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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tauris
monie, einander mit Ruthen peit-
schen müssen, wobey sie sich einan-
der gewiß nicht schonen. Alles
Geld, was die Matrosen bey dieser
Taufe bekommen, wird in ein Be-
cken geworfen, und entweder gleich
unter die Matrosen getheilet, oder
aufgehoben, um dafür an dem er-
sten bequemen Orte, wo man an-
landet, Erfrischungen zu kaufen.

Tauris, oder Tabris, und Te-
bris,
eine reiche Handelsstadt in
Persien, in der Provinz Adirbeizan,
an dem Flusse Spingiga, oder
Spingtcha gelegen. Sie ist die größ-
te und wichtigste nach Jspahan, wie
sich denn bey 15000 Häuser, nebst
so viel Kramläden, 300 Caravan-
seras, oder Gasthöfe, und 500000
bis 600000 Einwohner darinn be-
finden sollen. Die Anzahl der
Fremden, so sich daselbst befinden,
ist auch beständig sehr groß. Denn
der Handel dieser Stadt, welchen
sie dahin zieht, geht durch ganz Per-
sien, die Türkey, Rußland, Polen,
die Tartarey, Jndien etc. Die Ein-
wohner verfertigen viel baumwolle-
ne, und seidene zum Theil mit Gold
und Silber durchwirkte Zeuge, und
machen die besten persianischen Tur-
bans,
oder Bunde; ja man will für
gewiß versichern, daß jährlich auf
6000 Ballen Seide daselbst verar-
beitet werden. Allhier wird auch
der beste Schagren gemacht, der in
Persien sehr gebraucht wird, indem
alle Leute, außer die Bauern,
Schuhe und Stiefel davon tragen,
siehe Persien.

Tausch, siehe Baratto.

Tauschcontract, oder Tausch-
brief,
ein Contract, der insbeson-
dere bey den Kaufleuten gar oft vor-
fällt, und in einer Beschreibung ge-
gen einander barattirter Kaufmanns-
güter, und der dabey abgeredeten
Bedingungen besteht. Es ist zwischen
einer Verschreibung eines Kauf-und
eines Tauschbriefes ein schlechter
[Spaltenumbruch]

Tausend
Unterschied. Uebrigens ist der Tausch-
contract einer der allerältesten.
Denn zu der Zeit, ehe das Geld er-
funden worden, war keine andere
Handlungsart bekannt, als diese,
daß man Waaren gegen Waaren
gab. Und diese Art ist zwar nach
der Zeit bis noch gegenwärtig im
Gebrauche geblieben, jedoch mit
dem Unterschiede, daß die Sachen,
damit ein Tausch getroffen werden
soll, vorher nach einem gewissen
Werthe des Geldes angeschlagen,
und gegen einander verglichen wer-
den, siehe Baratto.

Tauschjungen, werden bey den
Kaufleuten diejenigen Lehrjungen ge-
nennet, welche von ihren Aeltern,
so die Kaufmannschaft treiben, zu
andern vornehmen Kaufleuten, und
dieser ihrer Söhne, zu jener Aeltern
geschickt werden, um die Handlung
zu erlernen, z. E. wenn ein Fran-
zose sein Kind zu einem vornehmen
Kaufmanne in Deutschland, und
dieser wieder seinen Sohn zu eben
dem französischen Kaufmanne in die
Lehre schicket, damit solchergestalt
jener deutsch, und dieser französisch,
beyde aber zugleich verschiedene
Handlungen begreifen mögen, die
ihnen dereinst zu statten kommen
können. Beyderseits werden in
Tractamenten und Unterweisungen
gleich gehalten, und von jedem Prin-
cipale wird dahin gesehen, daß er
den ihm anvertrauten Knaben so
halten, und auferziehen möge, als
er gern wollte, daß sein dagegen in
Tausch stehender Sohn erzogen, un-
terwiesen und gehalten würde. Ein
Formular eines Contracts davon
findet man in Marpergers Kauf-
mannsjungen, p. 85.

Tauschrechnung, siehe Baratt-
conto.

Tausend, lat. Mille, franz. Mil-
le
,
oder Mil, eine Zahl, so aus
10mal hundert, oder 100mal 10 be-
steht. Mit arabischen Ziffern wird

sie
C 5

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Tauris
monie, einander mit Ruthen peit-
ſchen muͤſſen, wobey ſie ſich einan-
der gewiß nicht ſchonen. Alles
Geld, was die Matroſen bey dieſer
Taufe bekommen, wird in ein Be-
cken geworfen, und entweder gleich
unter die Matroſen getheilet, oder
aufgehoben, um dafuͤr an dem er-
ſten bequemen Orte, wo man an-
landet, Erfriſchungen zu kaufen.

