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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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verschiedenen aber messbaren Geschwindigkeiten drehte; je nach dieser Umdre-
hungsgeschwindigkeit konnten die einzelnen Zähne noch als gesonderte unterschie-
den werden, oder es entstand durch Verschmelzung einzelner Eindrücke die Empfin-
dung des Glatten, indem, bevor der erste Eindruck verschwand, der folgende schon
eingetreten war. -- Bei dieser Beobachtungsmethode wird unter allen Umständen
die Haut zusammengedrückt, welche als ein elastischer Körper eine endliche Zeit
zu ihrer Wiederausdehnung braucht; daraus ist ersichtlich, dass von dem Zahn zu-
gleich ein Rücklass in dem Nerven und in der Haut bleibt. Da Valentin hierauf
keine Rücksicht genommen, so lässt sich nicht angeben, wie die einzelnen von ihm
beobachteten Erscheinungen zu deuten sind. -- Er gibt nur an, dass 640 *) Ein-
drücke in der Sekunde noch als stark gesonderte gefühlt werden. Die Sonderung der
Eindrücke soll begünstigt werden durch eine dünne Oberhaut; durch Excoriationen;
durch Baden in Blausäure, im wässerigem Opiumextrakt, in Kali, in Wasser von 40°
bis 45° C., Ueberzüge über die Finger von feinem Leder, von Oelpapier, von Wasser,
durch starken Druck von Seiten der Finger und spitzige Form der Zähne. -- Die
Verschmelzung der Eindrücke soll aber begünstigt sein durch anhaltende Wasser-
bäder mittlerer Temperatur, durch Bäder in verdünntem Weingeist, in Kältemischung
und Wasser von + 54° C; durch Hemmung des Blutlaufs, durch Aetherbetäubung.

Andere besondere Gefühle, wie der Hunger, Durst, Wollustgefühl
u. s. w. werden bei der Verdauung u. s. w. abgehandelt.

*) Valentin dürfte den bei dieser Gelegenheit gemachten Fehler über Leitungsge-
schwindigkeit der Erregung
irgendwo selbst verbessern.

Nachgefühl.
verschiedenen aber messbaren Geschwindigkeiten drehte; je nach dieser Umdre-
hungsgeschwindigkeit konnten die einzelnen Zähne noch als gesonderte unterschie-
den werden, oder es entstand durch Verschmelzung einzelner Eindrücke die Empfin-
dung des Glatten, indem, bevor der erste Eindruck verschwand, der folgende schon
eingetreten war. — Bei dieser Beobachtungsmethode wird unter allen Umständen
die Haut zusammengedrückt, welche als ein elastischer Körper eine endliche Zeit
zu ihrer Wiederausdehnung braucht; daraus ist ersichtlich, dass von dem Zahn zu-
gleich ein Rücklass in dem Nerven und in der Haut bleibt. Da Valentin hierauf
keine Rücksicht genommen, so lässt sich nicht angeben, wie die einzelnen von ihm
beobachteten Erscheinungen zu deuten sind. — Er gibt nur an, dass 640 *) Ein-
drücke in der Sekunde noch als stark gesonderte gefühlt werden. Die Sonderung der
Eindrücke soll begünstigt werden durch eine dünne Oberhaut; durch Excoriationen;
durch Baden in Blausäure, im wässerigem Opiumextrakt, in Kali, in Wasser von 40°
bis 45° C., Ueberzüge über die Finger von feinem Leder, von Oelpapier, von Wasser,
durch starken Druck von Seiten der Finger und spitzige Form der Zähne. — Die
Verschmelzung der Eindrücke soll aber begünstigt sein durch anhaltende Wasser-
bäder mittlerer Temperatur, durch Bäder in verdünntem Weingeist, in Kältemischung
und Wasser von + 54° C; durch Hemmung des Blutlaufs, durch Aetherbetäubung.

Andere besondere Gefühle, wie der Hunger, Durst, Wollustgefühl
u. s. w. werden bei der Verdauung u. s. w. abgehandelt.

*) Valentin dürfte den bei dieser Gelegenheit gemachten Fehler über Leitungsge-
schwindigkeit der Erregung
irgendwo selbst verbessern.
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[311/0325] Nachgefühl. verschiedenen aber messbaren Geschwindigkeiten drehte; je nach dieser Umdre- hungsgeschwindigkeit konnten die einzelnen Zähne noch als gesonderte unterschie- den werden, oder es entstand durch Verschmelzung einzelner Eindrücke die Empfin- dung des Glatten, indem, bevor der erste Eindruck verschwand, der folgende schon eingetreten war. — Bei dieser Beobachtungsmethode wird unter allen Umständen die Haut zusammengedrückt, welche als ein elastischer Körper eine endliche Zeit zu ihrer Wiederausdehnung braucht; daraus ist ersichtlich, dass von dem Zahn zu- gleich ein Rücklass in dem Nerven und in der Haut bleibt. Da Valentin hierauf keine Rücksicht genommen, so lässt sich nicht angeben, wie die einzelnen von ihm beobachteten Erscheinungen zu deuten sind. — Er gibt nur an, dass 640 *) Ein- drücke in der Sekunde noch als stark gesonderte gefühlt werden. Die Sonderung der Eindrücke soll begünstigt werden durch eine dünne Oberhaut; durch Excoriationen; durch Baden in Blausäure, im wässerigem Opiumextrakt, in Kali, in Wasser von 40° bis 45° C., Ueberzüge über die Finger von feinem Leder, von Oelpapier, von Wasser, durch starken Druck von Seiten der Finger und spitzige Form der Zähne. — Die Verschmelzung der Eindrücke soll aber begünstigt sein durch anhaltende Wasser- bäder mittlerer Temperatur, durch Bäder in verdünntem Weingeist, in Kältemischung und Wasser von + 54° C; durch Hemmung des Blutlaufs, durch Aetherbetäubung. Andere besondere Gefühle, wie der Hunger, Durst, Wollustgefühl u. s. w. werden bei der Verdauung u. s. w. abgehandelt. *) Valentin dürfte den bei dieser Gelegenheit gemachten Fehler über Leitungsge- schwindigkeit der Erregung irgendwo selbst verbessern.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/325>, abgerufen am 23.04.2024.