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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Taback
alsdann, wenn man Saamen da-
von haben will, so hoch wachsen,
sondern hemmet ihn in seinem Wachs-
thume dadurch, daß man ihm den
Gipfel abbricht, oder abschneidet.
Die Blätter sind lang, breit, vor-
ne spitzig, mit starken Rippen durch-
zogen, dick und fett, als wären sie
mit Oel beschmieret. An den Spi-
tzen der Zweige kommen weiße in
Purpur, oder blau fallende einblät-
terige und an ihrem obersten Theile
fünfmal eingekerbte Blumen her-
vor, welche wie ein Trichter, Kelch
oder Glöckchen gestaltet sind. Der
Kelch, der diese Blüte hält, besteht
ebenfalls nur aus einem Stücke,
ist unten dick, und endigt sich oben
in fünf Spitzen. Der Staubfäden
sind fünfe, und sie laufen an ihrem
Gipfel rund zu. Der Stämpel ist
unten, wo er in dem Eyerstocke ste-
cket, eyrund; oben aber walzenför-
mig, und endiget sich mit einem Ko-
pfe, welcher über die Staubfäden
hervor raget. Die Saamencapsel,
welche eigentlich die Frucht dieses
Gewächses ist, hat eine eyrunde Ge-
stalt, fast wie ein Mohnkopf, ist
häutig, und in zwey Fächer gethei-
let, die sich, wenn solche reif wird,
oben öffnen. Der Saame, so in
dieser Capsel in Menge stecket, ist
klein, hat die Gestalt einer kleinen
Niere, und sitzt in den obgedachten
Fächerchen an einer dicken Haut fest,
von der er sich aber ablöset, wenn
er reif ist. Man kennet fünf (3)
Gattungen dieses Krauts, welche
aber mehrentheils nur an der Größe
und der Gestalt der Blätter unter-
schieden sind. Jn America werden
davon folgende vier Gattungen ge-
bauet: a) Der von den Jndianern
sogenannte Petun, oder, wie er auf
den americanischen Jnseln heißt,
großer Petun, sonst auch grüner
Taback
genannt, bringt insgemein
24 bis 26 Zoll lange, und 12 bis 14
Zoll breite Blätter, welche dick, flei-
[Spaltenumbruch]
Taback
schicht, mit einer zarten Wolle be-
deckt, und sehr schön grün sind; auch
einen sehr guten Taback geben, wel-
cher aber, weil sie voller Saft sind,
und daher bey dem Trocknen sehr
schwinden, nicht so häufig gebauet
wird, als die folgende Gattung;
b) der Zungentaback, welcher we-
gen der Aehnlichkeit seiner Blätter
mit einer Ochsenzunge, also genen-
net wird, hat fast eben so lange
Blätter, als der grüne Taback, die
aber nur 7 bis 8 Zoll breit, im
übrigen aber fleischigt, dick, stark,
jedoch biegsam, fett und sanft an-
zufühlen sind. Weil diese Blätter
nicht so viel Saft und Feuchtigkeit
haben, und folglich bey dem Trock-
nen nicht so sehr schwinden, als die
von der vorhergehenden Gattung:
so wird dieser Taback in allen Jn-
seln unter dem Winde, als auf
Martinique, Guadalupe, Marie-
galande, St. Christofle, etc. gebauet.
c) Der Amazonentaback, welcher
seinen Namen daher hat, weil der
Saame von demselben zuerst aus
den an dem Amazonenflusse gelege-
nen Ländern gekommen ist. Die
Blätter dieses Tabacks sind eben so
lang, als die von den beyden vor-
hergehenden Gattungen, aber viel
breiter und vorne rund, und dabey
fleischigt, dick, und verlieren, un-
geachtet sie voller Saft zu seyn schei-
nen, wenig. Dem ungeachtet wird
dieser Taback nicht stark gebauet,
weil er, so lange er frisch ist, von
einem so starken und unangenehmen
Geruche ist, daß es nicht mög-
lich ist, sich an denselben zu gewöh-
nen; wenn er aber eine Zeitlang ge-
legen hat, so wird er gelinder, und
nach einem Jahre, oder 11/4 bis 11/2
Jahre ist er vortrefflich; d) der Va-
rinas-
oder Varintaback, hat die
kleinsten Blätter, die nur selten 10
Zoll lang werden. Sie sind schmal,
rauch anzufühlen, runzlicht und sehr
spitzig; weil sie aber sehr fleischigt,

dick

[Spaltenumbruch]

