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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Augenmuskeln, Drehbewegungen.
den Punkten 4, 3 und messe hierauf den Abstand des Punktes 3 oder 1 von der
höchsten Erhabenheit der Cornea. -- Da 1, 2 und 3, 4 je zwei Punkte auf der Seh-
[Abbildung] Fig. 29.
achse für die verschiedenen Lagen des
Auges darstellen, so kann man sogleich
die Linien 2, 1, I. und 3, 4, II ziehen,
welche sich in D dem Drehungspunkte
des Auges schneiden. Kennt man die Ent-
fernung, in welcher sich 3 vom Auge be-
fand, so ist damit auch der Abstand D
von der höchsten Hornhauterhabenheit
gegeben.

Die Mittel, welche bei den bis jetzt
unternommenen Messungen von Volk-
mann, Burow, Valentin
in Anwen-
dung gebracht sind, nähern sich jedoch
nur sehr entfernt der möglichen Genauig-
keit an; indess fand man übereinstim-
mend, dass der Drehpunkt 11,0 bis 14,1
M. M. von der vordern Hornhautfläche
entfernt liege, woraus der im Text gege-
bene Schluss über die Lage des Dreh-
punktes allerdings scheint abgeleitet
werden zu dürfen, da die halbe Länge der
Sehachse (die hintere Augenwand mitge-
rechnet) bekanntlich 11,9 M. M. im
Mittel beträgt.

b. Augenmuskeln. Man nimmt an, dass alle Augenmuskeln
in ihrer normalen Länge befindlich seien, so dass keiner von ihnen
ziehend auf den bulbus wirke, (Ruhestand des Auges, Nullpunkt der
Bewegung) wenn die Irisfläche senkrecht gegen den Boden und zu-
gleich parallel mit der senkrecht gerichteten Angesichtsfläche gestellt
ist; zur vollkommenen Bestimmung der Augenstellung fehlt dieser
Angabe, wie ersichtlich, noch ein Zusatz über die Lage eines Punk-
tes auf der Peripherie des Iriskreises zu einem beliebigen Theile des
Gesichts. Weicht von dieser Lage das Auge so ab, dass sich die
Ebene der Iris senkrecht gegen den Boden erhält, sich dagegen unter
irgend einem Winkel mit der Antlitzebene, deren Lage man sich
unverändert denkt, schneidet, so ist das Auge ein- oder auswärts ge-
dreht; in diesem Fall behält die Sehachse ihre horizontale Lage, weicht
aber mit ihrem freien in den Raum hineinragenden Ende gegen die
Nase (Einwärtsdrehung) oder das Ohr (Auswärtsdrehung) hin ab. Das
Auge ist erhoben oder gesenkt, wenn die Irisfläcke ihre senk-
rechte Richtung gegen den Boden aufgegeben hat; hierbei ist die
Sehachse gegen den obern (Aufwärtsdrehung) oder den untern (Ab-
wärtsdrehung) Augenhöhlenrand gerichtet. Erhält sich endlich
die Ebene der Iris parallel zur Gesichts- und senkrecht zur Boden-
fläche, dreht sie sich aber so, dass einem beliebigen Punkte der Or-
bita immer andere Punkte der Irisfläche gegenübertreten, während

Augenmuskeln, Drehbewegungen.
den Punkten 4, 3 und messe hierauf den Abstand des Punktes 3 oder 1 von der
höchsten Erhabenheit der Cornea. — Da 1, 2 und 3, 4 je zwei Punkte auf der Seh-
[Abbildung] Fig. 29.
achse für die verschiedenen Lagen des
Auges darstellen, so kann man sogleich
die Linien 2, 1, I. und 3, 4, II ziehen,
welche sich in D dem Drehungspunkte
des Auges schneiden. Kennt man die Ent-
fernung, in welcher sich 3 vom Auge be-
fand, so ist damit auch der Abstand D
von der höchsten Hornhauterhabenheit
gegeben.

Die Mittel, welche bei den bis jetzt
unternommenen Messungen von Volk-
mann, Burow, Valentin
in Anwen-
dung gebracht sind, nähern sich jedoch
nur sehr entfernt der möglichen Genauig-
keit an; indess fand man übereinstim-
mend, dass der Drehpunkt 11,0 bis 14,1
M. M. von der vordern Hornhautfläche
entfernt liege, woraus der im Text gege-
bene Schluss über die Lage des Dreh-
punktes allerdings scheint abgeleitet
werden zu dürfen, da die halbe Länge der
Sehachse (die hintere Augenwand mitge-
rechnet) bekanntlich 11,9 M. M. im
Mittel beträgt.

