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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
soll, daß Du weinst; Vater, stell' Dich wild, wie Du
willst --
Förster (will sich losmachen).
Dummes Ding da.
Marie.
Ich geh' mit Dir. Du hältst auf Dein Recht und
ich auf meins und das ist, daß ich Dich nicht lassen darf.
Vater, ich fühl's nur jetzt erst so, daß ich Niemand auf
der Welt so lieb hab' als Dich. Morgen geh'n wir zu-
sammen -- wenn Du gehen mußt. Ich zieh' vom Wil-
helm Kleider an. Es gibt ja noch grünen Wald auf der
Welt. Und lamentiren hören sollst Du mich gewiß nicht;
deshalb fürchte Dich nicht. Ich kann ja die Nächte wei-
nen, wo Du's nicht siehst. Aber dann siehst Du mir's
am Tage an den Augen an. Ich muß ja gar nicht wei-
nen. Nur lachen will ich und vor Dir herhüpfen und
singen; die schönen Jägerlieder. -- Siehst Du, Vater,
das ist die letzte Thräne um den Robert; und die ist
schon trocken, siehst Du? Wir wollen schon noch ein
Glück finden auf der Welt -- wenn Du fort mußt,
Vater. Und wenn's nicht sein soll, so wollen wir Gott
danken und bitten, wenn er uns nur brav sein läßt.
Dann wollen wir denken: es ist zuviel verlangt, wenn
wir auch noch glücklich sein wollen. Hab' ich nicht Dich?
Hast Du nicht Dein gutes Recht und Deine Marie?
Was brauchen wir mehr?
(An seinem Hals.)
Der Erbförſter.
ſoll, daß Du weinſt; Vater, ſtell’ Dich wild, wie Du
willſt —
Förſter (will ſich losmachen).
Dummes Ding da.
Marie.
Ich geh’ mit Dir. Du hältſt auf Dein Recht und
ich auf meins und das iſt, daß ich Dich nicht laſſen darf.
Vater, ich fühl’s nur jetzt erſt ſo, daß ich Niemand auf
der Welt ſo lieb hab’ als Dich. Morgen geh’n wir zu-
ſammen — wenn Du gehen mußt. Ich zieh’ vom Wil-
helm Kleider an. Es gibt ja noch grünen Wald auf der
Welt. Und lamentiren hören ſollſt Du mich gewiß nicht;
deshalb fürchte Dich nicht. Ich kann ja die Nächte wei-
nen, wo Du’s nicht ſiehſt. Aber dann ſiehſt Du mir’s
am Tage an den Augen an. Ich muß ja gar nicht wei-
nen. Nur lachen will ich und vor Dir herhüpfen und
ſingen; die ſchönen Jägerlieder. — Siehſt Du, Vater,
das iſt die letzte Thräne um den Robert; und die iſt
ſchon trocken, ſiehſt Du? Wir wollen ſchon noch ein
Glück finden auf der Welt — wenn Du fort mußt,
Vater. Und wenn’s nicht ſein ſoll, ſo wollen wir Gott
danken und bitten, wenn er uns nur brav ſein läßt.
Dann wollen wir denken: es iſt zuviel verlangt, wenn
wir auch noch glücklich ſein wollen. Hab’ ich nicht Dich?
Haſt Du nicht Dein gutes Recht und Deine Marie?
Was brauchen wir mehr?
(An ſeinem Hals.)
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[136/0150] Der Erbförſter. ſoll, daß Du weinſt; Vater, ſtell’ Dich wild, wie Du willſt — Förſter (will ſich losmachen). Dummes Ding da. Marie. Ich geh’ mit Dir. Du hältſt auf Dein Recht und ich auf meins und das iſt, daß ich Dich nicht laſſen darf. Vater, ich fühl’s nur jetzt erſt ſo, daß ich Niemand auf der Welt ſo lieb hab’ als Dich. Morgen geh’n wir zu- ſammen — wenn Du gehen mußt. Ich zieh’ vom Wil- helm Kleider an. Es gibt ja noch grünen Wald auf der Welt. Und lamentiren hören ſollſt Du mich gewiß nicht; deshalb fürchte Dich nicht. Ich kann ja die Nächte wei- nen, wo Du’s nicht ſiehſt. Aber dann ſiehſt Du mir’s am Tage an den Augen an. Ich muß ja gar nicht wei- nen. Nur lachen will ich und vor Dir herhüpfen und ſingen; die ſchönen Jägerlieder. — Siehſt Du, Vater, das iſt die letzte Thräne um den Robert; und die iſt ſchon trocken, ſiehſt Du? Wir wollen ſchon noch ein Glück finden auf der Welt — wenn Du fort mußt, Vater. Und wenn’s nicht ſein ſoll, ſo wollen wir Gott danken und bitten, wenn er uns nur brav ſein läßt. Dann wollen wir denken: es iſt zuviel verlangt, wenn wir auch noch glücklich ſein wollen. Hab’ ich nicht Dich? Haſt Du nicht Dein gutes Recht und Deine Marie? Was brauchen wir mehr? (An ſeinem Hals.)

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/150>, abgerufen am 29.03.2024.