Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ben gemahlte Geschichte/ von der Qvadischen Kö-
nigin Bulissa/ welche ihren Reichs-Ständen/
die sie entweder zu heyrathen oder Kron und
Scepter niederzulegen nöthigen wolten/ nach
darüber gehaltener Berathschlagung antwortete:
Sie wolte den ehlichen/ zu welchem sie das Gött-
liche Verhängnüß versehen hätte. Diesen wür-
de ihnen ihr wolaufgeputztes und ohne Zügel ge-
lassenes schimmlichtes Pferd zeigen. Jhr
Merckmal solte seyn/ daß er auf einem eisernen
Tische Mahlzeit hielte. Friedebald war lüstern
den Ausschlag dieses Ebentheuers zu ver-
nehmen; worauf ihm Riama meldete: Das
Pferd wäre über Berg und Thal zehn Meil-
weges gelauffen/ und zehn der fürnehmsten
Landes-Herren selbtem mit den Königlichen
Zierrathen nachgefolgt. Endlich wäre es
wiehernde bey einem Ackersmanne Nahmens
Sarpimil stehen blieben/ der auf seiner umbge-
dreheten Pflugschar Brodt und Käse gespeiset.
Die Abgeordneten hätten hieraus den Schluß
des Himmels erlernet und den Sarpimil für
ihren König verehret; Sarpimil aber diese
Würde unbefrembdet angenommen/ und seine
Reute in die Erde gesteckt/ worauf sie alsofort als
eine Haselstaude aufgewachsen. Durch welche
wunderliche Begebungen denn der Königin
Bulissa Wahl so vielmehr Ansehens bekommen
hätte. Mit welcher Erzehlung die Fürstin
Riama zu verstehen geben wolte/ daß die Heyra-
then im Himmel geschlossen würden; gleichwohl
aber auch durch dis Beyspiel die in ihren Kram
dienende Meynung bestätigte/ daß eine Fürstin
keinen andern/ als welchen sie selbst erwehlte/
lieben solte. Und diese Erklärung begleitete sie
mit einer so durchdringenden Annehmligkeit/
daß selbte auch der Unempfindlichste/ zu ge-
schweigen der so tiefsinnige Hertzog Friedebald
für eine Ausdrückung ihrer hertzlichen Zunei-
gung hätte annehmen müssen. Jch lasse euch
nachdencken/ fuhr Malovend erzehlende fort/
[Spaltenumbruch] ob Friedebald über dieser unvermutheten Liebes-
Eröffnung nicht in äuserste Verwirrung gera-
then solte. Die Glückseligkeit/ daß er auf ein-
mal von zweyen unvergleichlichen Fürstinnen
geliebet ward/ überschwemmte sein Gemüthe
derogestalt/ daß weder der Verstand hierüber
einen Schluß zu fassen/ noch die Zunge etwas
auszusprechen mächtig war. Und die beschäm-
te Riama wuste mit nichts/ als einem tieffen
Seufzer/ ihr Hertze zu erleichtern. Gleichwol
musten sie diese Regungen/ so gut sie konten/ ver-
stellen/ denn Klodomir und Olorene stunden
gleich von ihrem geendigten Spiele auf/ und
kamen auf sie gerade zugegangen. Sie nah-
men alsofort Friedebalds und der Riama Ver-
änderungen wahr; beyden aber halff ihre
Verwirrung ein Edel-Knabe verdecken/ wel-
cher von Marcomirn der Riama und Olore-
nen eingelauffene Schreiben brachte. Klodo-
mir und Friedebald liessen deßhalben diese zwey
Fürstinnen alleine/ und verfügten sich mitein-
ander an die den Garten durchschneidende/
und zu Beschirmung für der Sonne mit ei-
tel Cypreß-Bäumen besetzte Bach. Olore-
ne erbrach das an sie lautende/ und laß folgen-
de Worte: Liebste Schwester. Unser
Vertrauen/ das sie stets zu Berathschla-
gung unserer grösten Reichs-Geheimnüsse
gezogen/ bewegt uns auch dißmal ihre ver-
nünftige Einrichtung zu erbieten/ daß sie Her-
tzog Klodomirn gegen Vermählung unser von
ihm begehrten Tochter zu gutwilliger Abtre-
tung der deutschen Feldhauptmannschafft an
unsern Sohn Hippon bewege; als welche wir
ihm nicht allein gutwillig entzogen und
Klodomirs Vatern zueignen lassen/ sondern
auch unser Recht der Erst - Geburt ausser
Augen gesetzt/ als wir das von unserm Vater
uns zugefallene Noricum ihm überlassen.
