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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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das electrische Feuer, den Pflanzen und dem thierischen
Körper beygebracht werden kan. Denn da die Pflan-
zen und thierischen Körper gröstentheils aus wässerich-
ten Theilen bestehen, und daraus ihre Nahrung be-
kommen; so kan das electrische Feuer in ihren wäs-
serichten Theilen beständig herumlaufen. Die Pflan-
zen bekommen es von ausen durch den Thau und dem
Regen, mit welchen es vereinigt ist. Menschen und
Thiere werden dessen, durch ihre wässerichten Speisen,
Getränke, und durch die feuchte Luft, in welchen Din-
gen allen das electrische Feuer beständig befindlich ist,
theilhaftig. Konnte also das Pflanzen und Thierreich
dieses Feuer in nöthiger Menge bekommen; wenn es
nicht an den Dünsten von der Erde in die Wolken hin-
aufstiege, und durch die Regentropfen auf dieselben
wieder herabfiele? Aber sagt man vielleicht. 4. Die-
ses ist alles gut; Allein warum muß sich denn dieses
Feuer in den Wolken zu Blitzen und Donner bilden?
Warum muß es Schaden anrichten? Warum fällt es
nicht vielmehr stillschweigend auf die Erde herab?

Ich antworte hierauf erstlich: daß Gott auser den
andern Ursachen den Menschen auch seine Gröse durch
den Blitz und Donner vorstelle, habe ich oben schon
zugestanden. Es mag daher dieses eine Ursache mit
gewesen seyn, warum der Schöpfer die Einrichtung
gemacht, daß das electrische Feuer aus den Wolken
nicht immer stillschweigend herabfällt; sondern bißwei-
len auch in Blitzen und Donner sich sehen und hören
läßt.

Anderns aber liegt hievon ohne Zweifel noch eine
natürliche Ursache zum Grunde. Damit das Blitz-

feuer

das electriſche Feuer, den Pflanzen und dem thieriſchen
Koͤrper beygebracht werden kan. Denn da die Pflan-
zen und thieriſchen Koͤrper groͤſtentheils aus waͤſſerich-
ten Theilen beſtehen, und daraus ihre Nahrung be-
kommen; ſo kan das electriſche Feuer in ihren waͤſ-
ſerichten Theilen beſtaͤndig herumlaufen. Die Pflan-
zen bekommen es von auſen durch den Thau und dem
Regen, mit welchen es vereinigt iſt. Menſchen und
Thiere werden deſſen, durch ihre waͤſſerichten Speiſen,
Getraͤnke, und durch die feuchte Luft, in welchen Din-
gen allen das electriſche Feuer beſtaͤndig befindlich iſt,
theilhaftig. Konnte alſo das Pflanzen und Thierreich
dieſes Feuer in noͤthiger Menge bekommen; wenn es
nicht an den Duͤnſten von der Erde in die Wolken hin-
aufſtiege, und durch die Regentropfen auf dieſelben
wieder herabfiele? Aber ſagt man vielleicht. 4. Die-
ſes iſt alles gut; Allein warum muß ſich denn dieſes
Feuer in den Wolken zu Blitzen und Donner bilden?
Warum muß es Schaden anrichten? Warum faͤllt es
nicht vielmehr ſtillſchweigend auf die Erde herab?

Ich antworte hierauf erſtlich: daß Gott auſer den
andern Urſachen den Menſchen auch ſeine Groͤſe durch
den Blitz und Donner vorſtelle, habe ich oben ſchon
zugeſtanden. Es mag daher dieſes eine Urſache mit
geweſen ſeyn, warum der Schoͤpfer die Einrichtung
gemacht, daß das electriſche Feuer aus den Wolken
nicht immer ſtillſchweigend herabfaͤllt; ſondern bißwei-
len auch in Blitzen und Donner ſich ſehen und hoͤren
laͤßt.

Anderns aber liegt hievon ohne Zweifel noch eine
natuͤrliche Urſache zum Grunde. Damit das Blitz-

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[112[114]/0130] das electriſche Feuer, den Pflanzen und dem thieriſchen Koͤrper beygebracht werden kan. Denn da die Pflan- zen und thieriſchen Koͤrper groͤſtentheils aus waͤſſerich- ten Theilen beſtehen, und daraus ihre Nahrung be- kommen; ſo kan das electriſche Feuer in ihren waͤſ- ſerichten Theilen beſtaͤndig herumlaufen. Die Pflan- zen bekommen es von auſen durch den Thau und dem Regen, mit welchen es vereinigt iſt. Menſchen und Thiere werden deſſen, durch ihre waͤſſerichten Speiſen, Getraͤnke, und durch die feuchte Luft, in welchen Din- gen allen das electriſche Feuer beſtaͤndig befindlich iſt, theilhaftig. Konnte alſo das Pflanzen und Thierreich dieſes Feuer in noͤthiger Menge bekommen; wenn es nicht an den Duͤnſten von der Erde in die Wolken hin- aufſtiege, und durch die Regentropfen auf dieſelben wieder herabfiele? Aber ſagt man vielleicht. 4. Die- ſes iſt alles gut; Allein warum muß ſich denn dieſes Feuer in den Wolken zu Blitzen und Donner bilden? Warum muß es Schaden anrichten? Warum faͤllt es nicht vielmehr ſtillſchweigend auf die Erde herab? Ich antworte hierauf erſtlich: daß Gott auſer den andern Urſachen den Menſchen auch ſeine Groͤſe durch den Blitz und Donner vorſtelle, habe ich oben ſchon zugeſtanden. Es mag daher dieſes eine Urſache mit geweſen ſeyn, warum der Schoͤpfer die Einrichtung gemacht, daß das electriſche Feuer aus den Wolken nicht immer ſtillſchweigend herabfaͤllt; ſondern bißwei- len auch in Blitzen und Donner ſich ſehen und hoͤren laͤßt. Anderns aber liegt hievon ohne Zweifel noch eine natuͤrliche Urſache zum Grunde. Damit das Blitz- feuer

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 112[114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/130>, abgerufen am 19.04.2024.