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Das Newe Testament Deutzsch. [Septembertestament.] Übersetzt von Martin Luther. Wittenberg, 1522.

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Vorrede auff die drey Epi-
steln sanct Johannis.

DJeße erst Epistel sanct Johannis ist eyn rechtschaffene Apo-
stolische Epistel/ vnd solte billich bald nach seynem Euan-
gelio folgen. Denn gleych wie er ym Euangelio den glaw-
ben treybet/ also begegnet er ynn der Epistel denen/ die sich
des glawbens rhumeten on werck/ vnnd leret manchfeltig/ wie die
werck nicht aussen bleyben/ wo der glawbe ist/ bleyben sie aber aussen/
so ist der glawbe nicht rechtschaffen/ ßondern lugen vnd finsternis.
Er thut aber das selb nicht mit treyben auffs gesetz/ wie Jacobs
Epistel thut/ ßondern mit reytzen/ das wyr auch lieben sollen/ wie
Got vns geliebt hat.

Er schreybt aber auch drynnen hart widder die Cherinter/ vnd wid-
der den geyst des Widerchrists/ der schon datzumal anfieng Chri-
stum zuuerleucken/ das er yns fleysch komen sey/ wilchs nu aller erst
recht ym schwang geht. Denn ob man wol ytzt nicht leucket mit dem
mund offentlich/ das Christus yns fleysch komen sey/ so leucken sie
es doch mit dem hertzen/ mit der lere vnd leben/ Denn wer durch seyn
werck vnd thun wil frum vnd selig werden/ der thut eben so viel/ als
wer Christum verleucket/ Syntemal Christus darumb yns fleysch
komen ist/ das er vns on vnser werck/ alleyn durch seyn blut frum vnd
selig machet.

Alßo streytt diße Epistel widder beyde teyl/ widder die gar on
werck seyn wollen ym glawben/ vnd widder die/ so mit wercken wol-
len frum werden/ vnd behelt vns auff rechter mittel straß/ das wyr
durch den glawben frum vnd der sund loß werden/ Vnnd darnach
auch/ wenn wyr nu frum sind/ gutte werck vnd liebe vmb Gottis wil-
len vben frey on alles gesuch.

Die andern zwo Episteln sind nicht lere Episteln/ sondern exem-
pel der liebe vnd des glawbens/ vnd haben auch eyn rechten Aposto-
lischen geyst.

Voꝛrede auff die dꝛey Epi-
ſteln ſanct Johannis.

DJeſze erſt Epiſtel ſanct Johãnis iſt eyn rechtſchaffene Apo-
ſtoliſche Epiſtel/ vnd ſolte billich bald nach ſeynem Euan-
gelio folgen. Denn gleych wie er ym Euangelio den glaw-
ben treybet/ alſo begegnet er yñ der Epiſtel denen/ die ſich
des glawbens rhumeten on werck/ vnnd leret manchfeltig/ wie die
werck nicht auſſen bleybẽ/ wo der glawbe iſt/ bleybẽ ſie aber auſſen/
ſo iſt der glawbe nicht rechtſchaffen/ ſzondern lugen vnd finſternis.
Er thut aber das ſelb nicht mit treyben auffs geſetz/ wie Jacobs
Epiſtel thut/ ſzondern mit reytzen/ das wyr auch lieben ſollen/ wie
Got vns geliebt hat.

Er ſchꝛeybt aber auch dꝛynnen hart widder die Cherinter/ vñ wid-
der den geyſt des Widerchꝛiſts/ der ſchon datzumal anfieng Chꝛi-
ſtum zuuerleucken/ das er yns fleyſch komen ſey/ wilchs nu aller erſt
recht ym ſchwang geht. Denn ob man wol ytzt nicht leucket mit dem
mund offentlich/ das Chꝛiſtus yns fleyſch komen ſey/ ſo leucken ſie
es doch mit dem hertzen/ mit der lere vnd leben/ Deñ wer durch ſeyn
werck vnd thun wil frum vnd ſelig werden/ der thut eben ſo viel/ als
wer Chꝛiſtum verleucket/ Syntemal Chꝛiſtus darumb yns fleyſch
komen iſt/ das er vns on vnſer werck/ alleyn durch ſeyn blut frum vñ
ſelig machet.

Alſzo ſtreytt diſze Epiſtel widder beyde teyl/ widder die gar on
werck ſeyn wollen ym glawben/ vñ widder die/ ſo mit wercken wol-
len frum werden/ vnd behelt vns auff rechter mittel ſtraſz/ das wyr
durch den glawben frum vnd der ſund loſz werden/ Vnnd darnach
auch/ wenn wyr nu frum ſind/ gutte werck vñ liebe vmb Gottis wil-
len vben frey on alles geſuch.

Die andern zwo Epiſteln ſind nicht lere Epiſteln/ ſondern exem-
pel der liebe vnd des glawbens/ vnd haben auch eyn rechten Apoſto-
liſchen geyſt.

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[[356]/0362] Voꝛrede auff die dꝛey Epi- ſteln ſanct Johannis. DJeſze erſt Epiſtel ſanct Johãnis iſt eyn rechtſchaffene Apo ſtoliſche Epiſtel/ vnd ſolte billich bald nach ſeynem Euan gelio folgen. Denn gleych wie er ym Euangelio den glaw- ben treybet/ alſo begegnet er yñ der Epiſtel denen/ die ſich des glawbens rhumeten on werck/ vnnd leret manchfeltig/ wie die werck nicht auſſen bleybẽ/ wo der glawbe iſt/ bleybẽ ſie aber auſſen/ ſo iſt der glawbe nicht rechtſchaffen/ ſzondern lugen vnd finſternis. Er thut aber das ſelb nicht mit treyben auffs geſetz/ wie Jacobs Epiſtel thut/ ſzondern mit reytzen/ das wyr auch lieben ſollen/ wie Got vns geliebt hat. Er ſchꝛeybt aber auch dꝛynnen hart widder die Cherinter/ vñ wid der den geyſt des Widerchꝛiſts/ der ſchon datzumal anfieng Chꝛi- ſtum zuuerleucken/ das er yns fleyſch komen ſey/ wilchs nu aller erſt recht ym ſchwang geht. Denn ob man wol ytzt nicht leucket mit dem mund offentlich/ das Chꝛiſtus yns fleyſch komen ſey/ ſo leucken ſie es doch mit dem hertzen/ mit der lere vnd leben/ Deñ wer durch ſeyn werck vnd thun wil frum vnd ſelig werden/ der thut eben ſo viel/ als wer Chꝛiſtum verleucket/ Syntemal Chꝛiſtus darumb yns fleyſch komen iſt/ das er vns on vnſer werck/ alleyn durch ſeyn blut frum vñ ſelig machet. Alſzo ſtreytt diſze Epiſtel widder beyde teyl/ widder die gar on werck ſeyn wollen ym glawben/ vñ widder die/ ſo mit wercken wol- len frum werden/ vnd behelt vns auff rechter mittel ſtraſz/ das wyr durch den glawben frum vnd der ſund loſz werden/ Vnnd darnach auch/ wenn wyr nu frum ſind/ gutte werck vñ liebe vmb Gottis wil- len vben frey on alles geſuch. Die andern zwo Epiſteln ſind nicht lere Epiſteln/ ſondern exem- pel der liebe vnd des glawbens/ vnd haben auch eyn rechten Apoſto- liſchen geyſt.

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Zitationshilfe: Das Newe Testament Deutzsch. [Septembertestament.] Übersetzt von Martin Luther. Wittenberg, 1522, S. [356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luther_septembertestament_1522/362>, abgerufen am 19.04.2024.