Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Aufrechtes Stehen.
[Abbildung] Fig. 126.
dass er annähernd in den geometrischen
Mittelpunkt des horizontalen Rumpfdurch-
schnittes falle, wonach er in der Profil-
projektion ungefähr in der Mitte einer Linie
liegen würde, welche man von dem pro-
cessus xyphoideus zur Wirbelsäule ziehen
kann. K gibt den Schwerpunkt des Ge-
sammtkörpers an, H den Drehpunkt des
Hüftgelenkes, A das Ende der Achse des
ersten Fussgelenks und endlich R K B die
Schwerlinie. Diese letztre verläuft nun in
der gegebenen Projektion zuerst hinter den
Drehpunkt des Hüftgelenks. H. Meyer
glaubt sich zu diesen Annahmen berech-
tigt, weil, wenn man bei einem bequem
stehenden Menschen den Faden eines Sen-
kels in die Mitte der Seitenfläche des Brust-
kastens anlegt, dieser hinter dem vorderen
Rand des grossen Trochanters, der be-
kanntlich im aufrechten Stehen die Lage
des Drehpunktes für das Hüftgelenk an-
gibt, herfällt. Darauf trifft sie annähernd auf
die Achse des Kniegelenks und zwar bald
vor und bald hinter dieselbe und endlich
konstant vor die Achse des ersten Fuss-
gelenkes, jedoch noch immer in den Fuss.

2. Steifung der Gelenke. a. Die Steifung
des Hüftgelenkes geschieht gemeinschaft-
lich durch die Zusammenziehung mehrerer
Muskeln, namentlich der nach auswärts roti-
renden und des m. glutaeus maximus, dann
durch die Spannung des ligamentum iliofe-
morale (lig. superius von Ed. Weber) ligam.
teres, ligam. iliotibiale (das äussere Blatt
der fascia lata) und die Schwere. Da den
gegebenen Thatsachen zufolge die Schwer-
linie des Rumpfes R D nicht auf sondern
hinter den Drehpunkt fällt, so kann dieselbe
mit Beziehung auf den letzten zerlegt wer-
den in eine auf H senkrechte R H und in
eine wagrechte D H. Der nach der Linie R H
wirkende Antheil der Schwere wird durch den Drehpunkt unter-
stützt, die nach H D wirkende sucht dagegen den Rumpf auf den
Schenkelkopf nach hinten zu drehen. Diesem letzteren Antheil von

Aufrechtes Stehen.
[Abbildung] Fig. 126.
dass er annähernd in den geometrischen
Mittelpunkt des horizontalen Rumpfdurch-
schnittes falle, wonach er in der Profil-
projektion ungefähr in der Mitte einer Linie
liegen würde, welche man von dem pro-
cessus xyphoideus zur Wirbelsäule ziehen
kann. K gibt den Schwerpunkt des Ge-
sammtkörpers an, H den Drehpunkt des
Hüftgelenkes, A das Ende der Achse des
ersten Fussgelenks und endlich R K B die
Schwerlinie. Diese letztre verläuft nun in
der gegebenen Projektion zuerst hinter den
Drehpunkt des Hüftgelenks. H. Meyer
glaubt sich zu diesen Annahmen berech-
tigt, weil, wenn man bei einem bequem
stehenden Menschen den Faden eines Sen-
kels in die Mitte der Seitenfläche des Brust-
kastens anlegt, dieser hinter dem vorderen
Rand des grossen Trochanters, der be-
kanntlich im aufrechten Stehen die Lage
des Drehpunktes für das Hüftgelenk an-
gibt, herfällt. Darauf trifft sie annähernd auf
die Achse des Kniegelenks und zwar bald
vor und bald hinter dieselbe und endlich
konstant vor die Achse des ersten Fuss-
gelenkes, jedoch noch immer in den Fuss.