Das Schreiben an die Princeßin Riama aber
war folgenden Lauts: Liebste Tochter/ Hertzog

Klo-
V 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ben gemahlte Geſchichte/ von deꝛ Qvadiſchen Koͤ-
nigin Buliſſa/ welche ihren Reichs-Staͤnden/
die ſie entweder zu heyrathen oder Kron und
Scepter niederzulegen noͤthigen wolten/ nach
daruͤbeꝛ gehalteneꝛ Berathſchlagung antwoꝛtete:
Sie wolte den ehlichen/ zu welchem ſie das Goͤtt-
liche Verhaͤngnuͤß verſehen haͤtte. Dieſen wuͤr-
de ihnen ihr wolaufgeputztes und ohne Zuͤgel ge-
laſſenes ſchimmlichtes Pferd zeigen. Jhr
Merckmal ſolte ſeyn/ daß er auf einem eiſernen
Tiſche Mahlzeit hielte. Friedebald war luͤſtern
den Ausſchlag dieſes Ebentheuers zu ver-
nehmen; worauf ihm Riama meldete: Das
Pferd waͤre uͤber Berg und Thal zehn Meil-
weges gelauffen/ und zehn der fuͤrnehmſten
Landes-Herren ſelbtem mit den Koͤniglichen
Zierrathen nachgefolgt. Endlich waͤre es
wiehernde bey einem Ackersmanne Nahmens
Sarpimil ſtehen blieben/ der auf ſeiner umbge-
dreheten Pflugſchar Brodt und Kaͤſe geſpeiſet.
Die Abgeordneten haͤtten hieraus den Schluß
des Himmels erlernet und den Sarpimil fuͤr
ihren Koͤnig verehret; Sarpimil aber dieſe
Wuͤrde unbefrembdet angenommen/ und ſeine
Reute in die Erde geſteckt/ worauf ſie alſofort als
eine Haſelſtaude aufgewachſen. Durch welche
wunderliche Begebungen denn der Koͤnigin
Buliſſa Wahl ſo vielmehr Anſehens bekommen
haͤtte. Mit welcher Erzehlung die Fuͤrſtin
Riama zu verſtehen geben wolte/ daß die Heyra-
then im Himmel geſchloſſen wuͤrden; gleichwohl
aber auch durch dis Beyſpiel die in ihren Kram
dienende Meynung beſtaͤtigte/ daß eine Fuͤrſtin
keinen andern/ als welchen ſie ſelbſt erwehlte/
lieben ſolte. Und dieſe Erklaͤrung begleitete ſie
mit einer ſo durchdringenden Annehmligkeit/
daß ſelbte auch der Unempfindlichſte/ zu ge-
ſchweigen der ſo tiefſinnige Hertzog Friedebald
fuͤr eine Ausdruͤckung ihrer hertzlichen Zunei-
gung haͤtte annehmen muͤſſen. Jch laſſe euch
nachdencken/ fuhr Malovend erzehlende fort/
[Spaltenumbruch] ob Friedebald uͤber dieſer unvermutheten Liebes-
Eroͤffnung nicht in aͤuſerſte Verwirrung gera-
then ſolte. Die Gluͤckſeligkeit/ daß er auf ein-
mal von zweyen unvergleichlichen Fuͤrſtinnen
geliebet ward/ uͤberſchwemmte ſein Gemuͤthe
derogeſtalt/ daß weder der Verſtand hieruͤber
einen Schluß zu faſſen/ noch die Zunge etwas
auszuſprechen maͤchtig war. Und die beſchaͤm-
te Riama wuſte mit nichts/ als einem tieffen
Seufzer/ ihr Hertze zu erleichtern. Gleichwol
muſten ſie dieſe Regungen/ ſo gut ſie konten/ ver-
ſtellen/ denn Klodomir und Olorene ſtunden
gleich von ihrem geendigten Spiele auf/ und
kamen auf ſie gerade zugegangen. Sie nah-
men alſofort Friedebalds und der Riama Ver-
