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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Stein.
Ich hab' einmal die verwünschte Wahl gestellt. Vor
dem alten Wilkens da. Ich kann doch nicht -- So ein
verwünschtes rasches Wort! Und das man nicht einmal
recht innerlich ernst gemeint hat und das nun zum Schick-
sal wird, das uns zwingt, das unser Herr wird, weil
wir uns nicht die Mühe gaben, sein Herr zu sein --
Pastor.
Ja, der Besonnenheit wird es verwünscht schwer, für
die Schulden einzustehen, die die Hitze gemacht hat.
Warum haben Sie auch nicht wie gewöhnlich blos unter
vier Augen gezankt!
Stein (der Schritte gemacht).
Nein, es geht nicht. -- Und dennoch, wenn ich an
die hitzigen Jungen denke -- Möller, schicken Sie doch
gleich nach meinem Robert, lassen Sie ihn suchen; ich
hätte mit ihm zu reden.
Möller (geht und kommt bald wieder).
Stein.
Ich kann dem alten Eigensinn nicht helfen; dasmal
muß er zu Kreuze kriechen. Ich kann mein Wort nicht
zurücknehmen, das muß er selbst einseh'n. Und nunmehr
kann er auch zu Verstande gekommen sein. -- Aber da-
mit er sieht, daß ich bereit bin, zur Versöhnung zu thun,
was ich nur irgend kann, ohne mich zu blamiren -- wie
wär's, Pastor, wenn Sie zu ihm gingen? Die Stelle
freilich, die muß er vor der Hand aufgeben -- aber seinen
Der Erbförſter.
Stein.
Ich hab’ einmal die verwünſchte Wahl geſtellt. Vor
dem alten Wilkens da. Ich kann doch nicht — So ein
verwünſchtes raſches Wort! Und das man nicht einmal
recht innerlich ernſt gemeint hat und das nun zum Schick-
ſal wird, das uns zwingt, das unſer Herr wird, weil
wir uns nicht die Mühe gaben, ſein Herr zu ſein —
Paſtor.
Ja, der Beſonnenheit wird es verwünſcht ſchwer, für
die Schulden einzuſtehen, die die Hitze gemacht hat.
Warum haben Sie auch nicht wie gewöhnlich blos unter
vier Augen gezankt!
Stein (der Schritte gemacht).
Nein, es geht nicht. — Und dennoch, wenn ich an
die hitzigen Jungen denke — Möller, ſchicken Sie doch
gleich nach meinem Robert, laſſen Sie ihn ſuchen; ich
hätte mit ihm zu reden.
Möller (geht und kommt bald wieder).
Stein.
Ich kann dem alten Eigenſinn nicht helfen; dasmal
muß er zu Kreuze kriechen. Ich kann mein Wort nicht
zurücknehmen, das muß er ſelbſt einſeh’n. Und nunmehr
kann er auch zu Verſtande gekommen ſein. — Aber da-
mit er ſieht, daß ich bereit bin, zur Verſöhnung zu thun,
was ich nur irgend kann, ohne mich zu blamiren — wie
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[61/0075] Der Erbförſter. Stein. Ich hab’ einmal die verwünſchte Wahl geſtellt. Vor dem alten Wilkens da. Ich kann doch nicht — So ein verwünſchtes raſches Wort! Und das man nicht einmal recht innerlich ernſt gemeint hat und das nun zum Schick- ſal wird, das uns zwingt, das unſer Herr wird, weil wir uns nicht die Mühe gaben, ſein Herr zu ſein — Paſtor. Ja, der Beſonnenheit wird es verwünſcht ſchwer, für die Schulden einzuſtehen, die die Hitze gemacht hat. Warum haben Sie auch nicht wie gewöhnlich blos unter vier Augen gezankt! Stein (der Schritte gemacht). Nein, es geht nicht. — Und dennoch, wenn ich an die hitzigen Jungen denke — Möller, ſchicken Sie doch gleich nach meinem Robert, laſſen Sie ihn ſuchen; ich hätte mit ihm zu reden. Möller (geht und kommt bald wieder). Stein. Ich kann dem alten Eigenſinn nicht helfen; dasmal muß er zu Kreuze kriechen. Ich kann mein Wort nicht zurücknehmen, das muß er ſelbſt einſeh’n. Und nunmehr kann er auch zu Verſtande gekommen ſein. — Aber da- mit er ſieht, daß ich bereit bin, zur Verſöhnung zu thun, was ich nur irgend kann, ohne mich zu blamiren — wie wär’s, Paſtor, wenn Sie zu ihm gingen? Die Stelle freilich, die muß er vor der Hand aufgeben — aber ſeinen

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/75>, abgerufen am 28.03.2024.