Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

schen also, und auf solche Unternehmungen, wie es
seiner Absicht gemäß ist. Es ist dieses nicht eine blose
Meynung, sondern in der That gegründet. Die
göttliche Offenbahrung lehrt uns, daß Gott den Men-
schen das Herz lenke; und tausend Erfahrung bestät-
tigen es täglich. Wer nur ein wenig auf die göttli-
che Regierung in der Welt achten will, wird finden;
daß der Mensch öfters einen heftigen Trieb, Lust und
Zuneigung in sich findet, eines oder das andere zu un-
ternehmen; oder daß er zu einer andern Sache, die
ihm sogar bisweilen zuvor angenehm war, oder wozu
er durch verschiedene Beweggründe aufgemundert zu
werden scheint, träg, nachläßig und verdrossen ist,
und sie unterläßt. Bisweilen kann der Mensch selbst,
bald oder spät einsehen, welche Vortheile es ihm ge-
bracht hat, daß er eine Sache muthig unternommen,
hingegen eine andere vernachläßiget oder unterlassen
hat. Da er nun in sich selbst keinen hinlänglichen
Grund findet, warum er also gehandelt hat; so kann
nichts anders geschlossen werden, als daß er durch die
göttliche Regierung auf dergleichen Gesinnungen ge-
leitet worden. Man könnte dieses noch durch mehre-
re Beyspiele zeigen; und zwar wie mancher Mensch
öfters etwas als eine ihm gleichgültig scheinende Sache
unterläßt oder thut, welches dann andern zu großem
Vortheil gereicht. Oder wie ein Mensch auf eine zu-
fällig scheinende Weise mit dem andern bekannt wird,
und durch diesen sein Glück findet: oder auch, wie
durch allerley Ereignisse, Menschen, die zuvor einan-
der gehäßig wenigstens gleichgültig waren, einander
günstig werden, und dann einer des andern Glück be-
fördert u. d. g.

Will
J 4

ſchen alſo, und auf ſolche Unternehmungen, wie es
ſeiner Abſicht gemaͤß iſt. Es iſt dieſes nicht eine bloſe
Meynung, ſondern in der That gegruͤndet. Die
goͤttliche Offenbahrung lehrt uns, daß Gott den Men-
ſchen das Herz lenke; und tauſend Erfahrung beſtaͤt-
tigen es taͤglich. Wer nur ein wenig auf die goͤttli-
che Regierung in der Welt achten will, wird finden;
daß der Menſch oͤfters einen heftigen Trieb, Luſt und
Zuneigung in ſich findet, eines oder das andere zu un-
ternehmen; oder daß er zu einer andern Sache, die
ihm ſogar bisweilen zuvor angenehm war, oder wozu
er durch verſchiedene Beweggruͤnde aufgemundert zu
werden ſcheint, traͤg, nachlaͤßig und verdroſſen iſt,
und ſie unterlaͤßt. Bisweilen kann der Menſch ſelbſt,
bald oder ſpaͤt einſehen, welche Vortheile es ihm ge-
bracht hat, daß er eine Sache muthig unternommen,
hingegen eine andere vernachlaͤßiget oder unterlaſſen
hat. Da er nun in ſich ſelbſt keinen hinlaͤnglichen
Grund findet, warum er alſo gehandelt hat; ſo kann
nichts anders geſchloſſen werden, als daß er durch die
goͤttliche Regierung auf dergleichen Geſinnungen ge-
leitet worden. Man koͤnnte dieſes noch durch mehre-
re Beyſpiele zeigen; und zwar wie mancher Menſch
oͤfters etwas als eine ihm gleichguͤltig ſcheinende Sache
unterlaͤßt oder thut, welches dann andern zu großem
Vortheil gereicht. Oder wie ein Menſch auf eine zu-
faͤllig ſcheinende Weiſe mit dem andern bekannt wird,
und durch dieſen ſein Gluͤck findet: oder auch, wie
durch allerley Ereigniſſe, Menſchen, die zuvor einan-
der gehaͤßig wenigſtens gleichguͤltig waren, einander
guͤnſtig werden, und dann einer des andern Gluͤck be-
foͤrdert u. d. g.