2. Steifung der Gelenke. a. Die Steifung
des Hüftgelenkes geschieht gemeinschaft-
lich durch die Zusammenziehung mehrerer
Muskeln, namentlich der nach auswärts roti-
renden und des m. glutaeus maximus, dann
durch die Spannung des ligamentum iliofe-
morale (lig. superius von Ed. Weber) ligam.
teres, ligam. iliotibiale (das äussere Blatt
der fascia lata) und die Schwere. Da den
gegebenen Thatsachen zufolge die Schwer-
linie des Rumpfes R D nicht auf sondern
hinter den Drehpunkt fällt, so kann dieselbe
mit Beziehung auf den letzten zerlegt wer-
den in eine auf H senkrechte R H und in
eine wagrechte D H. Der nach der Linie R H
wirkende Antheil der Schwere wird durch den Drehpunkt unter-
stützt, die nach H D wirkende sucht dagegen den Rumpf auf den
Schenkelkopf nach hinten zu drehen. Diesem letzteren Antheil von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0420" n="406"/><fw place="top" type="header">Aufrechtes Stehen.</fw><lb/><figure><head>Fig. 126.</head></figure><lb/>
dass er annähernd in den geometrischen<lb/>
Mittelpunkt des horizontalen Rumpfdurch-<lb/>
schnittes falle, wonach er in der Profil-<lb/>
projektion ungefähr in der Mitte einer Linie<lb/>
liegen würde, welche man von dem pro-<lb/>
cessus xyphoideus zur Wirbelsäule ziehen<lb/>
kann. <hi rendition="#i">K</hi> gibt den Schwerpunkt des Ge-<lb/>
sammtkörpers an, <hi rendition="#i">H</hi> den Drehpunkt des<lb/>
Hüftgelenkes, <hi rendition="#i">A</hi> das Ende der Achse des<lb/>
ersten Fussgelenks und endlich <hi rendition="#i">R K B</hi> die<lb/>
Schwerlinie. Diese letztre verläuft nun in<lb/>
der gegebenen Projektion zuerst hinter den<lb/>
Drehpunkt des Hüftgelenks. H. <hi rendition="#g">Meyer</hi><lb/>
glaubt sich zu diesen Annahmen berech-<lb/>
tigt, weil, wenn man bei einem bequem<lb/>
stehenden Menschen den Faden eines Sen-<lb/>
kels in die Mitte der Seitenfläche des Brust-<lb/>
kastens anlegt, dieser hinter dem vorderen<lb/>
Rand des grossen Trochanters, der be-<lb/>
kanntlich im aufrechten Stehen die Lage<lb/>
des Drehpunktes für das Hüftgelenk an-<lb/>
gibt, herfällt. Darauf trifft sie annähernd auf<lb/>
die Achse des Kniegelenks und zwar bald<lb/>
vor und bald hinter dieselbe und endlich<lb/>
konstant vor die Achse des ersten Fuss-<lb/>
gelenkes, jedoch noch immer in den Fuss.</p><lb/>
            <p>2. Steifung der Gelenke. a. Die Steifung<lb/>
des Hüftgelenkes geschieht gemeinschaft-<lb/>
lich durch die Zusammenziehung mehrerer<lb/>
Muskeln, namentlich der nach auswärts roti-<lb/>
renden und des m. glutaeus maximus, dann<lb/>
durch die Spannung des ligamentum iliofe-<lb/>
morale (lig. superius von <hi rendition="#g">Ed. Weber</hi>) ligam.<lb/>
teres, ligam. iliotibiale (das äussere Blatt<lb/>
der fascia lata) und die Schwere. Da den<lb/>
gegebenen Thatsachen zufolge die Schwer-<lb/>
linie des Rumpfes <hi rendition="#i">R D</hi> nicht auf sondern<lb/>
hinter den Drehpunkt fällt, so kann dieselbe<lb/>
mit Beziehung auf den letzten zerlegt wer-<lb/>
den in eine auf <hi rendition="#i">H</hi> senkrechte <hi rendition="#i">R H</hi> und in<lb/>
eine wagrechte <hi rendition="#i">D H</hi>. Der nach der Linie <hi rendition="#i">R H</hi><lb/>
wirkende Antheil der Schwere wird durch den Drehpunkt unter-<lb/>
stützt, die nach <hi rendition="#i">H D</hi> wirkende sucht dagegen den Rumpf auf den<lb/>
Schenkelkopf nach hinten zu drehen. Diesem letzteren Antheil von<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0420] Aufrechtes Stehen. [Abbildung Fig. 126.] dass er annähernd in den geometrischen Mittelpunkt des horizontalen Rumpfdurch- schnittes falle, wonach er in der Profil- projektion ungefähr in der Mitte einer Linie liegen würde, welche man von dem pro- cessus xyphoideus zur Wirbelsäule ziehen kann. K gibt den Schwerpunkt des Ge- sammtkörpers an, H den Drehpunkt des Hüftgelenkes, A das Ende der Achse des ersten Fussgelenks und endlich R K B die Schwerlinie. Diese letztre verläuft nun in der gegebenen Projektion zuerst hinter den Drehpunkt des Hüftgelenks. H. Meyer glaubt sich zu diesen Annahmen berech- tigt, weil, wenn man bei einem bequem stehenden Menschen den Faden eines Sen- kels in die Mitte der Seitenfläche des Brust- kastens anlegt, dieser hinter dem vorderen Rand des grossen Trochanters, der be- kanntlich im aufrechten Stehen die Lage des Drehpunktes für das Hüftgelenk an- gibt, herfällt. Darauf trifft sie annähernd auf die Achse des Kniegelenks und zwar bald vor und bald hinter dieselbe und endlich konstant vor die Achse des ersten Fuss- gelenkes, jedoch noch immer in den Fuss. 2. Steifung der Gelenke. a. Die Steifung des Hüftgelenkes geschieht gemeinschaft- lich durch die Zusammenziehung mehrerer Muskeln, namentlich der nach auswärts roti- renden und des m. glutaeus maximus, dann durch die Spannung des ligamentum iliofe- morale (lig. superius von Ed. Weber) ligam. teres, ligam. iliotibiale (das äussere Blatt der fascia lata) und die Schwere. Da den gegebenen Thatsachen zufolge die Schwer- linie des Rumpfes R D nicht auf sondern hinter den Drehpunkt fällt, so kann dieselbe mit Beziehung auf den letzten zerlegt wer- den in eine auf H senkrechte R H und in eine wagrechte D H. Der nach der Linie R H wirkende Antheil der Schwere wird durch den Drehpunkt unter- stützt, die nach H D wirkende sucht dagegen den Rumpf auf den Schenkelkopf nach hinten zu drehen. Diesem letzteren Antheil von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/420
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/420>, abgerufen am 29.03.2024.