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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Taback
tung geben, damit sie nicht zu viel
schwitzen, gar zu schwarz werden
und verderben. Wenn sie genug
ausgeschwitzet haben, welches man
durch das Anfühlen erkennet, und
daraus beurtheilet, wenn sie nicht
mehr heiß sind, und nach ihrer Be-
schaffenheit fein gelbe, lohfarben,
oder kastanienbraun geworden sind;
so werden sie an einen starken Fa-
den, der nicht leichtlich reißt, mit
denen darzu gehörigen Tabacksna-
deln angereihet, und so lange auf
einen luftigen Boden, wo weder die
Sonne, noch der freye Wind dazu
kann, gehänget, bis sie recht dür-
re worden. Darauf nimmt man
sie wieder ab, und packet sie entwe-
der in Fässer ein, presset sie auch
nach Gelegenheit ein; oder, wenn
man keine Fasser, oder deren nicht
genug hat, schlägt man sie auf
große Haufen, die man mit Bre-
tern und Gewichte beschweret, weil
sie sich sonst nicht halten, sondern
verderben würden. Und in diesem
Zustande ist nun der Taback bereits
Kaufmannsgut, und wird, wenn
er also verkaufet wird, Blätterta-
back,
franz. Tabac en feuilles, ge-
nennet. Diese Tabacksblätter aber
werden in den Tabacksfabriken fer-
nerweit verarbeitet, indem man sie
auf mancherley Weise einweichet,
und mit allerhand Säften benetzet,
bäcket, sortiret, auf ordentlichen
Maschinen sauber spinnet, presset,
ingleichen schneidet, wieder anma-
chet, u. s. w. Zum Spinnen in-
sonderheit werden ordentlicher Wei-
se fünf Personen erfordert: Die er-
ste ist der Spinner; die zweyte die
Blättermacherinn, so die Blätter
ausbreitet; die dritte drehet das
kleine Wesen zusammen; die vierte
ist der Aufleger, so die gebreiteten
Blätter dem Spinner aufleget; und
die fünfte ist der Dreher. Und von
diesen Tabacksspinnern wird der Ta-
back zu Rollen verarbeitet. Man
[Spaltenumbruch]
Taback
versteht aber durch Tabacksrollen,
franz. Andouilles de Tabac, die al-
so zubereiteten, und zusammen ge-
legten Tabacksblätter, daß sie we-
gen ihrer Länge und Gestalt eine
ziemliche Aehnlichkeit mit den
Knackwürsten der Garköche haben.
Die größten von diesen Tabacks-
rollen wägen nicht über 10 Pfunde,
und die kleinsten haben nicht weni-
ger denn 5 Pfunde. Wenn man
diese Rollen machen will, so brei-
tet man die Tabacksblätter, die
man in solche Würste drehen oder
zusammen rollen will, auf einen
Tisch aus, und zwar die größten
und schönsten zuerst, und die klein-
sten darüber. Hernach rollet man
diese Blätter zusammen, die den
andern zur Form dienen, und wor-
nach man sie so lange arbeitet, bis
sie die Größe und das Gewicht ha-
ben, so man ihnen geben will. Hier-
auf wickelt man sie in ein Stück
grobe Leinwand, die in Seewasser,
oder in einer zubereiteten Saft ge-
taucht worden, und bindet sie von
einem Ende zum andern mit einem
kleinen Stricke fest zusammen, und
läßt sie so lange in diesem Stande,
bis man glaubet, daß die Blätter
so an einander hängen, daß sie nur
eines auszumachen scheinen. Her-
nach nimmt man den Strick und
die Leinwand weg, und schneidet bey-
de Enden davon ab, die Be-
schaffenheit des Tabacks zu zei-
gen. Wenn diese Rollen gut ge-
macht sind: so halten sie sich lange,
und können überall leicht hingefüh-
ret werden. Die verschiedenen (6)
Gattungen des Tabacks anlangend
so ist zuförderst der nur gedachte
(A) Blättertaback zu merken; hier-
nächst aber auch die (B) aus den
Tabacksblättern verfertigten vis-
lerley Arten von Taback,
die in
Absicht auf den Gebrauch, zu wel-
chem sie bestimmet sind; oder der
Art, wie sie zugerichtet, oder ein-

gepacket

[Spaltenumbruch]

