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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Geschwindigkeitsmessung nach Volkmann.
[Abbildung] Fig. 51.
angebracht, dass immer mit dem einen Hahne sich der andere zugleich umdrehen
muss, so dass in sehr kurzen Zeiten der Strom B C C B in den von B C D C B umgesetzt
werden kann. -- Will man eine Messung ausführen, so füllt man das Haemadromo-
meter mit Wasser und bringt einen seiner Hähne in eine solche Stellung, dass das
einströmende Blut durch den geraden Schenkel B C C B dringen muss. Hierauf dreht
man zu einer genau bestimmten Zeit die Hähne plötzlich um, so dass nun das Blut
nur durch den gläsernen Schenkel einen Ausweg findet, Das in ihn eindringende Blut
treibt das Wasser vor sich her. Dieses geschieht jedoch nicht der Weise, dass un-
mittelbar die dunkle Farbe des Bluts sich absetzte gegen die helle des Wassers, son-
dern es mischen sich beide, so dass auf einer Wegstrecke hierdurch alle möglichen
Abstufungen des Blutroths vom Wasser bis zum reinen Blut hin vorkommen. Da die
Längenausdehnung dieser Mischung keineswegs verschwindet gegen die von dem Blut
während der Beobachtungszeit durchlaufene Bahn, so muss man sich darüber verstän-
digen, welche Tinte man als Marke wählen will, oder anders ausgedrückt, wie tief
die Farbe der am Ende des Rohrs ankommenden Mischung sein muss, wenn man die
Beobachtung für geschlossen erklären will; Volkmann wartete jedesmal so lange,
bis die tiefste Farbe, die des ungemischten Blutes, an dem Grenzstrich angelangt war.
Er versichert, dass unter Berücksichtigung dieses Umstandes und bei der von ihm
gewählten Art, die Zeit zu bestimmen, die Geschwindigkeit in der Röhre bis auf 0,9
ihres wahren Werthes genau gemessen werden kann, so dass von dieser Seite der
Fehler in die Grenzen +/- eines Zehntheils vom ganzen Werth eingeschlossen sei.

Gesetzt nun aber, es sei die Geschwindigkeit, welche im Dromometer während
der Beobachtung bestand, mit hinreichender Schärfe gemessen worden, so bleibt noch
zu erforschen, in welchem Verhältniss die Geschwindigkeit des Blutstroms in der Glas-
röhre zu derjenigen steht, welche in dem Blutgefäss vorhanden gewesen wäre, ohne
dass die Einführung des Instruments stattgefunden hätte. Gleich kann die Geschwin-
digkeit in beiden Umständen nicht sein, da das Verhältniss zwischen Widerstand und
Triebkraft nicht dasselbe geblieben ist. -- Die Triebkraft des Bluts ist nemlich für

Geschwindigkeitsmessung nach Volkmann.
[Abbildung] Fig. 51.
angebracht, dass immer mit dem einen Hahne sich der andere zugleich umdrehen
muss, so dass in sehr kurzen Zeiten der Strom B C C B in den von B C D C B umgesetzt
werden kann. — Will man eine Messung ausführen, so füllt man das Haemadromo-
meter mit Wasser und bringt einen seiner Hähne in eine solche Stellung, dass das
einströmende Blut durch den geraden Schenkel B C C B dringen muss. Hierauf dreht
man zu einer genau bestimmten Zeit die Hähne plötzlich um, so dass nun das Blut
nur durch den gläsernen Schenkel einen Ausweg findet, Das in ihn eindringende Blut
treibt das Wasser vor sich her. Dieses geschieht jedoch nicht der Weise, dass un-
mittelbar die dunkle Farbe des Bluts sich absetzte gegen die helle des Wassers, son-
dern es mischen sich beide, so dass auf einer Wegstrecke hierdurch alle möglichen
Abstufungen des Blutroths vom Wasser bis zum reinen Blut hin vorkommen. Da die
Längenausdehnung dieser Mischung keineswegs verschwindet gegen die von dem Blut
während der Beobachtungszeit durchlaufene Bahn, so muss man sich darüber verstän-
digen, welche Tinte man als Marke wählen will, oder anders ausgedrückt, wie tief
die Farbe der am Ende des Rohrs ankommenden Mischung sein muss, wenn man die
Beobachtung für geschlossen erklären will; Volkmann wartete jedesmal so lange,
bis die tiefste Farbe, die des ungemischten Blutes, an dem Grenzstrich angelangt war.
Er versichert, dass unter Berücksichtigung dieses Umstandes und bei der von ihm
gewählten Art, die Zeit zu bestimmen, die Geschwindigkeit in der Röhre bis auf 0,9
ihres wahren Werthes genau gemessen werden kann, so dass von dieser Seite der
Fehler in die Grenzen ± eines Zehntheils vom ganzen Werth eingeschlossen sei.

