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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Magd des unersättlichen Geitzes/ sondern eine
Aertztin der menschlichen Schwachheiten/ eine
Handlangerin der Natur/ und eine Lobspreche-
rin der göttlichen Allmacht seyn soll/ ja wider
das gemeine Heil sündigen/ da sie den Kern alles
Ertzts/ den Nothpfennig aller Dürfftigkeit/ das
Mittel aller menschlichen Geschäffte und Um-
wechselungen/ so gemein als die Steine auf den
Gassen machen/ und gleichsam dadurch des A-
ckermanns Hand vom Pfluge/ des Kaufmanns
Schiffe vom Meere abziehen/ und die emßige
Welt in Müßiggang einschläffen/ oder diesem
unschätzbaren Ertzte/ welches nicht so wol die ei-
gene Güte/ als desselben Seltzamkeit schätzbar
macht/ seinen Werth entziehen würde. Fer-
ner sey es auch iedem Künstler so wenig verbo-
ten seinen Handgriffen ungemeine Nahmen zu
geben/ so wenig es den Sternsehern übel zu deu-
ten ist/ daß sie die Gestirne in so seltzame Thiere
eingetheilet/ und die Egyptier ihre Geheimnüs-
se durch Hunde/ Katzen/ Eulen und Schlangen
abgemahlet. Noch weniger mache diese Kunst
verdächtig/ daß selbte das Gold geschwinder be-
reitet/ als es in den Berg-Adern und in seiner
Mutter gezeuget wird. Denn/ wie die Ge-
stirne in die so tieffen Schachte nicht ohne ein
und andere Hindernüsse/ derogleichen diese
Wissenschafft alle auf die Seite zu thun weiß/
würcken könte; also wäre ungewiß/ ob das
Gold in Flüssen/ welches doch das beste ist/ so
langen kochens dürffe. Wie wenig Zeit dörf-
fe auch die Natur zu Zeugung der Goldkörner/
die am Flusse Pathissus in den Wein-Trauben
und also der das Gold in die Ertzt-Adern allein
verdammenden Meinung nach auser ihrer
Mutter wachsen/ und ich selbst in meinen Hän-
den gehabt habe. Uberdiß mache er die Natur
Goldärmer als sie sey. Wie viel Flüsse führ-
ten häuffiges Gold? Aus wie viel Bergen
haue man grosse Klumpen gediegenen Goldes?
Welchen Uberfluß habe nicht nur Pannonien?
Jn der oben erwehnten neuen Welt wäre ein
[Spaltenumbruch] grosser Berg Topiso so voller Gold und Silber/
gleich als wenn er durch diesen Stein der Wei-
sen darein wäre verwandelt worden; Und
der gröste Reichthum liege zweiffelsfrey noch un-
ter den Klippen oder in Wildnüssen verborgen.
Endlich habe dieser gesegnete Stein der Weisen
die Eigenschafft des Blitzes an sich/ wie aus dem
blitzenden Golde zu sehen/ so insgemein zuberei-
tet werden kan/ und alles unter sich zerdrümmert.
Wie nun der Blitz mit einem einigen Strahl
die grössesten Cörper in emem Augenblicke
durchdringet/ also wäre es keine Unmögligkeit/
daß wenn eine See voll sich zu dieser Ver-
wandelung schickenden Talgs beysammen wä-
re/ solche hierdurch zu Golde würde. Wenn
eine Schlange einen Riesen/ der Berge feil tra-
gen und den Himmel unterstützen könte/ an die
kleine Zehe stäche/ würde dieser Gran gleichwol
den gantzen Leib einnehmen. Wann die gan-
tze Welt von Schwefel und Salpeter zusam-
men gesetzt wäre/ würde ein einiger Funcken sol-
che in Brand stecken. Nach dem auch im Ertzte
kräfftigere Artzneyen als in Kräutern stecken/
das Gold aber das vollkommenste Ertzt/ ja nach
der alten Egyptier Urthel die Sonne und dero-
gestalt auch das Hertze des Erdbodens ist/ muß
die daraus gezogene Artzney alle andere über-
treffen/ und da ein allgemeines Mittel wider al-
le Kranckheiten zu finden/ solches nichts minder
in dem Golde oder vielmehr diesem gesegneten
Steine gesucht/ als der Ursprung des natürli-
chen Lebens nach Gott/ der Sonne zugeeignet
werden. Ferner könne kein unverzehrliches
Brenn-Oel füglicher aus was anderm/ als aus
dem in ein Oel verwandelten Golde/ weil diß
ja in dem feurigsten Schmeltz-Ofen keinen
Gran einbüsset/ sondern sich vielmehr durchs
Feuer köstlicher auswürcket/ zubereitet werden.
