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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Seröse Häute.
scheiden, die Sehnen, die serösen Häute, die Sclerotica, Cornea u. s. w.
Woher die auffallenden Abweichungen, die sich beziehen auf das Ueber-
gewicht entweder des Binde- oder des elastischen Gewebes, die Anord-
nung und Gedrängtheit der Bindegewebswindeln u. s. w., rühren, ist
unbekannt. Je nach dem Gefässreichthum und ihrer Einordnung in an-
dere Gewebe und Flüssigkeiten werden ihre Lebenseigenschaften mannig-
fach verschieden sein, Verschiedenheiten, die wir an mancherlei Orten
hervorgehoben haben und noch hervorheben werden.

Die Rolle, welche die auf diese Art zusammengesetzten Gebilde spie-
len, ist, so weit wir wissen, meist bedingt durch ihre cohäsiven und ela-
stischen Eigenschaften. Unter diesem Gesichtspunkte haben wir Sehnen
und Faszien schon erwähnt; hier heben wir nur noch kurz die Cutis
hervor, welche einmal ein elastischer Ueberzug über alle andern tiefer
gelegenen Organe darstellt, und dann als Lager der Haarbälge, der Ge-
fässe für die Absonderung der Oberhaut, der Schweiss- und Fettdrüsen
und endlich als ein Hilfswerkzeug für den Tastsinn hervorragt.

In anderer Weise als die bisher aufgezählten Gebilde sind die serö-
sen Häute, die Sehnenscheiden und die Cornea wichtig. Wir führen sie
darum noch besonders vor.

Seröse Häute.

1. Anatomische Beschaffenheit. Die serösen Häute bestehen bekannt-
lich aus elastischem und Bindegewebe, auf ihrer freien Fläche sind sie
meistentheils mit einem Epithelium besetzt, das bald ein einschichtiges und
bald ein mehrschichtiges ist. Die Zellen selbst gleichen denen in der
mittleren Lage der Epidermis. Nach einzelnen Autoren (Todd und
Bawmann) sitzen diese nicht unmittelbar auf dem Bindegewebe, son-
dern auf einer sehr dünnen, glashellen, strukturlosen Membran, die sich
zwischen die Deckzellen und das Bindegewebe einschiebt.

2. Seröse Flüssigkeiten. In der Höhle der serösen Säcke ist eine
Flüssigkeit enthalten, die an den verschiedenen Orten nach Zusammen-
setzung und Menge Abweichungen bietet. Wir werden sie der Reihe
nach aufzählen.

a. Hirnwasser*). In den Lücken zwischen Arachnoidea und der
Hirn- und Rückenmarksfläche, wenn man will in den Maschen der ober-
flächlichsten Gefässhautschichten, liegt eine Flüssigkeit, welche aus Ei-
weiss, Extraktivstoffen und den Salzen des Bluts besteht. -- Die quan-
titative Zusammensetzung derselben scheint bei verschiedenen Individuen
und selbst dann, wenn sie in krankhaft vermehrter Menge abgesondert
wird, wenig Verschiedenheit zu bieten.

*) Berzelius, Handbuch d. Chemie. IX. Bd. p. 198. -- L'heritier, chimie pathol. p. 578. --
Landerer, Buchner's Repertorium. 25. Bd. -- Tennant, Journal de chimie medic. 1838. --
Schmidt, Charakteristik der epidemischen Cholera. p. 116 u. f. -- Valentin, Lehrbuch,
I. Bd. p. 626.

Seröse Häute.
scheiden, die Sehnen, die serösen Häute, die Sclerotica, Cornea u. s. w.
Woher die auffallenden Abweichungen, die sich beziehen auf das Ueber-
gewicht entweder des Binde- oder des elastischen Gewebes, die Anord-
nung und Gedrängtheit der Bindegewebswindeln u. s. w., rühren, ist
unbekannt. Je nach dem Gefässreichthum und ihrer Einordnung in an-
dere Gewebe und Flüssigkeiten werden ihre Lebenseigenschaften mannig-
fach verschieden sein, Verschiedenheiten, die wir an mancherlei Orten
hervorgehoben haben und noch hervorheben werden.

Die Rolle, welche die auf diese Art zusammengesetzten Gebilde spie-
len, ist, so weit wir wissen, meist bedingt durch ihre cohäsiven und ela-
stischen Eigenschaften. Unter diesem Gesichtspunkte haben wir Sehnen
und Faszien schon erwähnt; hier heben wir nur noch kurz die Cutis
hervor, welche einmal ein elastischer Ueberzug über alle andern tiefer
gelegenen Organe darstellt, und dann als Lager der Haarbälge, der Ge-
fässe für die Absonderung der Oberhaut, der Schweiss- und Fettdrüsen
und endlich als ein Hilfswerkzeug für den Tastsinn hervorragt.

In anderer Weise als die bisher aufgezählten Gebilde sind die serö-
sen Häute, die Sehnenscheiden und die Cornea wichtig. Wir führen sie
darum noch besonders vor.

Seröse Häute.

