Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

"wohin beruffet, das Evangeliüm unsers Herrn JEsu,
"meines Göttlichen Meisters, zu verkündigen, und eben
"jetz diese Rede sich unter der Presse befindet; So hab ich
"geglaubt, daß eben diese H. Vorsehung mir hierinn eine
"Gelegenheit anbiete, Euch offentlich meine Erkantlichkeit
"zu bezeugen, vor alle Gunst-Bezeugungen, so ich von
"Euch und Euern Einwohnern empfangen. Wie aber
"könnte ich Euch, Jhr Herren! meine aufrichtige Ge-
"neigtheit besser zu erkennen geben, als daß ich Euch ei-
"ne Rede vor Augen lege, die Euch den einigen, sicheren
"und unbetrüglichen Weg weiset, ins Himmelreich hinein
"zu kommen, welcher Weg ist die neue Geburt aus Was-
"ser und Geist! Eine Wahrheit, so mit nachtrucklichen
"Betheurungen desjenigen bestätiget ist, der die Wahr-
"heit selbsten heißt! Eine Wahrheit, daran unendlich vie-
"les gelegen! Ein Weg, da wir alle hindurch müssen,
"die grösten Monarchen, die im Purpur, Glantz und
"Splendeur gebohren sind, eben sowohl als die ärmste Hir-
"ten. Alle müssen von der gantz verdorbenen, fleischlichen
"und von der Sünd angesteckten Natur des ersten Adams
"hinüber gehen in die Heilige, Göttliche Natur des an-
"deren Adams, vermittelst dieser zweyten Geburt. Eine
"Wahrheit, die so Geheimnuß-reich ist, daß die wenig-
"sten selbige kennen und annemmen. Ja öfters dörffen die,
"so sich weise zu seyn duncken, noch spotten oder alles nach
"ihrem fleischlichen Sinn deuten. GOttes Kinder allein
"erfahrens und hüpfen vor Freuden. Jch hoffe demnach,
"meine Absicht werde Euch nicht unangenehm seyn, wann
"ich, meine erkantliche Geneigtheit zu bezeugen, zu eu-
"rer Erbauung etwas beytrage, indem ich Euch diese neue
"Geburt ans Hertz lege, damit ihr dermaleneinst durch
"dieselbe ins Reich der Herrlichkeit eingehen möget, dahin
"uns JEsus alle einladet, und allwo alle Gehorsame der aller-
"seligsten Gegenwart unsers Königs in unaussprechlicher
"Freude zu geniessen haben. Der Göttliche Heyland wol-

"le
)( 2

„wohin beruffet, das Evangeliuͤm unſers Herꝛn JEſu,
„meines Goͤttlichen Meiſters, zu verkuͤndigen, und eben
„jetz dieſe Rede ſich unter der Preſſe befindet; So hab ich
„geglaubt, daß eben dieſe H. Vorſehung mir hierinn eine
„Gelegenheit anbiete, Euch offentlich meine Erkantlichkeit
„zu bezeugen, vor alle Gunſt-Bezeugungen, ſo ich von
„Euch und Euern Einwohnern empfangen. Wie aber
„koͤnnte ich Euch, Jhr Herren! meine aufrichtige Ge-
„neigtheit beſſer zu erkennen geben, als daß ich Euch ei-
„ne Rede vor Augen lege, die Euch den einigen, ſicheren
„und unbetruͤglichen Weg weiſet, ins Himmelreich hinein
„zu kommen, welcher Weg iſt die neue Geburt aus Waſ-
„ſer und Geiſt! Eine Wahrheit, ſo mit nachtrucklichen
„Betheurungen desjenigen beſtaͤtiget iſt, der die Wahr-
„heit ſelbſten heißt! Eine Wahrheit, daran unendlich vie-
„les gelegen! Ein Weg, da wir alle hindurch muͤſſen,
„die groͤſten Monarchen, die im Purpur, Glantz und
Splendeur gebohren ſind, eben ſowohl als die aͤrmſte Hir-
„ten. Alle muͤſſen von der gantz verdorbenen, fleiſchlichen
„und von der Suͤnd angeſteckten Natur des erſten Adams
„hinuͤber gehen in die Heilige, Goͤttliche Natur des an-
