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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Einfluss der Athembewegung beim Pferd.
von dem Druck der Brustwandung, was die direkten Messungen bestä-
tigen.

g. Die Athem- und Herzbewegungen sind ungefähr gleich an Zahl;
bei dieser Combination sind an der arteriellen Spannungscurve die ein-
zelnen Phasen der Athembewegung nicht mehr zu unterscheiden, obwohl
ihr Einfluss offenbar noch vorhanden sein muss.

Pferd. Bei diesem Thiere gestalten sich die Erscheinungen darum
sehr viel einfacher, weil die regelmässige Wiederkehr des Herzschlags
durch die Bedingungen, welche die Athembewegungen einleiten, nicht
wesentlich beeinträchtigt wird. Es beziehen sich demnach die durch
die letzteren erzeugten Veränderungen in der arteriellen Spannungscurve
nur auf eine Steigerung oder Minderung der durch die Herzkräfte erzeug-
ten Drücke, so dass während der Herzpause die Spannung beträchtlich
abnimmt, wenn sie sich zu einer Inspirationsbewegung gesellt, während
keine oder nur eine geringe Abnahme bemerklich ist, wenn eine Herz-
pause und eine Exspirationsbewegung zusammentreffen. Das Umgekehrte
aber gilt von dem Steigen während der Herzzusammenziehung. -- Diese
Alteration der arteriellen Spannungscurve ist nun aber bemerkenswerther
Weise nur dann wahrzunehmen, wenn die Herzzusammenziehungen wenig
umfangreich sind und rasch aufeinander folgen und zugleich die Athem-
bewegungen sehr intensiv werden. Im andern Falle ist ein Einfluss der
Bewegungen der Brustwandung nicht bemerklich.

Wendet man sich nun nach diesen Erfahrungen zu den Erschei-
nungen, welche der Puls beim Athmen des Menschen zeigt, so findet
man, dass durch die gewöhnlichen Athembewegungen und insbesondere bei
Männern die Pulsschläge weder in der zeitlichen Folge noch auch in der
Härte irgendwelche merkliche Veränderung erfahren. Die einzige schon
früher hervorgehobene Beziehung zwischen dem Kreislauf und der Athem-
bewegung, vorausgesetzt, dass der Umfang ihrer einzelnen Akte den mitt-
leren Werth nicht überschreitet, liegt darin, dass sich mit einer Beschleu-
nigung der Athemfolge auch der Herzschlag häufiger einstellt. -- Bei
tieferen Athembewegungen macht sich aber noch ein anderer Einfluss
geltend, der sich ebensowohl durch eine Veränderung in der Folge als
auch der Kraft der Herzschläge äussert. Bei sehr tiefer Inspiration
wird der Puls langsamer und weniger fühlbar, indem häufig der Herz-
schlag so schwach wird, dass man mittelst des aufgelegten Ohrs seine
Töne nicht mehr zu hören vermag. Diese Erscheinungsreihe wird beob-
achtet, gleichgültig, oh Mund und Nase während der Erweiterung des
Brustkorbs geschlossen oder geöffnet war. -- Geht nun eine Inspiration
in eine Exspiration über, so wird der Pulsschlag schneller und voller,
vorausgesetzt, dass aus dem verengerten Brustkorb die Luft entweichen
konnte. Schliesst man dagegen während einer solchen Exspiration, die
nach einer tiefen Inspiration gemacht wird, Mund und Nase, und presst

Einfluss der Athembewegung beim Pferd.
von dem Druck der Brustwandung, was die direkten Messungen bestä-
tigen.

γ. Die Athem- und Herzbewegungen sind ungefähr gleich an Zahl;
bei dieser Combination sind an der arteriellen Spannungscurve die ein-
zelnen Phasen der Athembewegung nicht mehr zu unterscheiden, obwohl
ihr Einfluss offenbar noch vorhanden sein muss.

Pferd. Bei diesem Thiere gestalten sich die Erscheinungen darum
sehr viel einfacher, weil die regelmässige Wiederkehr des Herzschlags
durch die Bedingungen, welche die Athembewegungen einleiten, nicht
wesentlich beeinträchtigt wird. Es beziehen sich demnach die durch
die letzteren erzeugten Veränderungen in der arteriellen Spannungscurve
nur auf eine Steigerung oder Minderung der durch die Herzkräfte erzeug-
ten Drücke, so dass während der Herzpause die Spannung beträchtlich
abnimmt, wenn sie sich zu einer Inspirationsbewegung gesellt, während
keine oder nur eine geringe Abnahme bemerklich ist, wenn eine Herz-
pause und eine Exspirationsbewegung zusammentreffen. Das Umgekehrte
aber gilt von dem Steigen während der Herzzusammenziehung. — Diese
Alteration der arteriellen Spannungscurve ist nun aber bemerkenswerther
Weise nur dann wahrzunehmen, wenn die Herzzusammenziehungen wenig
umfangreich sind und rasch aufeinander folgen und zugleich die Athem-
bewegungen sehr intensiv werden. Im andern Falle ist ein Einfluss der
Bewegungen der Brustwandung nicht bemerklich.

