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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Gelenke zwischen Schulterblatt, Schlüsselbein u. Oberarm.
[Abbildung] Fig. 107.
[Abbildung] Fig. 108.
eine starke Krümmung, die vielleicht einem Kreis angehört. Zwischen
beiden Gelenkflächen ist ein starker Meniscus eingeschoben, der vorn
und innen vorzüglich an dem Schlüsselbeinkopf, aussen und hinten
aber an der Sternalfläche liegt; somit erscheint er auf jedem der beiden
dargestellten Schnitte C C. -- Der letztern Biegung entsprechend kann
der Schlüsselbeinkopf von hinten nach vorn rollen, um eine Achse,
welche im Allgemeinen durch ihn horizontal in der Richtung von vorn
nach hinten geht; diese Bewegung hebt und senkt das Schlüsselbein;
Beschränkungen erleidet sie durch das Aufrollen des Meniscus, das
ligam. interclaviculare, costoclaviculare und die erste Rippe. -- Die
andere dem Schlüsselbein zukommende Bewegung, bei welcher sein
Körper von hinten nach vorn tritt, ist weniger klar; es lässt sich über
dieselbe ohne eine genauere noch fehlende Untersuchung nur aus-
sagen, dass die Bewegung gehemmmt werde durch das lig. coraco-cla-
vicularia und den meniscus. Dieses wichtige und complizirte Gelenk
verdient vor allem eine gründliche Untersuchung.

Schulterblatt-Schlüsselbeingelenk. Um dieses schmale
Gelenk sind verschiedene Verbiegungen des Schulterblatts zulässig;
zuerst ein Vor- und Rückwärtsrücken desselben. Diese Bewegung wird
gehemmt durch einen starken Sehnenstreifen, der von der Mitte des
Schlüsselbeins zum proc. coracoideus tritt, welcher sich anspannt,
wenn das Schulterblatt nach hinten geht. Diese Bewegung addirt sich
zu der entsprechenden des Schlüsselbeins am Sternum. Eine zweite
Bewegung führt das Schulterblatt um eine Achse aus, welche von dem
untern Winkel desselben gegen dieses Gelenk zu ziehen ist. Diese
Bewegung, bei welcher sich der untere Schulterblattwinkel von der
Rippe abhebt, wird durch einen Bandstreifen gehemmt, der auf der
hintern Rumpffläche von innen nach aussen, von den Rippen zum
Schulterblatt läuft.

Achselgelenk. Der Mittelpunkt, um welchen die kugeligen Ge-
lenkflächen beschrieben sind, liegt im Oberarmbein ungefähr in glei-

Gelenke zwischen Schulterblatt, Schlüsselbein u. Oberarm.
[Abbildung] Fig. 107.
[Abbildung] Fig. 108.
eine starke Krümmung, die vielleicht einem Kreis angehört. Zwischen
beiden Gelenkflächen ist ein starker Meniscus eingeschoben, der vorn
und innen vorzüglich an dem Schlüsselbeinkopf, aussen und hinten
aber an der Sternalfläche liegt; somit erscheint er auf jedem der beiden
dargestellten Schnitte C C. — Der letztern Biegung entsprechend kann
der Schlüsselbeinkopf von hinten nach vorn rollen, um eine Achse,
welche im Allgemeinen durch ihn horizontal in der Richtung von vorn
nach hinten geht; diese Bewegung hebt und senkt das Schlüsselbein;
Beschränkungen erleidet sie durch das Aufrollen des Meniscus, das
ligam. interclaviculare, costoclaviculare und die erste Rippe. — Die
andere dem Schlüsselbein zukommende Bewegung, bei welcher sein
Körper von hinten nach vorn tritt, ist weniger klar; es lässt sich über
dieselbe ohne eine genauere noch fehlende Untersuchung nur aus-
sagen, dass die Bewegung gehemmmt werde durch das lig. coraco-cla-
vicularia und den meniscus. Dieses wichtige und complizirte Gelenk
verdient vor allem eine gründliche Untersuchung.

Schulterblatt-Schlüsselbeingelenk. Um dieses schmale
Gelenk sind verschiedene Verbiegungen des Schulterblatts zulässig;
zuerst ein Vor- und Rückwärtsrücken desselben. Diese Bewegung wird
gehemmt durch einen starken Sehnenstreifen, der von der Mitte des
Schlüsselbeins zum proc. coracoideus tritt, welcher sich anspannt,
wenn das Schulterblatt nach hinten geht. Diese Bewegung addirt sich
zu der entsprechenden des Schlüsselbeins am Sternum. Eine zweite
Bewegung führt das Schulterblatt um eine Achse aus, welche von dem
untern Winkel desselben gegen dieses Gelenk zu ziehen ist. Diese
Bewegung, bei welcher sich der untere Schulterblattwinkel von der
Rippe abhebt, wird durch einen Bandstreifen gehemmt, der auf der
hintern Rumpffläche von innen nach aussen, von den Rippen zum
Schulterblatt läuft.

Achselgelenk. Der Mittelpunkt, um welchen die kugeligen Ge-
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[377/0391] Gelenke zwischen Schulterblatt, Schlüsselbein u. Oberarm. [Abbildung Fig. 107.] [Abbildung Fig. 108.] eine starke Krümmung, die vielleicht einem Kreis angehört. Zwischen beiden Gelenkflächen ist ein starker Meniscus eingeschoben, der vorn und innen vorzüglich an dem Schlüsselbeinkopf, aussen und hinten aber an der Sternalfläche liegt; somit erscheint er auf jedem der beiden dargestellten Schnitte C C. — Der letztern Biegung entsprechend kann der Schlüsselbeinkopf von hinten nach vorn rollen, um eine Achse, welche im Allgemeinen durch ihn horizontal in der Richtung von vorn nach hinten geht; diese Bewegung hebt und senkt das Schlüsselbein; Beschränkungen erleidet sie durch das Aufrollen des Meniscus, das ligam. interclaviculare, costoclaviculare und die erste Rippe. — Die andere dem Schlüsselbein zukommende Bewegung, bei welcher sein Körper von hinten nach vorn tritt, ist weniger klar; es lässt sich über dieselbe ohne eine genauere noch fehlende Untersuchung nur aus- sagen, dass die Bewegung gehemmmt werde durch das lig. coraco-cla- vicularia und den meniscus. Dieses wichtige und complizirte Gelenk verdient vor allem eine gründliche Untersuchung. Schulterblatt-Schlüsselbeingelenk. Um dieses schmale Gelenk sind verschiedene Verbiegungen des Schulterblatts zulässig; zuerst ein Vor- und Rückwärtsrücken desselben. Diese Bewegung wird gehemmt durch einen starken Sehnenstreifen, der von der Mitte des Schlüsselbeins zum proc. coracoideus tritt, welcher sich anspannt, wenn das Schulterblatt nach hinten geht. Diese Bewegung addirt sich zu der entsprechenden des Schlüsselbeins am Sternum. Eine zweite Bewegung führt das Schulterblatt um eine Achse aus, welche von dem untern Winkel desselben gegen dieses Gelenk zu ziehen ist. Diese Bewegung, bei welcher sich der untere Schulterblattwinkel von der Rippe abhebt, wird durch einen Bandstreifen gehemmt, der auf der hintern Rumpffläche von innen nach aussen, von den Rippen zum Schulterblatt läuft. Achselgelenk. Der Mittelpunkt, um welchen die kugeligen Ge- lenkflächen beschrieben sind, liegt im Oberarmbein ungefähr in glei-

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/391>, abgerufen am 24.04.2024.