Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

dabey befanden, eine ungewöhnliche Beängstigung
und Beklämmung; um sich herum aber Etwas, das
einem warmen Windchen oder vielmehr Dunst ähnlich
war, verspürten. Ohne Zweifel würde dieses Phäno-
men öfters schon wahrgenommen worden seyn, wenn
die Menschen denen es begegnete, aufmerksamer gewe-
sen wären. Vieleicht ist auch eine Persohn empfind-
samer als die andere. Genug! es geschahe schon
öfters, und daß diese Erscheinung nicht blose Wür-
kung der Furcht gewesen, erhellet daraus; weil würk-
lich ein Blitz schnell darauf erfolgte. Man weiß schon
viele Beyspiele, daß Persohnen die zur Zeit eines
Wetters unter einem Baum stunden, auf einmahl
eine grose Bangigkeit empfanden, nicht mehr unter dem
Baum bleiben konnten, kaum aber sich davon entfer-
neten als der Blitz sogleich hinter ihnen herabfuhr.
Das nehmliche geschahe auch erst vor wenigen Tagen,
nehmlich den 24. August, da vier Stunden von hier,
der Blitz in den Kirchenthurm und die Kirche zu Hech-
lingen, während dem Gottesdienst einschlug. Einige
Persohnen die theils von dem Blitz getroffen wurden,
theils wenigstens nahe an dem Ort waren, wo der
Blitz hinfuhr; hatten kurz zuvor ehe der Blitz erfolg-
te, eine heftige Beängstigung. Man hält eine der-
gleichen Ereignüß, für eine göttliche Ahndung. Sie
hat aber einen natürlichen Grunde. Wenn eine Wet-
terwolke an einen Ort einschlagen soll; so muß sie so
nahe kommen, daß der Blitz mit seinem Sprung den
Erdboden, oder den Baum, oder das Gebäude errei-
chen kann. Ehe aber die Wolke so nahe kommt,
strömt sie schon von Ferne unsichtbar und stillscheigend
Feuer an den Ort hin, an welchen hernach der Blitz
schlägt. Folglich kann ein Mensch zuvor schon, ehe

der

dabey befanden, eine ungewoͤhnliche Beaͤngſtigung
und Beklaͤmmung; um ſich herum aber Etwas, das
einem warmen Windchen oder vielmehr Dunſt aͤhnlich
war, verſpuͤrten. Ohne Zweifel wuͤrde dieſes Phaͤno-
men oͤfters ſchon wahrgenommen worden ſeyn, wenn
die Menſchen denen es begegnete, aufmerkſamer gewe-
ſen waͤren. Vieleicht iſt auch eine Perſohn empfind-
ſamer als die andere. Genug! es geſchahe ſchon
oͤfters, und daß dieſe Erſcheinung nicht bloſe Wuͤr-
kung der Furcht geweſen, erhellet daraus; weil wuͤrk-
lich ein Blitz ſchnell darauf erfolgte. Man weiß ſchon
viele Beyſpiele, daß Perſohnen die zur Zeit eines
Wetters unter einem Baum ſtunden, auf einmahl
eine groſe Bangigkeit empfanden, nicht mehr unter dem
Baum bleiben konnten, kaum aber ſich davon entfer-
neten als der Blitz ſogleich hinter ihnen herabfuhr.
Das nehmliche geſchahe auch erſt vor wenigen Tagen,
nehmlich den 24. Auguſt, da vier Stunden von hier,
der Blitz in den Kirchenthurm und die Kirche zu Hech-
lingen, waͤhrend dem Gottesdienſt einſchlug. Einige
Perſohnen die theils von dem Blitz getroffen wurden,
theils wenigſtens nahe an dem Ort waren, wo der
Blitz hinfuhr; hatten kurz zuvor ehe der Blitz erfolg-
te, eine heftige Beaͤngſtigung. Man haͤlt eine der-
gleichen Ereignuͤß, fuͤr eine goͤttliche Ahndung. Sie
hat aber einen natuͤrlichen Grunde. Wenn eine Wet-
terwolke an einen Ort einſchlagen ſoll; ſo muß ſie ſo
nahe kommen, daß der Blitz mit ſeinem Sprung den
Erdboden, oder den Baum, oder das Gebaͤude errei-
chen kann. Ehe aber die Wolke ſo nahe kommt,
ſtroͤmt ſie ſchon von Ferne unſichtbar und ſtillſcheigend
Feuer an den Ort hin, an welchen hernach der Blitz
ſchlaͤgt. Folglich kann ein Menſch zuvor ſchon, ehe