Taback
alsdann, wenn man Saamen da-
von haben will, ſo hoch wachſen,
ſondern hemmet ihn in ſeinem Wachs-
thume dadurch, daß man ihm den
Gipfel abbricht, oder abſchneidet.
Die Blaͤtter ſind lang, breit, vor-
ne ſpitzig, mit ſtarken Rippen durch-
zogen, dick und fett, als waͤren ſie
mit Oel beſchmieret. An den Spi-
tzen der Zweige kommen weiße in
Purpur, oder blau fallende einblaͤt-
terige und an ihrem oberſten Theile
fuͤnfmal eingekerbte Blumen her-
vor, welche wie ein Trichter, Kelch
oder Gloͤckchen geſtaltet ſind. Der
Kelch, der dieſe Bluͤte haͤlt, beſteht
ebenfalls nur aus einem Stuͤcke,
iſt unten dick, und endigt ſich oben
in fuͤnf Spitzen. Der Staubfaͤden
ſind fuͤnfe, und ſie laufen an ihrem
Gipfel rund zu. Der Staͤmpel iſt
unten, wo er in dem Eyerſtocke ſte-
cket, eyrund; oben aber walzenfoͤr-
mig, und endiget ſich mit einem Ko-
pfe, welcher uͤber die Staubfaͤden
hervor raget. Die Saamencapſel,
welche eigentlich die Frucht dieſes
Gewaͤchſes iſt, hat eine eyrunde Ge-
ſtalt, faſt wie ein Mohnkopf, iſt
haͤutig, und in zwey Faͤcher gethei-
let, die ſich, wenn ſolche reif wird,
oben oͤffnen. Der Saame, ſo in
dieſer Capſel in Menge ſtecket, iſt
klein, hat die Geſtalt einer kleinen
Niere, und ſitzt in den obgedachten
Faͤcherchen an einer dicken Haut feſt,
von der er ſich aber abloͤſet, wenn
er reif iſt. Man kennet fuͤnf (3)
Gattungen dieſes Krauts, welche
aber mehrentheils nur an der Groͤße
und der Geſtalt der Blaͤtter unter-
ſchieden ſind. Jn America werden
davon folgende vier Gattungen ge-
bauet: a) Der von den Jndianern
ſogenannte Petun, oder, wie er auf
den americaniſchen Jnſeln heißt,
großer Petun, ſonſt auch gruͤner
Taback
genannt, bringt insgemein
24 bis 26 Zoll lange, und 12 bis 14
Zoll breite Blaͤtter, welche dick, flei-
[Spaltenumbruch]
Taback
ſchicht, mit einer zarten Wolle be-
deckt, und ſehr ſchoͤn gruͤn ſind; auch
einen ſehr guten Taback geben, wel-
cher aber, weil ſie voller Saft ſind,
und daher bey dem Trocknen ſehr
ſchwinden, nicht ſo haͤufig gebauet
wird, als die folgende Gattung;
b) der Zungentaback, welcher we-
gen der Aehnlichkeit ſeiner Blaͤtter
mit einer Ochſenzunge, alſo genen-
net wird, hat faſt eben ſo lange
Blaͤtter, als der gruͤne Taback, die
aber nur 7 bis 8 Zoll breit, im
uͤbrigen aber fleiſchigt, dick, ſtark,
jedoch biegſam, fett und ſanft an-
zufuͤhlen ſind. Weil dieſe Blaͤtter
nicht ſo viel Saft und Feuchtigkeit
haben, und folglich bey dem Trock-
nen nicht ſo ſehr ſchwinden, als die
von der vorhergehenden Gattung:
ſo wird dieſer Taback in allen Jn-
ſeln unter dem Winde, als auf
Martinique, Guadalupe, Marie-
galande, St. Chriſtofle, ꝛc. gebauet.
c) Der Amazonentaback, welcher
ſeinen Namen daher hat, weil der
Saame von demſelben zuerſt aus
den an dem Amazonenfluſſe gelege-
nen Laͤndern gekommen iſt. Die
Blaͤtter dieſes Tabacks ſind eben ſo
lang, als die von den beyden vor-
hergehenden Gattungen, aber viel
breiter und vorne rund, und dabey
fleiſchigt, dick, und verlieren, un-
geachtet ſie voller Saft zu ſeyn ſchei-
nen, wenig. Dem ungeachtet wird
dieſer Taback nicht ſtark gebauet,
weil er, ſo lange er friſch iſt, von
einem ſo ſtarken und unangenehmen
Geruche iſt, daß es nicht moͤg-
lich iſt, ſich an denſelben zu gewoͤh-
nen; wenn er aber eine Zeitlang ge-
legen hat, ſo wird er gelinder, und
nach einem Jahre, oder 1¼ bis 1½
Jahre iſt er vortrefflich; d) der Va-
rinas-
oder Varintaback, hat die
kleinſten Blaͤtter, die nur ſelten 10
Zoll lang werden. Sie ſind ſchmal,
rauch anzufuͤhlen, runzlicht und ſehr
ſpitzig; weil ſie aber ſehr fleiſchigt,