Tauris, oder Tabris, und Te-
bris,
eine reiche Handelsſtadt in
Perſien, in der Provinz Adirbeizan,
an dem Fluſſe Spingiga, oder
Spingtcha gelegen. Sie iſt die groͤß-
te und wichtigſte nach Jſpahan, wie
ſich denn bey 15000 Haͤuſer, nebſt
ſo viel Kramlaͤden, 300 Caravan-
ſeras, oder Gaſthoͤfe, und 500000
bis 600000 Einwohner darinn be-
finden ſollen. Die Anzahl der
Fremden, ſo ſich daſelbſt befinden,
iſt auch beſtaͤndig ſehr groß. Denn
der Handel dieſer Stadt, welchen
ſie dahin zieht, geht durch ganz Per-
ſien, die Tuͤrkey, Rußland, Polen,
die Tartarey, Jndien ꝛc. Die Ein-
wohner verfertigen viel baumwolle-
ne, und ſeidene zum Theil mit Gold
und Silber durchwirkte Zeuge, und
machen die beſten perſianiſchen Tur-
bans,
oder Bunde; ja man will fuͤr
gewiß verſichern, daß jaͤhrlich auf
6000 Ballen Seide daſelbſt verar-
beitet werden. Allhier wird auch
der beſte Schagren gemacht, der in
Perſien ſehr gebraucht wird, indem
alle Leute, außer die Bauern,
Schuhe und Stiefel davon tragen,
ſiehe Perſien.

Tauſch, ſiehe Baratto.

Tauſchcontract, oder Tauſch-
brief,
ein Contract, der insbeſon-
dere bey den Kaufleuten gar oft vor-
faͤllt, und in einer Beſchreibung ge-
gen einander barattirter Kaufman̄s-
guͤter, und der dabey abgeredeten
Bedingungen beſteht. Es iſt zwiſchen
einer Verſchreibung eines Kauf-und
eines Tauſchbriefes ein ſchlechter
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Tauſend
Unterſchied. Uebrigens iſt der Tauſch-
contract einer der alleraͤlteſten.
Denn zu der Zeit, ehe das Geld er-
funden worden, war keine andere
Handlungsart bekannt, als dieſe,
daß man Waaren gegen Waaren
gab. Und dieſe Art iſt zwar nach
der Zeit bis noch gegenwaͤrtig im
Gebrauche geblieben, jedoch mit
dem Unterſchiede, daß die Sachen,
damit ein Tauſch getroffen werden
ſoll, vorher nach einem gewiſſen
Werthe des Geldes angeſchlagen,
und gegen einander verglichen wer-
den, ſiehe Baratto.

Tauſchjungen, werden bey den
Kaufleuten diejenigen Lehrjungen ge-
nennet, welche von ihren Aeltern,
ſo die Kaufmannſchaft treiben, zu
andern vornehmen Kaufleuten, und
dieſer ihrer Soͤhne, zu jener Aeltern
geſchickt werden, um die Handlung
zu erlernen, z. E. wenn ein Fran-
zoſe ſein Kind zu einem vornehmen
Kaufmanne in Deutſchland, und
dieſer wieder ſeinen Sohn zu eben
dem franzoͤſiſchen Kaufmanne in die
Lehre ſchicket, damit ſolchergeſtalt
jener deutſch, und dieſer franzoͤſiſch,
beyde aber zugleich verſchiedene
Handlungen begreifen moͤgen, die
ihnen dereinſt zu ſtatten kommen
koͤnnen. Beyderſeits werden in
Tractamenten und Unterweiſungen
gleich gehalten, und von jedem Prin-
cipale wird dahin geſehen, daß er
den ihm anvertrauten Knaben ſo
halten, und auferziehen moͤge, als
er gern wollte, daß ſein dagegen in
Tauſch ſtehender Sohn erzogen, un-
terwieſen und gehalten wuͤrde. Ein
Formular eines Contracts davon
findet man in Marpergers Kauf-
mannsjungen, p. 85.

Tauſchrechnung, ſiehe Baratt-
conto.

