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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] schem Rohr gemachte entgegen gesetzt. Die
Scythen schwärmen auf so kleinen Schiffen
herum/ daß sie sie des Winters auf den Achseln
in die Wälder tragen und darinnen wohnen. Ja
der Argonauten so berühmtes Schiff soll so klein
gewesen seyn/ daß sie es von dem Jster in die
Adriatische See/ oder von der Tanais in das
Nordliche Welt-Meer über Land auf den Ach-
seln getragen haben sollen. Käyser August
hat nach der Schlacht bey Actium aus dem Ha-
fen zu Schömis seine Schiffe auf Wagen fünf
tausend Schritte weit/ auf die andere Seite des
Peloponnesus/ und Cleopatra die ihrigen aus
dem Mittel-Meere ins rothe/ drey hundert
Stadien weit/ führen lassen. Dionysius in
Sicilien solte das erste Schiff mit fünf Rudern
in einer Reyhe gebauet haben. Die Römer
hätten beym ersten Punischen Kriege nicht ein-
mahl ein solch Schiff gesehen gehabt/ sondern
der Bürgermeister Appius von einem an Jta-
lien gestrandeten Schiffe der Mohren ein Mu-
ster zu seinen neuen nehmen/ und seine Ruderer
zu Lande im Sande hierzu üben müssen. Duil-
lius hätte das von dem hernach gecreutzigten
Hannibal eroberte Schiff des Königs Pyrrhus
mit sieben Rudern in einer Ordnung für ein
Meerwunder den Römern gewiesen. Dem
Eroberer Siciliens Luctatius hätte man zu
Ehren auf eine silberne Müntze ein fünfrudrich-
tes Schiff/ als einen grossen Werckzeug seines
herrlichen Sieges/ gepräget. Zeno versetzte:
Seiner Meinung nach hätte es andern Völ-
ckern/ und zwar auch den Alten/ an grossen und
starcken Schiffen nicht gefehlet. Die Anfangs
aus Semden/ oder Bintzen geflochtene/ oder
aus Baumrinde/ holen Bäumen oder Leder ge-
machten Kahne und Flössen/ hätten sich von
Jahre zu Jahre verbessert. Erictetes hätte
die zwey/ Amimocles die drey/ die Athenienser
die vier/ Nesiethon von Salamine die fünf/ Ze-
razoras die sechs/ Mnesigethon die acht- und
[Spaltenumbruch] zehnrudrichten Schiffe erfunden; Der grosse
Alexander noch vier/ Ptolomeus Soter noch
fünf Reyhen darzu gesetzt. Der Städtestür-
mer Demetrius wäre biß auf dreißig/ Ptolo-
meus Philadelphus auf viertzig/ Philopater auf
funftzig Ruder-Ordnungen kommen. Uber-
diß hätten ihre Vorfahren schon so starcke Schif-
fe gebaut/ daß man hohe Thürme drauf setzen/
und von selbten der Wasser-Städte Mauren
übersteigen können. Fürnehmlich aber wäre
des Sesostris dem Osiris gewiedmetes/ aus-
wendig mit Golde/ inwendig mit Silber über-
zogenes zwey hundert achtzig Ellen langes
Schiff/ wie auch des Philopators eben so lan-
ges/ acht und dreißig Ellen breites/ und vom
Hintertheile nur biß ans Wasser drey und funf-
tzig Ellen hohes Schiff berühmt/ welches mit
vier tausend Ruderern/ mit vier hundert Hand-
langern/ und vier tausend Kriegsleuten besetzt/
auch mit zwölf-elligen Bildern vieler Thiere ge-
zieret gewest. Sein Lust-Schiff mit zweyen
Hinter- und Vörder-Theilen wäre nicht viel
kleiner/ aber viel kostbarer gewesen/ weil fast al-
les Holtz Cedern/ die Säulen der Gänge und
die Bette aus Cypressen/ das Pflaster und die
Stüle aus Helffenbein/ an statt des Eisens eitel
ver güldetes Ertzt/ die Knöpffe der Corinthischen
Säulen aus Golde/ der neuntzig Ellen hohe
Mast mit seidenen Segeln und purpurnen
Seilen ausgerüstet/ und auf diesem schwim-
menden Königs-Schlosse so wol ein prächtiges
Heiligthum des Bacchus/ als der Venus/ wie
auch eine Höle voller marmelner Bilder von
seinen Ahnen gestanden. Noch ein grösser
Wunderwerck soll das vom Archimedes gebau-
te Schiff Syracusa gewest seyn/ welches Hiero
dem Ptolomeus schenckte. Es hatte drey Mast-
bäume/ zwantzig Reyhen Ruder/ sechs hohe
Thürme/ einen eisernen Wall/ unzehlbare
Zimmer/ Badstuben/ Pferde-Ställe/ einen
fischreichen Teich/ etliche schöne Gärte/ etliche