aͤnderungen wahr; beyden aber halff ihre
Verwirrung ein Edel-Knabe verdecken/ wel-
cher von Marcomirn der Riama und Olore-
nen eingelauffene Schreiben brachte. Klodo-
mir und Friedebald lieſſen deßhalben dieſe zwey
Fuͤrſtinnen alleine/ und verfuͤgten ſich mitein-
ander an die den Garten durchſchneidende/
und zu Beſchirmung fuͤr der Sonne mit ei-
tel Cypreß-Baͤumen beſetzte Bach. Olore-
ne erbrach das an ſie lautende/ und laß folgen-
de Worte: Liebſte Schweſter. Unſer
Vertrauen/ das ſie ſtets zu Berathſchla-
gung unſerer groͤſten Reichs-Geheimnuͤſſe
gezogen/ bewegt uns auch dißmal ihre ver-
nuͤnftige Einrichtung zu erbieten/ daß ſie Her-
tzog Klodomirn gegen Vermaͤhlung unſer von
ihm begehrten Tochter zu gutwilliger Abtre-
tung der deutſchen Feldhauptmannſchafft an
unſern Sohn Hippon bewege; als welche wir
ihm nicht allein gutwillig entzogen und
Klodomirs Vatern zueignen laſſen/ ſondern
auch unſer Recht der Erſt - Geburt auſſer
Augen geſetzt/ als wir das von unſerm Vater
uns zugefallene Noricum ihm uͤberlaſſen.
Das Schreiben an die Princeßin Riama aber
war folgenden Lauts: Liebſte Tochter/ Hertzog

Klo-
V 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0205" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
ben gemahlte Ge&#x017F;chichte/ von de&#xA75B; Qvadi&#x017F;chen Ko&#x0364;-<lb/>
nigin Buli&#x017F;&#x017F;a/ welche ihren Reichs-Sta&#x0364;nden/<lb/>
die &#x017F;ie entweder zu heyrathen oder Kron und<lb/>
Scepter niederzulegen no&#x0364;thigen wolten/ nach<lb/>
daru&#x0364;be&#xA75B; gehaltene&#xA75B; Berath&#x017F;chlagung antwo&#xA75B;tete:<lb/>
Sie wolte den ehlichen/ zu welchem &#x017F;ie das Go&#x0364;tt-<lb/>
liche Verha&#x0364;ngnu&#x0364;ß ver&#x017F;ehen ha&#x0364;tte. Die&#x017F;en wu&#x0364;r-<lb/>
de ihnen ihr wolaufgeputztes und ohne Zu&#x0364;gel ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;enes &#x017F;chimmlichtes Pferd zeigen. Jhr<lb/>
Merckmal &#x017F;olte &#x017F;eyn/ daß er auf einem ei&#x017F;ernen<lb/>
Ti&#x017F;che Mahlzeit hielte. Friedebald war lu&#x0364;&#x017F;tern<lb/>
den Aus&#x017F;chlag die&#x017F;es Ebentheuers zu ver-<lb/>
nehmen; worauf ihm Riama meldete: Das<lb/>
Pferd wa&#x0364;re u&#x0364;ber Berg und Thal zehn Meil-<lb/>
weges gelauffen/ und zehn der fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten<lb/>
Landes-Herren &#x017F;elbtem mit den Ko&#x0364;niglichen<lb/>
Zierrathen nachgefolgt. Endlich wa&#x0364;re es<lb/>
wiehernde bey einem Ackersmanne Nahmens<lb/>
Sarpimil &#x017F;tehen blieben/ der auf &#x017F;einer umbge-<lb/>
dreheten Pflug&#x017F;char Brodt und Ka&#x0364;&#x017F;e ge&#x017F;pei&#x017F;et.<lb/>
Die Abgeordneten ha&#x0364;tten hieraus den Schluß<lb/>
des Himmels erlernet und den Sarpimil fu&#x0364;r<lb/>
