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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] flochten/ ist unschwer zu ermässen. Klodomir
liebte Riamen/ sie aber den Friedebald/ der be-
reits durch Olorenens Liebe bemeistert war/
und sonder Gefahr zwischen zweyen Stülen
niederzusitzen/ ihm keine Veränderung dorf-
te traumen lassen. Olorene liebte den Frie-
debald/ und er zwar sie/ aber ihre Flamme
war ohne einige Hoffnung/ die sich doch sonst
mit der Liebe in die Wiege und in den Sarch
leget. Sintemahl die Liebe ihr auch bey un-
möglichen Dingen stets selbst heuchelt/ und
ihre Besitzer offtmahls den blossen schlagen
läst. Astinabes war in Olorenen verliebt/ sie
aber seuftzete nach einer andern Seele. Und
endlich verwirrete das Spiel noch mehr Jn-
grams Antwort auf Klodomirs Schreiben
dieses Jnhalts: Der Pöfel heyrathete nach
Wollust/ Fürsten aber zu ihrer Vergrösse-
rung. Denn das Reich sey ihre rechte Ge-
mahlin/ die Gemahlin ihr ehrliches Kebs-
Weib/ dessen man sich auch so gar entschlagen
müste/ wenn es entweder ihre Unfruchtbarkeit
und der Mangel der Stamm-Erben erforder-
te/ oder der Fürst durch eine neue Heyrath dem
Reiche ein stücke Land zuschantzen könte. Es
hätte das Qvadische und Pannonische Reich der
Urheber ihres Stammes/ welcher nunmehr die
andere Welt überschattete/ gantz Noricum/ sein
Vater gantz Britannien und die Friesischen
Landschafften/ welche würdig wären Europens
Jndien genennet zu werden/ nicht durchs
Schwerdt/ sondern durch Heyrathen erwor-
ben. Durch diesen untadelhafften Hamen
traue ihm Hippon Marcomirs Sohn Hiber-
nien zufischen. Zu allem diesem Aufnehmen
hätte dem Hermion und seinen Nachkommen
die deutsche Feld-Hauptmannschafft geholffen/
welche Würde so groß wäre/ daß alle Europäi-
schen Könige selbter unstriettig die Oberhand
einräumten/ und diese wäre darum so viel herr-
licher/ weil sie keine knechtische Herrschafft über
[Spaltenumbruch] Sclaven führte/ sondern so mächtigen Fürsten
vorstünde/ welche Königen den Vorzug nicht
enträumten. Weil die letztern Gedancken ins-
gemein die besten wären/ könte er unschwer ur-
theilen/ daß Marcomir nunmehr seinen selbst-
eigenen Fehler erkennte/ und mit ihrem Scha-
den die Scharte auswetzen wolte/ wenn er diese
vorhin aus den Händen gelassene Feld-Haupt-
mannschafft wieder an seinen Sohn ziehen wol-
te. Dahero beschwüre er ihn bey seiner kindli-
chen Liebe/ er solte diß/ was das Verhängniß
und Glücke ihnen einmahl zugeworffen/ ja des-
sen Abtretung ohne diß nicht in ihrer Gewalt/
sondern in der unumschrenckten Wahlfreyheit
der deutschen Fürsten bestünde/ zu seiner eigenen
Verkleinerung/ zum Fluche ihrer Nachkom-
men/ und zum Nachtheil der ihnen so wol wol-
lenden Deutschen nicht von sich stossen. Bey
diesem Ungewitter erfuhr Marcomir/ daß Sa-
lomin in Deutschland einbrechen wolte/ daher
schickte er den Hertzog Friedebald/ entweder
weiler vorhin gegen ihm so grosse Ehre einge-
legt/ oder iemand Olorenens Gewogenheit ihm
verrathen hatte/ ihm aufs neue den Kopf zu bie-
ten. Diese Entschlüssung kam so unverhofft
und geschwinde/ daß er von Olorenen nicht einst
verträulichen Abschied zu nehmen Gelegenheit
fand. Denn weil Liebe iederzeit von Furcht
begleitet wird/ undihr einbildet/ daß ihre selbst-
eigene Stivne die Verrätherin ihrer Gedan-
cken sey/ so wagten sie sich selbst nicht eine einsa-
me Zusammenkunfft zu pflegen. Gleichwol
verfiel Friedebalds Liebe/ so furchtsam sie war/
in eineunbedachtsame Berwegenheit. Denn
als Marcomir und der gantze Hof ihn an den
Hafen und biß aufs Schiff begleitete/ drückte
er Olorenen beyletzter Gesegnung einen Zettel
in die Hand/ welchen sie/ weil König Astinabes
ihr so fort die Hand bot/ mit nicht geringerer
Unvorsichtigkeit in Busem steckte/ also/ daß es
Marcomir gewahr ward. Astinabes begleite-

te

