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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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barkeit des Erdbodens, und allerley anderer zufällig
scheinender Begebenheiten wodurch bald glückliche bald
unglückliche Schicksaale für Länder oder wenigstens Fa-
milien und einzelne Persohnen, entstehen. Aber

Viertens. Eben so viele Veränderungen auf
der Welt, bey welchen der Schöpfer sein Oberregi-
ment beweißt, hängen von den Handlungen der leben-
digen Wesen ab. Der eine Theil derselben sind die
unvernünftigen Thiere. Diese regirt der Schöpfer
durch Naturtriebe, nach welchen sie in einer unabän-
derlichen Ordnung ihr Geschlecht fortpflanzen, ihre
Nahrung suchen und finden, ihre Wohnung bereiten,
sich Zufluchtsorte aussuchen, und in den bestimmten
Jahrszeiten von einem Land ins andere wandern. Hier
ist durchgängig nichts übernatürliches; sondern alles
gehet in der gemachten Ordnung nach den in sie ge-
legten Trieben fort.

Ganz anders verhält es sich mit den Menschen.
Diese handeln nach einer freyen Wahl; und von dieser
hängen tausend Veränderungen ab, die auf das Wohl
oder Unglück ganzer Länder, Familien, oder einzelner
Menschen den grösten Einfluß haben. Z. B. Ein gu-
ter oder böser Regent, -- ein guter oder böser Hauß-
vater, kan durch sein Betragen viele andere Menschen
glücklich oder unglücklich machen. Was thut nun hier
die göttliche Vorsehung, um alles nach ihrem Plan
und Entzweck zu regieren? Gott läßt manches, ob es
ihm gleich an und vor sich nicht wohlgefällig ist, zu,
und verhindert es nicht gewaltsam, weil er es zu ei-
nem andern vorgesetzten Endzweck hinleiten kan. Viel-
fältig aber regiert und lenket er die Gedanken der Men-

schen

barkeit des Erdbodens, und allerley anderer zufaͤllig
ſcheinender Begebenheiten wodurch bald gluͤckliche bald
ungluͤckliche Schickſaale fuͤr Laͤnder oder wenigſtens Fa-
milien und einzelne Perſohnen, entſtehen. Aber

Viertens. Eben ſo viele Veraͤnderungen auf
der Welt, bey welchen der Schoͤpfer ſein Oberregi-
ment beweißt, haͤngen von den Handlungen der leben-
digen Weſen ab. Der eine Theil derſelben ſind die
unvernuͤnftigen Thiere. Dieſe regirt der Schoͤpfer
durch Naturtriebe, nach welchen ſie in einer unabaͤn-
derlichen Ordnung ihr Geſchlecht fortpflanzen, ihre
Nahrung ſuchen und finden, ihre Wohnung bereiten,
ſich Zufluchtsorte ausſuchen, und in den beſtimmten
Jahrszeiten von einem Land ins andere wandern. Hier
iſt durchgaͤngig nichts uͤbernatuͤrliches; ſondern alles
gehet in der gemachten Ordnung nach den in ſie ge-
legten Trieben fort.

Ganz anders verhaͤlt es ſich mit den Menſchen.
Dieſe handeln nach einer freyen Wahl; und von dieſer
haͤngen tauſend Veraͤnderungen ab, die auf das Wohl
oder Ungluͤck ganzer Laͤnder, Familien, oder einzelner
Menſchen den groͤſten Einfluß haben. Z. B. Ein gu-
ter oder boͤſer Regent, — ein guter oder boͤſer Hauß-
vater, kan durch ſein Betragen viele andere Menſchen
gluͤcklich oder ungluͤcklich machen. Was thut nun hier
die goͤttliche Vorſehung, um alles nach ihrem Plan
und Entzweck zu regieren? Gott laͤßt manches, ob es
ihm gleich an und vor ſich nicht wohlgefaͤllig iſt, zu,
und verhindert es nicht gewaltſam, weil er es zu ei-
nem andern vorgeſetzten Endzweck hinleiten kan. Viel-
faͤltig aber regiert und lenket er die Gedanken der Men-

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[134/0150] barkeit des Erdbodens, und allerley anderer zufaͤllig ſcheinender Begebenheiten wodurch bald gluͤckliche bald ungluͤckliche Schickſaale fuͤr Laͤnder oder wenigſtens Fa- milien und einzelne Perſohnen, entſtehen. Aber Viertens. Eben ſo viele Veraͤnderungen auf der Welt, bey welchen der Schoͤpfer ſein Oberregi- ment beweißt, haͤngen von den Handlungen der leben- digen Weſen ab. Der eine Theil derſelben ſind die unvernuͤnftigen Thiere. Dieſe regirt der Schoͤpfer durch Naturtriebe, nach welchen ſie in einer unabaͤn- derlichen Ordnung ihr Geſchlecht fortpflanzen, ihre Nahrung ſuchen und finden, ihre Wohnung bereiten, ſich Zufluchtsorte ausſuchen, und in den beſtimmten Jahrszeiten von einem Land ins andere wandern. Hier iſt durchgaͤngig nichts uͤbernatuͤrliches; ſondern alles gehet in der gemachten Ordnung nach den in ſie ge- legten Trieben fort. Ganz anders verhaͤlt es ſich mit den Menſchen. Dieſe handeln nach einer freyen Wahl; und von dieſer haͤngen tauſend Veraͤnderungen ab, die auf das Wohl oder Ungluͤck ganzer Laͤnder, Familien, oder einzelner Menſchen den groͤſten Einfluß haben. Z. B. Ein gu- ter oder boͤſer Regent, — ein guter oder boͤſer Hauß- vater, kan durch ſein Betragen viele andere Menſchen gluͤcklich oder ungluͤcklich machen. Was thut nun hier die goͤttliche Vorſehung, um alles nach ihrem Plan und Entzweck zu regieren? Gott laͤßt manches, ob es ihm gleich an und vor ſich nicht wohlgefaͤllig iſt, zu, und verhindert es nicht gewaltſam, weil er es zu ei- nem andern vorgeſetzten Endzweck hinleiten kan. Viel- faͤltig aber regiert und lenket er die Gedanken der Men- ſchen

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/150>, abgerufen am 25.04.2024.