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0160" n="144"/>
dabey befanden, eine ungewo&#x0364;hnliche Bea&#x0364;ng&#x017F;tigung<lb/>
und Bekla&#x0364;mmung; um &#x017F;ich herum aber Etwas, das<lb/>
einem warmen Windchen oder vielmehr Dun&#x017F;t a&#x0364;hnlich<lb/>
war, ver&#x017F;pu&#x0364;rten. Ohne Zweifel wu&#x0364;rde die&#x017F;es Pha&#x0364;no-<lb/>
men o&#x0364;fters &#x017F;chon wahrgenommen worden &#x017F;eyn, wenn<lb/>
die Men&#x017F;chen denen es begegnete, aufmerk&#x017F;amer gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;ren. Vieleicht i&#x017F;t auch eine Per&#x017F;ohn empfind-<lb/>
&#x017F;amer als die andere. Genug! es ge&#x017F;chahe &#x017F;chon<lb/>
o&#x0364;fters, und daß die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung nicht blo&#x017F;e Wu&#x0364;r-<lb/>
kung der Furcht gewe&#x017F;en, erhellet daraus; weil wu&#x0364;rk-<lb/>
lich ein Blitz &#x017F;chnell darauf erfolgte. Man weiß &#x017F;chon<lb/>
viele Bey&#x017F;piele, daß Per&#x017F;ohnen die zur Zeit eines<lb/>
Wetters unter einem Baum &#x017F;tunden, auf einmahl<lb/>
eine gro&#x017F;e Bangigkeit empfanden, nicht mehr unter dem<lb/>
Baum bleiben konnten, kaum aber &#x017F;ich davon entfer-<lb/>
neten als der Blitz &#x017F;ogleich hinter ihnen herabfuhr.<lb/>
Das nehmliche ge&#x017F;chahe auch er&#x017F;t vor wenigen Tagen,<lb/>
nehmlich den 24. Augu&#x017F;t, da vier Stunden von hier,<lb/>
der Blitz in den Kirchenthurm und die Kirche zu Hech-<lb/>
lingen, wa&#x0364;hrend dem Gottesdien&#x017F;t ein&#x017F;chlug. Einige<lb/>
Per&#x017F;ohnen die theils von dem Blitz getroffen wurden,<lb/>
theils wenig&#x017F;tens nahe an dem Ort waren, wo der<lb/>
Blitz hinfuhr; hatten kurz zuvor ehe der Blitz erfolg-<lb/>
te, eine heftige Bea&#x0364;ng&#x017F;tigung. Man ha&#x0364;lt eine der-<lb/>
gleichen Ereignu&#x0364;ß, fu&#x0364;r eine go&#x0364;ttliche Ahndung. Sie<lb/>
hat aber einen natu&#x0364;rlichen Grunde. Wenn eine Wet-<lb/>
terwolke an einen Ort ein&#x017F;chlagen &#x017F;oll; &#x017F;o muß &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
nahe kommen, daß der Blitz mit &#x017F;einem Sprung den<lb/>
Erdboden, oder den Baum, oder das Geba&#x0364;ude errei-<lb/>
chen kann. Ehe aber die Wolke &#x017F;o nahe kommt,<lb/>
&#x017F;tro&#x0364;mt &#x017F;ie &#x017F;chon von Ferne un&#x017F;ichtbar und &#x017F;till&#x017F;cheigend<lb/>
Feuer an den Ort hin, an welchen hernach der Blitz<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt. Folglich kann ein Men&#x017F;ch zuvor &#x017F;chon, ehe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0160] dabey befanden, eine ungewoͤhnliche Beaͤngſtigung und Beklaͤmmung; um ſich herum aber Etwas, das einem warmen Windchen oder vielmehr Dunſt aͤhnlich war, verſpuͤrten. Ohne Zweifel wuͤrde dieſes Phaͤno- men oͤfters ſchon wahrgenommen worden ſeyn, wenn die Menſchen denen es begegnete, aufmerkſamer gewe- ſen waͤren. Vieleicht iſt auch eine Perſohn empfind- ſamer als die andere. Genug! es geſchahe ſchon oͤfters, und daß dieſe Erſcheinung nicht bloſe Wuͤr- kung der Furcht geweſen, erhellet daraus; weil wuͤrk- lich ein Blitz ſchnell darauf erfolgte. Man weiß ſchon viele Beyſpiele, daß Perſohnen die zur Zeit eines Wetters unter einem Baum ſtunden, auf einmahl eine groſe Bangigkeit empfanden, nicht mehr unter dem Baum bleiben konnten, kaum aber ſich davon entfer- neten als der Blitz ſogleich hinter ihnen herabfuhr. Das nehmliche geſchahe auch erſt vor wenigen Tagen, nehmlich den 24. Auguſt, da vier Stunden von hier, der Blitz in den Kirchenthurm und die Kirche zu Hech- lingen, waͤhrend dem Gottesdienſt einſchlug. Einige Perſohnen die theils von dem Blitz getroffen wurden, theils wenigſtens nahe an dem Ort waren, wo der Blitz hinfuhr; hatten kurz zuvor ehe der Blitz erfolg- te, eine heftige Beaͤngſtigung. Man haͤlt eine der- gleichen Ereignuͤß, fuͤr eine goͤttliche Ahndung. Sie hat aber einen natuͤrlichen Grunde. Wenn eine Wet- terwolke an einen Ort einſchlagen ſoll; ſo muß ſie ſo nahe kommen, daß der Blitz mit ſeinem Sprung den Erdboden, oder den Baum, oder das Gebaͤude errei- chen kann. Ehe aber die Wolke ſo nahe kommt, ſtroͤmt ſie ſchon von Ferne unſichtbar und ſtillſcheigend Feuer an den Ort hin, an welchen hernach der Blitz ſchlaͤgt. Folglich kann ein Menſch zuvor ſchon, ehe der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/160
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/160>, abgerufen am 25.04.2024.