Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Veränderung der Tonhöhe am todten Kehlkopf.
schied den beide Stellungen rücksichtlich der Tonhöhe herbeiführen liegt also darin,
dass in dem einen Falle die Scala tiefer beginnt und früher endet, im andern aber
höher anfängt und auch später schliesst. Eine Anzahl von Tönen können jedoch in
beiden Stellungen hervorgebracht werden, so dass beide Scalen ineinander greifen. --
Der Gesammtumfang der Töne eines erwachsenen Kehlkopfs beträgt über zwei Ok-
taven. Die Töne finden ihre Grenze nach der Tiefe hin früher als die mögliche An-
näherung der cartil. thyreoidea und arytenoidea erreicht ist, und ebenso nach der
Höhe hin ehe die möglichste Entfernung gegeben, indem über einen gewissen Grad
von Ab- und Anspannung hinaus der Ton unrein, brummend oder schreiend, wird. --
Der Entwicklung des Gesetzes der Abhängigkeit zwischen Tonhöhe und spannenden
Gewichten setzen sich theils darum Schwierigkeiten entgegen, weil der durch das
spannende Gewicht herbeigeführte Zug nicht einzig den Stimmbändern zu Gute
kommt in Folge des Widerstandes anderer Theile, insbesondere der Gelenkbänder
und Flächen und theils weil es nicht gelingt anzugeben, um wieviel der Luftstrom,
welcher zum Anblasen gebraucht wird, die Spannung mehrt. Joh. Müller hat nun
durch Versuche gefunden, dass immer nur ein Ton entsteht, wenn auch die beiden
Bänder gleichzeitig besondere Stimmung haben; ferner, dass die Tonhöhe annähernd
steige, wie die Wurzeln der spannenden Gewichte, so dass wenn man das Gewicht
von 4 zu 16 erhöht die Schwingungszahl der Töne um das Doppelte zunimmt; keiner
der von ihm untersuchten Fälle erreicht jedoch den verlangten Werth, indem niemals
bei der beispielsweise angegebenen Gewichtsvermehrung die Oktave, sondern immer
ein etwas tieferer Ton erscheint. -- Die Stimmlage des todten Kehlkopfs ist im All-
gemeinen etwas höher als die eines lebenden Stimmorgans von entsprechenden
Dimensionen.

b. Durch Verkürzung der Stimmbänder kann, wenn auch ihre Spannung und die
Stärke des anblasenden Luftstroms dieselbe bleibt, der Ton erhöht werden; diese Er-
höhung ereignet sich also sogleich, wenn man bei sonst unveränderten Umständen
den freien Rand des Stimmbandes mit einem festen Körper berührt, welcher Veran-
lassung zu Schwingungsknoten gibt. Auf diese Weise erklärt sich die dem früheren
scheinbar widersprechende Beobachtung, dass bei möglichster Abspannung der
Stimmhäute der Ton statt sich zu vertiefen höher wird; es hat nämlich in diesem Fall
durch eine gegenseitige Berührung der Stimmhäute die Bildung von Schwingungs-
knoten stattgefunden; Joh. Müller.

c. Ebenso wird der Ton bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen erhöht, wenn
man den angewachsenen Theil der Stimmhäute mit Gewichten beschwert, oder die
Platte der cartilago thyreoidea zusammendrückt, so dass nicht mehr die Stimmhaut
in ihrer ganzen Ausdehnung nach der Breite, sondern nur noch mit ihrem freien
Rand schwingen kann; Liscovius. Durch das letztere der beiden Mittel gelingt
es leicht den Ton um mehr als eine Octave zu erhöhen.

d. Verändert man weder die Stellung der Stimmbänder noch ihre spannenden
Gewichte, steigert aber die Stärke des anblasenden Luftstroms, so erhöht sich der
Ton; Ferrein. Das genauere dieses Abhängigkeitsverhältnisses ist nicht bekannt.
Nach J. Müller kann man durch allmälige Steigerung des Anblasens in den Gren-
zen, wie sie dem Lebenden vergönnt sind, den Ton um eine Quinte erhöhen. Diese
Tonsteigerung soll nach dem letzteren Autor davon abhängig sein, dass sich die
Stimmbänder durch eine Wölbung in dem ventriculus Morgagni anspannen.

