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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] seine Perlen dem Kayser zinsete. Weßwegen
August nicht so wol umb den Anfang aller
von Rom außgehenden Meilen zu rechnen/ als
das Reichthum seines güldnen Reiches zu be-
zeichnen/ auff den Marckt zu Rom eine Säule
aus Golde setzte. Ja nicht nur das Reich über-
stieg die Schrancken allervorigen/ sondern Rom
selbst das Maaß aller Städte; dessen Umbkreyß
zwey und viertzig Römische Meilen betrug;
dessen Häuser sechs Millionen Menschen be-
herbergten; und derogestalt das übrige Jtalien
nicht nur öde und einsam machte/ sondern schier
aller Völcker der Welt Aufenthalt war; und in
einem Tage der vorwitzigen Eitelkeit zehen tau-
send Pfund zusammen gelesener Spinnen lie-
fern konte. Diesemnach denn die Welt sie für
ihr gröstes Wunder/ das menschliche Geschlech-
te sie für ihre Gebieterin zu verehren gezwungen
ward/ nach dem Glücke und Zeit ihr die Ober-
hand und die Ewigkeit enträumte. Bey sol-
cher Beschaffenheit schickte Phraates dem Kay-
ser die dem Crassus und Antonius abgenomme-
ne Adler wieder/ und trat ihm gantz Armenien
als ein Kauff-Geld des Friedens ab. Die
Parther versicherten ihm ihre Treue durch
Geissel/ und vertraueten ihm die Auferziehung
ihrer Könige. Die herrschsüchtige Candace
meynte Egypten zu gewinnen/ und büssete ihren
Königlichen Sitz Tanape ein. Largus drang
biß ins Hertze deß glückseligen Arabiens/ und
König Samos blieb in seinen Sand-Bergen
nicht von den Römischen Waffen unbeirret.
Der Jndianische König Porus schickte nach
Rom die ersten Tieger/ Pirimal auß der Jnsel
Taprobana Würtzen/ und Edel-Gesteine/ umb
hierdurch sich beym Augustus einzulieben/ und
der Römer Freundschafft zu erlangen. Die
Deutschen/ welche der Kayser und andere grosse
Könige wegen ihrer Treue und Tapferkeit ins
gemein zu ihrer Leib-Wache erkieseten/ stunden
den Römern in ihren Kriegen zu Dienste. Die
Cimbrer beschenckten ihn mit dem bey ihrem
[Spaltenumbruch] Reiche für das gröste Heyligthum und Kleinod
gehaltenem Tiegel/ und die/ welche ihre Kräff-
ten über die Gewalt der unsterblichen Götter
herauß strichen/ lernten nach und nach ver-
schmertzen: daß Drusus deß Kaysers Stief-
Sohn durch etliche zwantzig am Rhein-Stro-
me erbauete Festungen ihrer Freyheit gleichsam
einen Kap-Zaum anlegte; daß Tiberius biß
an die Elbe drang/ die Chauzen für seinem Stu-
le die Waffen niederlegten/ ja daß deß Kaysers
Feld-Hauptmann Quintilius Varus sie nicht
so wol mehr mit den Waffen im Zaume hielt/
als täglich nach der Schärffe der Römischen
Gesetze/ oder vielmehr nach dem Wahne seiner
lüsternen Begierden verurtheilte.

Unter diesem Joche schmachtete die Welt und
Deutschland/ so daß nach dem allererst gebän-
digten Dalmatien niemand war/ der wider die
Römer einen Degen zuckte/ denn der großmü-
thige Hertzog Melo mit seinen Sicambern und
Angrivariern; als zu dem großmüthigen Herr-
mann der Cherusker Hertzoge sich ein Ausbund
der Deutschen Fürsten (welche Quintilius Va-
rus wider den seiner Meynung nach aufrühri-
schen Melo guten theils verschrieben hatte)
eingefunden/ und auf seine bewegliche Aufmun-
terungen in dem Deutschburgischen Forst an
der Lippe ihre Heer - Spitzen versammlet
hatten. Die Sonne trat gleich in die Wa-
ge/ und war selbigen Tag schon zu Golde ge-
gangen/ nach Mitternacht solte auch gleich
der volle Mond eintreten/ als Hertzog Herr-
mann die Grossen in dem Häyn der Göt-
tin Tanfana einleiten ließ. Es war ein Thal/
welches ungefähr eine Meilweges im Umb-
kreisse hatte/ rings herumb mit steilen Felsen
umbgeben/ welche allein von einem abschüs-
senden Wasser zerthellet waren. An dieser
Gegend hatte die andächtige Vor-Welt dem
Anfange aller Dinge/ nehmlich dem Schöpfer
der Welt zu Ehren auf ieder Seiten eine drey-
fache Reye überaus hoch und gerade empor