Wendet man sich nun nach diesen Erfahrungen zu den Erschei-
nungen, welche der Puls beim Athmen des Menschen zeigt, so findet
man, dass durch die gewöhnlichen Athembewegungen und insbesondere bei
Männern die Pulsschläge weder in der zeitlichen Folge noch auch in der
Härte irgendwelche merkliche Veränderung erfahren. Die einzige schon
früher hervorgehobene Beziehung zwischen dem Kreislauf und der Athem-
bewegung, vorausgesetzt, dass der Umfang ihrer einzelnen Akte den mitt-
leren Werth nicht überschreitet, liegt darin, dass sich mit einer Beschleu-
nigung der Athemfolge auch der Herzschlag häufiger einstellt. — Bei
tieferen Athembewegungen macht sich aber noch ein anderer Einfluss
geltend, der sich ebensowohl durch eine Veränderung in der Folge als
auch der Kraft der Herzschläge äussert. Bei sehr tiefer Inspiration
wird der Puls langsamer und weniger fühlbar, indem häufig der Herz-
schlag so schwach wird, dass man mittelst des aufgelegten Ohrs seine
Töne nicht mehr zu hören vermag. Diese Erscheinungsreihe wird beob-
achtet, gleichgültig, oh Mund und Nase während der Erweiterung des
Brustkorbs geschlossen oder geöffnet war. — Geht nun eine Inspiration
in eine Exspiration über, so wird der Pulsschlag schneller und voller,
vorausgesetzt, dass aus dem verengerten Brustkorb die Luft entweichen
konnte. Schliesst man dagegen während einer solchen Exspiration, die
nach einer tiefen Inspiration gemacht wird, Mund und Nase, und presst

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[114/0130] Einfluss der Athembewegung beim Pferd. von dem Druck der Brustwandung, was die direkten Messungen bestä- tigen. γ. Die Athem- und Herzbewegungen sind ungefähr gleich an Zahl; bei dieser Combination sind an der arteriellen Spannungscurve die ein- zelnen Phasen der Athembewegung nicht mehr zu unterscheiden, obwohl ihr Einfluss offenbar noch vorhanden sein muss. Pferd. Bei diesem Thiere gestalten sich die Erscheinungen darum sehr viel einfacher, weil die regelmässige Wiederkehr des Herzschlags durch die Bedingungen, welche die Athembewegungen einleiten, nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Es beziehen sich demnach die durch die letzteren erzeugten Veränderungen in der arteriellen Spannungscurve nur auf eine Steigerung oder Minderung der durch die Herzkräfte erzeug- ten Drücke, so dass während der Herzpause die Spannung beträchtlich abnimmt, wenn sie sich zu einer Inspirationsbewegung gesellt, während keine oder nur eine geringe Abnahme bemerklich ist, wenn eine Herz- pause und eine Exspirationsbewegung zusammentreffen. Das Umgekehrte aber gilt von dem Steigen während der Herzzusammenziehung. — Diese Alteration der arteriellen Spannungscurve ist nun aber bemerkenswerther Weise nur dann wahrzunehmen, wenn die Herzzusammenziehungen wenig umfangreich sind und rasch aufeinander folgen und zugleich die Athem- bewegungen sehr intensiv werden. Im andern Falle ist ein Einfluss der Bewegungen der Brustwandung nicht bemerklich. Wendet man sich nun nach diesen Erfahrungen zu den Erschei- nungen, welche der Puls beim Athmen des Menschen zeigt, so findet man, dass durch die gewöhnlichen Athembewegungen und insbesondere bei Männern die Pulsschläge weder in der zeitlichen Folge noch auch in der Härte irgendwelche merkliche Veränderung erfahren. Die einzige schon früher hervorgehobene Beziehung zwischen dem Kreislauf und der Athem- bewegung, vorausgesetzt, dass der Umfang ihrer einzelnen Akte den mitt- leren Werth nicht überschreitet, liegt darin, dass sich mit einer Beschleu- nigung der Athemfolge auch der Herzschlag häufiger einstellt. — Bei tieferen Athembewegungen macht sich aber noch ein anderer Einfluss geltend, der sich ebensowohl durch eine Veränderung in der Folge als auch der Kraft der Herzschläge äussert. Bei sehr tiefer Inspiration wird der Puls langsamer und weniger fühlbar, indem häufig der Herz- schlag so schwach wird, dass man mittelst des aufgelegten Ohrs seine Töne nicht mehr zu hören vermag. Diese Erscheinungsreihe wird beob- achtet, gleichgültig, oh Mund und Nase während der Erweiterung des Brustkorbs geschlossen oder geöffnet war. — Geht nun eine Inspiration in eine Exspiration über, so wird der Pulsschlag schneller und voller, vorausgesetzt, dass aus dem verengerten Brustkorb die Luft entweichen konnte. Schliesst man dagegen während einer solchen Exspiration, die nach einer tiefen Inspiration gemacht wird, Mund und Nase, und presst

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/130>, abgerufen am 25.04.2024.