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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Wurf-Spiesse des Sesitach Pferd/ daß selbter
unter seine Grafen zurück weichen muste. Jn-
zwischen wäre der Gefallene numehro der Ra-
che der wütenden Feinde aufgeopfert worden/
wenn nicht zu seinem Glücke ein Pferd ihm den
Helm vom Haupte getreten/ und hiemit dem
Fürsten Zeno das schönste Antlitz unter der Son-
nen ins Auge geworffen hätte. Dieser ward
hierüber gantz erstarrend/ nicht anders als wenn
ihm das Haupt der Medusen ins Gesichte ge-
fallen wäre. Bald aber erholte er sich/ und ver-
bot den Seinigen alle fernere Beleidigung/ be-
fahl auch den Verwundeten alsofort aus dem
Treffen wegzuführen. Unterdessen hatte Se-
sitach ein frisches Pferd bestiegen/ und kam nun
sich an den Zeno aufs neue zu machen/ als er des
Hertzog Herrmanns wunderschöne Schwester/
die unvergleichliche Jßmene verwundet und in
den Händen des Feindes sahe. Denn diese
Fürstin hatte sich ihrer Landes-Art nach nebst
etlichen andern Frauenzimmern dem Kriegs-
Heere mit unkentlicher Rüstung eingemischet.
Jßmene! Jßmene! rief er/ aus gantzen Kräf-
ten/ und sprengte damit auf die/ welche sie gefan-
gen führten/ zu. Alleine der Hertzog aus Ar-
menien/ der numehr allererst von seinem Feinde
erfuhr/ was für ein Kleinod in seine Hände ver-
fallen wäre/ begegnete ihm mit ungläublicher
Gegenwehr/ also daß Jßmene aus den Augen
dieses Fürsten gerieth/ und denen Deutschen sie
zu erlösen alle Hoffnung entfiel. Es war nicht
anders/ als wenn Eris einen neuen Zanck-Apfel
zwischen diese zwey Helden geworffen/ und selb-
ten dem Uberwinder zum Siegs-Preise aufge-
setzt hätte. Sie fielen einander so rasend an/
gleich als wenn sie aus Mutter-Leibe gegenein-
ander Tod-Feindschafft gebracht hätten. Weil
aber Sesitach numehro gantzer sechs Stunden
gefochten hatte/ ihn auch die empfangene
Wunde nicht wenig im Fechten hinderte/ wür-
de er/ und mit ihm die deutsche Reiterey auf sel-
biger Seiten/ diesen hurtigen Feind kaum län-
[Spaltenumbruch] ger bestanden haben/ wenn nicht Hertzog Ga-
nasch auf Verordnung des Feld-Herrn/ durch
die in der Schlacht-Ordnung zwischen ieden
dreyen Fahnen gelassene Strassen/ mit einem
Theile seines Hinterhalts ihnen zu Hülffe kom-
men wäre. Sesitach hatte von den Wurff-
Spiessen des Zeno numehr das andere Pferd
verlohren/ und muste sich zu Fusse gegen ihm ver-
theidigen/ als der Chauzer Hertzog ihn mit dem
Degen in der Faust ablösete. Ehe nun Zeno
sein recht inne ward/ hieb Ganasch ihm den Zü-
gel am Pferde entzwey/ und nach dem er derge-
stalt sich nicht wenden konte/ versetzte ihm Ga-
nasch mit einem schweren Streit-Hammer ei-
nen so harten Schlag rückwerts aufs Haupt/
daß er gantz ertäubet auff den Erd-Boden
fiel. Die Armenier verlohren mit diesem Schla-
ge auch all ihr Hertz/ meynende: daß ihr Fürst
entweder von selbtem entseelet/ oder doch von de-
nen über ihn sprengenden Pferden zertreten sey.
Hiemit fingen sie an gegen die frischen Völcker
des Ganasch laulichter zu fechten und endlich
die Flucht zu ergreiffen/ also/ daß die Römische
Reiterey/ ungeachtet selbter der zum Hinterhalt
stehende Flügel von eitel alten Rittern zu hülffe
kam/ auch nicht länger den Anfall der Deutschen
aushalten konte/ und auf selbiger Seiten ihr
Fuß-Volck gantz bloß stehen blieb/ den Armeni-
schen Fürsten aber in den Händen des Hertzog
Ganasches liessen.

