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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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ein: das electrische Feuer kan nicht das allgemeine Na-
turfeuer seyn, weil letzteres auch durch das Glas drin-
get, das electrische Feuer aber nicht. Hierauf ant-
worte ich. Wir müssen das electrische Feuer in zweyer-
ley Verhältniß betrachten: einmahl in Stande der Ru-
he, und das anderemahl im Stande seiner Bewegung.
Im letztern Fall dringet es offenbar durch das Glas.
Wenn es aber auch im erstern Fall dieses nicht thäte;
so wäre dieses noch kein Beweiß, daß es ein ganz an-
deres Feuer seye. Es ist ja allerdings ein groser Un-
terschied zwischen einem Körper, wenn er in Ruhe,
und wenn er in Bewegung ist, ob er gleich im Grund
immer einerley Körper bleibet. Allein ich denke man
könne bey genauerer Betrachtung dieses Gegenstands,
zwischen dem entzündeten und dem electrischen Feuer,
eine sehr genaue Uebereinstimmung finden. Auf dem
Glas lauft das electrische Feuer nicht fort, wie auf

den
lind ist. Ingleichen hat auch das electrische Feuer im
Stande seiner Ruhe, wo es Kalt zu seyn scheinet, doch
eine Wärme. Denn wir können uns kaum einen Körper
gedenken, der aller Wärme beraubt wäre. Es ist also
beym kalten Reiben, durch welches das electrische Feuer
hervorkommt; und in dem electrischen Feuer, so lange man
es als im Stande der Ruhe betrachten kan, schon ein ge-
wisser Grad der Wärme. Sobald dieser überschritten
wird, ist das electrische Feuer nicht mehr dasjenige was
es im Stande seiner Rube war. Dieser Grad der Wär-
me läst sich zwar noch nicht bestimmen. Niemand aber
wird ihn mit Grund läugnen können.
Hat nun das electrische Feuer schon eine Wärme; so ist nichts
einleuchtenderes, als daß diese Wärme auf einen sehr ho-
hen Grad vermehret werden könne, wenn durch gewisse
Würkungen, die uns freylich auch noch nicht bekannt ge-
nug sind, dieses Feuer in starke Bewegung kommt.

ein: das electriſche Feuer kan nicht das allgemeine Na-
turfeuer ſeyn, weil letzteres auch durch das Glas drin-
get, das electriſche Feuer aber nicht. Hierauf ant-
worte ich. Wir muͤſſen das electriſche Feuer in zweyer-
ley Verhaͤltniß betrachten: einmahl in Stande der Ru-
he, und das anderemahl im Stande ſeiner Bewegung.
Im letztern Fall dringet es offenbar durch das Glas.
Wenn es aber auch im erſtern Fall dieſes nicht thaͤte;
ſo waͤre dieſes noch kein Beweiß, daß es ein ganz an-
deres Feuer ſeye. Es iſt ja allerdings ein groſer Un-
terſchied zwiſchen einem Koͤrper, wenn er in Ruhe,
und wenn er in Bewegung iſt, ob er gleich im Grund
immer einerley Koͤrper bleibet. Allein ich denke man
koͤnne bey genauerer Betrachtung dieſes Gegenſtands,
zwiſchen dem entzuͤndeten und dem electriſchen Feuer,
eine ſehr genaue Uebereinſtimmung finden. Auf dem
Glas lauft das electriſche Feuer nicht fort, wie auf

den
lind iſt. Ingleichen hat auch das electriſche Feuer im
Stande ſeiner Ruhe, wo es Kalt zu ſeyn ſcheinet, doch
eine Waͤrme. Denn wir koͤnnen uns kaum einen Koͤrper
gedenken, der aller Waͤrme beraubt waͤre. Es iſt alſo
beym kalten Reiben, durch welches das electriſche Feuer
hervorkommt; und in dem electriſchen Feuer, ſo lange man
es als im Stande der Ruhe betrachten kan, ſchon ein ge-
wiſſer Grad der Waͤrme. Sobald dieſer uͤberſchritten
wird, iſt das electriſche Feuer nicht mehr dasjenige was
es im Stande ſeiner Rube war. Dieſer Grad der Waͤr-
me laͤſt ſich zwar noch nicht beſtimmen. Niemand aber
wird ihn mit Grund laͤugnen koͤnnen.
Hat nun das electriſche Feuer ſchon eine Waͤrme; ſo iſt nichts
einleuchtenderes, als daß dieſe Waͤrme auf einen ſehr ho-
hen Grad vermehret werden koͤnne, wenn durch gewiſſe
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[100/0116] ein: das electriſche Feuer kan nicht das allgemeine Na- turfeuer ſeyn, weil letzteres auch durch das Glas drin- get, das electriſche Feuer aber nicht. Hierauf ant- worte ich. Wir muͤſſen das electriſche Feuer in zweyer- ley Verhaͤltniß betrachten: einmahl in Stande der Ru- he, und das anderemahl im Stande ſeiner Bewegung. Im letztern Fall dringet es offenbar durch das Glas. Wenn es aber auch im erſtern Fall dieſes nicht thaͤte; ſo waͤre dieſes noch kein Beweiß, daß es ein ganz an- deres Feuer ſeye. Es iſt ja allerdings ein groſer Un- terſchied zwiſchen einem Koͤrper, wenn er in Ruhe, und wenn er in Bewegung iſt, ob er gleich im Grund immer einerley Koͤrper bleibet. Allein ich denke man koͤnne bey genauerer Betrachtung dieſes Gegenſtands, zwiſchen dem entzuͤndeten und dem electriſchen Feuer, eine ſehr genaue Uebereinſtimmung finden. Auf dem Glas lauft das electriſche Feuer nicht fort, wie auf den *) *) lind iſt. Ingleichen hat auch das electriſche Feuer im Stande ſeiner Ruhe, wo es Kalt zu ſeyn ſcheinet, doch eine Waͤrme. Denn wir koͤnnen uns kaum einen Koͤrper gedenken, der aller Waͤrme beraubt waͤre. Es iſt alſo beym kalten Reiben, durch welches das electriſche Feuer hervorkommt; und in dem electriſchen Feuer, ſo lange man es als im Stande der Ruhe betrachten kan, ſchon ein ge- wiſſer Grad der Waͤrme. Sobald dieſer uͤberſchritten wird, iſt das electriſche Feuer nicht mehr dasjenige was es im Stande ſeiner Rube war. Dieſer Grad der Waͤr- me laͤſt ſich zwar noch nicht beſtimmen. Niemand aber wird ihn mit Grund laͤugnen koͤnnen. Hat nun das electriſche Feuer ſchon eine Waͤrme; ſo iſt nichts einleuchtenderes, als daß dieſe Waͤrme auf einen ſehr ho- hen Grad vermehret werden koͤnne, wenn durch gewiſſe Wuͤrkungen, die uns freylich auch noch nicht bekannt ge- nug ſind, dieſes Feuer in ſtarke Bewegung kommt.

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/116>, abgerufen am 19.04.2024.