Der Beweiss, dass die Tonhöhe unabhängig steige und sinke von der Stimmritzen-
weite, ist auf einfache, selbstverständliche Weise zu erbringen. -- Die Einflusslosigkeit
der Länge und der Wandspannung der angesetzten Röhren stellt man nach Joh. Müller
am einfachsten dar, wenn man an das Rohr zum Anblasen noch ein Stück menschlicher
Luftröhre und ausserdem zwei ineinander schiebbare Röhren einsetzt; so kann man
ein Stück Wandung an- und abspannen und das Ansatzrohr verkürzen oder verlän-
gern. Diese Unabhängigkeit des Kehlkopfs und insbesondere diejenige von den Län-

Veränderung der Tonhöhe am todten Kehlkopf.
schied den beide Stellungen rücksichtlich der Tonhöhe herbeiführen liegt also darin,
dass in dem einen Falle die Scala tiefer beginnt und früher endet, im andern aber
höher anfängt und auch später schliesst. Eine Anzahl von Tönen können jedoch in
beiden Stellungen hervorgebracht werden, so dass beide Scalen ineinander greifen. —
Der Gesammtumfang der Töne eines erwachsenen Kehlkopfs beträgt über zwei Ok-
taven. Die Töne finden ihre Grenze nach der Tiefe hin früher als die mögliche An-
näherung der cartil. thyreoidea und arytenoidea erreicht ist, und ebenso nach der
Höhe hin ehe die möglichste Entfernung gegeben, indem über einen gewissen Grad
von Ab- und Anspannung hinaus der Ton unrein, brummend oder schreiend, wird. —
Der Entwicklung des Gesetzes der Abhängigkeit zwischen Tonhöhe und spannenden
Gewichten setzen sich theils darum Schwierigkeiten entgegen, weil der durch das
spannende Gewicht herbeigeführte Zug nicht einzig den Stimmbändern zu Gute
kommt in Folge des Widerstandes anderer Theile, insbesondere der Gelenkbänder
und Flächen und theils weil es nicht gelingt anzugeben, um wieviel der Luftstrom,
welcher zum Anblasen gebraucht wird, die Spannung mehrt. Joh. Müller hat nun
durch Versuche gefunden, dass immer nur ein Ton entsteht, wenn auch die beiden
Bänder gleichzeitig besondere Stimmung haben; ferner, dass die Tonhöhe annähernd
steige, wie die Wurzeln der spannenden Gewichte, so dass wenn man das Gewicht
von 4 zu 16 erhöht die Schwingungszahl der Töne um das Doppelte zunimmt; keiner
der von ihm untersuchten Fälle erreicht jedoch den verlangten Werth, indem niemals
bei der beispielsweise angegebenen Gewichtsvermehrung die Oktave, sondern immer
ein etwas tieferer Ton erscheint. — Die Stimmlage des todten Kehlkopfs ist im All-
gemeinen etwas höher als die eines lebenden Stimmorgans von entsprechenden
Dimensionen.

b. Durch Verkürzung der Stimmbänder kann, wenn auch ihre Spannung und die
Stärke des anblasenden Luftstroms dieselbe bleibt, der Ton erhöht werden; diese Er-
höhung ereignet sich also sogleich, wenn man bei sonst unveränderten Umständen
den freien Rand des Stimmbandes mit einem festen Körper berührt, welcher Veran-
lassung zu Schwingungsknoten gibt. Auf diese Weise erklärt sich die dem früheren
scheinbar widersprechende Beobachtung, dass bei möglichster Abspannung der
Stimmhäute der Ton statt sich zu vertiefen höher wird; es hat nämlich in diesem Fall
durch eine gegenseitige Berührung der Stimmhäute die Bildung von Schwingungs-
knoten stattgefunden; Joh. Müller.

c. Ebenso wird der Ton bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen erhöht, wenn
man den angewachsenen Theil der Stimmhäute mit Gewichten beschwert, oder die
Platte der cartilago thyreoidea zusammendrückt, so dass nicht mehr die Stimmhaut
in ihrer ganzen Ausdehnung nach der Breite, sondern nur noch mit ihrem freien
Rand schwingen kann; Liscovius. Durch das letztere der beiden Mittel gelingt
es leicht den Ton um mehr als eine Octave zu erhöhen.