b. Augenmuskeln. Man nimmt an, dass alle Augenmuskeln
in ihrer normalen Länge befindlich seien, so dass keiner von ihnen
ziehend auf den bulbus wirke, (Ruhestand des Auges, Nullpunkt der
Bewegung) wenn die Irisfläche senkrecht gegen den Boden und zu-
gleich parallel mit der senkrecht gerichteten Angesichtsfläche gestellt
ist; zur vollkommenen Bestimmung der Augenstellung fehlt dieser
Angabe, wie ersichtlich, noch ein Zusatz über die Lage eines Punk-
tes auf der Peripherie des Iriskreises zu einem beliebigen Theile des
Gesichts. Weicht von dieser Lage das Auge so ab, dass sich die
Ebene der Iris senkrecht gegen den Boden erhält, sich dagegen unter
irgend einem Winkel mit der Antlitzebene, deren Lage man sich
unverändert denkt, schneidet, so ist das Auge ein- oder auswärts ge-
dreht; in diesem Fall behält die Sehachse ihre horizontale Lage, weicht
aber mit ihrem freien in den Raum hineinragenden Ende gegen die
Nase (Einwärtsdrehung) oder das Ohr (Auswärtsdrehung) hin ab. Das
Auge ist erhoben oder gesenkt, wenn die Irisfläcke ihre senk-
rechte Richtung gegen den Boden aufgegeben hat; hierbei ist die
Sehachse gegen den obern (Aufwärtsdrehung) oder den untern (Ab-
wärtsdrehung) Augenhöhlenrand gerichtet. Erhält sich endlich
die Ebene der Iris parallel zur Gesichts- und senkrecht zur Boden-
fläche, dreht sie sich aber so, dass einem beliebigen Punkte der Or-
bita immer andere Punkte der Irisfläche gegenübertreten, während

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[187/0201] Augenmuskeln, Drehbewegungen. den Punkten 4, 3 und messe hierauf den Abstand des Punktes 3 oder 1 von der höchsten Erhabenheit der Cornea. — Da 1, 2 und 3, 4 je zwei Punkte auf der Seh- [Abbildung Fig. 29.] achse für die verschiedenen Lagen des Auges darstellen, so kann man sogleich die Linien 2, 1, I. und 3, 4, II ziehen, welche sich in D dem Drehungspunkte des Auges schneiden. Kennt man die Ent- fernung, in welcher sich 3 vom Auge be- fand, so ist damit auch der Abstand D von der höchsten Hornhauterhabenheit gegeben. Die Mittel, welche bei den bis jetzt unternommenen Messungen von Volk- mann, Burow, Valentin in Anwen- dung gebracht sind, nähern sich jedoch nur sehr entfernt der möglichen Genauig- keit an; indess fand man übereinstim- mend, dass der Drehpunkt 11,0 bis 14,1 M. M. von der vordern Hornhautfläche entfernt liege, woraus der im Text gege- bene Schluss über die Lage des Dreh- punktes allerdings scheint abgeleitet werden zu dürfen, da die halbe Länge der Sehachse (die hintere Augenwand mitge- rechnet) bekanntlich 11,9 M. M. im Mittel beträgt. b. Augenmuskeln. Man nimmt an, dass alle Augenmuskeln in ihrer normalen Länge befindlich seien, so dass keiner von ihnen ziehend auf den bulbus wirke, (Ruhestand des Auges, Nullpunkt der Bewegung) wenn die Irisfläche senkrecht gegen den Boden und zu- gleich parallel mit der senkrecht gerichteten Angesichtsfläche gestellt ist; zur vollkommenen Bestimmung der Augenstellung fehlt dieser Angabe, wie ersichtlich, noch ein Zusatz über die Lage eines Punk- tes auf der Peripherie des Iriskreises zu einem beliebigen Theile des Gesichts. Weicht von dieser Lage das Auge so ab, dass sich die Ebene der Iris senkrecht gegen den Boden erhält, sich dagegen unter irgend einem Winkel mit der Antlitzebene, deren Lage man sich unverändert denkt, schneidet, so ist das Auge ein- oder auswärts ge- dreht; in diesem Fall behält die Sehachse ihre horizontale Lage, weicht aber mit ihrem freien in den Raum hineinragenden Ende gegen die Nase (Einwärtsdrehung) oder das Ohr (Auswärtsdrehung) hin ab. Das Auge ist erhoben oder gesenkt, wenn die Irisfläcke ihre senk- rechte Richtung gegen den Boden aufgegeben hat; hierbei ist die Sehachse gegen den obern (Aufwärtsdrehung) oder den untern (Ab- wärtsdrehung) Augenhöhlenrand gerichtet. Erhält sich endlich die Ebene der Iris parallel zur Gesichts- und senkrecht zur Boden- fläche, dreht sie sich aber so, dass einem beliebigen Punkte der Or- bita immer andere Punkte der Irisfläche gegenübertreten, während

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/201>, abgerufen am 19.03.2024.