Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich läugne nicht, daß mit manchem Blitz ein
Stromwasser auf die Erde gerissen werden könne; da
man Erfahrungen genug hat, daß eine Wolke gemei-
niglich zu regnen anfängt, so bald ein starker Blitz und
Donner in ihr entstehet. Die Bewegung die durch
den Blitz in der Wolke verursachet wird, macht; daß
die Dünste zusammen stosen, schwerer werden und in
Regentropfen herabfallen. Ein Freund erzählte mir
auch, daß er nicht mehr als etliche 20. Schritte von
ihm entfernet, einen Blitz in einen Fluß habe schlagen
sehen, welcher das völlige Ansehen gehabt, als ob er
in einer dicken Wassersäule herabgefahren sey. Doch
dieses sey wie ihm wolle. Auf gegenwärtigen Fall
läßt sichs nicht anwenden. Ein Blitz der durch eine
so enge Oefnung, die man öfters kaum bemerken kan,
in ein Gebäude schlägt, und darinnen kreuz und queer
herumfährt; kan ohnmöglich einen Wasserstrom
an alle die Orte wo er hingehet, mit sich führen.
Beym hiesigen Wetterschlag regnete es nicht einmahl.
Daß es ein kalter Schlag gewesen seye, wird auch
niemand der gesunde Sinnen hat, glauben können; da
der geschmolzene Drath das Gegentheil zur Genüge be-
weißt.

Einige Erläuterungen hierüber können bloß electri-
sche Versuche geben. Diese lehren, daß jeder electri-
sche Funke, wenn er stark genug ist, und die Neben-
umstände, die zum Anzünden eines Körpers erfordert
werden, günstig sind, wirklich zünde, oder wenig-
stens senge. Wenn man etwas Vaumwolle an das
Ende eines dicken Draths wickelt, die Baumwolle mit
zerstoßenen Geigenharz bestreuet, und einen Funken
ans einer Leidnerflasche darauf springen läßt, so wird
die Baumwolle entzündet. Bloße Baumwolle ohne

Gei-

Ich laͤugne nicht, daß mit manchem Blitz ein
Stromwaſſer auf die Erde geriſſen werden koͤnne; da
man Erfahrungen genug hat, daß eine Wolke gemei-
niglich zu regnen anfaͤngt, ſo bald ein ſtarker Blitz und
Donner in ihr entſtehet. Die Bewegung die durch
den Blitz in der Wolke verurſachet wird, macht; daß
die Duͤnſte zuſammen ſtoſen, ſchwerer werden und in
Regentropfen herabfallen. Ein Freund erzaͤhlte mir
auch, daß er nicht mehr als etliche 20. Schritte von
ihm entfernet, einen Blitz in einen Fluß habe ſchlagen
ſehen, welcher das voͤllige Anſehen gehabt, als ob er
in einer dicken Waſſerſaͤule herabgefahren ſey. Doch
dieſes ſey wie ihm wolle. Auf gegenwaͤrtigen Fall
laͤßt ſichs nicht anwenden. Ein Blitz der durch eine
ſo enge Oefnung, die man oͤfters kaum bemerken kan,
in ein Gebaͤude ſchlaͤgt, und darinnen kreuz und queer
herumfaͤhrt; kan ohnmoͤglich einen Waſſerſtrom
an alle die Orte wo er hingehet, mit ſich fuͤhren.
Beym hieſigen Wetterſchlag regnete es nicht einmahl.
Daß es ein kalter Schlag geweſen ſeye, wird auch
niemand der geſunde Sinnen hat, glauben koͤnnen; da
der geſchmolzene Drath das Gegentheil zur Genuͤge be-
weißt.

Einige Erlaͤuterungen hieruͤber koͤnnen bloß electri-
ſche Verſuche geben. Dieſe lehren, daß jeder electri-
ſche Funke, wenn er ſtark genug iſt, und die Neben-
umſtaͤnde, die zum Anzuͤnden eines Koͤrpers erfordert
werden, guͤnſtig ſind, wirklich zuͤnde, oder wenig-
ſtens ſenge. Wenn man etwas Vaumwolle an das
Ende eines dicken Draths wickelt, die Baumwolle mit
zerſtoßenen Geigenharz beſtreuet, und einen Funken
ans einer Leidnerflaſche darauf ſpringen laͤßt, ſo wird
die Baumwolle entzuͤndet. Bloße Baumwolle ohne