d. Verändert man weder die Stellung der Stimmbänder noch ihre spannenden
Gewichte, steigert aber die Stärke des anblasenden Luftstroms, so erhöht sich der
Ton; Ferrein. Das genauere dieses Abhängigkeitsverhältnisses ist nicht bekannt.
Nach J. Müller kann man durch allmälige Steigerung des Anblasens in den Gren-
zen, wie sie dem Lebenden vergönnt sind, den Ton um eine Quinte erhöhen. Diese
Tonsteigerung soll nach dem letzteren Autor davon abhängig sein, dass sich die
Stimmbänder durch eine Wölbung in dem ventriculus Morgagni anspannen.

Der Beweiss, dass die Tonhöhe unabhängig steige und sinke von der Stimmritzen-
weite, ist auf einfache, selbstverständliche Weise zu erbringen. — Die Einflusslosigkeit
der Länge und der Wandspannung der angesetzten Röhren stellt man nach Joh. Müller
am einfachsten dar, wenn man an das Rohr zum Anblasen noch ein Stück menschlicher
Luftröhre und ausserdem zwei ineinander schiebbare Röhren einsetzt; so kann man
ein Stück Wandung an- und abspannen und das Ansatzrohr verkürzen oder verlän-
gern. Diese Unabhängigkeit des Kehlkopfs und insbesondere diejenige von den Län-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0439" n="425"/><fw place="top" type="header">Veränderung der Tonhöhe am todten Kehlkopf.</fw><lb/>
schied den beide Stellungen rücksichtlich der Tonhöhe herbeiführen liegt also darin,<lb/>
dass in dem einen Falle die Scala tiefer beginnt und früher endet, im andern aber<lb/>
höher anfängt und auch später schliesst. Eine Anzahl von Tönen können jedoch in<lb/>
beiden Stellungen hervorgebracht werden, so dass beide Scalen ineinander greifen. &#x2014;<lb/>
Der Gesammtumfang der Töne eines erwachsenen Kehlkopfs beträgt über zwei Ok-<lb/>
taven. Die Töne finden ihre Grenze nach der Tiefe hin früher als die mögliche An-<lb/>
näherung der cartil. thyreoidea und arytenoidea erreicht ist, und ebenso nach der<lb/>
Höhe hin ehe die möglichste Entfernung gegeben, indem über einen gewissen Grad<lb/>
von Ab- und Anspannung hinaus der Ton unrein, brummend oder schreiend, wird. &#x2014;<lb/>
Der Entwicklung des Gesetzes der Abhängigkeit zwischen Tonhöhe und spannenden<lb/>
Gewichten setzen sich theils darum Schwierigkeiten entgegen, weil der durch das<lb/>
spannende Gewicht herbeigeführte Zug nicht einzig den Stimmbändern zu Gute<lb/>
kommt in Folge des Widerstandes anderer Theile, insbesondere der Gelenkbänder<lb/>
und Flächen und theils weil es nicht gelingt anzugeben, um wieviel der Luftstrom,<lb/>
welcher zum Anblasen gebraucht wird, die Spannung mehrt. <hi rendition="#g">Joh. Müller</hi> hat nun<lb/>
durch Versuche gefunden, dass immer nur ein Ton entsteht, wenn auch die beiden<lb/>
Bänder gleichzeitig besondere Stimmung haben; ferner, dass die Tonhöhe annähernd<lb/>
steige, wie die Wurzeln der spannenden Gewichte, so dass wenn man das Gewicht<lb/>
von 4 zu 16 erhöht die Schwingungszahl der Töne um das Doppelte zunimmt; keiner<lb/>
der von ihm untersuchten Fälle erreicht jedoch den verlangten Werth, indem niemals<lb/>
bei der beispielsweise angegebenen Gewichtsvermehrung die Oktave, sondern immer<lb/>
ein etwas tieferer Ton erscheint. &#x2014; Die Stimmlage des todten Kehlkopfs ist im All-<lb/>
gemeinen etwas höher als die eines lebenden Stimmorgans von entsprechenden<lb/>
Dimensionen.</p><lb/>
              <p>b. Durch Verkürzung der Stimmbänder kann, wenn auch ihre Spannung und die<lb/>