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] flochten/ iſt unſchwer zu ermaͤſſen. Klodomir
liebte Riamen/ ſie aber den Friedebald/ der be-
reits durch Olorenens Liebe bemeiſtert war/
und ſonder Gefahr zwiſchen zweyen Stuͤlen
niederzuſitzen/ ihm keine Veraͤnderung dorf-
te traumen laſſen. Olorene liebte den Frie-
debald/ und er zwar ſie/ aber ihre Flamme
war ohne einige Hoffnung/ die ſich doch ſonſt
mit der Liebe in die Wiege und in den Sarch
leget. Sintemahl die Liebe ihr auch bey un-
moͤglichen Dingen ſtets ſelbſt heuchelt/ und
ihre Beſitzer offtmahls den bloſſen ſchlagen
laͤſt. Aſtinabes war in Olorenen verliebt/ ſie
aber ſeuftzete nach einer andern Seele. Und
endlich verwirrete das Spiel noch mehr Jn-
grams Antwort auf Klodomirs Schreiben
dieſes Jnhalts: Der Poͤfel heyrathete nach
Wolluſt/ Fuͤrſten aber zu ihrer Vergroͤſſe-
rung. Denn das Reich ſey ihre rechte Ge-
mahlin/ die Gemahlin ihr ehrliches Kebs-
Weib/ deſſen man ſich auch ſo gar entſchlagen
muͤſte/ wenn es entweder ihre Unfruchtbarkeit
und der Mangel der Stamm-Erben erforder-
te/ oder der Fuͤrſt durch eine neue Heyrath dem
Reiche ein ſtuͤcke Land zuſchantzen koͤnte. Es
haͤtte das Qvadiſche und Pannoniſche Reich der
Urheber ihres Stammes/ welcher nunmehr die
andere Welt uͤberſchattete/ gantz Noricum/ ſein
Vater gantz Britannien und die Frieſiſchen
Landſchafften/ welche wuͤrdig waͤren Europens
Jndien genennet zu werden/ nicht durchs
Schwerdt/ ſondern durch Heyrathen erwor-
ben. Durch dieſen untadelhafften Hamen
traue ihm Hippon Marcomirs Sohn Hiber-
nien zufiſchen. Zu allem dieſem Aufnehmen
haͤtte dem Hermion und ſeinen Nachkommen
die deutſche Feld-Hauptmannſchafft geholffen/
welche Wuͤrde ſo groß waͤre/ daß alle Europaͤi-
ſchen Koͤnige ſelbter unſtriettig die Oberhand
einraͤumten/ und dieſe waͤre darum ſo viel herr-
licher/ weil ſie keine knechtiſche Herrſchafft uͤber
[Spaltenumbruch] Sclaven fuͤhrte/ ſondern ſo maͤchtigen Fuͤrſten
vorſtuͤnde/ welche Koͤnigen den Vorzug nicht
entraͤumten. Weil die letztern Gedancken ins-
gemein die beſten waͤren/ koͤnte er unſchwer ur-
theilen/ daß Marcomir nunmehr ſeinen ſelbſt-
eigenen Fehler erkennte/ und mit ihrem Scha-
den die Scharte auswetzen wolte/ wenn er dieſe
vorhin aus den Haͤnden gelaſſene Feld-Haupt-
mannſchafft wieder an ſeinen Sohn ziehen wol-
te. Dahero beſchwuͤre er ihn bey ſeiner kindli-
chen Liebe/ er ſolte diß/ was das Verhaͤngniß
und Gluͤcke ihnen einmahl zugeworffen/ ja deſ-
ſen Abtretung ohne diß nicht in ihrer Gewalt/
ſondern in der unumſchrenckten Wahlfreyheit
der deutſchen Fuͤrſten beſtuͤnde/ zu ſeiner eigenen
Verkleinerung/ zum Fluche ihrer Nachkom-
men/ und zum Nachtheil der ihnen ſo wol wol-
lenden Deutſchen nicht von ſich ſtoſſen. Bey
dieſem Ungewitter erfuhr Marcomir/ daß Sa-
lomin in Deutſchland einbrechen wolte/ daher
ſchickte er den Hertzog Friedebald/ entweder
weiler vorhin gegen ihm ſo groſſe Ehre einge-
legt/ oder iemand Olorenens Gewogenheit ihm
verrathen hatte/ ihm aufs neue den Kopf zu bie-
ten. Dieſe Entſchluͤſſung kam ſo unverhofft
und geſchwinde/ daß er von Olorenen nicht einſt
vertraͤulichen Abſchied zu nehmen Gelegenheit
fand. Denn weil Liebe iederzeit von Furcht
begleitet wird/ undihr einbildet/ daß ihre ſelbſt-
eigene Stivne die Verraͤtherin ihrer Gedan-
cken ſey/ ſo wagten ſie ſich ſelbſt nicht eine einſa-
me Zuſammenkunfft zu pflegen. Gleichwol
verfiel Friedebalds Liebe/ ſo furchtſam ſie war/
in eineunbedachtſame Berwegenheit. Denn
als Marcomir und der gantze Hof ihn an den
Hafen und biß aufs Schiff begleitete/ druͤckte
er Olorenen beyletzter Geſegnung einen Zettel
in die Hand/ welchen ſie/ weil Koͤnig Aſtinabes
ihr ſo fort die Hand bot/ mit nicht geringerer
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Marcomir gewahr ward. Aſtinabes begleite-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/208>, abgerufen am 28.03.2024.