Zeno fiel hier ein: Es liesse sich alles wohl hören/
er würde aber auch seinem eigenen Auge hierin-
nen schwerlich glauben/ also sie wol diesen Tag
keinen sie entscheidenden Richter finden. Die

ange-

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Magd des unerſaͤttlichen Geitzes/ ſondern eine
Aertztin der menſchlichen Schwachheiten/ eine
Handlangerin der Natur/ und eine Lobſpreche-
rin der goͤttlichen Allmacht ſeyn ſoll/ ja wider
das gemeine Heil ſuͤndigen/ da ſie den Kern alles
Ertzts/ den Nothpfennig aller Duͤrfftigkeit/ das
Mittel aller menſchlichen Geſchaͤffte und Um-
wechſelungen/ ſo gemein als die Steine auf den
Gaſſen machen/ und gleichſam dadurch des A-
ckermanns Hand vom Pfluge/ des Kaufmanns
Schiffe vom Meere abziehen/ und die emßige
Welt in Muͤßiggang einſchlaͤffen/ oder dieſem
unſchaͤtzbaren Ertzte/ welches nicht ſo wol die ei-
gene Guͤte/ als deſſelben Seltzamkeit ſchaͤtzbar
macht/ ſeinen Werth entziehen wuͤrde. Fer-
ner ſey es auch iedem Kuͤnſtler ſo wenig verbo-
ten ſeinen Handgriffen ungemeine Nahmen zu
geben/ ſo wenig es den Sternſehern uͤbel zu deu-
ten iſt/ daß ſie die Geſtirne in ſo ſeltzame Thiere
eingetheilet/ und die Egyptier ihre Geheimnuͤſ-
ſe durch Hunde/ Katzen/ Eulen und Schlangen
abgemahlet. Noch weniger mache dieſe Kunſt
verdaͤchtig/ daß ſelbte das Gold geſchwinder be-
reitet/ als es in den Berg-Adern und in ſeiner
Mutter gezeuget wird. Denn/ wie die Ge-
ſtirne in die ſo tieffen Schachte nicht ohne ein
und andere Hindernuͤſſe/ derogleichen dieſe
Wiſſenſchafft alle auf die Seite zu thun weiß/
wuͤrcken koͤnte; alſo waͤre ungewiß/ ob das
Gold in Fluͤſſen/ welches doch das beſte iſt/ ſo
langen kochens duͤrffe. Wie wenig Zeit doͤrf-
fe auch die Natur zu Zeugung der Goldkoͤrner/
die am Fluſſe Pathiſſus in den Wein-Trauben
und alſo der das Gold in die Ertzt-Adern allein
verdammenden Meinung nach auſer ihrer
Mutter wachſen/ und ich ſelbſt in meinen Haͤn-
den gehabt habe. Uberdiß mache er die Natur
Goldaͤrmer als ſie ſey. Wie viel Fluͤſſe fuͤhr-
ten haͤuffiges Gold? Aus wie viel Bergen
haue man groſſe Klumpen gediegenen Goldes?
Welchen Uberfluß habe nicht nur Pannonien?
Jn der oben erwehnten neuen Welt waͤre ein
[Spaltenumbruch] groſſer Berg Topiſo ſo voller Gold und Silber/
gleich als wenn er durch dieſen Stein der Wei-
ſen darein waͤre verwandelt worden; Und
der groͤſte Reichthum liege zweiffelsfrey noch un-
ter den Klippen oder in Wildnuͤſſen verborgen.