wach-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſeine Perlen dem Kayſer zinſete. Weßwegen
Auguſt nicht ſo wol umb den Anfang aller
von Rom außgehenden Meilen zu rechnen/ als
das Reichthum ſeines guͤldnen Reiches zu be-
zeichnen/ auff den Marckt zu Rom eine Saͤule
aus Golde ſetzte. Ja nicht nur das Reich uͤber-
ſtieg die Schrancken allervorigen/ ſondern Rom
ſelbſt das Maaß aller Staͤdte; deſſen Umbkreyß
zwey und viertzig Roͤmiſche Meilen betrug;
deſſen Haͤuſer ſechs Millionen Menſchen be-
herbergten; und derogeſtalt das uͤbrige Jtalien
nicht nur oͤde und einſam machte/ ſondern ſchier
aller Voͤlcker der Welt Aufenthalt war; und in
einem Tage der vorwitzigen Eitelkeit zehen tau-
ſend Pfund zuſammen geleſener Spinnen lie-
fern konte. Dieſemnach denn die Welt ſie fuͤr
ihr groͤſtes Wunder/ das menſchliche Geſchlech-
te ſie fuͤr ihre Gebieterin zu verehren gezwungen
ward/ nach dem Gluͤcke und Zeit ihr die Ober-
hand und die Ewigkeit entraͤumte. Bey ſol-
cher Beſchaffenheit ſchickte Phraates dem Kay-
ſer die dem Craſſus und Antonius abgenomme-
ne Adler wieder/ und trat ihm gantz Armenien
als ein Kauff-Geld des Friedens ab. Die
Parther verſicherten ihm ihre Treue durch
Geiſſel/ und vertraueten ihm die Auferziehung
ihrer Koͤnige. Die herrſchſuͤchtige Candace
meynte Egypten zu gewinnen/ und buͤſſete ihren
Koͤniglichen Sitz Tanape ein. Largus drang
biß ins Hertze deß gluͤckſeligen Arabiens/ und
Koͤnig Samos blieb in ſeinen Sand-Bergen
nicht von den Roͤmiſchen Waffen unbeirret.
Der Jndianiſche Koͤnig Porus ſchickte nach
Rom die erſten Tieger/ Pirimal auß der Jnſel
Taprobana Wuͤrtzen/ und Edel-Geſteine/ umb
hierdurch ſich beym Auguſtus einzulieben/ und
der Roͤmer Freundſchafft zu erlangen. Die
Deutſchen/ welche der Kayſer und andere groſſe
Koͤnige wegen ihrer Treue und Tapferkeit ins
gemein zu ihrer Leib-Wache erkieſeten/ ſtunden
den Roͤmern in ihren Kriegen zu Dienſte. Die
Cimbrer beſchenckten ihn mit dem bey ihrem
[Spaltenumbruch] Reiche fuͤr das groͤſte Heyligthum und Kleinod
gehaltenem Tiegel/ und die/ welche ihre Kraͤff-
ten uͤber die Gewalt der unſterblichen Goͤtter
herauß ſtrichen/ lernten nach und nach ver-
ſchmertzen: daß Druſus deß Kayſers Stief-
Sohn durch etliche zwantzig am Rhein-Stro-
me erbauete Feſtungen ihrer Freyheit gleichſam
einen Kap-Zaum anlegte; daß Tiberius biß
an die Elbe drang/ die Chauzen fuͤr ſeinem Stu-
le die Waffen niederlegten/ ja daß deß Kayſers
Feld-Hauptmann Quintilius Varus ſie nicht
ſo wol mehr mit den Waffen im Zaume hielt/
als taͤglich nach der Schaͤrffe der Roͤmiſchen
Geſetze/ oder vielmehr nach dem Wahne ſeiner
luͤſternen Begierden verurtheilte.

Unter dieſem Joche ſchmachtete die Welt und
Deutſchland/ ſo daß nach dem allererſt gebaͤn-
digten Dalmatien niemand war/ der wider die
Roͤmer einen Degen zuckte/ denn der großmuͤ-
thige Hertzog Melo mit ſeinen Sicambern und
Angrivariern; als zu dem großmuͤthigen Herr-
mann der Cherusker Hertzoge ſich ein Ausbund
der Deutſchen Fuͤrſten (welche Quintilius Va-
rus wider den ſeiner Meynung nach aufruͤhri-
ſchen Melo guten theils verſchrieben hatte)
eingefunden/ und auf ſeine bewegliche Aufmun-
terungen in dem Deutſchburgiſchen Forſt an
der Lippe ihre Heer - Spitzen verſammlet
hatten. Die Sonne trat gleich in die Wa-
ge/ und war ſelbigen Tag ſchon zu Golde ge-
gangen/ nach Mitternacht ſolte auch gleich
der volle Mond eintreten/ als Hertzog Herr-
mann die Groſſen in dem Haͤyn der Goͤt-
tin Tanfana einleiten ließ. Es war ein Thal/
welches ungefaͤhr eine Meilweges im Umb-
kreiſſe hatte/ rings herumb mit ſteilen Felſen
umbgeben/ welche allein von einem abſchuͤſ-
ſenden Waſſer zerthellet waren. An dieſer
Gegend hatte die andaͤchtige Vor-Welt dem
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der Welt zu Ehren auf ieder Seiten eine drey-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/55>, abgerufen am 20.04.2024.