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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Pastor.
Auf Ja und Nein? -- Freilich; recht ist's nicht im
gewöhnlichen Sinne, aber --
Förster (fällt ein, siegreich).
Also recht ist's nicht? Und wenn's nicht recht ist,
so muß es unrecht sein. Und dazu sind die Gerichte da
auf der Welt, daß Unrecht nicht geschehen soll. Mich
soll kein Mensch irr' machen an meinem guten Recht;
und der ist mein Freund gewesen für immer, der mir
noch das Wort vom Nachgeben spricht. Amen. Wenn's
nur ein Aber brauchte, Unrecht aus Recht zu machen, so
wollt' ich lieber unter den Wilden leben, so wollt' ich
lieber das erbärmlichste Thier sein auf Gottes Erdboden
als ein Mensch. Seid Ihr fertig, Jungens?
Andres und Wilhelm.
Ja.
Förster.
So kommt, Jungens. Alles Andere kann zum Teu-
fel geh'n, Herr; aber Recht, Herr, Recht muß Recht
bleiben!

(Indem er geht und die Andern folgen, fällt der Vorhang).
Ende des zweiten Aufzugs.


6*
Der Erbförſter.
Paſtor.
Auf Ja und Nein? — Freilich; recht iſt’s nicht im
gewöhnlichen Sinne, aber —
Förſter (fällt ein, ſiegreich).
Alſo recht iſt’s nicht? Und wenn’s nicht recht iſt,
ſo muß es unrecht ſein. Und dazu ſind die Gerichte da
auf der Welt, daß Unrecht nicht geſchehen ſoll. Mich
ſoll kein Menſch irr’ machen an meinem guten Recht;
und der iſt mein Freund geweſen für immer, der mir
noch das Wort vom Nachgeben ſpricht. Amen. Wenn’s
nur ein Aber brauchte, Unrecht aus Recht zu machen, ſo
wollt’ ich lieber unter den Wilden leben, ſo wollt’ ich
lieber das erbärmlichſte Thier ſein auf Gottes Erdboden
als ein Menſch. Seid Ihr fertig, Jungens?
Andres und Wilhelm.
Ja.
Förſter.
So kommt, Jungens. Alles Andere kann zum Teu-
fel geh’n, Herr; aber Recht, Herr, Recht muß Recht
bleiben!

(Indem er geht und die Andern folgen, fällt der Vorhang).
Ende des zweiten Aufzugs.


6*
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[83/0097] Der Erbförſter. Paſtor. Auf Ja und Nein? — Freilich; recht iſt’s nicht im gewöhnlichen Sinne, aber — Förſter (fällt ein, ſiegreich). Alſo recht iſt’s nicht? Und wenn’s nicht recht iſt, ſo muß es unrecht ſein. Und dazu ſind die Gerichte da auf der Welt, daß Unrecht nicht geſchehen ſoll. Mich ſoll kein Menſch irr’ machen an meinem guten Recht; und der iſt mein Freund geweſen für immer, der mir noch das Wort vom Nachgeben ſpricht. Amen. Wenn’s nur ein Aber brauchte, Unrecht aus Recht zu machen, ſo wollt’ ich lieber unter den Wilden leben, ſo wollt’ ich lieber das erbärmlichſte Thier ſein auf Gottes Erdboden als ein Menſch. Seid Ihr fertig, Jungens? Andres und Wilhelm. Ja. Förſter. So kommt, Jungens. Alles Andere kann zum Teu- fel geh’n, Herr; aber Recht, Herr, Recht muß Recht bleiben! (Indem er geht und die Andern folgen, fällt der Vorhang). Ende des zweiten Aufzugs. 6*

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/97>, abgerufen am 18.04.2024.