Taback
tung geben, damit ſie nicht zu viel
ſchwitzen, gar zu ſchwarz werden
und verderben. Wenn ſie genug
ausgeſchwitzet haben, welches man
durch das Anfuͤhlen erkennet, und
daraus beurtheilet, wenn ſie nicht
mehr heiß ſind, und nach ihrer Be-
ſchaffenheit fein gelbe, lohfarben,
oder kaſtanienbraun geworden ſind;
ſo werden ſie an einen ſtarken Fa-
den, der nicht leichtlich reißt, mit
denen darzu gehoͤrigen Tabacksna-
deln angereihet, und ſo lange auf
einen luftigen Boden, wo weder die
Sonne, noch der freye Wind dazu
kann, gehaͤnget, bis ſie recht duͤr-
re worden. Darauf nimmt man
ſie wieder ab, und packet ſie entwe-
der in Faͤſſer ein, preſſet ſie auch
nach Gelegenheit ein; oder, wenn
man keine Faſſer, oder deren nicht
genug hat, ſchlaͤgt man ſie auf
große Haufen, die man mit Bre-
tern und Gewichte beſchweret, weil
ſie ſich ſonſt nicht halten, ſondern
verderben wuͤrden. Und in dieſem
Zuſtande iſt nun der Taback bereits
Kaufmannsgut, und wird, wenn
er alſo verkaufet wird, Blaͤtterta-
back,
franz. Tabac en feuilles, ge-
nennet. Dieſe Tabacksblaͤtter aber
werden in den Tabacksfabriken fer-
nerweit verarbeitet, indem man ſie
auf mancherley Weiſe einweichet,
und mit allerhand Saͤften benetzet,
baͤcket, ſortiret, auf ordentlichen
Maſchinen ſauber ſpinnet, preſſet,
ingleichen ſchneidet, wieder anma-
chet, u. ſ. w. Zum Spinnen in-
ſonderheit werden ordentlicher Wei-
ſe fuͤnf Perſonen erfordert: Die er-
ſte iſt der Spinner; die zweyte die
Blaͤttermacherinn, ſo die Blaͤtter
ausbreitet; die dritte drehet das
kleine Weſen zuſammen; die vierte
iſt der Aufleger, ſo die gebreiteten
Blaͤtter dem Spinner aufleget; und
die fuͤnfte iſt der Dreher. Und von
dieſen Tabacksſpinnern wird der Ta-
back zu Rollen verarbeitet. Man
[Spaltenumbruch]
Taback
verſteht aber durch Tabacksrollen,
franz. Andouilles de Tabac, die al-
ſo zubereiteten, und zuſammen ge-
legten Tabacksblaͤtter, daß ſie we-
gen ihrer Laͤnge und Geſtalt eine
ziemliche Aehnlichkeit mit den
Knackwuͤrſten der Garkoͤche haben.
Die groͤßten von dieſen Tabacks-
rollen waͤgen nicht uͤber 10 Pfunde,
und die kleinſten haben nicht weni-
ger denn 5 Pfunde. Wenn man
dieſe Rollen machen will, ſo brei-
tet man die Tabacksblaͤtter, die
man in ſolche Wuͤrſte drehen oder
zuſammen rollen will, auf einen
Tiſch aus, und zwar die groͤßten
und ſchoͤnſten zuerſt, und die klein-
ſten daruͤber. Hernach rollet man
dieſe Blaͤtter zuſammen, die den
andern zur Form dienen, und wor-
nach man ſie ſo lange arbeitet, bis
ſie die Groͤße und das Gewicht ha-
ben, ſo man ihnen geben will. Hier-
auf wickelt man ſie in ein Stuͤck
grobe Leinwand, die in Seewaſſer,
oder in einer zubereiteten Saft ge-
taucht worden, und bindet ſie von
einem Ende zum andern mit einem
kleinen Stricke feſt zuſammen, und
laͤßt ſie ſo lange in dieſem Stande,
bis man glaubet, daß die Blaͤtter
ſo an einander haͤngen, daß ſie nur
eines auszumachen ſcheinen. Her-
nach nimmt man den Strick und
die Leinwand weg, und ſchneidet bey-
de Enden davon ab, die Be-
ſchaffenheit des Tabacks zu zei-
gen. Wenn dieſe Rollen gut ge-
macht ſind: ſo halten ſie ſich lange,
und koͤnnen uͤberall leicht hingefuͤh-
ret werden. Die verſchiedenen (6)
Gattungen des Tabacks anlangend
ſo iſt zufoͤrderſt der nur gedachte
(A) Blaͤttertaback zu merken; hier-
naͤchſt aber auch die (B) aus den
Tabacksblaͤttern verfertigten vis-
lerley Arten von Taback,
die in
Abſicht auf den Gebrauch, zu wel-
chem ſie beſtimmet ſind; oder der
Art, wie ſie zugerichtet, oder ein-