Endlich habe dieſer geſegnete Stein der Weiſen
die Eigenſchafft des Blitzes an ſich/ wie aus dem
blitzenden Golde zu ſehen/ ſo insgemein zuberei-
tet werden kan/ und alles unter ſich zerdruͤm̃ert.
Wie nun der Blitz mit einem einigen Strahl
die groͤſſeſten Coͤrper in emem Augenblicke
durchdringet/ alſo waͤre es keine Unmoͤgligkeit/
daß wenn eine See voll ſich zu dieſer Ver-
wandelung ſchickenden Talgs beyſammen waͤ-
re/ ſolche hierdurch zu Golde wuͤrde. Wenn
eine Schlange einen Rieſen/ der Berge feil tra-
gen und den Himmel unterſtuͤtzen koͤnte/ an die
kleine Zehe ſtaͤche/ wuͤrde dieſer Gran gleichwol
den gantzen Leib einnehmen. Wann die gan-
tze Welt von Schwefel und Salpeter zuſam-
men geſetzt waͤre/ wuͤrde ein einiger Funcken ſol-
che in Brand ſtecken. Nach dem auch im Ertzte
kraͤfftigere Artzneyen als in Kraͤutern ſtecken/
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der alten Egyptier Urthel die Sonne und dero-
geſtalt auch das Hertze des Erdbodens iſt/ muß
die daraus gezogene Artzney alle andere uͤber-
treffen/ und da ein allgemeines Mittel wider al-
le Kranckheiten zu finden/ ſolches nichts minder
in dem Golde oder vielmehr dieſem geſegneten
Steine geſucht/ als der Urſprung des natuͤrli-
chen Lebens nach Gott/ der Sonne zugeeignet
werden. Ferner koͤnne kein unverzehrliches
Brenn-Oel fuͤglicher aus was anderm/ als aus
dem in ein Oel verwandelten Golde/ weil diß
ja in dem feurigſten Schmeltz-Ofen keinen
Gran einbuͤſſet/ ſondern ſich vielmehr durchs
Feuer koͤſtlicher auswuͤrcket/ zubereitet werden.
Zeno fiel hier ein: Es lieſſe ſich alles wohl hoͤren/
er wuͤrde aber auch ſeinem eigenen Auge hierin-
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[178/0228] Anderes Buch Magd des unerſaͤttlichen Geitzes/ ſondern eine Aertztin der menſchlichen Schwachheiten/ eine Handlangerin der Natur/ und eine Lobſpreche- rin der goͤttlichen Allmacht ſeyn ſoll/ ja wider das gemeine Heil ſuͤndigen/ da ſie den Kern alles Ertzts/ den Nothpfennig aller Duͤrfftigkeit/ das Mittel aller menſchlichen Geſchaͤffte und Um- wechſelungen/ ſo gemein als die Steine auf den Gaſſen machen/ und gleichſam dadurch des A- ckermanns Hand vom Pfluge/ des Kaufmanns Schiffe vom Meere abziehen/ und die emßige Welt in Muͤßiggang einſchlaͤffen/ oder dieſem unſchaͤtzbaren Ertzte/ welches nicht ſo wol die ei- gene Guͤte/ als deſſelben Seltzamkeit ſchaͤtzbar macht/ ſeinen Werth entziehen wuͤrde. Fer- ner ſey es auch iedem Kuͤnſtler ſo wenig verbo- ten ſeinen Handgriffen ungemeine Nahmen zu geben/ ſo wenig es den Sternſehern uͤbel zu deu- ten iſt/ daß ſie die Geſtirne in ſo ſeltzame Thiere eingetheilet/ und die Egyptier ihre Geheimnuͤſ- ſe durch Hunde/ Katzen/ Eulen und Schlangen abgemahlet. Noch weniger mache dieſe Kunſt verdaͤchtig/ daß ſelbte das Gold geſchwinder be- reitet/ als es in den Berg-Adern und in ſeiner Mutter