dick
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[[2]/0008] Taback Taback alsdann, wenn man Saamen da- von haben will, ſo hoch wachſen, ſondern hemmet ihn in ſeinem Wachs- thume dadurch, daß man ihm den Gipfel abbricht, oder abſchneidet. Die Blaͤtter ſind lang, breit, vor- ne ſpitzig, mit ſtarken Rippen durch- zogen, dick und fett, als waͤren ſie mit Oel beſchmieret. An den Spi- tzen der Zweige kommen weiße in Purpur, oder blau fallende einblaͤt- terige und an ihrem oberſten Theile fuͤnfmal eingekerbte Blumen her- vor, welche wie ein Trichter, Kelch oder Gloͤckchen geſtaltet ſind. Der Kelch, der dieſe Bluͤte haͤlt, beſteht ebenfalls nur aus einem Stuͤcke, iſt unten dick, und endigt ſich oben in fuͤnf Spitzen. Der Staubfaͤden ſind fuͤnfe, und ſie laufen an ihrem Gipfel rund zu. Der Staͤmpel iſt unten, wo er in dem Eyerſtocke ſte- cket, eyrund; oben aber walzenfoͤr- mig, und endiget ſich mit einem Ko- pfe, welcher uͤber die Staubfaͤden hervor raget. Die Saamencapſel, welche eigentlich die Frucht dieſes Gewaͤchſes iſt, hat eine eyrunde Ge- ſtalt, faſt wie ein Mohnkopf, iſt haͤutig, und in zwey Faͤcher gethei- let, die ſich, wenn ſolche reif wird, oben oͤffnen. Der Saame, ſo in dieſer Capſel in Menge ſtecket, iſt klein, hat die Geſtalt einer kleinen Niere, und ſitzt in den obgedachten Faͤcherchen an einer dicken Haut feſt, von der er ſich aber abloͤſet, wenn er reif iſt. Man kennet fuͤnf (3) Gattungen dieſes Krauts, welche aber mehrentheils nur an der Groͤße und der Geſtalt der Blaͤtter unter- ſchieden ſind. Jn America werden davon folgende vier Gattungen ge- bauet: a) Der von den Jndianern ſogenannte Petun, oder, wie er auf den americaniſchen Jnſeln heißt, großer Petun, ſonſt auch gruͤner Taback genannt, bringt insgemein 24 bis 26 Zoll lange, und 12 bis 14 Zoll breite Blaͤtter, welche dick, flei- ſchicht, mit einer zarten Wolle be- deckt, und ſehr ſchoͤn gruͤn ſind; auch einen ſehr guten Taback geben, wel- cher aber, weil ſie voller Saft ſind, und daher bey dem Trocknen ſehr ſchwinden, nicht ſo haͤufig gebauet wird, als die folgende Gattung; b) der Zungentaback, welcher we- gen der Aehnlichkeit ſeiner Blaͤtter mit einer Ochſenzunge, alſo genen- net wird, hat faſt eben ſo lange Blaͤtter, als der gruͤne Taback, die aber nur 7 bis 8 Zoll breit, im uͤbrigen aber fleiſchigt, dick, ſtark, jedoch biegſam, fett und ſanft an- zufuͤhlen ſind. Weil dieſe Blaͤtter nicht ſo viel Saft und Feuchtigkeit haben, und folglich bey dem Trock- nen nicht ſo ſehr ſchwinden, als die von der vorhergehenden Gattung: ſo wird dieſer Taback in allen Jn- ſeln unter dem Winde, als auf Martinique, Guadalupe, Marie- galande, St. Chriſtofle, ꝛc. gebauet. c) Der Amazonentaback, welcher ſeinen Namen daher hat, weil der Saame von demſelben zuerſt aus den an dem Amazonenfluſſe gelege- nen Laͤndern gekommen iſt. Die Blaͤtter dieſes Tabacks ſind eben ſo lang, als die von den beyden vor- hergehenden Gattungen, aber viel breiter und vorne rund, und dabey fleiſchigt, dick, und verlieren, un- geachtet ſie voller Saft zu ſeyn ſchei- nen, wenig. Dem ungeachtet wird dieſer Taback nicht ſtark gebauet, weil er, ſo lange er friſch iſt, von einem ſo ſtarken und unangenehmen Geruche iſt, daß es nicht moͤg- lich iſt, ſich an denſelben zu gewoͤh- nen; wenn er aber eine Zeitlang ge- legen hat, ſo wird er gelinder, und nach einem Jahre, oder 1¼ bis 1½ Jahre iſt er vortrefflich; d) der Va- rinas- oder Varintaback, hat die kleinſten Blaͤtter, die nur ſelten 10 Zoll lang werden. Sie ſind ſchmal, rauch anzufuͤhlen, runzlicht und ſehr ſpitzig; weil ſie aber ſehr fleiſchigt, dick

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/8>, abgerufen am 19.04.2024.