Stärke des anblasenden Luftstroms dieselbe bleibt, der Ton erhöht werden; diese Er-<lb/>
höhung ereignet sich also sogleich, wenn man bei sonst unveränderten Umständen<lb/>
den freien Rand des Stimmbandes mit einem festen Körper berührt, welcher Veran-<lb/>
lassung zu Schwingungsknoten gibt. Auf diese Weise erklärt sich die dem früheren<lb/>
scheinbar widersprechende Beobachtung, dass bei möglichster Abspannung der<lb/>
Stimmhäute der Ton statt sich zu vertiefen höher wird; es hat nämlich in diesem Fall<lb/>
durch eine gegenseitige Berührung der Stimmhäute die Bildung von Schwingungs-<lb/>
knoten stattgefunden; <hi rendition="#g">Joh. Müller</hi>.</p><lb/>
              <p>c. Ebenso wird der Ton bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen erhöht, wenn<lb/>
man den angewachsenen Theil der Stimmhäute mit Gewichten beschwert, oder die<lb/>
Platte der cartilago thyreoidea zusammendrückt, so dass nicht mehr die Stimmhaut<lb/>
in ihrer ganzen Ausdehnung nach der Breite, sondern nur noch mit ihrem freien<lb/>
Rand schwingen kann; <hi rendition="#g">Liscovius</hi>. Durch das letztere der beiden Mittel gelingt<lb/>
es leicht den Ton um mehr als eine Octave zu erhöhen.</p><lb/>
              <p>d. Verändert man weder die Stellung der Stimmbänder noch ihre spannenden<lb/>
Gewichte, steigert aber die Stärke des anblasenden Luftstroms, so erhöht sich der<lb/>
Ton; <hi rendition="#g">Ferrein</hi>. Das genauere dieses Abhängigkeitsverhältnisses ist nicht bekannt.<lb/>
Nach J. <hi rendition="#g">Müller</hi> kann man durch allmälige Steigerung des Anblasens in den Gren-<lb/>
zen, wie sie dem Lebenden vergönnt sind, den Ton um eine Quinte erhöhen. Diese<lb/>
Tonsteigerung soll nach dem letzteren Autor davon abhängig sein, dass sich die<lb/>
Stimmbänder durch eine Wölbung in dem ventriculus Morgagni anspannen.</p><lb/>
              <p>Der Beweiss, dass die Tonhöhe unabhängig steige und sinke von der Stimmritzen-<lb/>
weite, ist auf einfache, selbstverständliche Weise zu erbringen. &#x2014; Die Einflusslosigkeit<lb/>
der Länge und der Wandspannung der angesetzten Röhren stellt man nach <hi rendition="#g">Joh. Müller</hi><lb/>
am einfachsten dar, wenn man an das Rohr zum Anblasen noch ein Stück menschlicher<lb/>
Luftröhre und ausserdem zwei ineinander schiebbare Röhren einsetzt; so kann man<lb/>
ein Stück Wandung an- und abspannen und das Ansatzrohr verkürzen oder verlän-<lb/>
gern. Diese Unabhängigkeit des Kehlkopfs und insbesondere diejenige von den Län-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[425/0439] Veränderung der Tonhöhe am todten Kehlkopf. schied den beide Stellungen rücksichtlich der Tonhöhe herbeiführen liegt also darin, dass in dem einen Falle die Scala tiefer beginnt und früher endet, im andern aber höher anfängt und auch später schliesst. Eine Anzahl von Tönen können jedoch in beiden Stellungen hervorgebracht werden, so dass beide Scalen ineinander greifen. — Der Gesammtumfang der Töne eines erwachsenen Kehlkopfs beträgt über zwei Ok- taven. Die Töne finden ihre Grenze nach der Tiefe hin früher als die mögliche An- näherung der cartil. thyreoidea und arytenoidea erreicht ist, und ebenso nach der Höhe hin ehe die möglichste Entfernung gegeben, indem über einen gewissen Grad von Ab- und Anspannung hinaus der Ton unrein, brummend oder schreiend, wird. — Der Entwicklung des Gesetzes der Abhängigkeit zwischen Tonhöhe und spannenden Gewichten setzen sich