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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Wirth.
Aber gesagt hab' ich's nicht. Wenn ich's anzeige,
brennen die mir das Haus über dem Kopf zusammen.
Und wenn ich nichts thu' --
(macht Schritte).
Andres (wollte aufsteh'n, setzt sich wieder).
Um den? -- Mag ihm gescheh'n, was Gott zuläßt.
Um den geh' ich nicht.
Wirth (wie vorhin).
Was ich nur anfang' da?
Andres.
Der Vater sagt: wenn's Hülfe gilt, muß jeder tüch-
tige Mensch einsteh'n und nachher erst fragen: wem hab'
ich geholfen?
Wirth.
Ob ich's doch anzeige? Aber --
Andres (steht rasch entschlossen auf).
Ich gehe. Ich will seh'n, ob ich ihn finde, den Buch-
jäger. Dem Wilhelm wird ja nichts gescheh'n. Sind
nur die paar Schritte bis heim. Was such' ich da nur?
Mein Tuch. Da in den Schläfen hämmert's und saust.
Wo hab' ich's doch? -- Ich hab's um die Flinte gebun-
den.
(Da er die nicht findet). Aber wo ist meine Flinte?
Wirth.
Ihre Flinte fehlt?
Andres.
Hier hatt' ich sie angelehnt. Die mit dem gelben
Riemen.
Der Erbförſter.
Wirth.
Aber geſagt hab’ ich’s nicht. Wenn ich’s anzeige,
brennen die mir das Haus über dem Kopf zuſammen.
Und wenn ich nichts thu’ —
(macht Schritte).
Andres (wollte aufſteh’n, ſetzt ſich wieder).
Um den? — Mag ihm geſcheh’n, was Gott zuläßt.
Um den geh’ ich nicht.
Wirth (wie vorhin).
Was ich nur anfang’ da?
Andres.
Der Vater ſagt: wenn’s Hülfe gilt, muß jeder tüch-
tige Menſch einſteh’n und nachher erſt fragen: wem hab’
ich geholfen?
Wirth.
Ob ich’s doch anzeige? Aber —
Andres (ſteht raſch entſchloſſen auf).
Ich gehe. Ich will ſeh’n, ob ich ihn finde, den Buch-
jäger. Dem Wilhelm wird ja nichts geſcheh’n. Sind
nur die paar Schritte bis heim. Was ſuch’ ich da nur?
Mein Tuch. Da in den Schläfen hämmert’s und ſauſt.
Wo hab’ ich’s doch? — Ich hab’s um die Flinte gebun-
den.
(Da er die nicht findet). Aber wo iſt meine Flinte?
Wirth.
Ihre Flinte fehlt?
Andres.
Hier hatt’ ich ſie angelehnt. Die mit dem gelben
Riemen.
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[94/0108] Der Erbförſter. Wirth. Aber geſagt hab’ ich’s nicht. Wenn ich’s anzeige, brennen die mir das Haus über dem Kopf zuſammen. Und wenn ich nichts thu’ — (macht Schritte). Andres (wollte aufſteh’n, ſetzt ſich wieder). Um den? — Mag ihm geſcheh’n, was Gott zuläßt. Um den geh’ ich nicht. Wirth (wie vorhin). Was ich nur anfang’ da? Andres. Der Vater ſagt: wenn’s Hülfe gilt, muß jeder tüch- tige Menſch einſteh’n und nachher erſt fragen: wem hab’ ich geholfen? Wirth. Ob ich’s doch anzeige? Aber — Andres (ſteht raſch entſchloſſen auf). Ich gehe. Ich will ſeh’n, ob ich ihn finde, den Buch- jäger. Dem Wilhelm wird ja nichts geſcheh’n. Sind nur die paar Schritte bis heim. Was ſuch’ ich da nur? Mein Tuch. Da in den Schläfen hämmert’s und ſauſt. Wo hab’ ich’s doch? — Ich hab’s um die Flinte gebun- den. (Da er die nicht findet). Aber wo iſt meine Flinte? Wirth. Ihre Flinte fehlt? Andres. Hier hatt’ ich ſie angelehnt. Die mit dem gelben Riemen.

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/108>, abgerufen am 29.03.2024.