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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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davon sind Donnerwetter. Diese schwülle Wärme ist
öfters bey trüben Himmel; und das Thermometer be-
weißt, daß bey dieser Witterung die Hitze nicht so
groß seye, als sie nach ihrer Empfindung scheint. Diese
schwülle Witterung hat auf den menschlichen Körper
einen sehr starken Einfluß. Der Mensch wird matt,
träg, es liegt ihm, wie man sich ausdrückt, in allen
Gliedern, und ein jeder prophezeihet hieraus ein baldi-
ges Gewitter. Ich habe öfters bemerkt, daß wenn
zu anderer Zeit das Thermometer gleich eine weit größe-
re Wärme, und das Hygrometer eine viel größere
Trockne der Luft anzeigten, der Mensch dennoch nicht
die bey der schwüllen Witterung gewöhnlichen Empfin-
dungen hatte. Wo kommt nun dieses her? Ehe
ein Wetter entstehet, muß nothwendig mit dem auf
der Oberfläche des Erdbodens befindlichen electrischen
Feuer, eine große Veränderung vorgehen. Denn ein
sehr großer Theil desselben gehet von der Erde in die
obere Luft, oder vielmehr in die in der obern Luft be-
findliche Dünste über. Der Erdboden wird also seines
electrischen Feuers zu sehr beraubt; und dieser Man-
gel des electrischen Feuers, welchen der thierische und
menschliche Körper empfindet, ist die Ursache von sei-
ner Trägheit und Ermattung. Diese Erfahrung also,
die ein jeder Mensch an seinem eigenen Körper oft ge-
nug hat, beweist genugsam; wie unentbehrlich das elec-
trische Feuer dem menschlichen Körper sey.

Sollte die schwülle Wärme, wie es beynahe wahr-
scheinlich ist, nicht bloß einen Mangel des electrischen
Feuers zum Grunde haben, sondern auch grösten-
theils mit daher rühren; daß das electrische Feuer
aus seinem Stand der Ruhe, in den Stand der Be-
wegung kommt und sich entzündet: so erhellet doch

auch

davon ſind Donnerwetter. Dieſe ſchwuͤlle Waͤrme iſt
oͤfters bey truͤben Himmel; und das Thermometer be-
weißt, daß bey dieſer Witterung die Hitze nicht ſo
groß ſeye, als ſie nach ihrer Empfindung ſcheint. Dieſe
ſchwuͤlle Witterung hat auf den menſchlichen Koͤrper
einen ſehr ſtarken Einfluß. Der Menſch wird matt,
traͤg, es liegt ihm, wie man ſich ausdruͤckt, in allen
Gliedern, und ein jeder prophezeihet hieraus ein baldi-
ges Gewitter. Ich habe oͤfters bemerkt, daß wenn
zu anderer Zeit das Thermometer gleich eine weit groͤße-
re Waͤrme, und das Hygrometer eine viel groͤßere
Trockne der Luft anzeigten, der Menſch dennoch nicht
die bey der ſchwuͤllen Witterung gewoͤhnlichen Empfin-
dungen hatte. Wo kommt nun dieſes her? Ehe
ein Wetter entſtehet, muß nothwendig mit dem auf
der Oberflaͤche des Erdbodens befindlichen electriſchen
Feuer, eine große Veraͤnderung vorgehen. Denn ein
ſehr großer Theil deſſelben gehet von der Erde in die
obere Luft, oder vielmehr in die in der obern Luft be-
findliche Duͤnſte uͤber. Der Erdboden wird alſo ſeines
electriſchen Feuers zu ſehr beraubt; und dieſer Man-
gel des electriſchen Feuers, welchen der thieriſche und
menſchliche Koͤrper empfindet, iſt die Urſache von ſei-
ner Traͤgheit und Ermattung. Dieſe Erfahrung alſo,
die ein jeder Menſch an ſeinem eigenen Koͤrper oft ge-
nug hat, beweiſt genugſam; wie unentbehrlich das elec-
triſche Feuer dem menſchlichen Koͤrper ſey.

Sollte die ſchwuͤlle Waͤrme, wie es beynahe wahr-
ſcheinlich iſt, nicht bloß einen Mangel des electriſchen
Feuers zum Grunde haben, ſondern auch groͤſten-
theils mit daher ruͤhren; daß das electriſche Feuer
aus ſeinem Stand der Ruhe, in den Stand der Be-
wegung kommt und ſich entzuͤndet: ſo erhellet doch

auch
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[106/0122] davon ſind Donnerwetter. Dieſe ſchwuͤlle Waͤrme iſt oͤfters bey truͤben Himmel; und das Thermometer be- weißt, daß bey dieſer Witterung die Hitze nicht ſo groß ſeye, als ſie nach ihrer Empfindung ſcheint. Dieſe ſchwuͤlle Witterung hat auf den menſchlichen Koͤrper einen ſehr ſtarken Einfluß. Der Menſch wird matt, traͤg, es liegt ihm, wie man ſich ausdruͤckt, in allen Gliedern, und ein jeder prophezeihet hieraus ein baldi- ges Gewitter. Ich habe oͤfters bemerkt, daß wenn zu anderer Zeit das Thermometer gleich eine weit groͤße- re Waͤrme, und das Hygrometer eine viel groͤßere Trockne der Luft anzeigten, der Menſch dennoch nicht die bey der ſchwuͤllen Witterung gewoͤhnlichen Empfin- dungen hatte. Wo kommt nun dieſes her? Ehe ein Wetter entſtehet, muß nothwendig mit dem auf der Oberflaͤche des Erdbodens befindlichen electriſchen Feuer, eine große Veraͤnderung vorgehen. Denn ein ſehr großer Theil deſſelben gehet von der Erde in die obere Luft, oder vielmehr in die in der obern Luft be- findliche Duͤnſte uͤber. Der Erdboden wird alſo ſeines electriſchen Feuers zu ſehr beraubt; und dieſer Man- gel des electriſchen Feuers, welchen der thieriſche und menſchliche Koͤrper empfindet, iſt die Urſache von ſei- ner Traͤgheit und Ermattung. Dieſe Erfahrung alſo, die ein jeder Menſch an ſeinem eigenen Koͤrper oft ge- nug hat, beweiſt genugſam; wie unentbehrlich das elec- triſche Feuer dem menſchlichen Koͤrper ſey. Sollte die ſchwuͤlle Waͤrme, wie es beynahe wahr- ſcheinlich iſt, nicht bloß einen Mangel des electriſchen Feuers zum Grunde haben, ſondern auch groͤſten- theils mit daher ruͤhren; daß das electriſche Feuer aus ſeinem Stand der Ruhe, in den Stand der Be- wegung kommt und ſich entzuͤndet: ſo erhellet doch auch

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/122>, abgerufen am 20.04.2024.