Gesetzt nun aber, es sei die Geschwindigkeit, welche im Dromometer während
der Beobachtung bestand, mit hinreichender Schärfe gemessen worden, so bleibt noch
zu erforschen, in welchem Verhältniss die Geschwindigkeit des Blutstroms in der Glas-
röhre zu derjenigen steht, welche in dem Blutgefäss vorhanden gewesen wäre, ohne
dass die Einführung des Instruments stattgefunden hätte. Gleich kann die Geschwin-
digkeit in beiden Umständen nicht sein, da das Verhältniss zwischen Widerstand und
Triebkraft nicht dasselbe geblieben ist. — Die Triebkraft des Bluts ist nemlich für

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[130/0146] Geschwindigkeitsmessung nach Volkmann. [Abbildung Fig. 51.] angebracht, dass immer mit dem einen Hahne sich der andere zugleich umdrehen muss, so dass in sehr kurzen Zeiten der Strom B C C B in den von B C D C B umgesetzt werden kann. — Will man eine Messung ausführen, so füllt man das Haemadromo- meter mit Wasser und bringt einen seiner Hähne in eine solche Stellung, dass das einströmende Blut durch den geraden Schenkel B C C B dringen muss. Hierauf dreht man zu einer genau bestimmten Zeit die Hähne plötzlich um, so dass nun das Blut nur durch den gläsernen Schenkel einen Ausweg findet, Das in ihn eindringende Blut treibt das Wasser vor sich her. Dieses geschieht jedoch nicht der Weise, dass un- mittelbar die dunkle Farbe des Bluts sich absetzte gegen die helle des Wassers, son- dern es mischen sich beide, so dass auf einer Wegstrecke hierdurch alle möglichen Abstufungen des Blutroths vom Wasser bis zum reinen Blut hin vorkommen. Da die Längenausdehnung dieser Mischung keineswegs verschwindet gegen die von dem Blut während der Beobachtungszeit durchlaufene Bahn, so muss man sich darüber verstän- digen, welche Tinte man als Marke wählen will, oder anders ausgedrückt, wie tief die Farbe der am Ende des Rohrs ankommenden Mischung sein muss, wenn man die Beobachtung für geschlossen erklären will; Volkmann wartete jedesmal so lange, bis die tiefste Farbe, die des ungemischten Blutes, an dem Grenzstrich angelangt war. Er versichert, dass unter Berücksichtigung dieses Umstandes und bei der von ihm gewählten Art, die Zeit zu bestimmen, die Geschwindigkeit in der Röhre bis auf 0,9 ihres wahren Werthes genau gemessen werden kann, so dass von dieser Seite der Fehler in die Grenzen ± eines Zehntheils vom ganzen Werth eingeschlossen sei. Gesetzt nun aber, es sei die Geschwindigkeit, welche im Dromometer während der Beobachtung bestand, mit hinreichender Schärfe gemessen worden, so bleibt noch zu erforschen, in welchem Verhältniss die Geschwindigkeit des Blutstroms in der Glas- röhre zu derjenigen steht, welche in dem Blutgefäss vorhanden gewesen wäre, ohne dass die Einführung des Instruments stattgefunden hätte. Gleich kann die Geschwin- digkeit in beiden Umständen nicht sein, da das Verhältniss zwischen Widerstand und Triebkraft nicht dasselbe geblieben ist. — Die Triebkraft des Bluts ist nemlich für

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/146>, abgerufen am 19.04.2024.