Gei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0066" n="50"/>
          <p>Ich la&#x0364;ugne nicht, daß mit manchem Blitz ein<lb/>
Stromwa&#x017F;&#x017F;er auf die Erde geri&#x017F;&#x017F;en werden ko&#x0364;nne; da<lb/>
man Erfahrungen genug hat, daß eine Wolke gemei-<lb/>
niglich zu regnen anfa&#x0364;ngt, &#x017F;o bald ein &#x017F;tarker Blitz und<lb/>
Donner in ihr ent&#x017F;tehet. Die Bewegung die durch<lb/>
den Blitz in der Wolke verur&#x017F;achet wird, macht; daß<lb/>
die Du&#x0364;n&#x017F;te zu&#x017F;ammen &#x017F;to&#x017F;en, &#x017F;chwerer werden und in<lb/>
Regentropfen herabfallen. Ein Freund erza&#x0364;hlte mir<lb/>
auch, daß er nicht mehr als etliche 20. <choice><sic>Schrittte</sic><corr>Schritte</corr></choice> von<lb/>
ihm entfernet, einen Blitz in einen Fluß habe &#x017F;chlagen<lb/>
&#x017F;ehen, welcher das vo&#x0364;llige An&#x017F;ehen gehabt, als ob er<lb/>
in einer dicken Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;a&#x0364;ule herabgefahren &#x017F;ey. Doch<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;ey wie ihm wolle. Auf gegenwa&#x0364;rtigen Fall<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ichs nicht anwenden. Ein Blitz der durch eine<lb/>
&#x017F;o enge Oefnung, die man o&#x0364;fters kaum bemerken kan,<lb/>
in ein Geba&#x0364;ude &#x017F;chla&#x0364;gt, und darinnen kreuz und queer<lb/>
herumfa&#x0364;hrt; kan ohnmo&#x0364;glich einen <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;trom</hi><lb/>
an alle die Orte wo er hingehet, mit &#x017F;ich fu&#x0364;hren.<lb/>
Beym hie&#x017F;igen Wetter&#x017F;chlag regnete es nicht einmahl.<lb/>
Daß es ein <hi rendition="#fr">kalter Schlag</hi> gewe&#x017F;en &#x017F;eye, wird auch<lb/>
niemand der ge&#x017F;unde Sinnen hat, glauben ko&#x0364;nnen; da<lb/>
der ge&#x017F;chmolzene Drath das Gegentheil zur Genu&#x0364;ge be-<lb/>
weißt.</p><lb/>
          <p>Einige Erla&#x0364;uterungen hieru&#x0364;ber ko&#x0364;nnen bloß electri-<lb/>
&#x017F;che Ver&#x017F;uche geben. Die&#x017F;e lehren, daß jeder electri-<lb/>
&#x017F;che Funke, wenn er &#x017F;tark genug i&#x017F;t, und die Neben-<lb/>
um&#x017F;ta&#x0364;nde, die zum Anzu&#x0364;nden eines Ko&#x0364;rpers erfordert<lb/>
werden, gu&#x0364;n&#x017F;tig &#x017F;ind, wirklich zu&#x0364;nde, oder wenig-<lb/>
&#x017F;tens &#x017F;enge. Wenn man etwas Vaumwolle an das<lb/>
Ende eines dicken Draths wickelt, die Baumwolle mit<lb/>
zer&#x017F;toßenen Geigenharz be&#x017F;treuet, und einen Funken<lb/>
ans einer Leidnerfla&#x017F;che darauf &#x017F;pringen la&#x0364;ßt, &#x017F;o wird<lb/>
die Baumwolle entzu&#x0364;ndet. Bloße Baumwolle ohne<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0066] Ich laͤugne nicht, daß mit manchem Blitz ein Stromwaſſer auf die Erde geriſſen werden koͤnne; da man Erfahrungen genug hat, daß eine Wolke gemei- niglich zu regnen anfaͤngt, ſo bald ein ſtarker Blitz und Donner in ihr entſtehet. Die Bewegung die durch den Blitz in der Wolke verurſachet wird, macht; daß die Duͤnſte zuſammen ſtoſen, ſchwerer werden und in Regentropfen herabfallen. Ein Freund erzaͤhlte mir auch, daß er nicht mehr als etliche 20. Schritte von ihm entfernet, einen Blitz in einen Fluß habe ſchlagen ſehen, welcher das voͤllige Anſehen gehabt, als ob er in einer dicken Waſſerſaͤule herabgefahren ſey. Doch dieſes ſey wie ihm wolle. Auf gegenwaͤrtigen Fall laͤßt ſichs nicht anwenden. Ein Blitz der durch eine ſo enge Oefnung, die man oͤfters kaum bemerken kan, in ein Gebaͤude ſchlaͤgt, und darinnen kreuz und queer herumfaͤhrt; kan ohnmoͤglich einen Waſſerſtrom an alle die Orte wo er hingehet, mit ſich fuͤhren. Beym hieſigen Wetterſchlag regnete es nicht einmahl. Daß es ein kalter Schlag geweſen ſeye, wird auch niemand der geſunde Sinnen hat, glauben koͤnnen; da der geſchmolzene Drath das Gegentheil zur Genuͤge be- weißt. Einige Erlaͤuterungen hieruͤber koͤnnen bloß electri- ſche Verſuche geben. Dieſe lehren, daß jeder electri- ſche Funke, wenn er ſtark genug iſt, und die Neben- umſtaͤnde, die zum Anzuͤnden eines Koͤrpers erfordert werden, guͤnſtig ſind, wirklich zuͤnde, oder wenig- ſtens ſenge. Wenn man etwas Vaumwolle an das Ende eines dicken Draths wickelt, die Baumwolle mit zerſtoßenen Geigenharz beſtreuet, und einen Funken ans einer Leidnerflaſche darauf ſpringen laͤßt, ſo wird die Baumwolle entzuͤndet. Bloße Baumwolle ohne Gei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/66
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/66>, abgerufen am 28.03.2024.