gezeuget wird. Denn/ wie die Ge- ſtirne in die ſo tieffen Schachte nicht ohne ein und andere Hindernuͤſſe/ derogleichen dieſe Wiſſenſchafft alle auf die Seite zu thun weiß/ wuͤrcken koͤnte; alſo waͤre ungewiß/ ob das Gold in Fluͤſſen/ welches doch das beſte iſt/ ſo langen kochens duͤrffe. Wie wenig Zeit doͤrf- fe auch die Natur zu Zeugung der Goldkoͤrner/ die am Fluſſe Pathiſſus in den Wein-Trauben und alſo der das Gold in die Ertzt-Adern allein verdammenden Meinung nach auſer ihrer Mutter wachſen/ und ich ſelbſt in meinen Haͤn- den gehabt habe. Uberdiß mache er die Natur Goldaͤrmer als ſie ſey. Wie viel Fluͤſſe fuͤhr- ten haͤuffiges Gold? Aus wie viel Bergen haue man groſſe Klumpen gediegenen Goldes? Welchen Uberfluß habe nicht nur Pannonien? Jn der oben erwehnten neuen Welt waͤre ein groſſer Berg Topiſo ſo voller Gold und Silber/ gleich als wenn er durch dieſen Stein der Wei- ſen darein waͤre verwandelt worden; Und der groͤſte Reichthum liege zweiffelsfrey noch un- ter den Klippen oder in Wildnuͤſſen verborgen. Endlich habe dieſer geſegnete Stein der Weiſen die Eigenſchafft des Blitzes an ſich/ wie aus dem blitzenden Golde zu ſehen/ ſo insgemein zuberei- tet werden kan/ und alles unter ſich zerdruͤm̃ert. Wie nun der Blitz mit einem einigen Strahl die groͤſſeſten Coͤrper in emem Augenblicke durchdringet/ alſo waͤre es keine Unmoͤgligkeit/ daß wenn eine See voll ſich zu dieſer Ver- wandelung ſchickenden Talgs beyſammen waͤ- re/ ſolche hierdurch zu Golde wuͤrde. Wenn eine Schlange einen Rieſen/ der Berge feil tra- gen und den Himmel unterſtuͤtzen koͤnte/ an die kleine Zehe ſtaͤche/ wuͤrde dieſer Gran gleichwol den gantzen Leib einnehmen. Wann die gan- tze Welt von Schwefel und Salpeter zuſam- men geſetzt waͤre/ wuͤrde ein einiger Funcken ſol- che in Brand ſtecken. Nach dem auch im Ertzte kraͤfftigere Artzneyen als in Kraͤutern ſtecken/ das Gold aber das vollkommenſte Ertzt/ ja nach der alten Egyptier Urthel die Sonne und dero- geſtalt auch das Hertze des Erdbodens iſt/ muß die daraus gezogene Artzney alle andere uͤber- treffen/ und da ein allgemeines Mittel wider al- le Kranckheiten zu finden/ ſolches nichts minder in dem Golde oder vielmehr dieſem geſegneten Steine geſucht/ als der Urſprung des natuͤrli- chen Lebens nach Gott/ der Sonne zugeeignet werden. Ferner koͤnne kein unverzehrliches Brenn-Oel fuͤglicher aus was anderm/ als aus dem in ein Oel verwandelten Golde/ weil diß ja in dem feurigſten Schmeltz-Ofen keinen Gran einbuͤſſet/ ſondern ſich vielmehr durchs Feuer koͤſtlicher auswuͤrcket/ zubereitet werden. Zeno fiel hier ein: Es lieſſe ſich alles wohl hoͤren/ er wuͤrde aber auch ſeinem eigenen Auge hierin- nen ſchwerlich glauben/ alſo ſie wol dieſen Tag keinen ſie entſcheidenden Richter finden. Die ange-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/228>, abgerufen am 20.04.2024.