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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Försterin.
Haben Sie nur ein wenig Geduld mit ihm. Das
kann ja gar nicht Herrn Stein's Ernst sein und Sie ha-
ben schon soviel Güte gehabt --
Möller.
Wenn ich's wäre, ich, Justus Möller -- was thät'
ich nicht, der Frau Försterin zu gefallen? aber ich stehe
hier als Bevollmächtigter von Stein und Sohn.
Förster.
Wenn er ein Recht zu haben glaubt, so mag er's
verfolgen. Und Du sollst mein gutes Recht nicht so be-
leidigen, Weib, daß Du beim Unrecht betteln gehst. Gu-
ten Tag, Herr Möller. Wünschen Sie sonst noch was?
Nicht? Haben Sie mir sonst noch was zu sagen?
Möller (sehr feierlich).
Nichts, als daß Ihre Försterschaft von diesem Augen-
blick an zu Ende ist. Hier ist die Besoldung, ein Halb-
jahr voraus. -- Dafür werden Sie so bald als möglich,
spätestens in drei Tagen das Forsthaus räumen, damit
der nunmehrige Förster hereinzieh'n kann, der von diesem
Augenblick an ganz allein für den Forst zu sorgen hat.
Förster (muß sich setzen).
Försterin
(zu Andres, den sie immer zurückhalten müssen und der nun nach der
Thüre eilt).

Wohin, Andres?
Der Erbförſter.
Förſterin.
Haben Sie nur ein wenig Geduld mit ihm. Das
kann ja gar nicht Herrn Stein’s Ernſt ſein und Sie ha-
ben ſchon ſoviel Güte gehabt —
Möller.
Wenn ich’s wäre, ich, Juſtus Möller — was thät’
ich nicht, der Frau Förſterin zu gefallen? aber ich ſtehe
hier als Bevollmächtigter von Stein und Sohn.
Förſter.
Wenn er ein Recht zu haben glaubt, ſo mag er’s
verfolgen. Und Du ſollſt mein gutes Recht nicht ſo be-
leidigen, Weib, daß Du beim Unrecht betteln gehſt. Gu-
ten Tag, Herr Möller. Wünſchen Sie ſonſt noch was?
Nicht? Haben Sie mir ſonſt noch was zu ſagen?
Möller (ſehr feierlich).
Nichts, als daß Ihre Förſterſchaft von dieſem Augen-
blick an zu Ende iſt. Hier iſt die Beſoldung, ein Halb-
jahr voraus. — Dafür werden Sie ſo bald als möglich,
ſpäteſtens in drei Tagen das Forſthaus räumen, damit
der nunmehrige Förſter hereinzieh’n kann, der von dieſem
Augenblick an ganz allein für den Forſt zu ſorgen hat.
Förſter (muß ſich ſetzen).
Förſterin
(zu Andres, den ſie immer zurückhalten müſſen und der nun nach der
Thüre eilt).

Wohin, Andres?
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[44/0058] Der Erbförſter. Förſterin. Haben Sie nur ein wenig Geduld mit ihm. Das kann ja gar nicht Herrn Stein’s Ernſt ſein und Sie ha- ben ſchon ſoviel Güte gehabt — Möller. Wenn ich’s wäre, ich, Juſtus Möller — was thät’ ich nicht, der Frau Förſterin zu gefallen? aber ich ſtehe hier als Bevollmächtigter von Stein und Sohn. Förſter. Wenn er ein Recht zu haben glaubt, ſo mag er’s verfolgen. Und Du ſollſt mein gutes Recht nicht ſo be- leidigen, Weib, daß Du beim Unrecht betteln gehſt. Gu- ten Tag, Herr Möller. Wünſchen Sie ſonſt noch was? Nicht? Haben Sie mir ſonſt noch was zu ſagen? Möller (ſehr feierlich). Nichts, als daß Ihre Förſterſchaft von dieſem Augen- blick an zu Ende iſt. Hier iſt die Beſoldung, ein Halb- jahr voraus. — Dafür werden Sie ſo bald als möglich, ſpäteſtens in drei Tagen das Forſthaus räumen, damit der nunmehrige Förſter hereinzieh’n kann, der von dieſem Augenblick an ganz allein für den Forſt zu ſorgen hat. Förſter (muß ſich ſetzen). Förſterin (zu Andres, den ſie immer zurückhalten müſſen und der nun nach der Thüre eilt). Wohin, Andres?

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/58>, abgerufen am 29.03.2024.