreuet/ daß der Author
des wohl informirten Poetens und andere/ ſich ſo wohl
meines Palm-Baumes/ Madrigallen und anderer Sa-
chen von meiner Arbeit zu Muſtern und Exempeln be-
dient haben/ damit ſie ihre Buͤcher/ wie die Sybariter ihre
Schuͤſſeln mit Blumen beſtreueten.

Und weil ich mit Gottes-Huͤlffe es ſo gluͤcklich albe-
reit practicirt, daß einige Liebhaber nach dieſen præce-
ptis
in einem Monate dahin ſind gebracht worden/ daß
ſie ein Carmen zu ſchreibengeſchickt ſich haben erwie-
ſen/ ſo verſichre nachmahls jeden/ der ſich dieſes Muſen-
Berges wird bedienen/ daß er ein gleiches Antheil da-
von haben ſoll. Ich begehre keinen Ruhm noch Danck
davor/ als geneigter Leſer deine Gunſt. Solte aber
ein und anderm ſein Tantaliſcher Durſt bey dieſer Qvel-
le nicht geſtillt werden/ daß er daruͤber nach Art der Af-
fen die Zaͤhne blecket/ und mit Bileams Laſt-Traͤger hoͤ-
niſch zu Reden anfaͤngt/ der glaube das mir ſein Thun
weniger ſchadet/ als der Nelcken der Geiffer der Schne-
cken/ und werde dadurch nicht gleich werden den Satyri-
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[0011] Vorrede. ſie davor halten/ daß darin die groͤſte Kunſt/ Weiß- heit und Geſchickligkeit beſtehe. So du demnach wehr- ther Goͤnner/ nicht gleich ſeyn wirſt/ dem Bilde der Pel- lenenſiſchen Diana, die ihr Geſichte von jederman ab- wandte/ oder den ſaurẽ Holtzaͤpffeln/ die mehr den Mund zuſammen ziehen/ als ſaͤttigen/ ſo verſichre ich/ es ſoll dei- nen Appetit dieſer Helicon beſſer contentiren/ als die Peruaniſchen Goldgebuͤrge geitzigen Augen: Wie mich dann das Vergnuͤgen albereit erfreuet/ daß der Author des wohl informirten Poetens und andere/ ſich ſo wohl meines Palm-Baumes/ Madrigallen und anderer Sa- chen von meiner Arbeit zu Muſtern und Exempeln be- dient haben/ damit ſie ihre Buͤcher/ wie die Sybariter ihre Schuͤſſeln mit Blumen beſtreueten. Und weil ich mit Gottes-Huͤlffe es ſo gluͤcklich albe- reit practicirt, daß einige Liebhaber nach dieſen præce- ptis in einem Monate dahin ſind gebracht worden/ daß ſie ein Carmen zu ſchreibengeſchickt ſich haben erwie- ſen/ ſo verſichre nachmahls jeden/ der ſich dieſes Muſen- Berges wird bedienen/ daß er ein gleiches Antheil da- von haben ſoll. Ich begehre keinen Ruhm noch Danck davor/ als geneigter Leſer deine Gunſt. Solte aber ein und anderm ſein Tantaliſcher Durſt bey dieſer Qvel- le nicht geſtillt werden/ daß er daruͤber nach Art der Af- fen die Zaͤhne blecket/ und mit Bileams Laſt-Traͤger hoͤ- niſch zu Reden anfaͤngt/ der glaube das mir ſein Thun weniger ſchadet/ als der Nelcken der Geiffer der Schne- cken/ und werde dadurch nicht gleich werden den Satyri- cis, die ſich nicht zaͤmen koͤnnen/ ſondern wann man ſie ins Waſſer wirfft/ zu Froͤſchen werden/ wirfft man ſie in die

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/11>, abgerufen am 25.04.2024.