ihren Ko&#x0364;nig verehret; Sarpimil aber die&#x017F;e<lb/>
Wu&#x0364;rde unbefrembdet angenommen/ und &#x017F;eine<lb/>
Reute in die Erde ge&#x017F;teckt/ worauf &#x017F;ie al&#x017F;ofort als<lb/>
eine Ha&#x017F;el&#x017F;taude aufgewach&#x017F;en. Durch welche<lb/>
wunderliche Begebungen denn der Ko&#x0364;nigin<lb/>
Buli&#x017F;&#x017F;a Wahl &#x017F;o vielmehr An&#x017F;ehens bekommen<lb/>
ha&#x0364;tte. Mit welcher Erzehlung die Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
Riama zu ver&#x017F;tehen geben wolte/ daß die Heyra-<lb/>
then im Himmel ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden; gleichwohl<lb/>
aber auch durch dis Bey&#x017F;piel die in ihren Kram<lb/>
dienende Meynung be&#x017F;ta&#x0364;tigte/ daß eine Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
keinen andern/ als welchen &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t erwehlte/<lb/>
lieben &#x017F;olte. Und die&#x017F;e Erkla&#x0364;rung begleitete &#x017F;ie<lb/>
mit einer &#x017F;o durchdringenden Annehmligkeit/<lb/>
daß &#x017F;elbte auch der Unempfindlich&#x017F;te/ zu ge-<lb/>
&#x017F;chweigen der &#x017F;o tief&#x017F;innige Hertzog Friedebald<lb/>
fu&#x0364;r eine Ausdru&#x0364;ckung ihrer hertzlichen Zunei-<lb/>
gung ha&#x0364;tte annehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Jch la&#x017F;&#x017F;e euch<lb/>
nachdencken/ fuhr Malovend erzehlende fort/<lb/><cb/>
ob Friedebald u&#x0364;ber die&#x017F;er unvermutheten Liebes-<lb/>
Ero&#x0364;ffnung nicht in a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;te Verwirrung gera-<lb/>
then &#x017F;olte. Die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit/ daß er auf ein-<lb/>
mal von zweyen unvergleichlichen Fu&#x0364;r&#x017F;tinnen<lb/>
geliebet ward/ u&#x0364;ber&#x017F;chwemmte &#x017F;ein Gemu&#x0364;the<lb/>
deroge&#x017F;talt/ daß weder der Ver&#x017F;tand hieru&#x0364;ber<lb/>
einen Schluß zu fa&#x017F;&#x017F;en/ noch die Zunge etwas<lb/>
auszu&#x017F;prechen ma&#x0364;chtig war. Und die be&#x017F;cha&#x0364;m-<lb/>
te Riama wu&#x017F;te mit nichts/ als einem tieffen<lb/>
Seufzer/ ihr Hertze zu erleichtern. Gleichwol<lb/>
mu&#x017F;ten &#x017F;ie die&#x017F;e Regungen/ &#x017F;o gut &#x017F;ie konten/ ver-<lb/>
&#x017F;tellen/ denn Klodomir und Olorene &#x017F;tunden<lb/>
gleich von ihrem geendigten Spiele auf/ und<lb/>
kamen auf &#x017F;ie gerade zugegangen. Sie nah-<lb/>
men al&#x017F;ofort Friedebalds und der Riama Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen wahr; beyden aber halff ihre<lb/>
Verwirrung ein Edel-Knabe verdecken/ wel-<lb/>
cher von Marcomirn der Riama und Olore-<lb/>
nen eingelauffene Schreiben brachte. Klodo-<lb/>
