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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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einen Naturforscher bedauern, der seine Zeit mit Wi-
derlegung dergleichen schwachen Vorurtheile verschwen-
den muß. Doch man muß sich in die Zeit schicken! nach
etlichen Jahren werden hoffentlich auch bey uns derglei-
chen Beweise überflüßig seyn, so wie sie es schon in
manchen Ländern sind.

Erster Beweiß. Ich habe allererst bewiesen,
daß das Blitzfeuer kein besonderes, von Gott bloß zur
Strafe bestimmtes Element, sondern das allgemeine
wohlthätige Naturfeuer seye. Sollte man aber bey
diesem Element nicht das nehmliche thun dürfen,
was wir bey den andern thun? Wir verwahren unsere
Häuser und Güter bestmöglich vor aller Feuersgefahr.
Schon bey Aufbauung derselben trägt man alle Vorsor-
ge, daß die Gebäude soviel als möglich Feuerfest wer-
den. Damit nicht ein heftiger Sturm, oder eine an
sie stosende Wasserfluth sie umstürze, so versehen wir
sie mit einem dauerhaften Grund, mit tüchtigen
Mauern u. d. g. Vor einem heftigen oder auch schon
geringen Regen suchen wir uns zu beschützen. Einem
vom Dache herabfallenden Stein, so wie einer herrol-
lenden Wasserfluth weichen wir aus, damit wir
unser Leben retten. In Krankheiten sehen wir uns
nach Hülfsmitteln um. Niemand ist der dieses tadel-
te, oder vor einen Eingrif in die göttliche Regierung
auszugeben wagte. Vielmehr würde man einen Men-
schen der eines oder das andere von diesen Dingen
unterliese, für einen Thoren erklären. Der Mensch
ist von Natur unter allen lebendigen Wesen das aller-
schutzloseste. Diesen Mangel hat der Schöpfer dem
Menschen durch die Vernunft ersetzt. Durch diese
muß er Mittel ausdenken, sich wider allen Schaden,

der
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einen Naturforſcher bedauern, der ſeine Zeit mit Wi-
derlegung dergleichen ſchwachen Vorurtheile verſchwen-
den muß. Doch man muß ſich in die Zeit ſchicken! nach
etlichen Jahren werden hoffentlich auch bey uns derglei-
chen Beweiſe uͤberfluͤßig ſeyn, ſo wie ſie es ſchon in
manchen Laͤndern ſind.

Erſter Beweiß. Ich habe allererſt bewieſen,
daß das Blitzfeuer kein beſonderes, von Gott bloß zur
Strafe beſtimmtes Element, ſondern das allgemeine
wohlthaͤtige Naturfeuer ſeye. Sollte man aber bey
dieſem Element nicht das nehmliche thun duͤrfen,
was wir bey den andern thun? Wir verwahren unſere
Haͤuſer und Guͤter beſtmoͤglich vor aller Feuersgefahr.
Schon bey Aufbauung derſelben traͤgt man alle Vorſor-
ge, daß die Gebaͤude ſoviel als moͤglich Feuerfeſt wer-
den. Damit nicht ein heftiger Sturm, oder eine an
ſie ſtoſende Waſſerfluth ſie umſtuͤrze, ſo verſehen wir
ſie mit einem dauerhaften Grund, mit tuͤchtigen
Mauern u. d. g. Vor einem heftigen oder auch ſchon
geringen Regen ſuchen wir uns zu beſchuͤtzen. Einem
vom Dache herabfallenden Stein, ſo wie einer herrol-
lenden Waſſerfluth weichen wir aus, damit wir
unſer Leben retten. In Krankheiten ſehen wir uns
nach Huͤlfsmitteln um. Niemand iſt der dieſes tadel-
te, oder vor einen Eingrif in die goͤttliche Regierung
auszugeben wagte. Vielmehr wuͤrde man einen Men-
ſchen der eines oder das andere von dieſen Dingen
unterlieſe, fuͤr einen Thoren erklaͤren. Der Menſch
iſt von Natur unter allen lebendigen Weſen das aller-
ſchutzloſeſte. Dieſen Mangel hat der Schoͤpfer dem
Menſchen durch die Vernunft erſetzt. Durch dieſe
muß er Mittel ausdenken, ſich wider allen Schaden,

der
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[117/0133] einen Naturforſcher bedauern, der ſeine Zeit mit Wi- derlegung dergleichen ſchwachen Vorurtheile verſchwen- den muß. Doch man muß ſich in die Zeit ſchicken! nach etlichen Jahren werden hoffentlich auch bey uns derglei- chen Beweiſe uͤberfluͤßig ſeyn, ſo wie ſie es ſchon in manchen Laͤndern ſind. Erſter Beweiß. Ich habe allererſt bewieſen, daß das Blitzfeuer kein beſonderes, von Gott bloß zur Strafe beſtimmtes Element, ſondern das allgemeine wohlthaͤtige Naturfeuer ſeye. Sollte man aber bey dieſem Element nicht das nehmliche thun duͤrfen, was wir bey den andern thun? Wir verwahren unſere Haͤuſer und Guͤter beſtmoͤglich vor aller Feuersgefahr. Schon bey Aufbauung derſelben traͤgt man alle Vorſor- ge, daß die Gebaͤude ſoviel als moͤglich Feuerfeſt wer- den. Damit nicht ein heftiger Sturm, oder eine an ſie ſtoſende Waſſerfluth ſie umſtuͤrze, ſo verſehen wir ſie mit einem dauerhaften Grund, mit tuͤchtigen Mauern u. d. g. Vor einem heftigen oder auch ſchon geringen Regen ſuchen wir uns zu beſchuͤtzen. Einem vom Dache herabfallenden Stein, ſo wie einer herrol- lenden Waſſerfluth weichen wir aus, damit wir unſer Leben retten. In Krankheiten ſehen wir uns nach Huͤlfsmitteln um. Niemand iſt der dieſes tadel- te, oder vor einen Eingrif in die goͤttliche Regierung auszugeben wagte. Vielmehr wuͤrde man einen Men- ſchen der eines oder das andere von dieſen Dingen unterlieſe, fuͤr einen Thoren erklaͤren. Der Menſch iſt von Natur unter allen lebendigen Weſen das aller- ſchutzloſeſte. Dieſen Mangel hat der Schoͤpfer dem Menſchen durch die Vernunft erſetzt. Durch dieſe muß er Mittel ausdenken, ſich wider allen Schaden, der H 3

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/133>, abgerufen am 29.03.2024.