Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Verwendung der Muskelkräfte.
enden immer um das gleiche proportionale Stück ihrer ursprünglichen Länge ver-
kürzten. -- Zum weitern gelingt es aber auch darum nicht, die bewegende Kraft des
Muskels während seiner Verkürzung anzugeben, weil sich in der letztern bei allen
Muskeln mit convergirenden Fasern der Convergenzwinkel ändert. -- Aus diesem
Grunde gibt eine Bestimmung von mittleren Längen und mittlern Querschnitten der
verschiedenen Muskeln, wie sie Ed. Weber als Maass für den Nutzeffekt gebraucht,
kaum noch einen weiteren Aufschluss, als das absolute Gewicht der Muskeln.

3. Verwendung der von den Muskeln auf das Skelet übertragenen
Kräfte. Die von den Muskeln entwickelten Kräfte übertragen sich auf
die einzelnen Hebel des Skelets und erzeugen dort entweder Span-
nungen [durch Druck und Zug] oder Bewegungen der Theile gegen-
einander. Die Aufgabe, welcher Antheil der von den Muskeln über-
tragenen Kräfte zur Bewegung und welcher zur Erzeugung von
Spannungen verwendet wird, ist zu lösen, wenn man die Lage der
Muskelresultirenden zu den Knochen und ihren Drehachsen (resp.
Drehpunkten) kennt und den Umfang der Bewegung, welche den Kno-
chen in ihren Gelenken zukommt.

Um diese Bedingungen zu erfüllen, bringt Ad. Fick das zu untersuchende Glied
A B. Fig. 123, dessen Muskeln präparirt sind, frei in das Innere eines aus Holz
dargestellten rechtwinkligen Coordinatensystems X, Y, Z, und hält es daselbst unver-
rücklich mittelst der Schrauben S, S, S fest. Dann entwirft er nach bekannter Methode
ebenso wohl von der Drehachse, als auch von der Resultirenden des Muskels M Pro-
jektion auf die Ebenen X Y, Z Y, X Z und bestimmt darauf ihre Lage zum Drehpunkt
auf jeder der Ebenen.

[Abbildung] Fig. 123.

Verwendung der Muskelkräfte.
enden immer um das gleiche proportionale Stück ihrer ursprünglichen Länge ver-
kürzten. — Zum weitern gelingt es aber auch darum nicht, die bewegende Kraft des
Muskels während seiner Verkürzung anzugeben, weil sich in der letztern bei allen
Muskeln mit convergirenden Fasern der Convergenzwinkel ändert. — Aus diesem
Grunde gibt eine Bestimmung von mittleren Längen und mittlern Querschnitten der
verschiedenen Muskeln, wie sie Ed. Weber als Maass für den Nutzeffekt gebraucht,
kaum noch einen weiteren Aufschluss, als das absolute Gewicht der Muskeln.

3. Verwendung der von den Muskeln auf das Skelet übertragenen
Kräfte. Die von den Muskeln entwickelten Kräfte übertragen sich auf
die einzelnen Hebel des Skelets und erzeugen dort entweder Span-
nungen [durch Druck und Zug] oder Bewegungen der Theile gegen-
einander. Die Aufgabe, welcher Antheil der von den Muskeln über-
tragenen Kräfte zur Bewegung und welcher zur Erzeugung von
Spannungen verwendet wird, ist zu lösen, wenn man die Lage der
Muskelresultirenden zu den Knochen und ihren Drehachsen (resp.
Drehpunkten) kennt und den Umfang der Bewegung, welche den Kno-
chen in ihren Gelenken zukommt.

Um diese Bedingungen zu erfüllen, bringt Ad. Fick das zu untersuchende Glied
A B. Fig. 123, dessen Muskeln präparirt sind, frei in das Innere eines aus Holz
dargestellten rechtwinkligen Coordinatensystems X, Y, Z, und hält es daselbst unver-
rücklich mittelst der Schrauben S, S, S fest. Dann entwirft er nach bekannter Methode
ebenso wohl von der Drehachse, als auch von der Resultirenden des Muskels M Pro-
jektion auf die Ebenen X Y, Z Y, X Z und bestimmt darauf ihre Lage zum Drehpunkt
auf jeder der Ebenen.