„deren Adams, vermittelſt dieſer zweyten Geburt. Eine
„Wahrheit, die ſo Geheimnuß-reich iſt, daß die wenig-
„ſten ſelbige kennen und annemmen. Ja oͤfters doͤrffen die,
„ſo ſich weiſe zu ſeyn duncken, noch ſpotten oder alles nach
„ihrem fleiſchlichen Sinn deuten. GOttes Kinder allein
„erfahrens und huͤpfen vor Freuden. Jch hoffe demnach,
„meine Abſicht werde Euch nicht unangenehm ſeyn, wann
„ich, meine erkantliche Geneigtheit zu bezeugen, zu eu-
„rer Erbauung etwas beytrage, indem ich Euch dieſe neue
„Geburt ans Hertz lege, damit ihr dermaleneinſt durch
„dieſelbe ins Reich der Herrlichkeit eingehen moͤget, dahin
„uns JEſus alle einladet, und allwo alle Gehorſame der aller-
„ſeligſten Gegenwart unſers Koͤnigs in unausſprechlicher
„Freude zu genieſſen haben. Der Goͤttliche Heyland wol-

„le
)( 2
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0049"/>
&#x201E;wohin beruffet, das Evangeliu&#x0364;m un&#x017F;ers Her&#xA75B;n JE&#x017F;u,<lb/>
&#x201E;meines Go&#x0364;ttlichen Mei&#x017F;ters, zu verku&#x0364;ndigen, und eben<lb/>
&#x201E;jetz die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Rede</hi> &#x017F;ich unter der Pre&#x017F;&#x017F;e befindet; So hab ich<lb/>
&#x201E;geglaubt, daß eben die&#x017F;e H. Vor&#x017F;ehung mir hierinn eine<lb/>
&#x201E;Gelegenheit anbiete, Euch offentlich meine Erkantlichkeit<lb/>
&#x201E;zu bezeugen, vor alle Gun&#x017F;t-Bezeugungen, &#x017F;o ich von<lb/>
&#x201E;Euch und Euern Einwohnern empfangen. Wie aber<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;nnte ich Euch, Jhr Herren! meine aufrichtige Ge-<lb/>
&#x201E;neigtheit be&#x017F;&#x017F;er zu erkennen geben, als daß ich Euch ei-<lb/>
&#x201E;ne <hi rendition="#fr">Rede</hi> vor Augen lege, die Euch den einigen, &#x017F;icheren<lb/>
&#x201E;und unbetru&#x0364;glichen Weg wei&#x017F;et, ins Himmelreich hinein<lb/>
&#x201E;zu kommen, welcher Weg i&#x017F;t die neue Geburt aus Wa&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;er und Gei&#x017F;t! Eine Wahrheit, &#x017F;o mit nachtrucklichen<lb/>
&#x201E;Betheurungen desjenigen be&#x017F;ta&#x0364;tiget i&#x017F;t, der die Wahr-<lb/>
&#x201E;heit &#x017F;elb&#x017F;ten heißt! Eine Wahrheit, daran unendlich vie-<lb/>
&#x201E;les gelegen! Ein Weg, da wir alle hindurch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;die gro&#x0364;&#x017F;ten Monarchen, die im Purpur, Glantz und<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Splendeur</hi> gebohren &#x017F;ind, eben &#x017F;owohl als die a&#x0364;rm&#x017F;te Hir-<lb/>
&#x201E;ten. Alle mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von der gantz verdorbenen, flei&#x017F;chlichen<lb/>
&#x201E;und von der Su&#x0364;nd ange&#x017F;teckten Natur des er&#x017F;ten Adams<lb/>
&#x201E;hinu&#x0364;ber gehen in die Heilige, Go&#x0364;ttliche Natur des an-<lb/>
&#x201E;deren Adams, vermittel&#x017F;t die&#x017F;er zweyten Geburt. Eine<lb/>
&#x201E;Wahrheit, die &#x017F;o Geheimnuß-reich i&#x017F;t, daß die wenig-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ten &#x017F;elbige kennen und annemmen. Ja o&#x0364;fters do&#x0364;rffen die,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o &#x017F;ich wei&#x017F;e zu &#x017F;eyn duncken, noch &#x017F;potten oder alles nach<lb/>
