Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erbförster.
Stein (wie oben).
Hörst Du?
Förster (auf einmal im Zusammenhang).
Es ist doch gescheh'n. (Er faßt nach der Flinte, bezwingt sich
aber.)
Nein; nicht den Gedanken mehr als mein Recht!
Stein (eintretend, der Pastor hinter ihm).
Wo ist Dein Andres, Ulrich!
Förster.
Was willst Du von meinem Andres?
Stein.
Meinen Robert von ihm fordern.
Förster.
Deinen Robert? Von meinem Andres? -- Hier sieh'
her.
(Zeigt das Tuch.)
Pastor.
Um Gottes willen! -- an dem Tuche klebt Blut!
Stein.
Was ist das?
Förster.
Das ist meines Andres Blut und Dein Robert hat's
vergossen. Und Du hast Deinen Möller nach Soldaten
geschickt. Und Du hast mich zum Schurken gemacht vor
der Welt. Mit Euern zwei Rechten! Daß Ihr's biegen
könnt', wie Ihr wollt. Aber hier
(auf seine Brust schlagend)
giebt's noch ein Recht; das könnt Ihr nicht biegen und
Eure Advokaten nicht.

Der Erbförſter.
Stein (wie oben).
Hörſt Du?
Förſter (auf einmal im Zuſammenhang).
Es iſt doch geſcheh’n. (Er faßt nach der Flinte, bezwingt ſich
aber.)
Nein; nicht den Gedanken mehr als mein Recht!
Stein (eintretend, der Paſtor hinter ihm).
Wo iſt Dein Andres, Ulrich!
Förſter.
Was willſt Du von meinem Andres?
Stein.
Meinen Robert von ihm fordern.
Förſter.
Deinen Robert? Von meinem Andres? — Hier ſieh’
her.
(Zeigt das Tuch.)
Paſtor.
Um Gottes willen! — an dem Tuche klebt Blut!
Stein.
Was iſt das?
Förſter.
Das iſt meines Andres Blut und Dein Robert hat’s
vergoſſen. Und Du haſt Deinen Möller nach Soldaten
geſchickt. Und Du haſt mich zum Schurken gemacht vor
der Welt. Mit Euern zwei Rechten! Daß Ihr’s biegen
könnt’, wie Ihr wollt. Aber hier
(auf ſeine Bruſt ſchlagend)
giebt’s noch ein Recht; das könnt Ihr nicht biegen und
Eure Advokaten nicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0176" n="162"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbför&#x017F;ter</hi>.</fw><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Stein</hi> </speaker>
            <stage>(wie oben).</stage><lb/>
            <p>Hör&#x017F;t Du?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter</hi> </speaker>
            <stage>(auf einmal im Zu&#x017F;ammenhang).</stage><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t doch ge&#x017F;cheh&#x2019;n.</p>
            <stage>(Er faßt nach der Flinte, bezwingt &#x017F;ich<lb/>
aber.)</stage>
            <p>Nein; nicht den Gedanken mehr als mein Recht!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Stein</hi> </speaker>
            <stage>(eintretend, der Pa&#x017F;tor hinter ihm).</stage><lb/>
            <p>Wo i&#x017F;t Dein Andres, Ulrich!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was will&#x017F;t Du von meinem Andres?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Meinen Robert von ihm fordern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Deinen Robert? Von meinem Andres? &#x2014; Hier &#x017F;ieh&#x2019;<lb/>
her.</p>
            <stage>(Zeigt das Tuch.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAST">
            <speaker> <hi rendition="#b">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Um Gottes willen! &#x2014; an dem Tuche klebt Blut!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was i&#x017F;t das?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t meines Andres Blut und Dein Robert hat&#x2019;s<lb/>
vergo&#x017F;&#x017F;en. Und Du ha&#x017F;t Deinen Möller nach Soldaten<lb/>
ge&#x017F;chickt. Und Du ha&#x017F;t mich zum Schurken gemacht vor<lb/>
der Welt. Mit Euern zwei Rechten! Daß Ihr&#x2019;s biegen<lb/>
könnt&#x2019;, wie Ihr wollt. Aber hier</p>
            <stage>(auf &#x017F;eine Bru&#x017F;t &#x017F;chlagend)</stage><lb/>
            <p>giebt&#x2019;s noch ein Recht; das könnt Ihr nicht biegen und<lb/>
Eure Advokaten nicht.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0176] Der Erbförſter. Stein (wie oben). Hörſt Du? Förſter (auf einmal im Zuſammenhang). Es iſt doch geſcheh’n. (Er faßt nach der Flinte, bezwingt ſich aber.) Nein; nicht den Gedanken mehr als mein Recht! Stein (eintretend, der Paſtor hinter ihm). Wo iſt Dein Andres, Ulrich! Förſter. Was willſt Du von meinem Andres? Stein. Meinen Robert von ihm fordern. Förſter. Deinen Robert? Von meinem Andres? — Hier ſieh’ her. (Zeigt das Tuch.) Paſtor. Um Gottes willen! — an dem Tuche klebt Blut! Stein. Was iſt das? Förſter. Das iſt meines Andres Blut und Dein Robert hat’s vergoſſen. Und Du haſt Deinen Möller nach Soldaten geſchickt. Und Du haſt mich zum Schurken gemacht vor der Welt. Mit Euern zwei Rechten! Daß Ihr’s biegen könnt’, wie Ihr wollt. Aber hier (auf ſeine Bruſt ſchlagend) giebt’s noch ein Recht; das könnt Ihr nicht biegen und Eure Advokaten nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/176
Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/176>, abgerufen am 23.04.2024.