1. Anatomische Beschaffenheit. Die serösen Häute bestehen bekannt-
lich aus elastischem und Bindegewebe, auf ihrer freien Fläche sind sie
meistentheils mit einem Epithelium besetzt, das bald ein einschichtiges und
bald ein mehrschichtiges ist. Die Zellen selbst gleichen denen in der
mittleren Lage der Epidermis. Nach einzelnen Autoren (Todd und
Bawmann) sitzen diese nicht unmittelbar auf dem Bindegewebe, son-
dern auf einer sehr dünnen, glashellen, strukturlosen Membran, die sich
zwischen die Deckzellen und das Bindegewebe einschiebt.

2. Seröse Flüssigkeiten. In der Höhle der serösen Säcke ist eine
Flüssigkeit enthalten, die an den verschiedenen Orten nach Zusammen-
setzung und Menge Abweichungen bietet. Wir werden sie der Reihe
nach aufzählen.

a. Hirnwasser*). In den Lücken zwischen Arachnoidea und der
Hirn- und Rückenmarksfläche, wenn man will in den Maschen der ober-
flächlichsten Gefässhautschichten, liegt eine Flüssigkeit, welche aus Ei-
weiss, Extraktivstoffen und den Salzen des Bluts besteht. — Die quan-
titative Zusammensetzung derselben scheint bei verschiedenen Individuen
und selbst dann, wenn sie in krankhaft vermehrter Menge abgesondert
wird, wenig Verschiedenheit zu bieten.

*) Berzelius, Handbuch d. Chemie. IX. Bd. p. 198. — L’heritier, chimie pathol. p. 578. —
Landerer, Buchner’s Repertorium. 25. Bd. — Tennant, Journal de chimie medic. 1838. —
Schmidt, Charakteristik der epidemischen Cholera. p. 116 u. f. — Valentin, Lehrbuch,
I. Bd. p. 626.
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[182/0198] Seröse Häute. scheiden, die Sehnen, die serösen Häute, die Sclerotica, Cornea u. s. w. Woher die auffallenden Abweichungen, die sich beziehen auf das Ueber- gewicht entweder des Binde- oder des elastischen Gewebes, die Anord- nung und Gedrängtheit der Bindegewebswindeln u. s. w., rühren, ist unbekannt. Je nach dem Gefässreichthum und ihrer Einordnung in an- dere Gewebe und Flüssigkeiten werden ihre Lebenseigenschaften mannig- fach verschieden sein, Verschiedenheiten, die wir an mancherlei Orten hervorgehoben haben und noch hervorheben werden. Die Rolle, welche die auf diese Art zusammengesetzten Gebilde spie- len, ist, so weit wir wissen, meist bedingt durch ihre cohäsiven und ela- stischen Eigenschaften. Unter diesem Gesichtspunkte haben wir Sehnen und Faszien schon erwähnt; hier heben wir nur noch kurz die Cutis hervor, welche einmal ein elastischer Ueberzug über alle andern tiefer gelegenen Organe darstellt, und dann als Lager der Haarbälge, der Ge- fässe für die Absonderung der Oberhaut, der Schweiss- und Fettdrüsen und endlich als ein Hilfswerkzeug für den Tastsinn hervorragt. In anderer Weise als die bisher aufgezählten Gebilde sind die serö- sen Häute, die Sehnenscheiden und die Cornea wichtig. Wir führen sie darum noch besonders vor. Seröse Häute. 1. Anatomische Beschaffenheit. Die serösen Häute bestehen bekannt- lich aus elastischem und Bindegewebe, auf ihrer freien Fläche sind sie meistentheils mit einem Epithelium besetzt, das bald ein einschichtiges und bald ein mehrschichtiges ist. Die Zellen selbst gleichen denen in der mittleren Lage der Epidermis. Nach einzelnen Autoren (Todd und Bawmann) sitzen diese nicht unmittelbar auf dem Bindegewebe, son- dern auf einer sehr dünnen, glashellen, strukturlosen Membran, die sich zwischen die Deckzellen und das Bindegewebe einschiebt. 2. Seröse Flüssigkeiten. In der Höhle der serösen Säcke ist eine Flüssigkeit enthalten, die an den verschiedenen Orten nach Zusammen- setzung und Menge Abweichungen bietet. Wir werden sie der Reihe nach aufzählen. a. Hirnwasser *). In den Lücken zwischen Arachnoidea und der Hirn- und Rückenmarksfläche, wenn man will in den Maschen der ober- flächlichsten Gefässhautschichten, liegt eine Flüssigkeit, welche aus Ei- weiss, Extraktivstoffen und den Salzen des Bluts besteht. — Die quan- titative Zusammensetzung derselben scheint bei verschiedenen Individuen und selbst dann, wenn sie in krankhaft vermehrter Menge abgesondert wird, wenig Verschiedenheit zu bieten. *) Berzelius, Handbuch d. Chemie. IX. Bd. p. 198. — L’heritier, chimie pathol. p. 578. — Landerer, Buchner’s Repertorium. 25. Bd. — Tennant, Journal de chimie medic. 1838. — Schmidt, Charakteristik der epidemischen Cholera. p. 116 u. f. — Valentin, Lehrbuch, I. Bd. p. 626.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/198>, abgerufen am 20.04.2024.