grosse

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] ſchem Rohr gemachte entgegen geſetzt. Die
Scythen ſchwaͤrmen auf ſo kleinen Schiffen
herum/ daß ſie ſie des Winters auf den Achſeln
in die Waͤlder tragen und darinnen wohnen. Ja
der Argonauten ſo beruͤhmtes Schiff ſoll ſo klein
geweſen ſeyn/ daß ſie es von dem Jſter in die
Adriatiſche See/ oder von der Tanais in das
Nordliche Welt-Meer uͤber Land auf den Ach-
ſeln getragen haben ſollen. Kaͤyſer Auguſt
hat nach der Schlacht bey Actium aus dem Ha-
fen zu Schoͤmis ſeine Schiffe auf Wagen fuͤnf
tauſend Schritte weit/ auf die andere Seite des
Peloponneſus/ und Cleopatra die ihrigen aus
dem Mittel-Meere ins rothe/ drey hundert
Stadien weit/ fuͤhren laſſen. Dionyſius in
Sicilien ſolte das erſte Schiff mit fuͤnf Rudern
in einer Reyhe gebauet haben. Die Roͤmer
haͤtten beym erſten Puniſchen Kriege nicht ein-
mahl ein ſolch Schiff geſehen gehabt/ ſondern
der Buͤrgermeiſter Appius von einem an Jta-
lien geſtrandeten Schiffe der Mohren ein Mu-
ſter zu ſeinen neuen nehmen/ und ſeine Ruderer
zu Lande im Sande hierzu uͤben muͤſſen. Duil-
lius haͤtte das von dem hernach gecreutzigten
Hannibal eroberte Schiff des Koͤnigs Pyrrhus
mit ſieben Rudern in einer Ordnung fuͤr ein
Meerwunder den Roͤmern gewieſen. Dem
Eroberer Siciliens Luctatius haͤtte man zu
Ehren auf eine ſilberne Muͤntze ein fuͤnfrudrich-
tes Schiff/ als einen groſſen Werckzeug ſeines
herrlichen Sieges/ gepraͤget. Zeno verſetzte:
Seiner Meinung nach haͤtte es andern Voͤl-
ckern/ und zwar auch den Alten/ an groſſen und
ſtarcken Schiffen nicht gefehlet. Die Anfangs
aus Semden/ oder Bintzen geflochtene/ oder
aus Baumrinde/ holen Baͤumen oder Leder ge-
machten Kahne und Floͤſſen/ haͤtten ſich von
Jahre zu Jahre verbeſſert. Erictetes haͤtte
die zwey/ Amimocles die drey/ die Athenienſer
die vier/ Neſiethon von Salamine die fuͤnf/ Ze-
razoras die ſechs/ Mneſigethon die acht- und
[Spaltenumbruch] zehnrudrichten Schiffe erfunden; Der groſſe
Alexander noch vier/ Ptolomeus Soter noch
fuͤnf Reyhen darzu geſetzt. Der Staͤdteſtuͤr-
mer Demetrius waͤre biß auf dreißig/ Ptolo-
meus Philadelphus auf viertzig/ Philopater auf
funftzig Ruder-Ordnungen kommen. Uber-
diß haͤtten ihre Vorfahren ſchon ſo ſtarcke Schif-
fe gebaut/ daß man hohe Thuͤrme drauf ſetzen/
und von ſelbten der Waſſer-Staͤdte Mauren
uͤberſteigen koͤnnen. Fuͤrnehmlich aber waͤre
des Seſoſtris dem Oſiris gewiedmetes/ aus-
wendig mit Golde/ inwendig mit Silber uͤber-
zogenes zwey hundert achtzig Ellen langes
Schiff/ wie auch des Philopators eben ſo lan-
ges/ acht und dreißig Ellen breites/ und vom
Hintertheile nur biß ans Waſſer drey und funf-
tzig Ellen hohes Schiff beruͤhmt/ welches mit
vier tauſend Ruderern/ mit vier hundert Hand-
langern/ und vier tauſend Kriegsleuten beſetzt/
auch mit zwoͤlf-elligen Bildern vieler Thiere ge-
zieret geweſt. Sein Luſt-Schiff mit zweyen
Hinter- und Voͤrder-Theilen waͤre nicht viel
kleiner/ aber viel koſtbarer geweſen/ weil faſt al-
les Holtz Cedern/ die Saͤulen der Gaͤnge und
die Bette aus Cypreſſen/ das Pflaſter und die
Stuͤle aus Helffenbein/ an ſtatt des Eiſens eitel
ver guͤldetes Ertzt/ die Knoͤpffe der Corinthiſchen
Saͤulen aus Golde/ der neuntzig Ellen hohe
Maſt mit ſeidenen Segeln und purpurnen
Seilen ausgeruͤſtet/ und auf dieſem ſchwim-
menden Koͤnigs-Schloſſe ſo wol ein praͤchtiges
Heiligthum des Bacchus/ als der Venus/ wie
auch eine Hoͤle voller marmelner Bilder von
ſeinen Ahnen geſtanden. Noch ein groͤſſer
Wunderwerck ſoll das vom Archimedes gebau-
te Schiff Syracuſa geweſt ſeyn/ welches Hiero
dem Ptolomeus ſchenckte. Es hatte drey Maſt-
baͤume/ zwantzig Reyhen Ruder/ ſechs hohe
Thuͤrme/ einen eiſernen Wall/ unzehlbare
Zimmer/ Badſtuben/ Pferde-Staͤlle/ einen
fiſchreichen Teich/ etliche ſchoͤne Gaͤrte/ etliche

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/180>, abgerufen am 19.04.2024.