Ehe diese Begebenheiten sich auf dieser Sei-
ten dergestalt zugetragen hatten/ war Fürst Catu-
mer schon auf der andern Seiten der Römischen
Reiterey Meister worden. Denn diese war gegen
die Deutsche solangsam/ daß die Römischen Rei-
ter Fußgänger zu seyn/ die Deutschen aber sich
alleine auf Pferden zu bewegen schienen. Dahero
ward Vala Numonius von des Cattischen Für-
sten Lantze auf der rechten Seiten verwundet/
die Römischen und Trierischen Glieder von dem
Deutschen Adel durchbrochen/ worauf er zum
ersten die schimpflichste Flucht ergriff. Ja der

Deut-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Wurf-Spieſſe des Seſitach Pferd/ daß ſelbter
unter ſeine Grafen zuruͤck weichen muſte. Jn-
zwiſchen waͤre der Gefallene numehro der Ra-
che der wuͤtenden Feinde aufgeopfert worden/
wenn nicht zu ſeinem Gluͤcke ein Pferd ihm den
Helm vom Haupte getreten/ und hiemit dem
Fuͤrſten Zeno das ſchoͤnſte Antlitz unter der Son-
nen ins Auge geworffen haͤtte. Dieſer ward
hieruͤber gantz erſtarrend/ nicht anders als wenn
ihm das Haupt der Meduſen ins Geſichte ge-
fallen waͤre. Bald aber erholte er ſich/ und ver-
bot den Seinigen alle fernere Beleidigung/ be-
fahl auch den Verwundeten alſofort aus dem
Treffen wegzufuͤhren. Unterdeſſen hatte Se-
ſitach ein friſches Pferd beſtiegen/ und kam nun
ſich an den Zeno aufs neue zu machen/ als er des
Hertzog Herrmanns wunderſchoͤne Schweſter/
die unvergleichliche Jßmene verwundet und in
den Haͤnden des Feindes ſahe. Denn dieſe
Fuͤrſtin hatte ſich ihrer Landes-Art nach nebſt
etlichen andern Frauenzimmern dem Kriegs-
Heere mit unkentlicher Ruͤſtung eingemiſchet.
Jßmene! Jßmene! rief er/ aus gantzen Kraͤf-
ten/ und ſprengte damit auf die/ welche ſie gefan-
gen fuͤhrten/ zu. Alleine der Hertzog aus Ar-
menien/ der numehr allererſt von ſeinem Feinde
erfuhr/ was fuͤr ein Kleinod in ſeine Haͤnde ver-
fallen waͤre/ begegnete ihm mit unglaͤublicher
Gegenwehr/ alſo daß Jßmene aus den Augen
dieſes Fuͤrſten gerieth/ und denen Deutſchen ſie
zu erloͤſen alle Hoffnung entfiel. Es war nicht
anders/ als weñ Eris einen neuen Zanck-Apfel
zwiſchen dieſe zwey Helden geworffen/ und ſelb-
ten dem Uberwinder zum Siegs-Preiſe aufge-
ſetzt haͤtte. Sie fielen einander ſo raſend an/
gleich als wenn ſie aus Mutter-Leibe gegenein-
ander Tod-Feindſchafft gebracht haͤtten. Weil
aber Seſitach numehro gantzer ſechs Stunden
gefochten hatte/ ihn auch die empfangene
Wunde nicht wenig im Fechten hinderte/ wuͤr-
de er/ und mit ihm die deutſche Reiterey auf ſel-
biger Seiten/ dieſen hurtigen Feind kaum laͤn-
[Spaltenumbruch] ger beſtanden haben/ wenn nicht Hertzog Ga-
naſch auf Verordnung des Feld-Herrn/ durch
die in der Schlacht-Ordnung zwiſchen ieden
dreyen Fahnen gelaſſene Straſſen/ mit einem
Theile ſeines Hinterhalts ihnen zu Huͤlffe kom-
men waͤre. Seſitach hatte von den Wurff-
Spieſſen des Zeno numehr das andere Pferd
verlohren/ und muſte ſich zu Fuſſe gegen ihm ver-
theidigen/ als der Chauzer Hertzog ihn mit dem
Degen in der Fauſt abloͤſete. Ehe nun Zeno
ſein recht inne ward/ hieb Ganaſch ihm den Zuͤ-
gel am Pferde entzwey/ und nach dem er derge-
ſtalt ſich nicht wenden konte/ verſetzte ihm Ga-
naſch mit einem ſchweren Streit-Hammer ei-
nen ſo harten Schlag ruͤckwerts aufs Haupt/
daß er gantz ertaͤubet auff den Erd-Boden
fiel. Die Armenier verlohren mit dieſem Schla-
ge auch all ihr Hertz/ meynende: daß ihr Fuͤrſt
entweder von ſelbtem entſeelet/ oder doch von de-
nen uͤber ihn ſprengenden Pferden zertreten ſey.