mir und Friedebald lie&#x017F;&#x017F;en deßhalben die&#x017F;e zwey<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tinnen alleine/ und verfu&#x0364;gten &#x017F;ich mitein-<lb/>
ander an die den Garten durch&#x017F;chneidende/<lb/>
und zu Be&#x017F;chirmung fu&#x0364;r der Sonne mit ei-<lb/>
tel Cypreß-Ba&#x0364;umen be&#x017F;etzte Bach. Olore-<lb/>
ne erbrach das an &#x017F;ie lautende/ und laß folgen-<lb/>
de Worte: Lieb&#x017F;te Schwe&#x017F;ter. Un&#x017F;er<lb/>
Vertrauen/ das &#x017F;ie &#x017F;tets zu Berath&#x017F;chla-<lb/>
gung un&#x017F;erer gro&#x0364;&#x017F;ten Reichs-Geheimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
gezogen/ bewegt uns auch dißmal ihre ver-<lb/>
nu&#x0364;nftige Einrichtung zu erbieten/ daß &#x017F;ie Her-<lb/>
tzog Klodomirn gegen Verma&#x0364;hlung un&#x017F;er von<lb/>
ihm begehrten Tochter zu gutwilliger Abtre-<lb/>
tung der deut&#x017F;chen Feldhauptmann&#x017F;chafft an<lb/>
un&#x017F;ern Sohn Hippon bewege; als welche wir<lb/>
ihm nicht allein gutwillig entzogen und<lb/>
Klodomirs Vatern zueignen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern<lb/>
auch un&#x017F;er Recht der Er&#x017F;t - Geburt au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Augen ge&#x017F;etzt/ als wir das von un&#x017F;erm Vater<lb/>
uns zugefallene Noricum ihm u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Das Schreiben an die Princeßin Riama aber<lb/>
war folgenden Lauts: Lieb&#x017F;te Tochter/ Hertzog<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">V 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Klo-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0205] Arminius und Thußnelda. ben gemahlte Geſchichte/ von deꝛ Qvadiſchen Koͤ- nigin Buliſſa/ welche ihren Reichs-Staͤnden/ die ſie entweder zu heyrathen oder Kron und Scepter niederzulegen noͤthigen wolten/ nach daruͤbeꝛ gehalteneꝛ Berathſchlagung antwoꝛtete: Sie wolte den ehlichen/ zu welchem ſie das Goͤtt- liche Verhaͤngnuͤß verſehen haͤtte. Dieſen wuͤr- de ihnen ihr wolaufgeputztes und ohne Zuͤgel ge- laſſenes ſchimmlichtes Pferd zeigen. Jhr Merckmal ſolte ſeyn/ daß er auf einem eiſernen Tiſche Mahlzeit hielte. Friedebald war luͤſtern den Ausſchlag dieſes Ebentheuers zu ver- nehmen; worauf ihm Riama meldete: Das Pferd waͤre uͤber Berg und Thal zehn Meil- weges gelauffen/ und zehn der fuͤrnehmſten Landes-Herren ſelbtem mit den Koͤniglichen Zierrathen nachgefolgt. Endlich waͤre es wiehernde bey einem Ackersmanne Nahmens Sarpimil ſtehen blieben/ der auf ſeiner umbge- dreheten Pflugſchar Brodt und Kaͤſe geſpeiſet. Die Abgeordneten haͤtten hieraus den Schluß des Himmels erlernet und den Sarpimil fuͤr ihren Koͤnig verehret; Sarpimil aber dieſe Wuͤrde unbefrembdet angenommen/ und ſeine Reute in die