Tauſend, lat. Mille, franz. Mil-
le
,
oder Mil, eine Zahl, ſo aus
10mal hundert, oder 100mal 10 be-
ſteht. Mit arabiſchen Ziffern wird

ſie
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[[41]/0047] Tauris Tauſend monie, einander mit Ruthen peit- ſchen muͤſſen, wobey ſie ſich einan- der gewiß nicht ſchonen. Alles Geld, was die Matroſen bey dieſer Taufe bekommen, wird in ein Be- cken geworfen, und entweder gleich unter die Matroſen getheilet, oder aufgehoben, um dafuͤr an dem er- ſten bequemen Orte, wo man an- landet, Erfriſchungen zu kaufen. Tauris, oder Tabris, und Te- bris, eine reiche Handelsſtadt in Perſien, in der Provinz Adirbeizan, an dem Fluſſe Spingiga, oder Spingtcha gelegen. Sie iſt die groͤß- te und wichtigſte nach Jſpahan, wie ſich denn bey 15000 Haͤuſer, nebſt ſo viel Kramlaͤden, 300 Caravan- ſeras, oder Gaſthoͤfe, und 500000 bis 600000 Einwohner darinn be- finden ſollen. Die Anzahl der Fremden, ſo ſich daſelbſt befinden, iſt auch beſtaͤndig ſehr groß. Denn der Handel dieſer Stadt, welchen ſie dahin zieht, geht durch ganz Per- ſien, die Tuͤrkey, Rußland, Polen, die Tartarey, Jndien ꝛc. Die Ein- wohner verfertigen viel baumwolle- ne, und ſeidene zum Theil mit Gold und Silber durchwirkte Zeuge, und machen die beſten perſianiſchen Tur- bans, oder Bunde; ja man will fuͤr gewiß verſichern, daß jaͤhrlich auf 6000 Ballen Seide daſelbſt verar- beitet werden. Allhier wird auch der beſte Schagren gemacht, der in Perſien ſehr gebraucht wird, indem alle Leute, außer die Bauern, Schuhe und Stiefel davon tragen, ſiehe Perſien. Tauſch, ſiehe Baratto. Tauſchcontract, oder Tauſch- brief, ein Contract, der insbeſon- dere bey den Kaufleuten gar oft vor- faͤllt, und in einer Beſchreibung ge- gen einander barattirter Kaufman̄s- guͤter, und der dabey abgeredeten Bedingungen beſteht. Es iſt zwiſchen einer Verſchreibung eines Kauf-und eines Tauſchbriefes ein ſchlechter Unterſchied. Uebrigens iſt der Tauſch- contract einer der alleraͤlteſten. Denn zu der Zeit, ehe das Geld er- funden worden, war keine andere Handlungsart bekannt, als dieſe, daß man Waaren gegen Waaren gab. Und dieſe Art iſt zwar nach der Zeit bis noch gegenwaͤrtig im Gebrauche geblieben, jedoch mit dem Unterſchiede, daß die Sachen, damit ein Tauſch getroffen werden ſoll, vorher nach einem gewiſſen Werthe des Geldes angeſchlagen, und gegen einander verglichen wer- den, ſiehe Baratto. Tauſchjungen, werden bey den Kaufleuten diejenigen Lehrjungen ge- nennet, welche von ihren Aeltern, ſo die Kaufmannſchaft treiben, zu andern vornehmen Kaufleuten, und dieſer ihrer Soͤhne, zu jener Aeltern geſchickt werden, um die Handlung zu erlernen, z. E. wenn ein Fran- zoſe ſein Kind zu einem vornehmen Kaufmanne in Deutſchland, und dieſer wieder ſeinen Sohn zu eben dem franzoͤſiſchen Kaufmanne in die Lehre ſchicket, damit ſolchergeſtalt jener deutſch, und dieſer franzoͤſiſch, beyde aber zugleich verſchiedene Handlungen begreifen moͤgen, die ihnen dereinſt zu ſtatten kommen koͤnnen. Beyderſeits werden in Tractamenten und Unterweiſungen gleich gehalten, und von jedem Prin- cipale wird dahin geſehen, daß er den ihm anvertrauten Knaben ſo halten, und auferziehen moͤge, als er gern wollte, daß ſein dagegen in Tauſch ſtehender Sohn erzogen, un- terwieſen und gehalten wuͤrde. Ein Formular eines Contracts davon findet man in Marpergers Kauf- mannsjungen, p. 85. Tauſchrechnung, ſiehe Baratt- conto. Tauſend, lat. Mille, franz. Mil- le, oder Mil, eine Zahl, ſo aus 10mal hundert, oder 100mal 10 be- ſteht. Mit arabiſchen Ziffern wird ſie C 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/47>, abgerufen am 28.03.2024.