[Abbildung] Fig. 123.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0406" n="392"/><fw place="top" type="header">Verwendung der Muskelkräfte.</fw><lb/>
enden immer um das gleiche proportionale Stück ihrer ursprünglichen Länge ver-<lb/>
kürzten. &#x2014; Zum weitern gelingt es aber auch darum nicht, die bewegende Kraft des<lb/>
Muskels während seiner Verkürzung anzugeben, weil sich in der letztern bei allen<lb/>
Muskeln mit convergirenden Fasern der Convergenzwinkel ändert. &#x2014; Aus diesem<lb/>
Grunde gibt eine Bestimmung von mittleren Längen und mittlern Querschnitten der<lb/>
verschiedenen Muskeln, wie sie <hi rendition="#g">Ed. Weber</hi> als Maass für den Nutzeffekt gebraucht,<lb/>
kaum noch einen weiteren Aufschluss, als das absolute Gewicht der Muskeln.</p><lb/>
            <p>3. Verwendung der von den Muskeln auf das Skelet übertragenen<lb/>
Kräfte. Die von den Muskeln entwickelten Kräfte übertragen sich auf<lb/>
die einzelnen Hebel des Skelets und erzeugen dort entweder Span-<lb/>
nungen [durch Druck und Zug] oder Bewegungen der Theile gegen-<lb/>
einander. Die Aufgabe, welcher Antheil der von den Muskeln über-<lb/>
tragenen Kräfte zur Bewegung und welcher zur Erzeugung von<lb/>
Spannungen verwendet wird, ist zu lösen, wenn man die Lage der<lb/>
Muskelresultirenden zu den Knochen und ihren Drehachsen (resp.<lb/>
Drehpunkten) kennt und den Umfang der Bewegung, welche den Kno-<lb/>
chen in ihren Gelenken zukommt.</p><lb/>
            <p>Um diese Bedingungen zu erfüllen, bringt <hi rendition="#g">Ad. Fick</hi> das zu untersuchende Glied<lb/><hi rendition="#i">A B</hi>. Fig. 123, dessen Muskeln präparirt sind, frei in das Innere eines aus Holz<lb/>
dargestellten rechtwinkligen Coordinatensystems <hi rendition="#i">X, Y, Z,</hi> und hält es daselbst unver-<lb/>
rücklich mittelst der Schrauben <hi rendition="#i">S, S,</hi> S fest. Dann entwirft er nach bekannter Methode<lb/>
ebenso wohl von der Drehachse, als auch von der Resultirenden des Muskels <hi rendition="#i">M</hi> Pro-<lb/>
jektion auf die Ebenen <hi rendition="#i">X Y, Z Y, X Z</hi> und bestimmt darauf ihre Lage zum Drehpunkt<lb/>
auf jeder der Ebenen.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 123.</head>
            </figure><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0406] Verwendung der Muskelkräfte. enden immer um das gleiche proportionale Stück ihrer ursprünglichen Länge ver- kürzten. — Zum weitern gelingt es aber auch darum nicht, die bewegende Kraft des Muskels während seiner Verkürzung anzugeben, weil sich in der letztern bei allen Muskeln mit convergirenden Fasern der Convergenzwinkel ändert. — Aus diesem Grunde gibt eine Bestimmung von mittleren Längen und mittlern Querschnitten der verschiedenen Muskeln, wie sie Ed. Weber als Maass für den Nutzeffekt gebraucht, kaum noch einen weiteren Aufschluss, als das absolute Gewicht der Muskeln. 3. Verwendung der von den Muskeln auf das Skelet übertragenen Kräfte. Die von den Muskeln entwickelten Kräfte übertragen sich auf die einzelnen Hebel des Skelets und erzeugen dort entweder Span- nungen [durch Druck und Zug] oder Bewegungen der Theile gegen- einander. Die Aufgabe, welcher Antheil der von den Muskeln über- tragenen Kräfte zur Bewegung und welcher zur Erzeugung von Spannungen verwendet wird, ist zu lösen, wenn man die Lage der Muskelresultirenden zu den Knochen und ihren Drehachsen (resp. Drehpunkten) kennt und den Umfang der Bewegung, welche den Kno- chen in ihren Gelenken zukommt. Um diese Bedingungen zu erfüllen, bringt Ad. Fick das zu untersuchende Glied A B. Fig. 123, dessen Muskeln präparirt sind, frei in das Innere eines aus Holz dargestellten rechtwinkligen Coordinatensystems X, Y, Z, und hält es daselbst unver- rücklich mittelst der Schrauben S, S, S fest. Dann entwirft er nach bekannter Methode ebenso wohl von der Drehachse, als auch von der Resultirenden des Muskels M Pro- jektion auf die Ebenen X Y, Z Y, X Z und bestimmt darauf ihre Lage zum Drehpunkt auf jeder der Ebenen. [Abbildung Fig. 123.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/406
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/406>, abgerufen am 19.04.2024.