Hiemit fingen ſie an gegen die friſchen Voͤlcker
des Ganaſch laulichter zu fechten und endlich
die Flucht zu ergreiffen/ alſo/ daß die Roͤmiſche
Reiterey/ ungeachtet ſelbter der zum Hinterhalt
ſtehende Fluͤgel von eitel alten Rittern zu huͤlffe
kam/ auch nicht laͤnger den Anfall der Deutſchen
aushalten konte/ und auf ſelbiger Seiten ihr
Fuß-Volck gantz bloß ſtehen blieb/ den Armeni-
ſchen Fuͤrſten aber in den Haͤnden des Hertzog
Ganaſches lieſſen.

Ehe dieſe Begebenheiten ſich auf dieſer Sei-
ten dergeſtalt zugetragen hatten/ waꝛ Fuͤꝛſt Catu-
mer ſchon auf der andern Seiten der Roͤmiſchen
Reiterey Meiſter worden. Deñ dieſe war gegen
die Deutſche ſolangſam/ daß die Roͤmiſchen Rei-
ter Fußgaͤnger zu ſeyn/ die Deutſchen aber ſich
alleine auf Pfeꝛden zu bewegen ſchienen. Daheꝛo
ward Vala Numonius von des Cattiſchen Fuͤr-
ſten Lantze auf der rechten Seiten verwundet/
die Roͤmiſchen und Trieriſchen Glieder von dem
Deutſchen Adel durchbrochen/ worauf er zum
erſten die ſchimpflichſte Flucht ergriff. Ja der

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[39/0087] Arminius und Thußnelda. Wurf-Spieſſe des Seſitach Pferd/ daß ſelbter unter ſeine Grafen zuruͤck weichen muſte. Jn- zwiſchen waͤre der Gefallene numehro der Ra- che der wuͤtenden Feinde aufgeopfert worden/ wenn nicht zu ſeinem Gluͤcke ein Pferd ihm den Helm vom Haupte getreten/ und hiemit dem Fuͤrſten Zeno das ſchoͤnſte Antlitz unter der Son- nen ins Auge geworffen haͤtte. Dieſer ward hieruͤber gantz erſtarrend/ nicht anders als wenn ihm das Haupt der Meduſen ins Geſichte ge- fallen waͤre. Bald aber erholte er ſich/ und ver- bot den Seinigen alle fernere Beleidigung/ be- fahl auch den Verwundeten alſofort aus dem Treffen wegzufuͤhren. Unterdeſſen hatte Se- ſitach ein friſches Pferd beſtiegen/ und kam nun ſich an den Zeno aufs neue zu machen/ als er des Hertzog Herrmanns wunderſchoͤne Schweſter/ die unvergleichliche Jßmene verwundet und in den Haͤnden des Feindes ſahe. Denn dieſe Fuͤrſtin hatte ſich ihrer Landes-Art nach nebſt etlichen andern Frauenzimmern dem Kriegs- Heere mit unkentlicher Ruͤſtung eingemiſchet. Jßmene! Jßmene! rief er/ aus gantzen Kraͤf- ten/ und ſprengte damit auf die/ welche ſie gefan- gen fuͤhrten/ zu. Alleine der Hertzog aus Ar- menien/ der numehr allererſt von ſeinem Feinde erfuhr/ was fuͤr ein Kleinod in ſeine Haͤnde ver- fallen waͤre/ begegnete ihm mit unglaͤublicher Gegenwehr/ alſo daß Jßmene aus den Augen dieſes Fuͤrſten gerieth/ und denen Deutſchen ſie zu erloͤſen alle Hoffnung entfiel. Es war