&#x201E;ihrem flei&#x017F;chlichen Sinn deuten. GOttes Kinder allein<lb/>
&#x201E;erfahrens und hu&#x0364;pfen vor Freuden. Jch hoffe demnach,<lb/>
&#x201E;meine Ab&#x017F;icht werde Euch nicht unangenehm &#x017F;eyn, wann<lb/>
&#x201E;ich, meine erkantliche Geneigtheit zu bezeugen, zu eu-<lb/>
&#x201E;rer Erbauung etwas beytrage, indem ich Euch die&#x017F;e neue<lb/>
&#x201E;Geburt ans Hertz lege, damit ihr dermalenein&#x017F;t durch<lb/>
&#x201E;die&#x017F;elbe ins Reich der Herrlichkeit eingehen mo&#x0364;get, dahin<lb/>
&#x201E;uns JE&#x017F;us alle einladet, und allwo alle Gehor&#x017F;ame der aller-<lb/>
&#x201E;&#x017F;elig&#x017F;ten Gegenwart un&#x017F;ers Ko&#x0364;nigs in unaus&#x017F;prechlicher<lb/>
&#x201E;Freude zu genie&#x017F;&#x017F;en haben. Der Go&#x0364;ttliche Heyland wol-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">)( 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;le</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0049] „wohin beruffet, das Evangeliuͤm unſers Herꝛn JEſu, „meines Goͤttlichen Meiſters, zu verkuͤndigen, und eben „jetz dieſe Rede ſich unter der Preſſe befindet; So hab ich „geglaubt, daß eben dieſe H. Vorſehung mir hierinn eine „Gelegenheit anbiete, Euch offentlich meine Erkantlichkeit „zu bezeugen, vor alle Gunſt-Bezeugungen, ſo ich von „Euch und Euern Einwohnern empfangen. Wie aber „koͤnnte ich Euch, Jhr Herren! meine aufrichtige Ge- „neigtheit beſſer zu erkennen geben, als daß ich Euch ei- „ne Rede vor Augen lege, die Euch den einigen, ſicheren „und unbetruͤglichen Weg weiſet, ins Himmelreich hinein „zu kommen, welcher Weg iſt die neue Geburt aus Waſ- „ſer und Geiſt! Eine Wahrheit, ſo mit nachtrucklichen „Betheurungen desjenigen beſtaͤtiget iſt, der die Wahr- „heit ſelbſten heißt! Eine Wahrheit, daran unendlich vie- „les gelegen! Ein Weg, da wir alle hindurch muͤſſen, „die groͤſten Monarchen, die im Purpur, Glantz und „Splendeur gebohren ſind, eben ſowohl als die aͤrmſte Hir- „ten. Alle muͤſſen von der gantz verdorbenen, fleiſchlichen „und von der Suͤnd angeſteckten Natur des erſten Adams „hinuͤber gehen in die Heilige, Goͤttliche Natur des an- „deren Adams, vermittelſt dieſer zweyten Geburt. Eine „Wahrheit, die ſo Geheimnuß-reich iſt, daß die wenig- „ſten ſelbige kennen und annemmen. Ja oͤfters doͤrffen die, „ſo ſich weiſe zu ſeyn duncken, noch ſpotten oder alles nach „ihrem fleiſchlichen Sinn deuten. GOttes Kinder allein „erfahrens und huͤpfen vor Freuden. Jch hoffe demnach, „meine Abſicht werde Euch nicht unangenehm ſeyn, wann „ich, meine erkantliche Geneigtheit zu bezeugen, zu eu- „rer Erbauung etwas beytrage, indem ich Euch dieſe neue „Geburt ans Hertz lege, damit ihr dermaleneinſt durch „dieſelbe ins Reich der Herrlichkeit eingehen moͤget, dahin „uns JEſus alle einladet, und allwo alle Gehorſame der aller- „ſeligſten Gegenwart unſers Koͤnigs in unausſprechlicher „Freude zu genieſſen haben. Der Goͤttliche Heyland wol- „le )( 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/49
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/49>, abgerufen am 29.03.2024.