theils darum Schwierigkeiten entgegen, weil der durch das spannende Gewicht herbeigeführte Zug nicht einzig den Stimmbändern zu Gute kommt in Folge des Widerstandes anderer Theile, insbesondere der Gelenkbänder und Flächen und theils weil es nicht gelingt anzugeben, um wieviel der Luftstrom, welcher zum Anblasen gebraucht wird, die Spannung mehrt. Joh. Müller hat nun durch Versuche gefunden, dass immer nur ein Ton entsteht, wenn auch die beiden Bänder gleichzeitig besondere Stimmung haben; ferner, dass die Tonhöhe annähernd steige, wie die Wurzeln der spannenden Gewichte, so dass wenn man das Gewicht von 4 zu 16 erhöht die Schwingungszahl der Töne um das Doppelte zunimmt; keiner der von ihm untersuchten Fälle erreicht jedoch den verlangten Werth, indem niemals bei der beispielsweise angegebenen Gewichtsvermehrung die Oktave, sondern immer ein etwas tieferer Ton erscheint. — Die Stimmlage des todten Kehlkopfs ist im All- gemeinen etwas höher als die eines lebenden Stimmorgans von entsprechenden Dimensionen. b. Durch Verkürzung der Stimmbänder kann, wenn auch ihre Spannung und die Stärke des anblasenden Luftstroms dieselbe bleibt, der Ton erhöht werden; diese Er- höhung ereignet sich also sogleich, wenn man bei sonst unveränderten Umständen den freien Rand des Stimmbandes mit einem festen Körper berührt, welcher Veran- lassung zu Schwingungsknoten gibt. Auf diese Weise erklärt sich die dem früheren scheinbar widersprechende Beobachtung, dass bei möglichster Abspannung der Stimmhäute der Ton statt sich zu vertiefen höher wird; es hat nämlich in diesem Fall durch eine gegenseitige Berührung der Stimmhäute die Bildung von Schwingungs- knoten stattgefunden; Joh. Müller. c. Ebenso wird der Ton bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen erhöht, wenn man den angewachsenen Theil der Stimmhäute mit Gewichten beschwert, oder die Platte der cartilago thyreoidea zusammendrückt, so dass nicht mehr die Stimmhaut in ihrer ganzen Ausdehnung nach der Breite, sondern nur noch mit ihrem freien Rand schwingen kann; Liscovius. Durch das letztere der beiden Mittel gelingt es leicht den Ton um mehr als eine Octave zu erhöhen. d. Verändert man weder die Stellung der Stimmbänder noch ihre spannenden Gewichte, steigert aber die Stärke des anblasenden Luftstroms, so erhöht sich der Ton; Ferrein. Das genauere dieses Abhängigkeitsverhältnisses ist nicht bekannt. Nach J. Müller kann man durch allmälige Steigerung des Anblasens in den Gren- zen, wie sie dem Lebenden vergönnt sind, den Ton um eine Quinte erhöhen. Diese Tonsteigerung soll nach dem letzteren Autor davon abhängig sein, dass sich die Stimmbänder durch eine Wölbung in dem ventriculus Morgagni anspannen. Der Beweiss, dass die Tonhöhe unabhängig steige und sinke von der Stimmritzen- weite, ist auf einfache, selbstverständliche Weise zu erbringen. — Die Einflusslosigkeit der Länge und der Wandspannung der angesetzten Röhren stellt man nach Joh. Müller am einfachsten dar, wenn man an das Rohr zum Anblasen noch ein Stück menschlicher Luftröhre und ausserdem zwei ineinander schiebbare Röhren einsetzt; so kann man ein Stück Wandung an- und abspannen und das Ansatzrohr verkürzen oder verlän- gern. Diese Unabhängigkeit des Kehlkopfs und insbesondere diejenige von den Län-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/439
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/439>, abgerufen am 29.03.2024.