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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gebetts auffthut. Sintemahlen ein Königlicher
Palast viele verschiedene Zimmer haben soll, und
wann eines von diesen fehlet, so ist Er nicht unta-
denlich. Es hat aber ein jedes Himmels-Zimmer
seine besondere Vortheile, Ameublemens, Zierra-
then und Kostbarkeiten, und zwar ein einzeles da-
von hat mehr wesentliche Fürtrefflichkeiten als alle
Paläste Asiens und Europens, die kaum Pferdt-
Ställe dagegen zu rechnen sind. O ein glückseli-
ger König nicht nur vor Menschen, sondern auch
vor GOtt und seinen Engeln, der solchen Palast
bewohnet, da es rathsam ist hinein zu gehen, die
Thür nach sich zuzuschliessen, sich zu verbergen ei-
nen kleinen Augenblick biß der Zorn fürüber gehe!

Der lebendige Genuß des Leibs und Bluts
Christi sey Ewr. Majestät Königliche Tafel!
Ein jeder vergossener Bluts-Tropff, Peinigung,
Schmertzen, Angst, Verdammung, Höllen-Mar-
ter, Durst, Hunger, Kummer, Betrübnüs des
Heiligen Unschuldigen Christi vor die Sünden der
Welt seye Dero köstliches Essen; Alle Gnaden-
Wörter aus seinem holdseligen Munde seyen Jhre
angenehmste Niedlichkeiten, Süssigkeiten und
Göttliche Vernügungen, davon das Hertz Himm-
lisch erquickt, erwärmt und gestärckt werde; Der
so nahe und sich mit allen seinen Gaaben recht an-
dringende wahre Weinstock, Feigen- und Palmen-

Baum

Gebetts auffthut. Sintemahlen ein Koͤniglicher
Palaſt viele verſchiedene Zimmer haben ſoll, und
wann eines von dieſen fehlet, ſo iſt Er nicht unta-
denlich. Es hat aber ein jedes Himmels-Zimmer
ſeine beſondere Vortheile, Ameublemens, Zierra-
then und Koſtbarkeiten, und zwar ein einzeles da-
von hat mehr weſentliche Fuͤrtrefflichkeiten als alle
Palaͤſte Aſiens und Europens, die kaum Pferdt-
Staͤlle dagegen zu rechnen ſind. O ein gluͤckſeli-
ger Koͤnig nicht nur vor Menſchen, ſondern auch
vor GOtt und ſeinen Engeln, der ſolchen Palaſt
bewohnet, da es rathſam iſt hinein zu gehen, die
Thuͤr nach ſich zuzuſchlieſſen, ſich zu verbergen ei-
nen kleinen Augenblick biß der Zorn fuͤruͤber gehe!

Der lebendige Genuß des Leibs und Bluts
Chriſti ſey Ewr. Majeſtaͤt Koͤnigliche Tafel!
Ein jeder vergoſſener Bluts-Tropff, Peinigung,
Schmertzen, Angſt, Verdammung, Hoͤllen-Mar-
ter, Durſt, Hunger, Kummer, Betruͤbnuͤs des
Heiligen Unſchuldigen Chriſti vor die Suͤnden der
Welt ſeye Dero koͤſtliches Eſſen; Alle Gnaden-
Woͤrter aus ſeinem holdſeligen Munde ſeyen Jhre
angenehmſte Niedlichkeiten, Suͤſſigkeiten und
Goͤttliche Vernuͤgungen, davon das Hertz Himm-
liſch erquickt, erwaͤrmt und geſtaͤrckt werde; Der
ſo nahe und ſich mit allen ſeinen Gaaben recht an-
dringende wahre Weinſtock, Feigen- und Palmen-

Baum
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[0020] Gebetts auffthut. Sintemahlen ein Koͤniglicher Palaſt viele verſchiedene Zimmer haben ſoll, und wann eines von dieſen fehlet, ſo iſt Er nicht unta- denlich. Es hat aber ein jedes Himmels-Zimmer ſeine beſondere Vortheile, Ameublemens, Zierra- then und Koſtbarkeiten, und zwar ein einzeles da- von hat mehr weſentliche Fuͤrtrefflichkeiten als alle Palaͤſte Aſiens und Europens, die kaum Pferdt- Staͤlle dagegen zu rechnen ſind. O ein gluͤckſeli- ger Koͤnig nicht nur vor Menſchen, ſondern auch vor GOtt und ſeinen Engeln, der ſolchen Palaſt bewohnet, da es rathſam iſt hinein zu gehen, die Thuͤr nach ſich zuzuſchlieſſen, ſich zu verbergen ei- nen kleinen Augenblick biß der Zorn fuͤruͤber gehe! Der lebendige Genuß des Leibs und Bluts Chriſti ſey Ewr. Majeſtaͤt Koͤnigliche Tafel! Ein jeder vergoſſener Bluts-Tropff, Peinigung, Schmertzen, Angſt, Verdammung, Hoͤllen-Mar- ter, Durſt, Hunger, Kummer, Betruͤbnuͤs des Heiligen Unſchuldigen Chriſti vor die Suͤnden der Welt ſeye Dero koͤſtliches Eſſen; Alle Gnaden- Woͤrter aus ſeinem holdſeligen Munde ſeyen Jhre angenehmſte Niedlichkeiten, Suͤſſigkeiten und Goͤttliche Vernuͤgungen, davon das Hertz Himm- liſch erquickt, erwaͤrmt und geſtaͤrckt werde; Der ſo nahe und ſich mit allen ſeinen Gaaben recht an- dringende wahre Weinſtock, Feigen- und Palmen- Baum

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/20>, abgerufen am 28.03.2024.