Will
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0151" n="135"/>
&#x017F;chen al&#x017F;o, und auf &#x017F;olche Unternehmungen, wie es<lb/>
&#x017F;einer Ab&#x017F;icht gema&#x0364;ß i&#x017F;t. Es i&#x017F;t die&#x017F;es nicht eine blo&#x017F;e<lb/>
Meynung, &#x017F;ondern in der That gegru&#x0364;ndet. Die<lb/>
go&#x0364;ttliche Offenbahrung lehrt uns, daß Gott den Men-<lb/>
&#x017F;chen das Herz lenke; und tau&#x017F;end Erfahrung be&#x017F;ta&#x0364;t-<lb/>
tigen es ta&#x0364;glich. Wer nur ein wenig auf die go&#x0364;ttli-<lb/>
che Regierung in der Welt achten will, wird finden;<lb/>
daß der Men&#x017F;ch o&#x0364;fters einen heftigen Trieb, Lu&#x017F;t und<lb/>
Zuneigung in &#x017F;ich findet, eines oder das andere zu un-<lb/>
ternehmen; oder daß er zu einer andern Sache, die<lb/>
ihm &#x017F;ogar bisweilen zuvor angenehm war, oder wozu<lb/>
er durch ver&#x017F;chiedene Beweggru&#x0364;nde aufgemundert zu<lb/>
werden &#x017F;cheint, tra&#x0364;g, nachla&#x0364;ßig und verdro&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t,<lb/>
und &#x017F;ie unterla&#x0364;ßt. Bisweilen kann der Men&#x017F;ch &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
bald oder &#x017F;pa&#x0364;t ein&#x017F;ehen, welche Vortheile es ihm ge-<lb/>
bracht hat, daß er eine Sache muthig unternommen,<lb/>
hingegen eine andere vernachla&#x0364;ßiget oder unterla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hat. Da er nun in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t keinen hinla&#x0364;nglichen<lb/>
Grund findet, warum er al&#x017F;o gehandelt hat; &#x017F;o kann<lb/>
nichts anders ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden, als daß er durch die<lb/>
go&#x0364;ttliche Regierung auf dergleichen Ge&#x017F;innungen ge-<lb/>
leitet worden. Man ko&#x0364;nnte die&#x017F;es noch durch mehre-<lb/>
re Bey&#x017F;piele zeigen; und zwar wie mancher Men&#x017F;ch<lb/>
o&#x0364;fters etwas als eine ihm gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;cheinende Sache<lb/>
unterla&#x0364;ßt oder thut, welches dann andern zu großem<lb/>
Vortheil gereicht. Oder wie ein Men&#x017F;ch auf eine zu-<lb/>
fa&#x0364;llig &#x017F;cheinende Wei&#x017F;e mit dem andern bekannt wird,<lb/>
und durch die&#x017F;en &#x017F;ein Glu&#x0364;ck findet: oder auch, wie<lb/>
durch allerley Ereigni&#x017F;&#x017F;e, Men&#x017F;chen, die zuvor einan-<lb/>
der geha&#x0364;ßig wenig&#x017F;tens gleichgu&#x0364;ltig waren, einander<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tig werden, und dann einer des andern Glu&#x0364;ck be-<lb/>
fo&#x0364;rdert u. d. g.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Will</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0151] ſchen alſo, und auf ſolche Unternehmungen, wie es ſeiner Abſicht gemaͤß iſt. Es iſt dieſes nicht eine bloſe Meynung, ſondern in der That gegruͤndet. Die goͤttliche Offenbahrung lehrt uns, daß Gott den Men- ſchen das Herz lenke; und tauſend Erfahrung beſtaͤt- tigen es taͤglich. Wer nur ein wenig auf die goͤttli- che Regierung in der Welt achten will, wird finden; daß der Menſch oͤfters einen heftigen Trieb, Luſt und Zuneigung in ſich findet, eines oder das andere zu un- ternehmen; oder daß er zu einer andern Sache, die ihm ſogar bisweilen zuvor angenehm war, oder wozu er durch verſchiedene Beweggruͤnde aufgemundert zu werden ſcheint, traͤg, nachlaͤßig und verdroſſen iſt, und ſie unterlaͤßt. Bisweilen kann der Menſch ſelbſt, bald oder ſpaͤt einſehen, welche Vortheile es ihm ge- bracht hat, daß er eine Sache muthig unternommen, hingegen eine andere vernachlaͤßiget oder unterlaſſen hat. Da er nun in ſich ſelbſt keinen hinlaͤnglichen Grund findet, warum er alſo gehandelt hat; ſo kann nichts anders geſchloſſen werden, als daß er durch die goͤttliche Regierung auf dergleichen Geſinnungen ge- leitet worden. Man koͤnnte dieſes noch durch mehre- re Beyſpiele zeigen; und zwar wie mancher Menſch oͤfters etwas als eine ihm gleichguͤltig ſcheinende Sache unterlaͤßt oder thut, welches dann andern zu großem Vortheil gereicht. Oder wie ein Menſch auf eine zu- faͤllig ſcheinende Weiſe mit dem andern bekannt wird, und durch dieſen ſein Gluͤck findet: oder auch, wie durch allerley Ereigniſſe, Menſchen, die zuvor einan- der gehaͤßig wenigſtens gleichguͤltig waren, einander guͤnſtig werden, und dann einer des andern Gluͤck be- foͤrdert u. d. g. Will J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/151
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/151>, abgerufen am 20.04.2024.