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[[4]/0010] Taback Taback tung geben, damit ſie nicht zu viel ſchwitzen, gar zu ſchwarz werden und verderben. Wenn ſie genug ausgeſchwitzet haben, welches man durch das Anfuͤhlen erkennet, und daraus beurtheilet, wenn ſie nicht mehr heiß ſind, und nach ihrer Be- ſchaffenheit fein gelbe, lohfarben, oder kaſtanienbraun geworden ſind; ſo werden ſie an einen ſtarken Fa- den, der nicht leichtlich reißt, mit denen darzu gehoͤrigen Tabacksna- deln angereihet, und ſo lange auf einen luftigen Boden, wo weder die Sonne, noch der freye Wind dazu kann, gehaͤnget, bis ſie recht duͤr- re worden. Darauf nimmt man ſie wieder ab, und packet ſie entwe- der in Faͤſſer ein, preſſet ſie auch nach Gelegenheit ein; oder, wenn man keine Faſſer, oder deren nicht genug hat, ſchlaͤgt man ſie auf große Haufen, die man mit Bre- tern und Gewichte beſchweret, weil ſie ſich ſonſt nicht halten, ſondern verderben wuͤrden. Und in dieſem Zuſtande iſt nun der Taback bereits Kaufmannsgut, und wird, wenn er alſo verkaufet wird, Blaͤtterta- back, franz. Tabac en feuilles, ge- nennet. Dieſe Tabacksblaͤtter aber werden in den Tabacksfabriken fer- nerweit verarbeitet, indem man ſie auf mancherley Weiſe einweichet, und mit allerhand Saͤften benetzet, baͤcket, ſortiret, auf ordentlichen Maſchinen ſauber ſpinnet, preſſet, ingleichen ſchneidet, wieder anma- chet, u. ſ. w. Zum Spinnen in- ſonderheit werden ordentlicher Wei- ſe fuͤnf Perſonen erfordert: Die er- ſte iſt der Spinner; die zweyte die Blaͤttermacherinn, ſo die Blaͤtter ausbreitet; die dritte drehet das kleine Weſen zuſammen; die vierte iſt der Aufleger, ſo die gebreiteten Blaͤtter dem Spinner aufleget; und die fuͤnfte iſt der Dreher. Und von dieſen Tabacksſpinnern wird der Ta- back zu Rollen verarbeitet. Man verſteht aber durch Tabacksrollen, franz. Andouilles de Tabac, die al- ſo zubereiteten, und zuſammen ge- legten Tabacksblaͤtter, daß ſie we- gen ihrer Laͤnge und Geſtalt eine ziemliche Aehnlichkeit mit den Knackwuͤrſten der Garkoͤche haben. Die groͤßten von dieſen Tabacks- rollen waͤgen nicht uͤber 10 Pfunde, und die kleinſten haben nicht weni- ger denn 5 Pfunde. Wenn man dieſe Rollen machen will, ſo brei- tet man die Tabacksblaͤtter, die man in ſolche Wuͤrſte drehen oder zuſammen rollen will, auf einen Tiſch aus, und zwar die groͤßten und ſchoͤnſten zuerſt, und die klein- ſten daruͤber. Hernach rollet man dieſe Blaͤtter zuſammen, die den andern zur Form dienen, und wor- nach man ſie ſo lange arbeitet, bis ſie die Groͤße und das Gewicht ha- ben, ſo man ihnen geben will. Hier- auf wickelt man ſie in ein Stuͤck grobe Leinwand, die in Seewaſſer, oder in einer zubereiteten Saft ge- taucht worden, und bindet ſie von einem Ende zum andern mit einem kleinen Stricke feſt zuſammen, und laͤßt ſie ſo lange in dieſem Stande, bis man glaubet, daß die Blaͤtter ſo an einander haͤngen, daß ſie nur eines auszumachen ſcheinen. Her- nach nimmt man den Strick und die Leinwand weg, und ſchneidet bey- de Enden davon ab, die Be- ſchaffenheit des Tabacks zu zei- gen. Wenn dieſe Rollen gut ge- macht ſind: ſo halten ſie ſich lange, und koͤnnen uͤberall leicht hingefuͤh- ret werden. Die verſchiedenen (6) Gattungen des Tabacks anlangend ſo iſt zufoͤrderſt der nur gedachte (A) Blaͤttertaback zu merken; hier- naͤchſt aber auch die (B) aus den Tabacksblaͤttern verfertigten vis- lerley Arten von Taback, die in Abſicht auf den Gebrauch, zu wel- chem ſie beſtimmet ſind; oder der Art, wie ſie zugerichtet, oder ein- gepacket

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/10>, abgerufen am 25.04.2024.