nicht anders/ als weñ Eris einen neuen Zanck-Apfel zwiſchen dieſe zwey Helden geworffen/ und ſelb- ten dem Uberwinder zum Siegs-Preiſe aufge- ſetzt haͤtte. Sie fielen einander ſo raſend an/ gleich als wenn ſie aus Mutter-Leibe gegenein- ander Tod-Feindſchafft gebracht haͤtten. Weil aber Seſitach numehro gantzer ſechs Stunden gefochten hatte/ ihn auch die empfangene Wunde nicht wenig im Fechten hinderte/ wuͤr- de er/ und mit ihm die deutſche Reiterey auf ſel- biger Seiten/ dieſen hurtigen Feind kaum laͤn- ger beſtanden haben/ wenn nicht Hertzog Ga- naſch auf Verordnung des Feld-Herrn/ durch die in der Schlacht-Ordnung zwiſchen ieden dreyen Fahnen gelaſſene Straſſen/ mit einem Theile ſeines Hinterhalts ihnen zu Huͤlffe kom- men waͤre. Seſitach hatte von den Wurff- Spieſſen des Zeno numehr das andere Pferd verlohren/ und muſte ſich zu Fuſſe gegen ihm ver- theidigen/ als der Chauzer Hertzog ihn mit dem Degen in der Fauſt abloͤſete. Ehe nun Zeno ſein recht inne ward/ hieb Ganaſch ihm den Zuͤ- gel am Pferde entzwey/ und nach dem er derge- ſtalt ſich nicht wenden konte/ verſetzte ihm Ga- naſch mit einem ſchweren Streit-Hammer ei- nen ſo harten Schlag ruͤckwerts aufs Haupt/ daß er gantz ertaͤubet auff den Erd-Boden fiel. Die Armenier verlohren mit dieſem Schla- ge auch all ihr Hertz/ meynende: daß ihr Fuͤrſt entweder von ſelbtem entſeelet/ oder doch von de- nen uͤber ihn ſprengenden Pferden zertreten ſey. Hiemit fingen ſie an gegen die friſchen Voͤlcker des Ganaſch laulichter zu fechten und endlich die Flucht zu ergreiffen/ alſo/ daß die Roͤmiſche Reiterey/ ungeachtet ſelbter der zum Hinterhalt ſtehende Fluͤgel von eitel alten Rittern zu huͤlffe kam/ auch nicht laͤnger den Anfall der Deutſchen aushalten konte/ und auf ſelbiger Seiten ihr Fuß-Volck gantz bloß ſtehen blieb/ den Armeni- ſchen Fuͤrſten aber in den Haͤnden des Hertzog Ganaſches lieſſen. Ehe dieſe Begebenheiten ſich auf dieſer Sei- ten dergeſtalt zugetragen hatten/ waꝛ Fuͤꝛſt Catu- mer ſchon auf der andern Seiten der Roͤmiſchen Reiterey Meiſter worden. Deñ dieſe war gegen die Deutſche ſolangſam/ daß die Roͤmiſchen Rei- ter Fußgaͤnger zu ſeyn/ die Deutſchen aber ſich alleine auf Pfeꝛden zu bewegen ſchienen. Daheꝛo ward Vala Numonius von des Cattiſchen Fuͤr- ſten Lantze auf der rechten Seiten verwundet/ die Roͤmiſchen und Trieriſchen Glieder von dem Deutſchen Adel durchbrochen/ worauf er zum erſten die ſchimpflichſte Flucht ergriff. Ja der Deut-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/87>, abgerufen am 20.04.2024.