Erde geſteckt/ worauf ſie alſofort als eine Haſelſtaude aufgewachſen. Durch welche wunderliche Begebungen denn der Koͤnigin Buliſſa Wahl ſo vielmehr Anſehens bekommen haͤtte. Mit welcher Erzehlung die Fuͤrſtin Riama zu verſtehen geben wolte/ daß die Heyra- then im Himmel geſchloſſen wuͤrden; gleichwohl aber auch durch dis Beyſpiel die in ihren Kram dienende Meynung beſtaͤtigte/ daß eine Fuͤrſtin keinen andern/ als welchen ſie ſelbſt erwehlte/ lieben ſolte. Und dieſe Erklaͤrung begleitete ſie mit einer ſo durchdringenden Annehmligkeit/ daß ſelbte auch der Unempfindlichſte/ zu ge- ſchweigen der ſo tiefſinnige Hertzog Friedebald fuͤr eine Ausdruͤckung ihrer hertzlichen Zunei- gung haͤtte annehmen muͤſſen. Jch laſſe euch nachdencken/ fuhr Malovend erzehlende fort/ ob Friedebald uͤber dieſer unvermutheten Liebes- Eroͤffnung nicht in aͤuſerſte Verwirrung gera- then ſolte. Die Gluͤckſeligkeit/ daß er auf ein- mal von zweyen unvergleichlichen Fuͤrſtinnen geliebet ward/ uͤberſchwemmte ſein Gemuͤthe derogeſtalt/ daß weder der Verſtand hieruͤber einen Schluß zu faſſen/ noch die Zunge etwas auszuſprechen maͤchtig war. Und die beſchaͤm- te Riama wuſte mit nichts/ als einem tieffen Seufzer/ ihr Hertze zu erleichtern. Gleichwol muſten ſie dieſe Regungen/ ſo gut ſie konten/ ver- ſtellen/ denn Klodomir und Olorene ſtunden gleich von ihrem geendigten Spiele auf/ und kamen auf ſie gerade zugegangen. Sie nah- men alſofort Friedebalds und der Riama Ver- aͤnderungen wahr; beyden aber halff ihre Verwirrung ein Edel-Knabe verdecken/ wel- cher von Marcomirn der Riama und Olore- nen eingelauffene Schreiben brachte. Klodo- mir und Friedebald lieſſen deßhalben dieſe zwey Fuͤrſtinnen alleine/ und verfuͤgten ſich mitein- ander an die den Garten durchſchneidende/ und zu Beſchirmung fuͤr der Sonne mit ei- tel Cypreß-Baͤumen beſetzte Bach. Olore- ne erbrach das an ſie lautende/ und laß folgen- de Worte: Liebſte Schweſter. Unſer Vertrauen/ das ſie ſtets zu Berathſchla- gung unſerer groͤſten Reichs-Geheimnuͤſſe gezogen/ bewegt uns auch dißmal ihre ver- nuͤnftige Einrichtung zu erbieten/ daß ſie Her- tzog Klodomirn gegen Vermaͤhlung unſer von ihm begehrten Tochter zu gutwilliger Abtre- tung der deutſchen Feldhauptmannſchafft an unſern Sohn Hippon bewege; als welche wir ihm nicht allein gutwillig entzogen und Klodomirs Vatern zueignen laſſen/ ſondern auch unſer Recht der Erſt - Geburt auſſer Augen geſetzt/ als wir das von unſerm Vater uns zugefallene Noricum ihm uͤberlaſſen. Das Schreiben an die Princeßin Riama aber war folgenden Lauts: Liebſte Tochter/ Hertzog Klo- V 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/205
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/205>, abgerufen am 29.03.2024.